: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 23. Januar 2012

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Jubiläen sind eigentlich nicht so meine Sache. Geburtstage halte ich für verzichtbar, denn was heisst das schon. Altern ist kein Verdienst, das kommt von selbst.

Bei der FAZ ist das ein klein wenig anders.

Im letzten Jahr wurde offensichtlich, dass dort nicht jeder über mein Wirken restlos glücklich ist, um es höflich zu formulieren, und mitunter bekomme ich auch mit, wie Kommentare in diesem Blog hier gerne auch zu meinen Ungunsten weitergetragen werden. Die lesen hier spätestens seit dem Exzess des ohne Rücksprache gelöschten Beitrags mit. Ich sehe sie ab und zu in der FAZ und muss mir immer auf die Lippen beissen, um nicht gönnerhaft zu fragen: Na? Kann ich was schreiben, das Ihnen gefällt? Das letzte Jahr war durchaus eines, in dem ich dort ernsthaft gekündigt habe, allein, man wollte mich dort an der entscheidenden Stelle weiterhin ernsthaft halten. Es ist also keine Selbstverstänlichkeit, dass das Blog nach drei Jahren immer noch existiert. Es ist eher der Willen, diesen besagten Leuten jeden Tag zu zeigen, wie es geht. Und dafür bin ich der entscheidenden Stelle in der FAZ auch enorm dankbar.

Noch weniger selbstverständlich ist es, dass es trotz verschlechternder Eingriffe immer noch prima läuft. Der Relaunch war und ist kein Anlass zur Freude. Und das alles vor dem Hintergrund des Medienwandels, während die Printauflage allerorten bröckelt und im Internet nicht nur Gewinner wie die Zeit sind, sondern eben auch Angebote, die Marktanteile verlieren. Positiv formuliert: Es gibt schon Gründe, warum es sinnvoll ist, sich dort weiter reinzuhängen, und zwar nicht nur, weil die Stützen speziell dafür entwickelt wurden und woanders nicht passen. Genauso, wie es sinnvoll ist, sich einen klaren Blick auf das Ganze zu bewahren. Wenn man schon ein Jubiläum feiert, sollte man es ehrlich tun: Es geht voran für die Medien, immer weiter in die Sackgasse. Print ist nicht tot, aber es wird irgendwann unwirtschaftlich. Und dann braucht man wirtschaftliche Alternativen.



Nun, als 1-Mann-Einheit, die nicht mehr als ein Notebook, eine Kamera, ein Auto, Internetzugang und eine kostenlose Software braucht, sieht es für mich vielleicht noch recht gut aus; das sollte immer irgendwie funktionieren. Ich kann etwas, was viele nicht können, ich bin nicht nur Schreiber, sondern Schreiber im Kontext, es bleibt nicht ungelesen und undebattiert, es ist - das liegt vielleicht an meiner Vorgeschichte in der New Economy und bei Dotcomtod - one eye to the customer, also mehr für die Leser denn für mich geschrieben. Ich weiss gar nicht, ob ich das, was ich selbst schreibe, immer gerne lesen würde. Leute wie mich wird man immer brauchen können, und wenn die Medien tot sind, dann eben bei den Corporate Publishern, die sich Medien nebenbei als Hobby oder Line Extension halten.

Die grosse Frage ist in meinen Augen, ob die Medien den Wandel so schnell erkennen und begreifen, dass diese Konkurrenz nicht zu gross wird. Nach meinem Dafürhalten sind alle Onlinemedien, und zwar wirklich alle, eigentlich nur am Leben, weil Google zu viele Zukunftsfelder zum Beackern hat, als dass sie sich mit Medien auseinander setzen wollten. Aber wer weiss... vielleicht kommt der Neuanfang auch von Aussen. Vor ein paar Wochen wollte mich so ein Medienfremder abwerben. Mein Eindruck ist, dass die weitaus mehr Gefühl dafür haben, was die Leser wirklich wollen, und überhaupt keine Sentimentalitäten für einen Themenmix haben, in dem arrogante Langweiler mitgeschleift werden, weil das angeblich irgendwie dazu gehört und die Leute nun schon seit 30 Jahren nichts anderes machen und das Internet und die Leser hassen. Die fragen nicht, was SZ, Zeit oder FAZ machen, die überlegen sich, was man für ihre Zwecke und Kunden am besten macht. Das tun sie. Und sonst nichts. Und deshalb ist das auch nicht wirklich meine Welt. Ich kann das, was ich tue, nur richtig machen, wenn ich mir darüber keinen Kopf machen muss.

Nun - man wird sehen, wie das ausgeht. Für den dritten Geburtstag habe ich mir jedenfalls einen stützenkritischen Beitrag von einem meiner Lieblingskommentaristen bei der FAZ gewünscht, und ich habe über seine gebildeten Frechheiten sehr viel und sehr laut dröhnend gelacht.

Immer wieder mal was Neues. Nur keine Routine. Alles ändert sich, und ich muss weiter lernen.

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