: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 4. Juli 2013

Was ich mag

Früher war es ja auch nicht anders, da hatte man verschiedene Kreise. Zum Beispiel: Langeweggeher, Opernfreunde, Studienkollegen, Freunde aus der Heimat. Da gab es so gut wie keine Überschneidungen, und wenn man sich den jeweiligen Gegebenheiten anpasste, war es richtig. Und wenn einmal eine Information, eine Ratscherei oder eine Bekanntschaft die Grenzen der Kreise übersprang, neigte man zu einem behutsamen Umgang. Eigentlich ist es immer noch so, wenn ich etwa am Cafe am See sitze, vermeide ich es aus guten Gründen, über Luxusrentner her zu ziehen. Und wenn es riskant wird, spiele ich eben mit kompletten Identitäten, und der Ausrede, das sei alles nur Kunstfigur





Das alles ist, zugegeben, im Internet nicht sonderlich leicht zu bewerkstelligen, weil alle Kreise nicht mehr getrennt und voneinander getrennt sind, sondern verschmelzen. Meine Antwort auf dieses Problem ist, wenn man so will, eine enge Kommunikationsstrategie, indem es nicht "alle Kanäle" gibt, sondern nur sehr wenige, und die werden auch kongruent bespielt. Und dann gibt es noch den deutlichen Gegensatz zwischen Mail, Gespräch und Telefon auf der einen Seite - 1 zu 1 Kommunikation - und Rudelinformation im Netz. Auch hier achte ich, gezwungenermassen, auf Übereinstimmung, denn man weiss nie, ob die normale Kommunikation nicht im Ntz gegenliest, was umgekehrt zum Glück unmöglich ist. Einige kranke Stalker haben mich da gewitzt gemacht. Dass mindestens zwei davon nicht mehr leben, ändert nichts daran, dass da immer noch zu viele rumlaufen.





Aber das scheint eine veraltete Taktik zu sein. Die neue Taktik sieht eher so aus, dass man so eine Normalkommunikation recht schnell in das Netz bläst, mit meist witzig gemeinter, aber wenig erbaulicher Bewertung. Vielleicht aus Gedankenlosigkeit, vielleicht aber im Glauben, dass das unterschiedliche Kreise sind, die auch getrennt informiert werden können. Das ist dann alles nur noch ein Brei, der sich dann in Richtung Twitter oder Facebook an die Folgenden ergiesst, als ob es egal wäre, dass man über andere, mit denen man geredet hat, nun öffentlich spricht. Vor ein paar Monaten ist mal ein Gastbeitrag aus dem Ruder gelaufen, ohne dass ich verstand, warum hier plötzlich so die Fetzen fliegen. Da wurde im Blog abgekanzelt und im öffentlich einsehbaren Freundeskreis ausgeteilt, was sicher nicht die klügste Art ist, anderen zu begegnen.





Nach meiner bescheidenen Meinung und knallharten Umsetzung ist danach natürlich der Ofen erst mal aus, Stichwort Vertraulichkeit und Vertrauensverlust. Das war früher jedem Opa und jeder Oma ebenfalls klar, aber gerade bei Jüngeren habe ich den Eindruck, dass das überhaupt kein Kriterium mehr ist. So kommt dann durch die Hintertür wieder jene Verschwiegenheit bei mir an, die ich ansonsten eher spiessig finde, oder eben auch das Bestreben, so wenig Verbindliches wie möglich zu schreiben.

Ob sie damit besonders weit kommen, ob das wirklich klug ist?

Vermutlich nicht. Es sei denn, es herrscht dann ein Gleichgewicht des zynischen und nachlässigen Umgangs miteinander, dann stimmt alles wieder. Und wenn es zu sehr schief ging, zieht man eben weiter. Das Hinterlassen verbrannter Erde ist kein Problem, wenn die Kreise beliebig austauschbar sind. Loyalität ist da nicht meht so wichtig. Und ich habe nicht mehr mit jedem Fall von Lebensunsicherheit Mitleid: Manchmal schlägt der Zynismus des Systems auch genau jene, die dafür geschaffen sind. Es gibt halt zu viele davon, daher kann man es mit ihnen machen, und sie geben es dann auch weiter. Muss man nicht unterstützen, finde ich.

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