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Montag, 8. Juli 2013
Dienst im Biergarten
So in etwa sollte der See aussehen, zu dem ich auf so einem Weg mein Surfbrett hinunterschiebe, mit blauem Himmel türkisfarbenem Wasser und thermikfördernden Bergen am Ende. Und als ich gestern Abend nach Hause gerast bin, war auch schon viel Gegenwind spürbar.
Normalerweise ist der Weg von Reutberg nach Gmund ja eher eine lahme Strecke, auf der ich gerne trödle, zumal ich ja am nächsten Tag so einiges vor hatte, aber dann kam ein Anruf und ich raste und sass dann überraschenderweise um 10 Uhr, frisch geduscht und formal bekleidet, noch im ICE an die Donau, hörte mir unfreiwillig die Nöte der nahe mir sitzenden Angestellten an und weiss jetzt, was für eine fiese Ratte die Annette ist, die ihr den Arnold abspenstig gemacht hat, und dass jeder Trost der Gesprächspartnerin am Telefon vergebens ist. Man sollte halt Arbeit und Liebesleben nicht zu sehr verbinden, würde ich sagen, gerade wegen der Zwänge, aber was soll ich sagen, der ich gerade auch gezwungenermassen im Zug sitze? Ich fange halbherig einen Beitrag über das Elend der Singles in München an, da hält auch schon der Zug und ich mache das, wofür ich gekommen bin.
Zur Belohnung sitze ich dann 14 Stunden später in einem anderen, urigen Biergarten, nicht unter eine Kastanie, die ein Zeichen der Brauerei wäre, sondern unter einer Linde, die mehr den Gaststätten entspricht. Kundige Bayern wissen natürlich, dass früherunter Kastanien das Bier selbst gebraut und kühl gelagert wurde, und unter Linden das Essen in der Regel besser war. Linden machen einen anderen, milderen Schatten, unter ihnen ist es wärmer, und sie haben angesichts der Baumabsonderungen auch ihre Vorteile: Eine Lindenblüte kann man aus der Rahmsosse herausfischen, aber wenn so eine Kastanie heruntersaust, gibt es eine Mordssauerei. Früher war es dann auch so, dass die niedrigen Schichten unter Kastanien ihr selbst mitgebrachtes Brot mit angeschimmelten und vom Bier- und Paprikageschmack zugekleisterten Käsereste - heute als "Obazda" eine Spezialität - aus dem Papierl verzehrten, und die besseren Leute unter Linden bestellten. Das hier ist besser, denn die Familie sitzt hier schon etwas länger und hat viel, sehr viel Grund. Und wissen tue ich das, weil hier auch schon 4 andere Generationen meiner Familie gesessen sind. Und weil meine Familie diese Familie auch schon so lang kennt. Übrigens kommt auch die Katze Minka von hier.
Natürlich geht man mit der Zeit und es gibt sogar drei vegane Gerichte, und wenn das alles in zwei Jahren renoviert wird, hofft ein jeder, dass es immer noch so leger bleibt, und nicht pseudorustikal, wie manches am Tegernsee. Und dass die Ausweiserei von Baugrund all die Wiesen, die Hühnergehege und Äcker verschonen wird - das hier ist nämlich wie ein Pfropfen auf dem Westviertel, das gern weiterwuchern würde, weil das Bauen hier enorme Gewinne verspricht. Das Gelände ist ein wenig so wie die Alm am Tegernsee gegenüber meiner Terrasse: Da findet Landwirtschaft auf Abermillionen statt, die nicht erwirtschaftet werden. Dafür ist es eine schöne Wirtschaft. So schön, dass manche hier auch einfach heiraten. Ab und zu kommt die Polizei und überprüft, dass die Leute davor wirklich nur Tempo 20 fahren.
Danach ist dann noch Arbeit zu tun - einen Balauliegestuhl in den Urwald verfrachten zum Beispiel - und froh sein, dass solche Geschichten immer noch glimpflich bleiben und gut ausgehen, weil der Rest einfach stimmt und passt. Das ist die Welt, aus der ich stamme. Aber so wie ich das erlebe, ist es nicht die Welt, die noch sein wird, wenn ich das nicht mehr schreiben kann. Nicht dass ich Familie selbst haben wollen würde, aber bei mir ist noch vieles intakt, was denen in München, die dort allein leben und keine belastbaren Beziehungen haben, fehlt. Und das wird sich noch bitter rächen, wenn sie mal jemanden brauchen, der ihnen einen Liegestuhl besorgt, und das berufliche Umfeld nicht mehr da ist.
Normalerweise ist der Weg von Reutberg nach Gmund ja eher eine lahme Strecke, auf der ich gerne trödle, zumal ich ja am nächsten Tag so einiges vor hatte, aber dann kam ein Anruf und ich raste und sass dann überraschenderweise um 10 Uhr, frisch geduscht und formal bekleidet, noch im ICE an die Donau, hörte mir unfreiwillig die Nöte der nahe mir sitzenden Angestellten an und weiss jetzt, was für eine fiese Ratte die Annette ist, die ihr den Arnold abspenstig gemacht hat, und dass jeder Trost der Gesprächspartnerin am Telefon vergebens ist. Man sollte halt Arbeit und Liebesleben nicht zu sehr verbinden, würde ich sagen, gerade wegen der Zwänge, aber was soll ich sagen, der ich gerade auch gezwungenermassen im Zug sitze? Ich fange halbherig einen Beitrag über das Elend der Singles in München an, da hält auch schon der Zug und ich mache das, wofür ich gekommen bin.
Zur Belohnung sitze ich dann 14 Stunden später in einem anderen, urigen Biergarten, nicht unter eine Kastanie, die ein Zeichen der Brauerei wäre, sondern unter einer Linde, die mehr den Gaststätten entspricht. Kundige Bayern wissen natürlich, dass früherunter Kastanien das Bier selbst gebraut und kühl gelagert wurde, und unter Linden das Essen in der Regel besser war. Linden machen einen anderen, milderen Schatten, unter ihnen ist es wärmer, und sie haben angesichts der Baumabsonderungen auch ihre Vorteile: Eine Lindenblüte kann man aus der Rahmsosse herausfischen, aber wenn so eine Kastanie heruntersaust, gibt es eine Mordssauerei. Früher war es dann auch so, dass die niedrigen Schichten unter Kastanien ihr selbst mitgebrachtes Brot mit angeschimmelten und vom Bier- und Paprikageschmack zugekleisterten Käsereste - heute als "Obazda" eine Spezialität - aus dem Papierl verzehrten, und die besseren Leute unter Linden bestellten. Das hier ist besser, denn die Familie sitzt hier schon etwas länger und hat viel, sehr viel Grund. Und wissen tue ich das, weil hier auch schon 4 andere Generationen meiner Familie gesessen sind. Und weil meine Familie diese Familie auch schon so lang kennt. Übrigens kommt auch die Katze Minka von hier.
Natürlich geht man mit der Zeit und es gibt sogar drei vegane Gerichte, und wenn das alles in zwei Jahren renoviert wird, hofft ein jeder, dass es immer noch so leger bleibt, und nicht pseudorustikal, wie manches am Tegernsee. Und dass die Ausweiserei von Baugrund all die Wiesen, die Hühnergehege und Äcker verschonen wird - das hier ist nämlich wie ein Pfropfen auf dem Westviertel, das gern weiterwuchern würde, weil das Bauen hier enorme Gewinne verspricht. Das Gelände ist ein wenig so wie die Alm am Tegernsee gegenüber meiner Terrasse: Da findet Landwirtschaft auf Abermillionen statt, die nicht erwirtschaftet werden. Dafür ist es eine schöne Wirtschaft. So schön, dass manche hier auch einfach heiraten. Ab und zu kommt die Polizei und überprüft, dass die Leute davor wirklich nur Tempo 20 fahren.
Danach ist dann noch Arbeit zu tun - einen Balauliegestuhl in den Urwald verfrachten zum Beispiel - und froh sein, dass solche Geschichten immer noch glimpflich bleiben und gut ausgehen, weil der Rest einfach stimmt und passt. Das ist die Welt, aus der ich stamme. Aber so wie ich das erlebe, ist es nicht die Welt, die noch sein wird, wenn ich das nicht mehr schreiben kann. Nicht dass ich Familie selbst haben wollen würde, aber bei mir ist noch vieles intakt, was denen in München, die dort allein leben und keine belastbaren Beziehungen haben, fehlt. Und das wird sich noch bitter rächen, wenn sie mal jemanden brauchen, der ihnen einen Liegestuhl besorgt, und das berufliche Umfeld nicht mehr da ist.
donalphons, 15:14h
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