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Freitag, 26. Juli 2013
Entbeint Springer
Zukunft ist in dem Beruf, dem ich zum Thema Freihandel und Hoffnung hier nachgehe und hier eine Ausweichmöglichkeit schaffe, grob gesagt das, was man sich vor jeweils fünf Jahren nicht vorstellen konnte.
In den letzten fünf Jahren hat Springer teilweise recht erfolgreich versucht, sich als Klassensprecher der deutschen Medien zu etablieren, und Döpfner hat es nicht an deutlichen Aussagen fehlen lassen: Journalismus hätte eine goldene Zukunft, man müsse Apple für den Appstore danken und mit dem Leistungsschutzrecht könnte man gegen Google bestehen. Dass das zynische Kalkül die anderen nur zum Erzeugen von Druck und Marktmacht benötigt, war eigentlich klar; aber dass der Konzern dann so einen radikalen Schnitt macht und sich vom Gedruckten abwendet, hat einige überrascht.
Ich dagegen verstehe nicht, warum man die Möglichkeit nicht gleich genutzt hat, die massiv Leser verlierende Welt gleich mitabzustossen. Das schwarze Propagandaloch, das PI-Freunde mögen, ist ganz sicher kein Aushängeschild von Qualität, und wenn das mit denen und ihrem Absturz in der Lesergunst so weiter geht, ist in fünf Jahren so oder so die Entschiedung fällig. Als Printmarke ist die Welt absehbar am Ende, und als Internetportal mit jede Menge landsernahen Geschichten ein schlechter Witz, wenn man an die Zukunft denkt. Den Anspruch, man wäre irgendwie anspruchsvoll und würde Leser jenseits der Sonderschule ansprechen, sehe ich offen gesagt nicht erfüllt. Und im Gegensatz zu Döpfners Ankündigungen sind Sonderprojekte für Mobilgeräte auch eher bescheiden geblieben, Es ist halt so eine kleinbürgerliche Opazeitung, die mit ihren Lesern stirbt. Und dass man da nicht auch gleich aufgeräumt hat, wir man in fünf Jahren sicher bedauern.
Wie auch immer, wer sich die Auflagenentwicklung generell anschaut, wird vielleicht verstehen, dass Geschichten wie iPAD-Apps, Digitalabos auf E-Paper und das LSR nur eine Ablenkungsmöglichkeit vor bitteren Einsichten gewesen sind. Niemand kann heute mit Bestimmtheit sagen, wie gross oder klein der Kern derjenigen sein wird, die am Morgen Papier kaufen, um es am Abend wegzuwerfen, Und ob es sich noch lohnt, für diese Restleserschaft eine Zeitung zu machen. Und ob die dann auch noch bezahlbar ist. Das sind sehr viele Unwägbarkeiten, und auf die hat Springer nun eine Antwort gefunden, die dem Laden einige Sorgen abnimmt. Ob das Digitalgeschäft mehr bringt, kann man nach deutschen Erfolgen wie StudiVZ auch bezweifeln, und der Zeitpunkt, da ausgerechnet die Samwers das Zentrum der deutschen Onlineangebote sein werden, ist mit etwas Pech auch nicht weit entfernt. Springer hat da meines Erachtens die alte Unsicherheit gegen eine neue Unsicherheit eingetauscht. Nur weil die Analyse des einen Problems stimmt und die Antwort konsequent ist, muss die andere Antwort noch lange nicht richtig sein. Zumal, wenn man dann verdammt ist, Jahr um Jahr für viel Geld irgendwelche volatilen Internetmarken einzusammeln.
Trotzdem glaube ich nicht, dass man bei den Nutzern viel mit Themen wie Beständigkeit eines Medienangebots erreichen kann. Denn viele dümpeln einfach nur so im Netz dahin, machen das, was alle machen, und geben sich keinerlei Mühe. Die verwechseln Inkompetenz mit Beständigkeit, und diese labbrige Haltung ohne Fortschritt äussert sich dann manchmal so wie vor ein paar Monaten in einer Journalistenzeitung, wo derjenige mit einem Blog ptahlt, dessen Software er gerade vor die Wand fährt. Das ändert sich manchmal mit Einzelnen wie Wolfgang Blau oder Stefan Plöchinger, die mehr auf Leserorientierung setzen. Es müsste mehr Debatten geben. Eigentlich kein Hexenwerk und auch keine Raketenwissenschaft, nur benötigt man dafür eine andere Arbeiterbasis in den Firmen, und eine andere Grundhaltung, und dass die nicht da ist, wird vielleicht auch zur Sondermüllabfallung von Hörzu und Bild der Frau beigetragen haben: Wenn Döpfner schon die ganze Zeit von digitalen Geschäftsmodellen rdet, die Leute aber nichts auf die Reihe bekommen, ist dann eben irgendwann Schluss. Bitter für die Betroffenen, die wenigen Guten, die nicht so sind, finden sicher irgendwo Arbeit.
Die Verlage lässt das natürlich nicht aus der Mitschuld, denn dass in den Redaktionen überhaupt so ein Klima der Arroganz und der Realitäzsverweigerung im Sinne von "Print ist unser Markenkern" enstehen konnte, liegt auch an denen und der anhaltenden Bestätigung solcher Fehlurteile. Auch die Kirsche hat einen Kern, aber den kauft niemand. Man lässt die Leute halt machen, worauf sie Lust haben, so richtig quälen mag sich da keiner, etwas Neues mögen sie nicht, weil man sich damit beschäftigen müsste, und sogar einer Konkurrenz stellen: Ih bäh, das geht ja gar nicht. Und wer einmal mit jungen Journalisten und ihren Vorstellungen zu tun hat, hat auch seine Zweifel, ob da etwas besser werden kann: Die sind zwar bei Facebook, aber "dort sein" und "etwas Besonderes" tun ist immer noch ein grosser Unterschied.
Fünf Jahre, vielleicht auch sieben, ist der Zeitraum, der uns noch bleibt, bevor die Krise wirklich ausbricht. Manche sagen, ein paar werden immer überleben, und nachdem auch nach diesem Tag keine hektische Aktivität bei den Betonköpfen ausbricht, geht das auch sicher noch eine Weile so weiter. Vielleicht auch, damit sich ein paar Deppen sagen können, sie sind mit dem Hochhalten von Anspruch abgesoffen, aber denen muss man dann sagen: Anspruch ja. Erfüllung desselben nein. Früher war es egal, was der Leser wollte, er hatte keine Alternative. Jetzt hat er sie. Und dann muss man eben die beste Alternative bringen. Und sich Mühe geben und Druck machen.
Aber ich glaube nicht, dass da viel passieren wird. Weil die falsche Wicklung überall ist, in allen Ebenen. Und dafür hat Döpfner die richtige Antwort gefunden: Abladen auf einer Deponie, wo man auch so tickt, und sich deponieweit nach einem Sparprogramm gegenseitig bestätigt, dass alles so seine Richtigkeit hat. Ansonsten glaube ich aber nicht, dass Springer in einer Welt der Googles mehr sein wird als die Wanze, die froh sein kann, wenn sie in der Ritze überlebt.
In den letzten fünf Jahren hat Springer teilweise recht erfolgreich versucht, sich als Klassensprecher der deutschen Medien zu etablieren, und Döpfner hat es nicht an deutlichen Aussagen fehlen lassen: Journalismus hätte eine goldene Zukunft, man müsse Apple für den Appstore danken und mit dem Leistungsschutzrecht könnte man gegen Google bestehen. Dass das zynische Kalkül die anderen nur zum Erzeugen von Druck und Marktmacht benötigt, war eigentlich klar; aber dass der Konzern dann so einen radikalen Schnitt macht und sich vom Gedruckten abwendet, hat einige überrascht.
Ich dagegen verstehe nicht, warum man die Möglichkeit nicht gleich genutzt hat, die massiv Leser verlierende Welt gleich mitabzustossen. Das schwarze Propagandaloch, das PI-Freunde mögen, ist ganz sicher kein Aushängeschild von Qualität, und wenn das mit denen und ihrem Absturz in der Lesergunst so weiter geht, ist in fünf Jahren so oder so die Entschiedung fällig. Als Printmarke ist die Welt absehbar am Ende, und als Internetportal mit jede Menge landsernahen Geschichten ein schlechter Witz, wenn man an die Zukunft denkt. Den Anspruch, man wäre irgendwie anspruchsvoll und würde Leser jenseits der Sonderschule ansprechen, sehe ich offen gesagt nicht erfüllt. Und im Gegensatz zu Döpfners Ankündigungen sind Sonderprojekte für Mobilgeräte auch eher bescheiden geblieben, Es ist halt so eine kleinbürgerliche Opazeitung, die mit ihren Lesern stirbt. Und dass man da nicht auch gleich aufgeräumt hat, wir man in fünf Jahren sicher bedauern.
Wie auch immer, wer sich die Auflagenentwicklung generell anschaut, wird vielleicht verstehen, dass Geschichten wie iPAD-Apps, Digitalabos auf E-Paper und das LSR nur eine Ablenkungsmöglichkeit vor bitteren Einsichten gewesen sind. Niemand kann heute mit Bestimmtheit sagen, wie gross oder klein der Kern derjenigen sein wird, die am Morgen Papier kaufen, um es am Abend wegzuwerfen, Und ob es sich noch lohnt, für diese Restleserschaft eine Zeitung zu machen. Und ob die dann auch noch bezahlbar ist. Das sind sehr viele Unwägbarkeiten, und auf die hat Springer nun eine Antwort gefunden, die dem Laden einige Sorgen abnimmt. Ob das Digitalgeschäft mehr bringt, kann man nach deutschen Erfolgen wie StudiVZ auch bezweifeln, und der Zeitpunkt, da ausgerechnet die Samwers das Zentrum der deutschen Onlineangebote sein werden, ist mit etwas Pech auch nicht weit entfernt. Springer hat da meines Erachtens die alte Unsicherheit gegen eine neue Unsicherheit eingetauscht. Nur weil die Analyse des einen Problems stimmt und die Antwort konsequent ist, muss die andere Antwort noch lange nicht richtig sein. Zumal, wenn man dann verdammt ist, Jahr um Jahr für viel Geld irgendwelche volatilen Internetmarken einzusammeln.
Trotzdem glaube ich nicht, dass man bei den Nutzern viel mit Themen wie Beständigkeit eines Medienangebots erreichen kann. Denn viele dümpeln einfach nur so im Netz dahin, machen das, was alle machen, und geben sich keinerlei Mühe. Die verwechseln Inkompetenz mit Beständigkeit, und diese labbrige Haltung ohne Fortschritt äussert sich dann manchmal so wie vor ein paar Monaten in einer Journalistenzeitung, wo derjenige mit einem Blog ptahlt, dessen Software er gerade vor die Wand fährt. Das ändert sich manchmal mit Einzelnen wie Wolfgang Blau oder Stefan Plöchinger, die mehr auf Leserorientierung setzen. Es müsste mehr Debatten geben. Eigentlich kein Hexenwerk und auch keine Raketenwissenschaft, nur benötigt man dafür eine andere Arbeiterbasis in den Firmen, und eine andere Grundhaltung, und dass die nicht da ist, wird vielleicht auch zur Sondermüllabfallung von Hörzu und Bild der Frau beigetragen haben: Wenn Döpfner schon die ganze Zeit von digitalen Geschäftsmodellen rdet, die Leute aber nichts auf die Reihe bekommen, ist dann eben irgendwann Schluss. Bitter für die Betroffenen, die wenigen Guten, die nicht so sind, finden sicher irgendwo Arbeit.
Die Verlage lässt das natürlich nicht aus der Mitschuld, denn dass in den Redaktionen überhaupt so ein Klima der Arroganz und der Realitäzsverweigerung im Sinne von "Print ist unser Markenkern" enstehen konnte, liegt auch an denen und der anhaltenden Bestätigung solcher Fehlurteile. Auch die Kirsche hat einen Kern, aber den kauft niemand. Man lässt die Leute halt machen, worauf sie Lust haben, so richtig quälen mag sich da keiner, etwas Neues mögen sie nicht, weil man sich damit beschäftigen müsste, und sogar einer Konkurrenz stellen: Ih bäh, das geht ja gar nicht. Und wer einmal mit jungen Journalisten und ihren Vorstellungen zu tun hat, hat auch seine Zweifel, ob da etwas besser werden kann: Die sind zwar bei Facebook, aber "dort sein" und "etwas Besonderes" tun ist immer noch ein grosser Unterschied.
Fünf Jahre, vielleicht auch sieben, ist der Zeitraum, der uns noch bleibt, bevor die Krise wirklich ausbricht. Manche sagen, ein paar werden immer überleben, und nachdem auch nach diesem Tag keine hektische Aktivität bei den Betonköpfen ausbricht, geht das auch sicher noch eine Weile so weiter. Vielleicht auch, damit sich ein paar Deppen sagen können, sie sind mit dem Hochhalten von Anspruch abgesoffen, aber denen muss man dann sagen: Anspruch ja. Erfüllung desselben nein. Früher war es egal, was der Leser wollte, er hatte keine Alternative. Jetzt hat er sie. Und dann muss man eben die beste Alternative bringen. Und sich Mühe geben und Druck machen.
Aber ich glaube nicht, dass da viel passieren wird. Weil die falsche Wicklung überall ist, in allen Ebenen. Und dafür hat Döpfner die richtige Antwort gefunden: Abladen auf einer Deponie, wo man auch so tickt, und sich deponieweit nach einem Sparprogramm gegenseitig bestätigt, dass alles so seine Richtigkeit hat. Ansonsten glaube ich aber nicht, dass Springer in einer Welt der Googles mehr sein wird als die Wanze, die froh sein kann, wenn sie in der Ritze überlebt.
donalphons, 00:13h
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