: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 23. April 2005

Real Life 23.04.2005 - TXL

Du sagst, dass es jetzt nicht mehr lange dauert, bis der Auftrag hier erledigt ist. Dann kommt ein neuer Auftrag, mehr oder weniger in München, je nachdem, wie die Gespräche laufen. Dazwischen bist du kurz in der schwbischen Provinz, um einen Freund aus Amerika, einen Unternehmer und ein paar Schweizer - vielleicht - zu treffen. Dann stehen wieder ein paar Termine in München an.



Sie hat sich an deine Abwesenheit da und deine Anwesenheit hier schon gewöhnt. Eigentlich ist es ganz gut so. Es gibt viel zu tun in Berlin, der Stadt mit den vielen Fonds und Prozessen. Tolle Geschichten; der 11. Senat, der für sie nur der "Bankensenat" heisst, hat eine neue Rechtslage geschaffen. Jetzt gehen die Initiatoren und Banken auf die Gesellschafter los. Aus den Klägern werden Verurteilte. Die Banken könnten auch die Fondwerte kassieren, aber sie holen sich lieber das Privatvermögen. Da fallen einige Handreichungen vor Ort an, und sie will auch nicht dauernd fliegen. Im Prinzip wäre es besser, wenn du hier bleiben würdest.

Da fährst über offenes Land mit Investitionsruinen, und sagst eindeutig Nein. Es ist nicht mehr dein Krieg, ist es eigentlich nie gewesen. Du warst nur dabei, weil du nicht laut genug Nein gesagt hast, aber jetzt tust du es. Was jetzt kommt, ist ein aussergerichtliches Schlachten; der "Bankensenat" hat seinem Namen alle Ehre gemacht, und die Gerichte darunter sind froh, wenn sie dadurch weniger Arbeit haben. Im Gegensatz zu dir. Dabei bist du noch nicht mal einer von denen, du hast keine Versicherung, du agierst als Bravado zwischen den Fronten.

Im Prinzip wäre es gerecht, wenn sich Banken und Gesellschafter treffen und beide ein wenig nachgeben. Werden die Banken aber nicht tun. Sondern klagen. So entstehen aus dem Nichts Mandate, Aufträge, Arbeit, und exorbitante Streitwerte. Es lohnt sich. Sagt sie. Nicht mehr nur Haifischtransporte und ähnliches Kleinzeug. Wieder mitschwimmen. Wie damals.

Du hast heute Nacht zu wenig geschlafen. Wenn du nicht genug schläfst, kommt das "damals" wieder hoch, die Stunden im Flur auf der I, das Warten, die Fahrt nach hause in die Einsamkeit, bei der du dir bei bester Gesundheit die Seele und alle Unschuld aus dem Leib gekotzt hast, die Zeit, als du ganz unten warst, Tage, Wochen, bis du dich hingesetzt hast und es aufgeschrieben hast, bis es dann vorbei war, nur nicht an diesen Tagen mit zu wenig Schlaf. No way, diesmal.

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Nähe Deutsche Staatsoper

Richtung Osten, ca 50 km/h.

Sie: Da sind ja gar nicht mehr so viele "Zu Vermieten"-Schilder.
Er: Du hast Deine Kontaktlinsen nicht drinnen.
Sie: Woher weisst Du das?
Plakate (draussen vor dem Fenster): MIETEN SIE! HIER FREI! LOFTS IN ALLEN GRÖSSEN ÜBER 230 QM!

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Habe gerade das Blog für eine Weile abgeschaltet

damit ist es "nicht dauerhaft"... jaja.

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Scholz & Amici benedetti

Thomas holt den Knüwer äh Knüppel aus dem Sack und trifft alte Freunde von DCT.

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Freitag, 22. April 2005

Bei DCT haben wir sie sofort entfernt:

Outer sind Schweine

In einer Welt der weitgehenden Anonymität wie der Blogosphäre ist der Griff zu Google ziemlich normal, um herauszufinden, wer denn dieser neue Kommentator oder Blogger ist - also: Wo hat er schon mal was geschrieben. Mimik, Gestik, Tonfall, all die üblichen nonverbalen Kommunikationsstrategien fehlen im Netz, also behilft man sich mit einer Art Textanalyse, um mehr über den anderen zu erfahren. Das machen viele, damit muss man wohl auch leben, wenn man im Netz schreibt. Desto mehr man schreibt, desto mehr Spuren hinterlässt man, und der meist selbstgewählte Abstand zwischen Internetfigur und realem Mensch schwindet. mehr Sauereien an der Blogbar

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Nach 22 Monaten

ist der momentane Wohnsitz von Alexander Falk nicht mehr am Holstenglacis. Weil sich der Prozess verzögert. Er ist auf freiem Fuss. Momentan. Aber ohne Ausweis. Fluchtgefahr.

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Dirt Picture Contest - 4 Meter

Irgendwer hat beschlossen, dass die alte 80er-jahre-Sitzgruppe nicht mehr in seine Wohnung passt. Und hat sie deshalb rausgeworfen. Auf die Strasse gebracht. Und dort stehen lassen. 4 Meter neben einem Container, der für diesen Müll geeignet wäre. Dort steht die Sitzgruppe seit jetzt 5 Tagen.



Berliner Hunde freuen sich über den neuen Markierungspunkt.

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Berlinhass

Wer glaubt, dass ich zynische Sachen erzähle - wird in den nächsten Tagen vielleicht erleben, dass es noch härter, fieser und abwertender geht. Mit links, nebenbei, von oben herab, was die Gemeinheit noch verstärkt.

Kurz - meine kleine Schwester kommt 5 Tage zu Besuch.

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Donnerstag, 21. April 2005

Nanu, denke ich überrascht.

Ein Startup, genauer, ein Immobilienportal schreibt solche Zeilen? Sollten die vielleicht doch Erfolg haben? Eine Ausnahme?

"Der Immoscout casanet.de kommt gut an!
Schon knapp einen Monat nach unserem "Launch" stellen wir fest, dass casanet.de bei vielen Maklern, Hausverwaltungen, Bauträgern, Immobilienbesitzern...etc. sowie natürlich allen Immobilieninteressenten auf eine enorme Resonanz gestossen ist. Zur Zeit 200.000 Page Impressions (Seitenaufrufe) sprechen eine klare Sprache!"


Das war 2003 in Krefeld. Da gab es noch allerorten Werbung für die Casanet AG. 2003 bezeichnete man sowas noch als "real Economy" oder "next Economy". Man kennt das, man ist bescheidener und will erst mal nur Standorte sichern (in diesem Fall Krefeld), statt die Weltmarktführerschaft zu erreichen. Und schreibt den Launch auch verständlich-distanziert mit Anführungsstrichen. Aber AG muss schon sein.

Jedenfalls ist die Casanet AG jetzt gut angekommen - beim Amtsgericht Krefeld, das wahrscheinlich keine Immobilien braucht. Und die Nummer 93 IN 48/05 spricht ebenfalls eine klare Sprache.

Krefeld... wer will schon nach Krefeld. Ich nicht. Ich will 120 Punkte.

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Kurze Zwischenbemerkung

Ich hoffe, dass hier jedem klar ist: Don Alphonso gibt es nicht wirklich. Mal hängt er geistig meilenweit hinter mir, dann rauscht er rücksichtslos Kilometer vor in die Minenfelder, ist weitaus unsensibler und gleichzeitig konfliktfreudiger als der Mensch dahinter. Es gibt zwar keine komplett erfundenen Stories, ich denke so ähnlich wie Don, würde es aber nicht so ausdrücken, und vor allem: Ich passe schon auf, dass der mir selbst nicht zu nahe kommt. Wenn es dann doch mal passiert, merkt das zum Glück in der Regel keiner, ausser vielleicht denen, die mich privat kennen.

Sollte ich merken, dass sich da was ändert, würde ich auch beim bösen Don den Stecker ziehen wie Anne bei Marie.

Und nun weiter im Gemetzel.

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Das ist doch nur eine Soap Opera

was ihr da macht, kein Journalismus - diese Anklage wurde mir vor ein paar Wochen entgegengeschleudert. Der Schleuderer war ein schon etwas älterer Nachrichtenredakteur einer grossen Rundfunkanstalt. Im letzten Jahr gab es schon eine Reihe anderer Vergleiche - mitunter schöne wie “Punkrock” oder “3 Akkorde”, aber diese Soap Opera, die war nicht nett gemeint. Aus ihr sprach die Verzweiflung des Redakteurs, der 99 an der Onlineabteilung des Senders mitgeschraubt hat und das Missverhältnis zwischen Aufwand und Besuchern kennt. Es gibt dort durchaus Website-Cluster von Vollprogrammen, die weitaus weniger Leser als “Rebellen ohne Markt” haben. Irgendwo verständlich bei einem Google-Pagerank von sage und schreibe 0, aber so sind sie halt, die Öffentlich-Rechtlichen. mehr Einsichten an der Blogbar

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Mittwoch, 20. April 2005

Anything goes

Nie war es wertvoller als heute. Nur die Razzis - die gehen gar nicht.

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Jamba Absage Kurs

Hallo liebe Kinder. Der kleine lustige Vogel da, das ist der Holgi. Der Holgi, der arbeitet beim Radio in Berlin. Da macht der Holgi eine Sendung. Das Radio heisst Fritz, und die Sendung, die der Holgi da macht, heisst Blue Moon. Diese Sendung kommt spät in der Nacht, und damit der lustige Holgi da nicht so allein im Studio sitzt und sich langweilt, lädt er sich Gäste ein. Gäste, die genauso lustige Vögel sind wie er.

Der Holgi, der hat gehört, dass es in Berlin noch viele andere lustige Vögel gibt. Einer dieser Vögel heisst Sweety und wohnt in einer grossen Wohngemeinschaft mit vielen anderen lustigen Vögeln. Die obersten Vögel, liebe Kinder, heissen Marc und Oli und kommen aus der Familie der Goldkehlchen oder der Galgenvögel, da gehen die Meinungen auseinander. Manche nennen diese Goldkehlchen oder Galgenvögel auch Entrepreneure, aber das müsst ihr noch nicht verstehen, das kommt erst, wenn Euch diese lustigen Vögel später mal im Praktikum den Arsch aufreissen. Was ein Arsch ist, das wisst ihr, und das Praktikum ist das, was bei Marc und Oli die Piepmatze machen, die viel arbeiten, ohne dass sie dafür viel Geld bekommen. Die lassen manchmal die Flügel hängen oder schlucken komisches Zeug oder rufen Astrologiehotlines von anderen lustigen Vögeln oder die Medien an und quatschen wirres Zeug über Ausbeutung. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn Oli und Marc und dem Vogel Sweety geht es sehr gut, und deshalb singen sie auch gern.

Sweety singt im Musikfernsehen, wo ihr jetzt gefälligst nicht umschaltet, Ihr lieben verdammten Dreckszapperkinder, das interessiert Euch gar nicht, weil der Sweety da so viel Duett mit Bienen und Herrn Chaos singt, dass die Leute nicht mehr so gern einschalten. Trotzdem mögen viele das Gesinge und kaufen den Sweety. Marc und Oli dagegen singen in Davos und beim lieben Onkel Burda und bei Spiegel Online, und wenn es mal weniger lustige Sachen zu singen gibt, dann haben sie auch noch die Krähe Tino. Die singt zwar nicht so schön, aber dafür kräftig und laut. Und dann hat Tino auch noch einen ganzen Chor von schrägen Vögeln, die im Internet mitsingen und Kuckuckseier legen können, wenn man es braucht.

Und damit sind wir auch schon bei den anderen Vögeln. Das, liebe Kinder, ist der Johnny. Der Johnny lebt am Fluss, macht Musik und hat mal was über die Goldkehlchen geschrieben. Der Johnny hat gesagt, dass die nicht den Sweety verkaufen, sondern Euch ganz viel davon andrehen, ohne dass Ihr Deppen was davon mitbekommt. Das hat der Johnny extra für Euch geschrieben, und es war so gut, dass die Goldkehlchen immer noch reihern ohne Ende - deshalb ist der Johnny auch ein Graureiher. Der Johnny hat mal beim selben Sender gesungen wie der Holgi, aber jetzt macht er schon seit Jahren ganz andere Sachen. Wie sein Blog und den Spreeblick. Von da kennt er auch den Don Alphonso, den manche für einen Schmutzfink und andere für einen Aasgeier halten. Der Schmutzfink Alfons, liebe Kinder, hat jahrelang vielen Galgenvögeln beim Verrecken zugeschaut, und auch schon über die Pläne von Marc und Oli was gesungen. Das kommt daher, weil unter Vögeln jeder ab zwei Promille jedem was vorsingt, was für ein toller Vogel er ist, und der Alfons trinkt nichts und hört nur zu. Aber zuhause singt er das nach, und das mögen die Goldkehlchen nicht.

So, liebe Kinder, jetzt hat sich er Holgi gedacht, es wäre doch mal nett, wenn man die Goldkehlchen Marc und Oli, oder die Krähe Tino mit dem Graureiher Johnny und dem Schmutzfink Alfons am kommenden Montag in seinem Studio bei Fritz zusammenbringt. Das hat er dann auch dem Johnny und dem Alfons gesagt, und die waren sofort dabei. Soweit war alles gut, der Alfons und der Johnny haben gezwitschert, was sie da alles fragen würden - etwa: Wieviel verdient Jamba durch Abos, die nicht abgerufen werden - oder - sagt mal was zu euren Plänen mit Blogs - oder - sagt mal was zu Ringtoneking - oder - wie viele eurer ahnungslosen Kunden sind Minderjährige - oder - denkt ihr nicht, dass euer Geschäft sittenwidrig ist? Und die Goldkehlchen hätten geantwortet, dass der Alfons eben nur ein Schmutzfink ist und der Johnny kein Verständnis für die vielen tollen Arbeitsplätze in ihrer Firma hat. Und so wäre dem Holgi nicht langweilig geworden.

Aber, liebe Kinder, das wird jetzt nichts. Weil nämlich die Goldkehlchen nicht wollen. Vielleicht haben sie gemerkt, dass der Holgi bei einem öffentlich-rechtlichen Sender arbeitet und es nicht nötig hat, über potentielle Werbekunden etwas Nettes zu schreiben. Oder sie haben einfach Angst vor dem Johnny und dem Alfons, dass sie auf die Fragen keine Antwort wissen. Jedenfalls haben sie dem Holgi abgesagt, mit der Begründung, dass der Johnny ja auch mal bei dem Sender war. Der lustige Holgi ist jetzt aber gar nicht mehr lustig, weil die Goldkehlchen und die Krähe ihn für nicht integer halten, wie die anderen Schluckspechte von den Medien es sind, die von den Goldkehlchen die tollen Abos mit dem Sweety für lau bekommen und tolle Betriebsführungen und Interviews, wo der Tino schon dafür gesorgt hat, dass nur schöne Antworten kommen.

Und das alles, liebe Kinder, ist jetzt natürlich schlecht für den Bildungsauftrag von Fritz. Und schlecht für Euch, weil Ihr die Goldkehlchen und die Krähe nicht reihern hört. Das heisst, wenn ihr viel verlinkt und kommentiert, und so Sachen schreibt wie "Jamba zu feige für Johnny und Alfons" oder "Klingeltonabz***** auf der Flucht" und dann ganz genau hinhört - dann hört ihr sie in Kreuzberg doch reihern, die Goldkehlchen.

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Dienstag, 19. April 2005

Der Papst, die Nazis, deren Publikation

und ihre Verlinkung.

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Ach du Scheisse

Sie werden mein geliebtes Bayern jetzt zu einem verf***ten Gottesstaat nach iranopolnischem Vorbild umbauen. Und das einen Tag nachdem ich erfahren habe, dass meine Berliner Verbannung in sechs Wochen endet. Mir ist schlecht.

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Das muss man erst mal schaffen

Einen Laden im sogenannten Szeneviertel der Bergmannstrasse aufmachen, der um 5 Uhr Abends leer und tot ist wie ist wie das Hirn eines CSU-Kreisvorsitzenden - das kann nicht jeder.



Vielleicht liegt es, wenn schon nicht an der Lage, an den etwas unerfahrenen Gründerpersönlichkeiten. Vielleicht mögen die potentiellen Besucher auch die Stühle Design "Barney Geröllheimer" nicht. Oder sie finden einfach obskure Gesund-Säfte ungeniessbar. Oder vielleicht ist es einfach nur sinnlos, Marktlücken zu erfinden, die es nicht gibt, und mit einer Corporate Identity Firmenwerte vorzutäuschen, die jenseits von "Zwei Filmschaffende beim Nebenerwerbsraffen: Ich wär so gern Jane Fonda" zu finden wären.

Am Ort kann es nicht liegen. Denn gegenüber ist ein wirklich gutes Cafe, das immer ziemlich voll ist. Schlechte Zeiten für Deppendancen dummer Einfälle.

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Dotcom-Hurnaille

Und wenn einem sonst im Internet-Ressort nichts einfällt, schreibt man eben Nettes über Ebay, weil da ist inmmer was los, da gibt es immer die dollsten Dinger, Sex Luxus Promis Auto Karten Weiber Wunder Bier das geht immer, das ist ein geiles Stassystem für jedermann, da machen viele mit, das interessiert die, und Ebay ist ein grosser Werbekunde. Passt doch.

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Dienstag, 19. April 2005

Pretty dead in Pink

oder das Frühjahr ist immer eine gute Zeit für das Ende der Hoffnungen aus dem 4. Quartal



oder die Girlies auf der Schönhausener haben doch auch kein Geld
oder ja die Telekom wäre mir auch lieber gewesen
oder wer gründet sollte auch Umsatz machen
oder Modefarben allein reichen nicht
oder...

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Herr Miri, ich und the vanishing splendour of the Bourgeoisie

(Nichts gegen konservativ - aber zum Teufel mit der Reaktion der Konsumgesellschaft)

Herr Miri ist einer der Gründe, warum meine Touren über die Berliner Flohmärkte bis zu sechs Stunden dauern. Herr Miri und einige seiner Kollegen kennen mich inzwischen gut, und halten mich für immens reich, weil ich allmonatlich eine beträchtliche Summe bei ihnen lasse. Sie irren sich natürlich, denn mein "Reichtum" ist geborgt. Inzwischen hat es sich in meiner bayerischen Heimat herumgesprochen, an was für einer nimmer versiegenden Quelle der junge Porcamadonna da sitzt, und so bekomme ich Monat für Monat umfangreichere Listen und höheres Budget mit. Tatsächlich konnte ich das meiste in Wochenfrist beschaffen, mit dem Effekt, dass die Haushaltsauflöserszene in Berlin meiner baldigen Abreise mit aufrecht empfundener Trauer entgegen sieht.

Weshalb Herr Miri mich jeden Sonntag begrüsst, mir einen Platz auf irgendeinem seiner mitgebrachten Möbel anbietet, und mir schon mal berichtet, was an Preziosen in den nächsten Wochen und Monaten aus welchem Anwesen der westlichen Stadtbezirke des Slummolochs Berlin zu erwarten ist. Keine Frage, er will, dass ich noch lange bleibe. Da sitzen wir also auf Biedermeierstreifen oder Gründerzeitplüsch und teilen das Fell des verendeten Bären, und meistens nehme ich noch ein paar Silberlöffel mit. Die kleinen, die man eigentlich immer mal brauchen kann. Von denen ich inzwischen ein paar Hundert hätte, würden sie daheim in Bayern nicht sofort wieder in den Kreislauf des kleinen Stadtteils gelangen, in dem mein Clan lebt. Das wenigste landet in meinem Silberschrank in der Provinz:



Herr Miri kann viel erzählen über den Niedergang dessen, was man als Bürgertum bezeichnet. Er gehört zur Elite der Wohnungsauflöser, er macht nur die besseren Auflösungen und zahlt dafür relativ gut - 3000 Euro oder mehr. Die Erben bekommen das Geld bar auf die Hand, müssen sich um nichts kümmern, und Herr Miri kann auch gleich noch einen Maler empfehlen, der die Bude blitzschnell sauber macht, so dass sie sofort wieder vermietet oder verkauft werden kann. Die weniger guten Stücke gehen an andere Händler, die besseren landen in seinem Keller in der Bergmannstrasse, und am Wochenende auf dem Flohmarkt, wo sich der die 3000 Euro schnell verdreifachen. Trotzdem liegt der Preis für Tafelsilber oft unter dem Materialpreis, der im Moment um 170 Euro pro Kilo schwankt.

Für Kulturhistoriker ist es das Alarmsignal schlechthin. Kulturen, deren Sachkultur nicht einmal mehr den Materialwert erreicht, sind am Sterben. In dem Moment, da die Verarbeitung des Materials den Wert mindert, ist es unwahrscheinlich, dass die Sachkultur weiterentwickelt oder auch nur bewahrt wird. Das damit verbundene Handwerk ist in der Regel ebenfalls am Aussterben. Kleines Beispiel: Die Stämme der Völkerwanderungszeit, die von den Römern bezahlt wurden, hatten für das Gold keine andere Verwendung, als daraus massive Gürtelschliessen und Schuhschnallen zu machen - Tafelgeschirr wurde dafür ebenso eingeschmolzen wie Münzen, was zur Folge hatte, dass sie dann in rauer Wolle an groben Tischen sassen, auf tönernem Geschirr mit den Händen frassen, den Dreck aus dem Fenster warfen, und nur selten blinkte hier und da ein Batzen Gold. Dass durch diesen Goldabfluss die Wirtschaft vor die Hunde ging, dass die Welt der Römer kollabierte und in der Folge die europäische Kultur mal eben um 700 Jahre zurückkatapultiert wurde - mei, von Makroökonomie hatte so ein Ostgote in Rumänien keine Ahnung, dem kann man keine Vorwürfe machen. Ihm war nur wichtig, dass man ihn am Ende mit all dem Gold verbuddelte.

Was Herr Miri mikroökonomisch tut, ist nichts anderes als ein kleingotischer Plünderungszug mit der Einwilligung einer Kultur, die den Untergang will. Da sind Erben, denen es vollkommen egal ist, was aus dem alten Plunder wird. Warum sollte man Möbel für die Ewigkeit haben, wenn Ikea jedes Jahr eine neue Kollektion bringt. Warum muss etwas aus Holz sein, wenn Spanplatte den gleichen Zweck bei niedrigerem Gewicht erfüllt. Beständigkeit ist in dem Wandel, von dem alle Medien von Bild über RTL II bis Spiegel berichten, kein Wert, sondern ein Hindernis. Der Hunne änderte alle 30 Jahre seine Mode, wir tun es im gleichen Zeitraum 60 mal. Unsere Mauern sind keine Mauern mehr, wenn sie im Gebäude sind, sondern nur noch dünne Platten und Metallschienen und Farbe drüber, und weniger beständig als eine Holzhütte. Der angebliche "Kolonialstil" wird in Norwegen entworfen und in Polen hergestellt und ersetzt als Äquivalent den hörenden Hirschen der deutschen Kleingeister. Das feine Bayreuth-Porzellan mit 22 Teilen, 80 Jahre alt und praktisch wie neu, geht auf dem Flohmarkt noch nicht mal für 25 Euro weg - warum auch, das etwas teurere Starterpaket von Ikea kann man auch in die Spülmaschine stecken, oder 2 Monate in der Spüle gammeln lassen, ohne dass der nicht vorhandene Goldrand hässlich ausbleicht. Silber ist ganz schlecht, das muss man alle zwei Jahre putzen, wer soll das den tun, solange es so tolle Freizeitangebote in der Glotze und den Porno-, Tec-, Promi- und Astrologiechannels im Netz gibt? Und das Schönste: Man muss den Krempel noch nicht mal mitschleppen, wenn man weiterzieht wie die Hunnen vor 1700 Jahren: Auf den Müll damit, woanders holt man sich neues Zeug.

Herr Miri erzählt mir auch manchmal von den Leuten, die die 3000 Euro nehmen. Herr Miri ist bei denen zu Hause, um den Schlüssel zu holen, und er weiss, dass sein Beruf in spätstens 30 Jahren ebenso ausgestorben sein wird wie Silberschmiede, Lampenmacher, Schreiner und Polsterer. An manchen Orten wird sich das noch halten, aber die Verkäufer haben ganz andere Wertgegenstände in der Wohnung. Alles irgendwie elektronisch, interaktiv und nach 2, 3 Jahren Müll, den keiner mehr brauchen kann. Total veraltet, madig gemacht von einem Starsystem der Medien, das auf "Besitz" pfeift - heute wird alles geleast oder gemietet, das ist geil, das ist sofort und on demand, und wenn man es in fünf Jahren nicht mehr hat, was soll´s, ist sowieso nicht mehr brauchbar. Oder zu gross. Oder zu wenige Features. Oder es dauert 10 Sekunden zu lange. Was, eine Digicam macht erst nach 3 Sekunden das erste Bild? Zum Teufel damit, man will das Bild sofort, fuck Bildausschnitt, Komposition und Belichtung, Nachdenken ist da nicht. Drauf und rein auf den Chip, und danach alles auf den Müll, weil es hässlich aussieht.

Das ist die nächste Generation. Diese Leute bringen ihren Kindern bei, dass man auch aus Pappschachteln fressen kann. Auch in der Bild steht, dass sie McDonald lieben, weil man damit so schön viel Müll machen kann, Haha, wie toll politisch unkorrekt. Dass der Müll verdammt teuer ist, dass 1000 mal Müll jetzt hier sofort teurer ist als einmal Silber plus Porzellan plus ein ordentlicher Esstisch, sagt niemand. Diese Kinder werden viel in die Hände bekommen, sie werden viel gehabt haben, aber sie werden am Ende auf der gleichen Müllkippe sitzen, wie ihre Eltern auch schon, und es wird nichts bleiben, was Herr Miris Enkel abholen könnten. Ausser vielleicht bei ein paar wenigen Superreichen, die die Gewinner dieser Selbstvernichtung des Bürgertums sind. Die weiterhin Besitz haben werden. Die nicht nur zeitlich beschränkte Nutzungsrechte haben, wie all die iTunes- und Klingelton-Deppen, die später die Leere in ihrem Dasein mit Lebenshilfeangeboten wie Bakira dem indischen Fakir bekämpfen werden, via Hotline für 1,99 und mit Bonusmantra für 2,99 Euro. Die werden ihnen dann alles erzählen, vor allem aber, dass es gut so ist, und sie in der besten aller möglichen Welten leben.

Sie werden zurückgebombt sein in eine vorbürgerliche Epoche, Jahrhunderte vor der Aufklärung, in einer Art New Feudalism, in dem grösste Teil der Bevölkerung für immer einen digitalen Pachtzins und nachfrageorientiertem Frondienst erbringen wird. Das einzige geltende Gesetz für Besitz wird das Digital Rights Management sein, es wird keine demokratische Entscheidung darüber geben, sondern nur den despotischen Willen der Rechtebesitzer. Sie entscheiden allein mit einer kleinen Änderung, wer legal handelt, und wer ein Dieb ist. Nichts Dauerhaftes wird im Besitz der Unterschicht sein, ausser vielleicht einem versprochenen Himmelreich, das ihnen so lückenlos den Medien präsentiert wird, dass die Gehirnwäscher in chinesischen Arbeitslagern noch was davon lernen können.

Und schon Herr Miri selbst wird bald merken, dass er in manchen Bezirken einfach nichts mehr finden wird, jetzt und heute. Bezirke, in denen diese beliebige Lebenstillosigkeit so dominiert wie in weiten Teilen des Balkans nach dem Abzug der Römer. Wo die Lebenszyklen von ehemaligen "Wertgegenständen", von pervertiertem Bauhaus und Neuem Wohnen, keine 5 Jahre mehr umfassen. Wo die Menschen nur noch kurzfristig irgendwas kaufen und sofort wieder wegwerfen. Folgerichtig in den öffentlichen Raum, denn wer im Müll vegetiert, kann erst gar nicht verstehen, dass andere damit vielleicht ein Problem haben.



Es wird keine Geschichte mehr geben, die anhand von Kultur erzählt werden kann. Die Erinnerung wird weggewischt, weil sie nicht mehr up to date ist. Man wird schnell weiterziehen, mit leichtem Gepäck, und der ganze kulturelle Fortschritt seit den Hunnen wird sein, dass in ein Auto etwas mehr passt als auf einen Karren, dass es schneller und weiter geht. Mitgenommen wird vielleicht noch das, das platzsparend digital ist, aber sperrige Bücher haben keine Überlebenschance. Herr Miri auch nicht. Und meine gelebte Kultur auch nicht. Die Hunnen fahren auf der Strasse des 17. Juni an uns vorbei, und wundern sich vielleicht über die Gestalten, die da auf alten Möbeln Zeit vergeuden und ratschen, Tee trinken und Baklava essen. Wir sind für sie wahrscheinlich nur irgendwelche Penner, die auf den Trümmern einer kaputten Kultur sitzen, die untergegangen ist, weil das Staubsaugen und Putzen zu aufwändig ist. Sie sehen die Reste und erkennen nicht, dass die Sachkultur mehr ist als ein paar Brocken, sondern die Basis für eine gewisse Stabilität, eine Art Selbstachtung und auch Bereitschaft, für ein Bewahren einzutreten. Sie unterschätzen die Kraft und die Sicherheit, für die dieses Bürgertum stand, dessen Eingeweide auf dem Flohmarkt ausgebreitet werden. Ihnen, die vorbeifahren, gehört fraglos die Zukunft.

Eine Zukunft, auf die Herr Miri und ich und die Reste der letztlich doch diskret charmanten Bourgeoisie verzichten können. Ich nehme diesmal eine silberne Brotschale für meine Eltern, die, wie viele in ihrem Viertel, grün wählen, Stoiber verachten, Geld spenden und sich sozial engagieren. Nicht alle, aber doch viele. Neureiche und neuarme Hunnen werden wahrscheinlich eher FDP und CDU wählen, wenn sie bei ihrem Zug überhaupt die Zeit haben, sich irgendwo rechtzeitig anzumelden. Aber auf diese Zukunft setzen Medien, Industrie und reaktionäre Schweine - in dieser Zukunft können sie prächtig leben. Die Vorinfotainer der Hunnen haben die Postmoderne inzwischen leider soweit verstanden und durchexekutiert, dass man als Rebell schon wieder konservativ und bourgeoise sein muss. Und sei es mit einem nicht medientauglichen Beitrag mit über 1700 Wörtern auf einem Blog - danke für die Aufmerksamkeit.

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Sonntag, 17. April 2005

Indonesien 1997

Ich würde gern mal einen Artikel über die Asienkrise von 1997 lesen, in dem die damaligen "Tigerstaaten" und ihre Wachstumsprobleme mit den Boomregionen des jetzigen "Zukunftsmarkts" China verglichen werden.

Bis 1997 wurde von den Medien und den üblichen Verdächtigen in Politik und Wirtschaft die Angst vor den aufsteigenden Wirtschaftsmächten Indonesien, Thailand und Korea gefördert. Dort zu investieren, galt so schick wie später in der New Economy, dort sei das grosse Wachstum der Zukunft, da müsse man hin - und wenn man nicht hierzulande abgehängt werden wollte, müsste man sich anpassen. Die Leistungsbilanz derTigerstaaten mit ihren Arbeitszeiten, ihrer Unterordnung und der Bescheidenheit der Mitarbeiter gegenüber einer kleinen, immens reichen Oberschicht wurde den Menschen in Deutschland als Vorbild verkauft.

Dass die Tigerstaaten so schnell wachsen konnten, lag einerseits an der Unterentwicklung. Südkorea erlebte noch in den 70er Jahren Hungersnöte unter den Armen. Zum anderen beeinflussten sich mehrere Faktoren gegenseitig: Immobilienpreise, Aktien, Währung, Preise, Konsum, Schulden, das alles stieg, getrieben von Geld aus dem Ausland, rapide an. Und dann führte eine Kleinigkeit, Spekulationen gegen die thailändische Währung, zum Platzen der Blase.

Die Parallelen zum derzeitigen Wachstum Chinas sind frappierend. Inklusive der politischen Probleme, denn was die Tigerstaaten jeweils an eigenen Rebellen in Thailand, Fehlen einer stabilen Mittelschicht in Korea und territorialen Kleinstkriegen in Indonesien hatten, hat China komplett selbst, neben einem Sozialgefälle im Land, das auf Dauer in keiner Gesellschaft gut gehen kann. China hat bestes Potential, uns wie schon die von uns finanzierten Tigerstaaten um die Ohren zu fliegen. Und dazu würe ich gerne mal was von kompetenter Seite lesen, bevor das nächsten WiPo-Geschmeiss in Shanghai potemkinsche Metropolen besichtigt.

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500 Tage Rebellen ohne Markt

Hätte man mich vor 500 Tagen gefragt, was das mal wird, hätte ich dotcomtodsicher eine falsche Antwort gegeben. Meine private Rechercheseite für ein Buch, Skizzenheft, Gedankenspiele. Eine Art düsteres Heim für einen erfundenen Charakter.



Beliebt gemacht haben es die, für die es ein täglicher Treffpunkt ist. Gross gemacht hat es das Ende von Dotcomtod, der Inhalt, der etwas anders ist als der anderer Blogs, die Debatten und der Bohei um das Buch. Berühmt/berüchtigt haben es ironischerweise diejenigen gemacht, die nicht begriffen haben, dass es "Don Alphonso" nicht gibt, dass sie auf ein Phantom einschlagen, aber wenn sie meinen, nur zu, lesen müssen sie es trotzdem. Ich verstehe als Kommwissenschaftler noch immer nicht so ganz, warum das Ding überhaupt so viel gelesen wird, aber als Autor ist es eigentlich egal. Vielleicht hat Spreeblick-Johnny recht und es ist Punkrock, und die drei Akkorde reichen für den Krach.

Vielen Dank für die Kommentare, den Spass, die Debatten, die leisen und die lauten Töne. Wer weiss schon, was in 500 Tagen ist, ausser dem Hass, der diesem HTML-Brocken auch dann noch entgegenschlagen wird.

They thinks it's not kosher.
Fundamentally they can't take it.
You know they really hate it.
Rockin´ the Casbah.

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Samstag, 16. April 2005

Kontextsensitivität beim dwk2005 punkt de

Es ist einer schlechtere Ecke des ohnehin nicht so tollen Bezirks Kreuzbergs, den die Phantome der Yuppies, wenn es sie je gegeben haben sollte, nie betreten haben. Von der Spree bis hier ist ein sozialproblematischer Block am anderen, dann kommt ein Rondell mit ein paar freigebombten Flächen, ein Flohmarkt der untersten Kategorie, und dann wieder ein Blockviertel nach aufgelassenen Industrieanlagen. Und hier ist dann dieses grosse Plakat, gestaltet und mit viel Gefühl für den richtigen Ort und das erreichbare Zielpublikum gebucht vom Deutschen Werbe Kongress. Der heisst wirklich so, mit Idiotenabstand zwischen Werbe und Kongress, Alleinstellungsmerkmal rules, und hey, wir können texten, da muss man nicht schreiben können.



Dankenswerterweise zeigt das Plakat den Bettlern, den Alkis, den arbeitslosen Müttern, den orientalischen und russischen gebrauchtwarenhänlern und natürlich auch mir als ihrem besten Kunden in Sachen Tafelsilber, Seidenteppichen, KPM-Porzellan und ähnlichen in Berlin nicht mehr gewünschten Zivilisationsabfällen, wie diese Köpfe der Werbung, die sich am 12. Mai treffen, aussehen. Genau so, wie ich sie kenne. Idealtypisch von links nach rechts:

1. Die fette Glatze. Der Agenturgründer, der seine Inspiration beim Warten im 911er vor einem Gymnasium holt, wenn er auf die 17-jährige wartet, die so aussieht, wie die Dinger auf seinem Powerbook. Seine letzte zündende Idee ist 20 Jahre her, aber er ist für die anderen immer noch der, der damals vor zwanzig Jahren diese Idee hatte. OK, eigentlich war die Idee geklaut, aber das hat ja keiner gemerkt. Die Pitches versucht er, schon im Vorfeld durch Bestechung bei den Vergabestellen klar zu machen. Wieviel Geld für sowas in der Kriegskasse ist, hängt vom Kokskurs ab.

2. Der Kreative mit dem eingefärbten V in en künstlichen blonden Haaren. Er versteht einfach nicht, dass seine bei japanischen Mangas geklauten Klischees dem Schraubenfabrikanten nicht passen. Dumme, alte Sau das. Zum Glück gibt´s ja noch E und Pillen und Praktis zum Ficken, wenn er nicht gerade selbst den Allerwertesten für einen Unitleiter hinhält, den er "Papa" nennt. Versucht immer, seinen Provinzdialekt zu unterdrücken. Der garantiert ihm, dass die anderen Mastdarmakrobaten seine Entwürfe auch weiterhin toll finden. In drei Jahren ist er dann auch in der Mittelebene der Agentur angelangt.

3. Die blonde, attraktive, etwas dumme Kundenbetreuerin, Senior Creativ Consultant und so weiter. Hat sich nach vier Jahren Praktikum dann doch noch die feste Stelle ergattert, nachdem alle schon mal auf ihr rumgeturnt sind. Inzwischen aber in halbwegs festen Händen bei einem Entscheidungsträger beim Kunden, seitdem lässt man sie in Ruhe. Glaubt, dass von ihr das Überleben der Firma abhängt, und lässt es alle spüren. Krankhaft eitel, geistig aber schon von einer Brigitte-Kolumne überfordert, schaut sich deshalb immer nur die Bilder in der amerikanischen Vogue an. Findet dort laufend Anregungen. Kritzelt beim Telefonieren, nimmt immer das Handy.

4. Die nicht mehr attraktive Pseudochefin mit der Wischmob-Frisur. Hat letztlich das Sagen und das Keifen. Ist total inkompetent, aber leider schon immer dabei und hat 10 jahre Erfahrung im Rausekeln von besseren Leuten. Säuft wie ein Loch, damit die anderen Drogen nicht so auffallen. Hat immer panische Angst, dass jemand mal mitkriegt, dass sie eigentlich nur eine Ex-Sekretärin mit grosser Klappe ist. Kommt entweder aus Berlin oder Düsseldorf. Hasst sich selbst jeden Morgen, weil sie einen Moment begreift, dass sie tatsächlich diesen scheusslichen Mund und die Falten hat, und greift zur Flasche. Wenn sie auf dem Kongress hackedicht ist, wird sie vergebens versuchen, einen Schwulen dazu zu bringen, sie zu ficken.

5. Der junge, proppere Berater, der von der Beratungsfirma oder der PR-Agentur kam. Hat BWL mehr schlecht als recht studiert, und dann bei seinem Kumpel angeheuert, der gerade die tolle neue deutsche Dependance eines Global Players aufgezogen hat, aus der er dann geflogen ist, um bei der Agentur anzuheuern. Hat sich zwei Jahre die Potemkinschen Dörfer von innen angeschaut, gedacht, dass er das auch kann, und beherrscht inzischen Powerpoint aus dem FF. Seine Bibel heisst Brand1, sein aktiver Buzzwordschatz wäre beim IPO ein paar Milliarden wert, wenn es denn nur ab und zu mit den Ideen klappen würde.

Und das alles kommt nach München. Arme Stadt.

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