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Sonntag, 26. Juni 2005
Radmuttern
Sie: "Hast Du schon mal ein rosa Krokodil gesehen?"
Ich (an der elterlichen Kommode lehnend, Tee trinkend, Böses ahnend): "Nein."
Sie: "Willst Du eines sehen?"
Ich: (seufzend): "Wenn es sein muss..."
Sie: (stellt grinsend ein abscheuliches rosa Handtäschchen aus Krokodilleder aus, das irgendein verkokster Modedesigner sich wohl nach rektaler Penetration mit einer Mistgabel hat einfallen lassen, anders kann man das nicht erklären)
Ich: (lege die Hände vor die Augen und denke nach, ob ich gerade die Radmuttern an ihrem Cabrio richtig angezogen habe. Und ob ich vielleicht nochmal den Schraubenschlüssel holen soll. Andererseits waren auch die Bremsbeläge übel abgefahren...)
Kann vielleicht mal bitte jemand diesen durchgeknallten Film mit rosa Krokohandtäschchen beenden, in dem ich offensichtlich gelandet bin?
Ich (an der elterlichen Kommode lehnend, Tee trinkend, Böses ahnend): "Nein."
Sie: "Willst Du eines sehen?"
Ich: (seufzend): "Wenn es sein muss..."
Sie: (stellt grinsend ein abscheuliches rosa Handtäschchen aus Krokodilleder aus, das irgendein verkokster Modedesigner sich wohl nach rektaler Penetration mit einer Mistgabel hat einfallen lassen, anders kann man das nicht erklären)
Ich: (lege die Hände vor die Augen und denke nach, ob ich gerade die Radmuttern an ihrem Cabrio richtig angezogen habe. Und ob ich vielleicht nochmal den Schraubenschlüssel holen soll. Andererseits waren auch die Bremsbeläge übel abgefahren...)
Kann vielleicht mal bitte jemand diesen durchgeknallten Film mit rosa Krokohandtäschchen beenden, in dem ich offensichtlich gelandet bin?
donalphons, 23:55h
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To do Liste
in 3-D. 9 Meter hoch. 200 qm Fläche. Letzte Bearbeitung ca. 1960. Gehörte erst den Franziskanerinnen, dann Teil eines heute weitgehend zerstörten Patrizierkomplexes, Basis ca. 1450. Oder auch früher, der Steinbefund hinten und im Keller deutet eher auf 1350, und seitdem wurde es nicht besonders gut gepflegt, die Gesellschaft Jesu brachte dort in jüngerer Zeit nur die Kollegiumsküche unter. 1900 gab es erkennbar einen Brand, 1945 gewann die Jurasteinmauer rechts das Duell gegen eine 100-Kilo-Fliegerbombe, aber die Spuren sind noch sichtbar und warten auf Restaurierung.
Nicht heute to do, nicht morgen, irgendwann in den nächsten Jahren. Man muss sich das so vorstellen: Man quält sich drei Tage an einem Fenster ab, und von eben jenem Fenster fällt der Blick hinunter und man überlegt, wie lange man daran wohl sitzen wird, wenn es mal so weit ist. Das sind locker nochmal 15 Fenster. Und mindestens 55o Jahre Baubefunde.
Bloss gut, dass ich das studiert habe. Und das Fenster fertig ist. Jetzt kommt die Tür an die Reihe. Von dort aus sieht man ins fertig Restaurierte.Violinkonzerte von Händel erleichtern das Streichen. Ausserdem ist es immer noch Gold gegen eine bleierne Zukunft mit "neuen, innovativen Wohnformen, die zeitgemäß die gewachsenen Anforderungen an Funktionalität und Mobilität erfüllen". Siehe hier und hier.
Nicht heute to do, nicht morgen, irgendwann in den nächsten Jahren. Man muss sich das so vorstellen: Man quält sich drei Tage an einem Fenster ab, und von eben jenem Fenster fällt der Blick hinunter und man überlegt, wie lange man daran wohl sitzen wird, wenn es mal so weit ist. Das sind locker nochmal 15 Fenster. Und mindestens 55o Jahre Baubefunde.
Bloss gut, dass ich das studiert habe. Und das Fenster fertig ist. Jetzt kommt die Tür an die Reihe. Von dort aus sieht man ins fertig Restaurierte.Violinkonzerte von Händel erleichtern das Streichen. Ausserdem ist es immer noch Gold gegen eine bleierne Zukunft mit "neuen, innovativen Wohnformen, die zeitgemäß die gewachsenen Anforderungen an Funktionalität und Mobilität erfüllen". Siehe hier und hier.
donalphons, 02:56h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 26. Juni 2005
2raumwohnung. Oder so.
Es ist ein wenig schade um den morbiden Charme des Raumes. Aber weitergammeln und den Motten eine Heimstatt sein ist nur dem Ungeziefer ein Vorteil. Es gibt in Irland ein wunderbares Town House aus der Zeit der Aufklärung, etwa 130 Jahre junger als der Kernbau hier, da hat man alles, wirklich alles an alten Spuren konserviert, so wie es die neuen Besitzer vorgefunden haben. Es gibt einige, historische Gründe, warum das hier nicht möglich ist, auch wenn es schon mehrfach überlegt und gedanklich durchgespielt wurde. Die Substanz war hier oben, bei den Dienstbotenkammern im Dach, nie auf Dauerhaftigkeit ausgerichtet. Entweder man renoviert es richtig, oder der Verfall der 100 Jahre alten Einbauten greift die Substanz der 400 Jahre alten Konstruktion an. Der erste Teil ist schon seit 8 Jahren fertig, jetzt kommt der zweite Teil dran. Die eigentliche Bibliothek. Das heisst Abschied nehmen von der durchweichten und abgefallenen Blümchentapete der 50er Jahre, dem unerträglichen Teppichboden über den alten Eichenplanken, dem bröckelnden Putz und den maroden Küchentrümmern aus den frühen 70er Jahren.
Die Tür, der Rahmen, das Schloss, die Fenster, Spolien aus der Zeit, als man hier das Mittelalter in grossen Zügen abriss, bleiben natürlich erhalten. 20 Jahre, sagt man in den Baumärkten, hält ein Fenster aus. Das hier ist 15 Meter hoch eingebaut und frei gegen Westen, und hält jetzt an dieser Stelle seit 50 Jahren, und davor war es schon mal 50 oder 70 Jahre woanders verbaut. Abschleifen, streichen, und es hält nochmals mindestens 20 Jahre. Pfenningguat, heisst das hier. Früher haben sie das Holz 7 Jahre gelagert, bevor es verwendet wurde. Früher haben sie die Aussenleiste aus einem Stück Donaueiche gesägt. Lieber drei Tage lang schleifen, spachteln und pinseln, als irgendwelchen neuen Schrott einbauen lassen. Oder es zu verkaufen, was einem eigentlich jeder rät. Geht gar nicht.
Vor ein paar Jahren hat mir jemand Bilder eines grossen Hauses gezeigt, das an eine Erbengemeinschaft ging. Sie haben es verkauft, es wurde abgerissen, und auf dem grossen Grundstück stehen heute drei Doppelhäuser. Das alte Haus war natürlich etwas abgewohnt, verschlissen und dürftig restauriert, es atmete noch den Geist der früheren Besitzer. Für die Erben war es voller Erinnerungen, aber das Geld half gegen alle Sentimentalitäten. Es gab niemanden, der laut genug nein sagte. Es gab verdammt gute Vernunftgründe, jeder bekam seinen Teil, der wahrscheinlich längst an die Konsumgüterindustrie dieses oder eines anderen Landes gefallen ist. Die Person am Auslöser war ein Grenzfall, die hätte sich vielleicht anders entschieden, aber letztlich dann...
Die demographische Entwicklung sorgt dafür, dass von einer Generation der Erben die Rede ist. Es gibt nicht "die Erben". Mit Verlaub: Es gibt eine grosse Generation der Wurschtigen, und eine kleine Generation der Dabeibleiber, quer durch alle sozialen und politischen Gruppen. Es gibt Bayern, die nach drei Jahrhunderten den Bauernhof "heiss" sanieren, es gibt Leute, die ihre Eltern gehasst haben und es behalten, weil sie sich vom Nussbaum nicht trennen können, auf den sie in ihrer Kindheit geklettert sind. Manche schreien, wenn sie in ihrem neuen SLK fahren, und andere, wenn sie Schiefer in den Fingern haben. Manche sehen die Scharten, andere die Geschichte. Die einen hic bekommen rationale Gründe von ihrem Anlageberater, die anderen haec höhnisches Gelächter wegen der Minimalrendite. Manche leisten sich endlich die Weltreise, andere verzichten 3 Monate auf Freizeit. Die einen ficken sich durch Thailand, die anderen sind wegen dem Acrylschweissgestank und der Schufterei horizontal ungeniessbar. Und nur die wenigsten der ersten Gruppe werden es bereuen, bevor sie Hepathitis C bekommen oder die bombensichere Anlage zur Tretmine wurde.
Genug geärgert. Die zweite Gruppe geht zurück zu Spachtel und Pinsel. Und wenn das erst mal fertig ist, werden hier die grossen, privaten Mirabeau-Festspiele gegeben.
Die Tür, der Rahmen, das Schloss, die Fenster, Spolien aus der Zeit, als man hier das Mittelalter in grossen Zügen abriss, bleiben natürlich erhalten. 20 Jahre, sagt man in den Baumärkten, hält ein Fenster aus. Das hier ist 15 Meter hoch eingebaut und frei gegen Westen, und hält jetzt an dieser Stelle seit 50 Jahren, und davor war es schon mal 50 oder 70 Jahre woanders verbaut. Abschleifen, streichen, und es hält nochmals mindestens 20 Jahre. Pfenningguat, heisst das hier. Früher haben sie das Holz 7 Jahre gelagert, bevor es verwendet wurde. Früher haben sie die Aussenleiste aus einem Stück Donaueiche gesägt. Lieber drei Tage lang schleifen, spachteln und pinseln, als irgendwelchen neuen Schrott einbauen lassen. Oder es zu verkaufen, was einem eigentlich jeder rät. Geht gar nicht.
Vor ein paar Jahren hat mir jemand Bilder eines grossen Hauses gezeigt, das an eine Erbengemeinschaft ging. Sie haben es verkauft, es wurde abgerissen, und auf dem grossen Grundstück stehen heute drei Doppelhäuser. Das alte Haus war natürlich etwas abgewohnt, verschlissen und dürftig restauriert, es atmete noch den Geist der früheren Besitzer. Für die Erben war es voller Erinnerungen, aber das Geld half gegen alle Sentimentalitäten. Es gab niemanden, der laut genug nein sagte. Es gab verdammt gute Vernunftgründe, jeder bekam seinen Teil, der wahrscheinlich längst an die Konsumgüterindustrie dieses oder eines anderen Landes gefallen ist. Die Person am Auslöser war ein Grenzfall, die hätte sich vielleicht anders entschieden, aber letztlich dann...
Die demographische Entwicklung sorgt dafür, dass von einer Generation der Erben die Rede ist. Es gibt nicht "die Erben". Mit Verlaub: Es gibt eine grosse Generation der Wurschtigen, und eine kleine Generation der Dabeibleiber, quer durch alle sozialen und politischen Gruppen. Es gibt Bayern, die nach drei Jahrhunderten den Bauernhof "heiss" sanieren, es gibt Leute, die ihre Eltern gehasst haben und es behalten, weil sie sich vom Nussbaum nicht trennen können, auf den sie in ihrer Kindheit geklettert sind. Manche schreien, wenn sie in ihrem neuen SLK fahren, und andere, wenn sie Schiefer in den Fingern haben. Manche sehen die Scharten, andere die Geschichte. Die einen hic bekommen rationale Gründe von ihrem Anlageberater, die anderen haec höhnisches Gelächter wegen der Minimalrendite. Manche leisten sich endlich die Weltreise, andere verzichten 3 Monate auf Freizeit. Die einen ficken sich durch Thailand, die anderen sind wegen dem Acrylschweissgestank und der Schufterei horizontal ungeniessbar. Und nur die wenigsten der ersten Gruppe werden es bereuen, bevor sie Hepathitis C bekommen oder die bombensichere Anlage zur Tretmine wurde.
Genug geärgert. Die zweite Gruppe geht zurück zu Spachtel und Pinsel. Und wenn das erst mal fertig ist, werden hier die grossen, privaten Mirabeau-Festspiele gegeben.
donalphons, 01:57h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 24. Juni 2005
Dirt Picture Contest - Get your Kicks
on Route 666. Die Strecke beginnt beim grossen Werk, vorbei an grauen Blocks und einem grossen, hässlichen Friedhof zu einer alten, heruntergekommenen Shopping Mall der 70er Jahre, gegenüber ist dann dieses Ambiente, das fast aus einem Road Movie im Mittelwesten stammen könnte.
Dann kommt die Bowlingbahn, ein paar bessere Geschäfte, das Viertel der Ärzte, eine grössere Grünfläche, das Erdbeerfeld, nochmal Grün, und dann das Viertel, in dem man wohnt, wenn man dazu gehört. Nie würde man dort zugeben, dass man aus alter Gewohnheit ab und zu, wenn es die besseren Spiesser packt, bei diesem Wagen auf dem Bild ein halbes Hendl, triefend und fettig, kauft.
Dann kommt die Bowlingbahn, ein paar bessere Geschäfte, das Viertel der Ärzte, eine grössere Grünfläche, das Erdbeerfeld, nochmal Grün, und dann das Viertel, in dem man wohnt, wenn man dazu gehört. Nie würde man dort zugeben, dass man aus alter Gewohnheit ab und zu, wenn es die besseren Spiesser packt, bei diesem Wagen auf dem Bild ein halbes Hendl, triefend und fettig, kauft.
donalphons, 22:42h
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Trümmerfrau bei der Frühstückspause
Und mit diesen Worten schaltet Ihr bitte um zu Andrea Diener und ihrer einzigartigen Haiderösiländische Hirnfick-Betrachtung unter Beteiligung altneuaktuellster Ossiinstitutsprodukte für angewandte Literaturbetriebshurerei.
donalphons, 04:21h
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Merkels Sturmtruppen
in voller Aktion: Eine kleine Säuberung beim Spiegel. Ist das das neue Motto dort? "Marschier im Namen Angelas und Steingarts oder verrecke, Du Redakteurssau."
donalphons, 02:27h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 24. Juni 2005
Real Life 23.06.05 - Abifeier
Sie haben es hinter sich und lassen es nochmal krachen. Das heisst, die Zeiten, als das Schultor über Nacht zugemauert oder das Lehrerzimmer mit Stroh verfüllt wurden, sind natürlich vorbei, heute bedeutet es krachen lassen Lärmbelästigung durch ein perfekt organisiertes Showprogramm. Die Abfolge ist dank Profi-PA überhaupt nicht zu überhören. Und dann rufen sie eine Lehrerin auf, die mit einem anderen Lehrer "Something stupid" intonieren soll, und es ist...
Es ist eine, von denen deine Mutter sagt, dass sie doch sooo nett ist. Eine von denen, deren Väter auf einem urteutsch-christlichen Namen bestand, und du hast damals schon gesagt, dass all die wohlerzogenen Gerlindes und Isoldes und Antonias und Marie-Christines später mal ebensolche abartigen Gymnasialschreckschrauben werden, wie die, die du nicht leiden konntest. Und sie dich auch nicht, wie auch ihre designierten Nachfolgerinnen. Sie machen den von ihren Vätern bevorzugten Namen alle Ehre. Die spezifische Nettigkeit ist die Saat des Bösen in ihnen, und es erfüllt dich nicht wirklich mit Trauer, dass sich die heutige Schülergeneration einen miserablen Ruf verdient hat - es ist sicher kein Spass, diese verkommene Brut inkompetenter Eltern zu Sekundärtugenden zu zwingen.
Da drüben also bringt eine von denen Dir das erzwungene Ständchen, ohne den Text zu können. Naja, es geht ja auch um Gefühle in dem Lied, dafür gab´s in den LKs dieser Stadt mit ihren gottverdammten Dünkeln und ihrer Kurochester-Oberschicht keine Punkte. Die Sängerin wider Willen war übrigens verdammt gut, und jetzt sitzt du hier oben, wie sie ihr Stimmchen zu Markte trägt, ohne die Seele reinzulegen, die sie mutmasslich nicht hat, und du, auf dessen Englisch und Deutsch hier keiner jemals was gegeben hat, bist Schriftsteller und Journalist, nachher ruft New York an. Fuck, möchtest Du rüberbrüllen, FUCK was ist nur aus Euch allen geworden, von hier an geht es nur noch abwärts und ein paar Gehaltsstufen nach oben, und alles, was Euch am Leben hält, ist die Hoffnung, irgendwann Oberstudiendirektor zu werden und das kleinstmögliche Verdienstkreuz zu bekommen, weil ihr auch Chef der kreuzkonservativen Lehrerortsgruppe gewesen seid. FUCK you know, ihr macht Euch da drüben einmal jährlich zum Kasperl, und den Rest des Jahres zur Stütze einer Gesellschaft, die so alt ist wie die Dummheit, und nach Euch wird wieder ein Strom der Etepetetes in die Schulen ziehen, um die Tradition der ewigen Dorftrottel fortzuschreiben.
Nach 3.30 Minuten ist die Karaoke-Maschine abgelaufen, und sie hat es überstanden. Du auch. Sie wird morgen, sehr früh wieder in die Schule gehen, und du, der du das frühe Aufstehen immer gehasst hast, wirst nach einer langen Nacht komatös den ruhigen Schlaf der Fiesen, Gemeinen und Ungerechten schlafen.
Es ist eine, von denen deine Mutter sagt, dass sie doch sooo nett ist. Eine von denen, deren Väter auf einem urteutsch-christlichen Namen bestand, und du hast damals schon gesagt, dass all die wohlerzogenen Gerlindes und Isoldes und Antonias und Marie-Christines später mal ebensolche abartigen Gymnasialschreckschrauben werden, wie die, die du nicht leiden konntest. Und sie dich auch nicht, wie auch ihre designierten Nachfolgerinnen. Sie machen den von ihren Vätern bevorzugten Namen alle Ehre. Die spezifische Nettigkeit ist die Saat des Bösen in ihnen, und es erfüllt dich nicht wirklich mit Trauer, dass sich die heutige Schülergeneration einen miserablen Ruf verdient hat - es ist sicher kein Spass, diese verkommene Brut inkompetenter Eltern zu Sekundärtugenden zu zwingen.
Da drüben also bringt eine von denen Dir das erzwungene Ständchen, ohne den Text zu können. Naja, es geht ja auch um Gefühle in dem Lied, dafür gab´s in den LKs dieser Stadt mit ihren gottverdammten Dünkeln und ihrer Kurochester-Oberschicht keine Punkte. Die Sängerin wider Willen war übrigens verdammt gut, und jetzt sitzt du hier oben, wie sie ihr Stimmchen zu Markte trägt, ohne die Seele reinzulegen, die sie mutmasslich nicht hat, und du, auf dessen Englisch und Deutsch hier keiner jemals was gegeben hat, bist Schriftsteller und Journalist, nachher ruft New York an. Fuck, möchtest Du rüberbrüllen, FUCK was ist nur aus Euch allen geworden, von hier an geht es nur noch abwärts und ein paar Gehaltsstufen nach oben, und alles, was Euch am Leben hält, ist die Hoffnung, irgendwann Oberstudiendirektor zu werden und das kleinstmögliche Verdienstkreuz zu bekommen, weil ihr auch Chef der kreuzkonservativen Lehrerortsgruppe gewesen seid. FUCK you know, ihr macht Euch da drüben einmal jährlich zum Kasperl, und den Rest des Jahres zur Stütze einer Gesellschaft, die so alt ist wie die Dummheit, und nach Euch wird wieder ein Strom der Etepetetes in die Schulen ziehen, um die Tradition der ewigen Dorftrottel fortzuschreiben.
Nach 3.30 Minuten ist die Karaoke-Maschine abgelaufen, und sie hat es überstanden. Du auch. Sie wird morgen, sehr früh wieder in die Schule gehen, und du, der du das frühe Aufstehen immer gehasst hast, wirst nach einer langen Nacht komatös den ruhigen Schlaf der Fiesen, Gemeinen und Ungerechten schlafen.
donalphons, 01:43h
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"Schmierenjournalismus"
Eine Nachricht, die man ganz sicher nicht beim Bananenliefernaten SPON findet.
donalphons, 03:35h
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Ein kleiner Genuss spät Abends
Klischees sind Klischees, weil sie stimmen. Luxus ist teuer, Berlin ist dreckig, München ist hohl, Starnberg ist überschätzt, in Grünwalds Villen wird gemordet, der Elitesse frisst so lang Fertigpizza bis sie Mangelerscheinungen hat, und die Jeunesse Doree kleiner Städte, nun, und hier bekommt das Bild Risse, die überlebenden Mitglieder, die nicht in der Klapse oder der Ehe gelandet sind, die streichen im Schweisse ihres Angesichts Fensterrahmen hoch über der Stadt, kümmern sich um Blumen und richten anderen den Abfluss. Kurz, gegen Sonnenuntergang endet der Arbeitstag, der mit einem bescheuerten Anruf einer typisch uninformiertenBerliner Verwaltungsangestellten begann, die zwar um 8 Uhr am Telefon, nicht aber wirklich bei Besinnung ist. Und der letzte Vertreter der Jeunesse überlegt bei einer Kanne Tee, was er heute Abend zu sich nehmen will. Gegenüber blickt er direkt in die Küchenzeile einer Elitesse, die junge Dame öffnet den Kühlschrank und entnimmt ihm das charakteristische Pappquadrat von Maitre Dr. Oetker - hoffentlich. Oder aber auch irgendwelche No-Name-Pizza.
Das muss nicht sein. Die 2,30 Euro für den vorproduzierten Tiefkühlkrempel - ja, schon gut, auch der Verfasser hat schon mal, trotzdem kein Grund, es zu tun - sind anderweitig besser angelegt. Zum Beispiel mit einem in etwa gleich teuren Omlett, dessen Zutaten heute frisch auf dem Wochenmarkt eingekauft wurden. Das geht ausserdem schneller. Und zwar so:
2 erstklassige Eier aus Biohaltung (0,40 Euro) in einer Schale gut durchquirlen. Etwas Butter (0,05 Euro) bei mittlerer Hitze in einer Pfanne zerlaufen lassen, dazu etwas Petersilie und Rosmarin aus dem Dachgarten.70 Gramm Oberpfälzer Pfifferlinge (1 Euro) waschen und brechen, in der Pfanne etwa 4 Minuten andünsten. Eine Handvoll Rucola (0,25 Euro) waschen und in 2 cm lange Stücke schneiden. 30 Gramm jungen Asiago (0,50 Euro) in kleine Stücke schneiden. Die Eier in die Pfanne geben, nach zwei Minuten den Ruccola dazu und mit dem Käse überstreuen. Salzen und frisch pfeffern; sobald der Käse schön zerlaufen ist, sollte das Omlett unten goldbraun und gut durch sein - und dann sofort auf der Dachterasse serviert werden. Macht 2,20 Euro und etwa 15 Minuten Arbeit. Ein leichter Weisswein wäre für Nichtabstinenzler angemessen, ein würziges Weissbrot, etwa mit Kümmel, ist dazu sehr zu empfehlen.
Gegenüber hat die Elitesse inzwischen den Rolladen runtergelasen und erspart dem Betrachter damit die Verpflichtung, Mitleid bei ihrem Anblick vor kargem Mahl von Ikea-Keramik empfinden zu müssen, selbst, wenn es ein selbstgewähltes, nicht weniger frei bestimmtes Schicksal als das des Verfassers ist. Statt dessen wendet sich der Blick zwischendrin zum Universum, das in seiner unendlichen Güte nicht weniger als diesen Himmel auffährt, an dem gemessen die 16,7 Millionen Farben einer Digitalkamera erbärmlich wenig sind.
hier ca. 67kb gross
Allein die Dokumantationszwecke rechtfertigen diesen müden Abklatsch. Und hier, bei diesem Anblick nun fügt sich das Klischee der oben erwähnten Jeunesse Doree wieder zu einem harmonischen Ganzen: Auf der Dachterasse liegend, selbstzufrieden und ein ganz klein wenig arrogant. Danach in Waughs schiefer Ebene lesend, bis es ganz dunkel wird und am Firmament die unendliche Pracht der Sterne erglüht.
Das muss nicht sein. Die 2,30 Euro für den vorproduzierten Tiefkühlkrempel - ja, schon gut, auch der Verfasser hat schon mal, trotzdem kein Grund, es zu tun - sind anderweitig besser angelegt. Zum Beispiel mit einem in etwa gleich teuren Omlett, dessen Zutaten heute frisch auf dem Wochenmarkt eingekauft wurden. Das geht ausserdem schneller. Und zwar so:
2 erstklassige Eier aus Biohaltung (0,40 Euro) in einer Schale gut durchquirlen. Etwas Butter (0,05 Euro) bei mittlerer Hitze in einer Pfanne zerlaufen lassen, dazu etwas Petersilie und Rosmarin aus dem Dachgarten.70 Gramm Oberpfälzer Pfifferlinge (1 Euro) waschen und brechen, in der Pfanne etwa 4 Minuten andünsten. Eine Handvoll Rucola (0,25 Euro) waschen und in 2 cm lange Stücke schneiden. 30 Gramm jungen Asiago (0,50 Euro) in kleine Stücke schneiden. Die Eier in die Pfanne geben, nach zwei Minuten den Ruccola dazu und mit dem Käse überstreuen. Salzen und frisch pfeffern; sobald der Käse schön zerlaufen ist, sollte das Omlett unten goldbraun und gut durch sein - und dann sofort auf der Dachterasse serviert werden. Macht 2,20 Euro und etwa 15 Minuten Arbeit. Ein leichter Weisswein wäre für Nichtabstinenzler angemessen, ein würziges Weissbrot, etwa mit Kümmel, ist dazu sehr zu empfehlen.
Gegenüber hat die Elitesse inzwischen den Rolladen runtergelasen und erspart dem Betrachter damit die Verpflichtung, Mitleid bei ihrem Anblick vor kargem Mahl von Ikea-Keramik empfinden zu müssen, selbst, wenn es ein selbstgewähltes, nicht weniger frei bestimmtes Schicksal als das des Verfassers ist. Statt dessen wendet sich der Blick zwischendrin zum Universum, das in seiner unendlichen Güte nicht weniger als diesen Himmel auffährt, an dem gemessen die 16,7 Millionen Farben einer Digitalkamera erbärmlich wenig sind.
hier ca. 67kb gross
Allein die Dokumantationszwecke rechtfertigen diesen müden Abklatsch. Und hier, bei diesem Anblick nun fügt sich das Klischee der oben erwähnten Jeunesse Doree wieder zu einem harmonischen Ganzen: Auf der Dachterasse liegend, selbstzufrieden und ein ganz klein wenig arrogant. Danach in Waughs schiefer Ebene lesend, bis es ganz dunkel wird und am Firmament die unendliche Pracht der Sterne erglüht.
donalphons, 02:26h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 22. Juni 2005
Die kürzerste Nacht des Jahres,
niemals ist das Licht, das Morgengrauen näher, und unten im Kasernenhof hat sich eine kleine Gruppe zu enttäuschender Zukunftshoffnungen versammelt, an einem Biertisch, und ihr Gekicher und die Wortfetzen dringen herauf auf die Dachterasse. Sie sitzen nicht allzu oft da unten, es gibt nicht viele Gelegenheiten durch den Druck, das Studium möglichst schnell zu absolvieren. Selbst die Freizeit ist bei denen teilweise organisiert, die Parties werden zu Events, bei denen sie Marketing üben. Das ist die Zukunft, wahrscheinlich auch an den Unis, bei denen ich war, in den Fächern, die damit nichts zu tun hatten und sich im Kampf um Awareness längst auch an diesem Eselsrennen in das hohle Gequatsche beteiligen, bis sie dann vielleicht ihren Artikel auf der SPON-Hochschulseite bekommen.
Da unten ist die Zukunft gerade im Freeze Mode, sie sitzen einfach so da, ohne die Willingness 2 do something 4 Career, die bei ihnen laut der Welt, aus der ich komme, immer abrufbar sein sollte. Es gibt diese Nacht bestenfalls vier mal während ihrer kurzen Zeit hier, und einmal lernen sie gerade für ihr viel zu frühes Diplom, mit dem sie dann, gerade mal 23 Jahre alt, eine Welt erobern wollen, die trotz Globalisierung und dem ständigen Bedarf an Conquistadores nicht unbedingt auf sie gewartet hat. Ausser vielleicht als Trainpersonal oder Hilfstruppen.
Denn da draussen hat sich die Welt gewandelt. Internet-Marketing und eCRM, zu Beginn ihres Studiums noch die Zukunft des Faches, sind heute so gut wie tot, die Spezialisten dafür sind beim Arbeitsamt. Kein Grund zum Mitleid, auch nichts anderes als die armen Schweine in NRW in ihren Bergwerken, eine sterbende Branche, mit dem kleinen Unterschied, dass dem Kumpel kein Papa den Verlegenheits-MBA in der Schweiz bezahlt. Oder dass sich die Elitesse durchringt und trotz der Ödnis von Testaten und Buchprüfung mit diesem Schwerpunkt noch einen Master dranhängt, auch wenn das so überhaupt nichts mit dem tollen Beruf mit Afterwork und Wachstumshype zu tun hat, den sie sich zum Beginn des Studiums erträumt hat.
Vielleicht kommen sie dennoch irgendwo unter. Es ist nicht wirklich schwer, denn der globalisierte Markt hat sich auf sie eingestellt. Die Gruppe der Career Starter, die früher zwischen 25 und 27 Jahre alt war, ist jetzt eben zwischen 23 und 27 Jahre alt. Ihre Zahl hat sich mal eben verdoppelt, aber die Opportunities sind gleich geblieben. Also hat man aus einer festen Stelle zwei Praktikantenjobs gemacht, und verlangt das einfach mal zum Berufseinstieg. Manager, tss, in München allein soll es etwa 6000 bis 8000 mehr oder weniger arbeitslose, ehemalige Führungskräfte geben, die meisten trauen sich nichts aufs Arbeitsamt und hoffen auf ihr Netzwerk und auf die Stellenanzeigen in der FAZ. Da sieht es für Neulinge nicht gut aus, und wenn doch, dann nur zu Sonderkonditionen. Marktwirtschaft, Baby, Angebot und Nachfrage, und Sozialstaat, Baby, kein Kind und Familie und es ist keine soziale Härte, dich zu feuern, und gerade im mittleren Management, wo du hin willst, gibt es noch eine Menge Einsparpotentiale.
Das ist nicht neu, aber bis vor vier Jahren konnte man noch gründen und von Chancen träumen. Vor vier Jahren erzählte mir einer da unten im Hof was davon, dass sie eine enorm hohe Gründerquote haben. Heute geht es nur in die Sackgasse der"Flandering Phase" "Floundering Period", der Zappelphase mit 100 bundsweiten Absagen, die so gar nicht zu den Career Days passen wollen, die an den Unis abgehalten werden. Die Wirtschaft belügt sie alle. Sie sagt: Wir helfen den Unis bei der bedarfsgerechten Ausbildung - und meint: Schafft uns eine üppige Auswahl, we take the best, was ihr mit dem Rest macht, ist euer Problem. Sie sagt: Verkürzt die Studienzeiten, und meint: Wir brauchen eine mobile, anspruchslose Reserve, die die Schnauze hält, um überhaupt irgendwas machen zu dürfen. Sie sagt: Orientiert euch an der Praxis, und meint: Nehmt uns die Kosten der betrieblichen Bildung ab. Sie sagt, die Unis müssen das im globalen Wettbewerb tun, präsentieren ihre dinkelbraunen Quoteninder und die Haarspray-Killerin aus der HR mit Westküsten-MBA als die Rollenmodelle der Zukunft, die mit schöner Regelmässigkeit scheitert, wie man an so gut wie jeder M&A-Studie sehen kann.
Und inzwischen jammert die Wirtschaft - zurecht, übrigens - über die mangelnde Qualifikation der Turbostudenten. Nicht allzu laut, denn ein Bachelor-Depp gibt immer noch einen akzeptablen Prakti ab, und Basic Competences wie Kaffe kochen kann man auch von IPO-Spezialistinnen erwarten. Da unten glauben sie an das Rennen der Besten und daran, dass sie hier auf der richtigen Startbahn sind, aber in Wirklichkeit wird sie nachher der selbe, aufreibende Verteilungskampf treffen, der uns in den nächsten Jahren bevorsteht, und man kann nur hoffen, dass sie es intern mit der ganzen unsolidarischen Härte tun, die sie sich im Kampf der sich für die Besten haltenden angeeignet haben. Zweifel gibt es nur in den ersten Semestern und später mal, wenn eine Firma die Übernahmezusage nicht eingehalten hat, aber selbst das wird nicht offen kommuniziert.
Irgendwann werden sie sich mit dem Sachbearbeiterposten in der Kreissparkasse abgefunden haben. Was dann zumindest der sichere Arbeitsplatz ist, der nach ihrer früheren Ideologie nur bedingt einer Eigenkapitalrendite von 20% auf einem globalisierten Markt und seinen stets optimierten Mechansmen zuträglich wäre. Zum Glück versteht der Mittelständler, mit dem sie dann zu tun haben, davon nichts.
So gegen ein Uhr packen sie dann unten zusammen und gehen in ihre kleinen Wohnungen. Allein, versteht sich.
Da unten ist die Zukunft gerade im Freeze Mode, sie sitzen einfach so da, ohne die Willingness 2 do something 4 Career, die bei ihnen laut der Welt, aus der ich komme, immer abrufbar sein sollte. Es gibt diese Nacht bestenfalls vier mal während ihrer kurzen Zeit hier, und einmal lernen sie gerade für ihr viel zu frühes Diplom, mit dem sie dann, gerade mal 23 Jahre alt, eine Welt erobern wollen, die trotz Globalisierung und dem ständigen Bedarf an Conquistadores nicht unbedingt auf sie gewartet hat. Ausser vielleicht als Trainpersonal oder Hilfstruppen.
Denn da draussen hat sich die Welt gewandelt. Internet-Marketing und eCRM, zu Beginn ihres Studiums noch die Zukunft des Faches, sind heute so gut wie tot, die Spezialisten dafür sind beim Arbeitsamt. Kein Grund zum Mitleid, auch nichts anderes als die armen Schweine in NRW in ihren Bergwerken, eine sterbende Branche, mit dem kleinen Unterschied, dass dem Kumpel kein Papa den Verlegenheits-MBA in der Schweiz bezahlt. Oder dass sich die Elitesse durchringt und trotz der Ödnis von Testaten und Buchprüfung mit diesem Schwerpunkt noch einen Master dranhängt, auch wenn das so überhaupt nichts mit dem tollen Beruf mit Afterwork und Wachstumshype zu tun hat, den sie sich zum Beginn des Studiums erträumt hat.
Vielleicht kommen sie dennoch irgendwo unter. Es ist nicht wirklich schwer, denn der globalisierte Markt hat sich auf sie eingestellt. Die Gruppe der Career Starter, die früher zwischen 25 und 27 Jahre alt war, ist jetzt eben zwischen 23 und 27 Jahre alt. Ihre Zahl hat sich mal eben verdoppelt, aber die Opportunities sind gleich geblieben. Also hat man aus einer festen Stelle zwei Praktikantenjobs gemacht, und verlangt das einfach mal zum Berufseinstieg. Manager, tss, in München allein soll es etwa 6000 bis 8000 mehr oder weniger arbeitslose, ehemalige Führungskräfte geben, die meisten trauen sich nichts aufs Arbeitsamt und hoffen auf ihr Netzwerk und auf die Stellenanzeigen in der FAZ. Da sieht es für Neulinge nicht gut aus, und wenn doch, dann nur zu Sonderkonditionen. Marktwirtschaft, Baby, Angebot und Nachfrage, und Sozialstaat, Baby, kein Kind und Familie und es ist keine soziale Härte, dich zu feuern, und gerade im mittleren Management, wo du hin willst, gibt es noch eine Menge Einsparpotentiale.
Das ist nicht neu, aber bis vor vier Jahren konnte man noch gründen und von Chancen träumen. Vor vier Jahren erzählte mir einer da unten im Hof was davon, dass sie eine enorm hohe Gründerquote haben. Heute geht es nur in die Sackgasse der
Und inzwischen jammert die Wirtschaft - zurecht, übrigens - über die mangelnde Qualifikation der Turbostudenten. Nicht allzu laut, denn ein Bachelor-Depp gibt immer noch einen akzeptablen Prakti ab, und Basic Competences wie Kaffe kochen kann man auch von IPO-Spezialistinnen erwarten. Da unten glauben sie an das Rennen der Besten und daran, dass sie hier auf der richtigen Startbahn sind, aber in Wirklichkeit wird sie nachher der selbe, aufreibende Verteilungskampf treffen, der uns in den nächsten Jahren bevorsteht, und man kann nur hoffen, dass sie es intern mit der ganzen unsolidarischen Härte tun, die sie sich im Kampf der sich für die Besten haltenden angeeignet haben. Zweifel gibt es nur in den ersten Semestern und später mal, wenn eine Firma die Übernahmezusage nicht eingehalten hat, aber selbst das wird nicht offen kommuniziert.
Irgendwann werden sie sich mit dem Sachbearbeiterposten in der Kreissparkasse abgefunden haben. Was dann zumindest der sichere Arbeitsplatz ist, der nach ihrer früheren Ideologie nur bedingt einer Eigenkapitalrendite von 20% auf einem globalisierten Markt und seinen stets optimierten Mechansmen zuträglich wäre. Zum Glück versteht der Mittelständler, mit dem sie dann zu tun haben, davon nichts.
So gegen ein Uhr packen sie dann unten zusammen und gehen in ihre kleinen Wohnungen. Allein, versteht sich.
donalphons, 17:31h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 21. Juni 2005
Cepco AG braucht keine Patientenkartei mehr,
mit der Nummer 1507 IN 1421/05 des Münchner Amtsgerichts. Noch einmal so eine Story, wie sie in meinem Buch steht... Cepco wollte allen Ernstes Central Patientfile Communication machen, sprich, Patientenkarteien im Internet abrufbar machen, und das im grossen, weltweiten Stil. Bei 6 Milliarden potentiellen Kranken ein gigantischer Markt. Jeder Patient hat dann sein persönliches Portal, auch auf Handy oder Handheld...
Ich denke, es gibt eine ganze Menge alter Jammerlappen beim Kaffeeklatsch, die sowas wunderbar fänden, um sich zwischen Sachertorte und Espresso die neuesten Zivilisationskrankheiten a la Mode aufzuschwatzen. Nur haben die kein Internet. Was den grossen Markt erheblich verkleinert. So klein wie ein Darmverschluss, der bekanntlich tödlich sein kann
Ich denke, es gibt eine ganze Menge alter Jammerlappen beim Kaffeeklatsch, die sowas wunderbar fänden, um sich zwischen Sachertorte und Espresso die neuesten Zivilisationskrankheiten a la Mode aufzuschwatzen. Nur haben die kein Internet. Was den grossen Markt erheblich verkleinert. So klein wie ein Darmverschluss, der bekanntlich tödlich sein kann
donalphons, 19:00h
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cosmic-media - da schwimmt was in der See vor Sylt
und das hat den süsslichen Geruch, den New Media Agenturen nun mal so verströmen, wenn sie Nummern wie 5 IN 65/05 im Amtsgericht an den kleinen Zeh gebunden bekommen. Eigentlich sollte zwischen fetten Kühen und dullen Grietjen, zwischen Immohaifischen und Dorfkrüglern genug Sonderkonjunktur sein, um eine derartige Firma ein paar Zentimer über Wasser zu halten - sollte man meinen. Damit Sprüche über den Gründer a la "gelang es nach kurzer Zeit den Namen cosmic-media.de in der Welt der Medien zu etablieren" nicht allzu peinlich kommen.
Mit auf den Meeresgrund sinken übrigens auch gleich ein halbes virtuelle Dutzend Inselplattformen. Kein Wunder, wer sich Sylt noch leisten kann, braucht keine Internetsuche. Macht alles das Büro. Und nein, ich klann Sylt absolut nicht leiden, das war schlimmer als Berlin. Und natürlich ist das hier nur ein kleiner Steckerlfisch gegen das hier.
Mit auf den Meeresgrund sinken übrigens auch gleich ein halbes virtuelle Dutzend Inselplattformen. Kein Wunder, wer sich Sylt noch leisten kann, braucht keine Internetsuche. Macht alles das Büro. Und nein, ich klann Sylt absolut nicht leiden, das war schlimmer als Berlin. Und natürlich ist das hier nur ein kleiner Steckerlfisch gegen das hier.
donalphons, 18:27h
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Ein kleines Sommergericht,
welches ist eigentlich eine Vorspeise,
und ergo wunderbar geeignet für heisse Tage,
da deren Zubereitung dauert nur 10 Minuten,
dero grösster Teil man den Elitessen beim Abhetzen
für ihre ungewisse Zukunft zuschauen kann,
denn was soll schon ausser Sachbearbeiterinnen
aus ihnen werden nach dem Diploma,
da ist nichts mit prächtigem Schmausen,
da wird sein Schmalhans Küchenmeister,
da werden die Kaserollen des Caterings
sich nie mehr füllen mit gespesten Spezereien,
und insofern ist die schlichte, feine Speise
fast schon ein Ideal für die kleine Welt,
in der die schlechteren Söhne der besseren Familien
sintemalen das Stammhaus verschönern,
niedergeschrieben im traumhaften Sommer
im Bayern des Jahres MM et V.
Dabei, liebe Leser, handelt es sich um Champignons spanischer, manche sagen auch kalabreser Art. Egal, das Rezept ist nicht selten, und ganz vorzüglich auch nördlich der Alpen anwendbar. Besagte schlechtere Söhne sollen nehmen:
400 Gramm nicht mehr ganz frische, mittelgrosse Champignons
Rosmarin, Salbei, ein Teelöffel klein geschnittener weisser Speisezwiebel, Salz und Pfeffer, etwas Balsamico-Essig und drei Esslöffel Olivenöl, ein Esslöffel geriebener Parmesan (deftig) oder Asiago (mild).
Die Zubereitung schafft jeder, der schon mal eine Päckchensuppe gekocht hat: Pilze achteln, in kochendes Wasser geben und etwa 3-5 Minuten (je nach Alter) köckeln lassen. Abseien, Gewürze, Zwiebeln und Öl in eine Glasschale geben, Pilze dazutun, mit dem Käse überstreuen und vermischen, salzen und, nein, nicht pfeffern. Weisse Pfefferkörner in einem Mörser, idealerweise in einem Bronzemörser der jesuitischen Vorbesitzer dieses Hauses (terminus ante quem 1773) zerstossen und dazu geben.
Das, liebe Leser, hat Stil. Vergesst mal lieber ganz schnell die peinlichen Pfeffermühlen. Am besten vergesst ihr sie, solange die Pilze eine Stunde im Kühlschrank Öl und Essig ziehen und auf angenehme 5-8 Grad abkühlen. Dann draussen mit frischem Weissbrot und etwas Frischkäse, wie Saint Ceols, und eventuell Rucola geniessen. Das Leben ist schön.
und ergo wunderbar geeignet für heisse Tage,
da deren Zubereitung dauert nur 10 Minuten,
dero grösster Teil man den Elitessen beim Abhetzen
für ihre ungewisse Zukunft zuschauen kann,
denn was soll schon ausser Sachbearbeiterinnen
aus ihnen werden nach dem Diploma,
da ist nichts mit prächtigem Schmausen,
da wird sein Schmalhans Küchenmeister,
da werden die Kaserollen des Caterings
sich nie mehr füllen mit gespesten Spezereien,
und insofern ist die schlichte, feine Speise
fast schon ein Ideal für die kleine Welt,
in der die schlechteren Söhne der besseren Familien
sintemalen das Stammhaus verschönern,
niedergeschrieben im traumhaften Sommer
im Bayern des Jahres MM et V.
Dabei, liebe Leser, handelt es sich um Champignons spanischer, manche sagen auch kalabreser Art. Egal, das Rezept ist nicht selten, und ganz vorzüglich auch nördlich der Alpen anwendbar. Besagte schlechtere Söhne sollen nehmen:
400 Gramm nicht mehr ganz frische, mittelgrosse Champignons
Rosmarin, Salbei, ein Teelöffel klein geschnittener weisser Speisezwiebel, Salz und Pfeffer, etwas Balsamico-Essig und drei Esslöffel Olivenöl, ein Esslöffel geriebener Parmesan (deftig) oder Asiago (mild).
Die Zubereitung schafft jeder, der schon mal eine Päckchensuppe gekocht hat: Pilze achteln, in kochendes Wasser geben und etwa 3-5 Minuten (je nach Alter) köckeln lassen. Abseien, Gewürze, Zwiebeln und Öl in eine Glasschale geben, Pilze dazutun, mit dem Käse überstreuen und vermischen, salzen und, nein, nicht pfeffern. Weisse Pfefferkörner in einem Mörser, idealerweise in einem Bronzemörser der jesuitischen Vorbesitzer dieses Hauses (terminus ante quem 1773) zerstossen und dazu geben.
Das, liebe Leser, hat Stil. Vergesst mal lieber ganz schnell die peinlichen Pfeffermühlen. Am besten vergesst ihr sie, solange die Pilze eine Stunde im Kühlschrank Öl und Essig ziehen und auf angenehme 5-8 Grad abkühlen. Dann draussen mit frischem Weissbrot und etwas Frischkäse, wie Saint Ceols, und eventuell Rucola geniessen. Das Leben ist schön.
donalphons, 17:49h
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An der Grenze zwischen Tag und Nacht,
unterhalb der Schleierwolken, der einzigen Wolken des Tages, fliegt eine Maschine Richtung Nord-Nord-Osten - vermutlich eine Abendmaschine von München nach Berlin.
Grauenvolle Vorstellung, das Ankommen in Berlin TXL, die flirrende Backofenhitze in der versiegelten Stadt, ein kleines, wohliges Gruseln auf dem Deck Chair, mein Ex-Fast-Nachbar Matthias zieht da hin, der Ärmste, dann noch eine Tasse Tee, und die Hand streichelt eine Berliner Stadtpflanze, einen Thymian, der vom Berliner Balkon kommt und hier nun prächtig gedeiht. Danach etwas über die Pleiten der Medienkonzerne in der Blogosphäre schreiben. Das Leben ist schön.
Grauenvolle Vorstellung, das Ankommen in Berlin TXL, die flirrende Backofenhitze in der versiegelten Stadt, ein kleines, wohliges Gruseln auf dem Deck Chair, mein Ex-Fast-Nachbar Matthias zieht da hin, der Ärmste, dann noch eine Tasse Tee, und die Hand streichelt eine Berliner Stadtpflanze, einen Thymian, der vom Berliner Balkon kommt und hier nun prächtig gedeiht. Danach etwas über die Pleiten der Medienkonzerne in der Blogosphäre schreiben. Das Leben ist schön.
donalphons, 04:32h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 20. Juni 2005
Sätze, die ich mag
"In spätestens zehn Jahren ist programmiertes Fernsehen ein Randmedium für die Alten und die Dummen" - von hier via hier.
Schon witzig, wenn in einer total überalteten Gesellschaft, in der ein Stoiber als Wirtschaftskompetenzling gilt und eine Merkel nicht im Sanitärbereich arbeiten muss, die Alten und die Dummen ein "Randmedium" haben sollen. Die Alten und die Dummen sind die allermeisten. Und wie deren Medienkonsum aussieht, kann sich jeder antun, wenn er mal ein Altersheim besucht. Oder nur mal seine Eltern.
Tendenziell werden die Alten und die Dummen auch nicht weniger. Das sind dann auch die Bequemen, die nur dann irgendwo einkaufen, wenn daneben ein Parkplatz ist. Das sind die Beeinflussbaren und Werbezielgruppen, im Gegensatz zu den meisten Internetfreaks, die Werbung noch nicht mal merh wahrnehmen. Die Vorstellung, dass alle tierisch interaktiv irgendwelche Streamcontents downloaden, über die Tastatur gebückt Foren nach weiteren tollen Sendungen abgrasen und die Mittelsmänner der Programmplaner überflüssig machen, ist nicht kompatibel zu Bier, Wampe, Chips und dem Wunsch nach drei Morden in der typischen Grünwalder Villa nach acht Stunden - in 10 Jahren Merstoiwelle dann eher 10 Stunden-Maloche.
Kompatibel ist es momentan nur zu Maxdome oder Youwant.com oder sonstigen lustigen Ideen aus der Zeit 1998-2001. Kennt das noch wer? Nicht? Die hatten aber schon sowas für die jungen Klugen entwick... Na egal. Vielleicht sind manche der jungen Klugen, die laut der obigen Berechnung übrig bleiben, auch einfach nur ein klein wenig vergesslich. Wahrscheinlich kreuzt bald wieder so ein junger Klugseinwollender bei Bertelsmann auf und behauptet was von Internetauto-TV-on-Demand via UMTS. Für die ganz kleinen Supachecker auf der Rückbank, die noch nie was von Jobmaschine Internet gehört haben. Oder von B2C-Marketplaces, oder vom grandiosen Erfolg der Musikplattformen, wo jeder Musiker ganz schnell zum Star werden konnte. Und sei es auch nur mit dem gesampelten Clicken auf die Reload-Taste.
Schon witzig, wenn in einer total überalteten Gesellschaft, in der ein Stoiber als Wirtschaftskompetenzling gilt und eine Merkel nicht im Sanitärbereich arbeiten muss, die Alten und die Dummen ein "Randmedium" haben sollen. Die Alten und die Dummen sind die allermeisten. Und wie deren Medienkonsum aussieht, kann sich jeder antun, wenn er mal ein Altersheim besucht. Oder nur mal seine Eltern.
Tendenziell werden die Alten und die Dummen auch nicht weniger. Das sind dann auch die Bequemen, die nur dann irgendwo einkaufen, wenn daneben ein Parkplatz ist. Das sind die Beeinflussbaren und Werbezielgruppen, im Gegensatz zu den meisten Internetfreaks, die Werbung noch nicht mal merh wahrnehmen. Die Vorstellung, dass alle tierisch interaktiv irgendwelche Streamcontents downloaden, über die Tastatur gebückt Foren nach weiteren tollen Sendungen abgrasen und die Mittelsmänner der Programmplaner überflüssig machen, ist nicht kompatibel zu Bier, Wampe, Chips und dem Wunsch nach drei Morden in der typischen Grünwalder Villa nach acht Stunden - in 10 Jahren Merstoiwelle dann eher 10 Stunden-Maloche.
Kompatibel ist es momentan nur zu Maxdome oder Youwant.com oder sonstigen lustigen Ideen aus der Zeit 1998-2001. Kennt das noch wer? Nicht? Die hatten aber schon sowas für die jungen Klugen entwick... Na egal. Vielleicht sind manche der jungen Klugen, die laut der obigen Berechnung übrig bleiben, auch einfach nur ein klein wenig vergesslich. Wahrscheinlich kreuzt bald wieder so ein junger Klugseinwollender bei Bertelsmann auf und behauptet was von Internetauto-TV-on-Demand via UMTS. Für die ganz kleinen Supachecker auf der Rückbank, die noch nie was von Jobmaschine Internet gehört haben. Oder von B2C-Marketplaces, oder vom grandiosen Erfolg der Musikplattformen, wo jeder Musiker ganz schnell zum Star werden konnte. Und sei es auch nur mit dem gesampelten Clicken auf die Reload-Taste.
donalphons, 15:58h
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Real Life 19.06.05 - Elitesse in Love
Es heisst hier nicht, wie weiter südlich, Siesta, sondern ganz banal Mittagsschlaf. Früher spiegelte sich das auch in den Geschäftszeiten wieder, und heute hält man sich zumindest im Sommer, am Sonntag noch daran. Früher Nachmittag in der Stadt, da passiert absolut nichts. Die schlechteren Söhne aus besserem Hause vertreiben sich ihre Zeit mit einer Silberschale und 8 Eiertomaten, die weit abseits von meditativem Feng Shui und der Weltentsagung der Stilleben so angeordnet werden, dass die nach oben gerichteten Nippel der Tomaten die erwartete Besucherin optisch auf das einstellt, was besagte Söhne gerne von ihr sehen würden.
Und in Gedanken an eine vielleicht verflossenes Ideal hoch im Norden summen sie: "Zieh dich aus, kleine Maus, mach dich..." Das Leben ist schön, hier oben.
In der Stadt gibt es zwei Arten von Menschen: Die einen haben eine Dachterasse und geniessen ihr Leben im unendlich blauen Äther hoch über der Stadt, die anderen haben Löcher ohne Balkon und verkümmern zwischen engen, viel zu engen Wänden. Im Winter spielt das keine Rolle, im Sommer ist es die einzig relevante Differenzierung. Die schlechteren Söhne haben Dachterassen, die Elitessen unter ihnen haben Gänge mit Überdachung und Schiessschartenfenster, und einen Kasernenhof voller Sand und Kiesel, als ob es ein Exerzierplatz wäre. Keine Blume, kein Strauch, kein Gras, kein Baum, nichts, der ideale Ort für chronische Lebenshasser und Drillfetischisten. Insofern, gut, nicht ganz unpassend für die Elitessen und sonstige Career Turbos in ihren Kasematten.
Aber zwischen dem Giessen von Basilikum und Rosmarin schnackelt ein Schloss, eine Elitesse geht zur Freitreppe und telefoniert. So, wie das herübergetragene Gewisper klingt, weil sich ihr Herz geöffnet hat, und das verträgt keine geschlossenen Räume. Sie trägt einen dieser leichten, hellbraunen, gerade noch förmlichen Röcke, die sich die Elitessen in den Metropolen beim Praktikum kaufen, Flipflops und obenrum ein halbes Nichts, das seine Existenz vor allem den schwarzen Spaghettiträgern verdankt. Schwarze Spaghetti mit Pesto a la Siciliana, sahnig und hellbraun, das wäre auch eine Idee für heute Abend.
Sie spricht leise, und lacht hell. Bessere Söhne verstehen kein Wort und trotzdem sofort, denn die Art, wie sie ans Geländer tritt, ihre Füsse durch das Gitter schiebt, die Zehen betrachtet und sie aneinander reibt, wie sie sich wieder löst, in den Schatten wandelt und sich an die Wand schmiegt, wie sie den Kopf zur Seite neigt und sich an den Hörer lehnt wie an eine Schulter, sagt alles. Der sanfte Wind spielt mit ihrem Rock und den Haaren, und sie zuft hier und da an sich. Es ist der Anruf, auf den sie gewartet hat, und sie weiss, dass er das mögen wird, was er, heute, morgen, irgendwann Nachts bei ihr finden soll.
Dann, nach langem Hin und her, ist das Gespräch vorbei. Sie lächelt das Telefon an, als die Verbindung erlischt, und tänzelt zurück in ihr Loch mit Schiessscharte. Die besseren Söhne mögen den Anblick ihres bewegten Körpers, und hoffen, dass sie jetzt irgendwas macht, das nichts mit Human Ressources Development, Marketing Strategy, Powerpoint oder kreativer Buchführung zu tun hat.
Und in Gedanken an eine vielleicht verflossenes Ideal hoch im Norden summen sie: "Zieh dich aus, kleine Maus, mach dich..." Das Leben ist schön, hier oben.
In der Stadt gibt es zwei Arten von Menschen: Die einen haben eine Dachterasse und geniessen ihr Leben im unendlich blauen Äther hoch über der Stadt, die anderen haben Löcher ohne Balkon und verkümmern zwischen engen, viel zu engen Wänden. Im Winter spielt das keine Rolle, im Sommer ist es die einzig relevante Differenzierung. Die schlechteren Söhne haben Dachterassen, die Elitessen unter ihnen haben Gänge mit Überdachung und Schiessschartenfenster, und einen Kasernenhof voller Sand und Kiesel, als ob es ein Exerzierplatz wäre. Keine Blume, kein Strauch, kein Gras, kein Baum, nichts, der ideale Ort für chronische Lebenshasser und Drillfetischisten. Insofern, gut, nicht ganz unpassend für die Elitessen und sonstige Career Turbos in ihren Kasematten.
Aber zwischen dem Giessen von Basilikum und Rosmarin schnackelt ein Schloss, eine Elitesse geht zur Freitreppe und telefoniert. So, wie das herübergetragene Gewisper klingt, weil sich ihr Herz geöffnet hat, und das verträgt keine geschlossenen Räume. Sie trägt einen dieser leichten, hellbraunen, gerade noch förmlichen Röcke, die sich die Elitessen in den Metropolen beim Praktikum kaufen, Flipflops und obenrum ein halbes Nichts, das seine Existenz vor allem den schwarzen Spaghettiträgern verdankt. Schwarze Spaghetti mit Pesto a la Siciliana, sahnig und hellbraun, das wäre auch eine Idee für heute Abend.
Sie spricht leise, und lacht hell. Bessere Söhne verstehen kein Wort und trotzdem sofort, denn die Art, wie sie ans Geländer tritt, ihre Füsse durch das Gitter schiebt, die Zehen betrachtet und sie aneinander reibt, wie sie sich wieder löst, in den Schatten wandelt und sich an die Wand schmiegt, wie sie den Kopf zur Seite neigt und sich an den Hörer lehnt wie an eine Schulter, sagt alles. Der sanfte Wind spielt mit ihrem Rock und den Haaren, und sie zuft hier und da an sich. Es ist der Anruf, auf den sie gewartet hat, und sie weiss, dass er das mögen wird, was er, heute, morgen, irgendwann Nachts bei ihr finden soll.
Dann, nach langem Hin und her, ist das Gespräch vorbei. Sie lächelt das Telefon an, als die Verbindung erlischt, und tänzelt zurück in ihr Loch mit Schiessscharte. Die besseren Söhne mögen den Anblick ihres bewegten Körpers, und hoffen, dass sie jetzt irgendwas macht, das nichts mit Human Ressources Development, Marketing Strategy, Powerpoint oder kreativer Buchführung zu tun hat.
donalphons, 14:46h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 19. Juni 2005
Bitte geht weiter.
Da links sind ein paar Links, wo mehr passiert. Hier gibt es nichts zu sehen. Hier ist nichts. Hier passiert nichts. Warum auch.
Also, zumindest passiert hier nichts, woraus man eine gute Geschichte machen könnte. Tschüss. Na gut, ein klein wenig passiert, aber das ist vollkommen bedeutungslos.
So treffen sich die führenden Spiesser dieser kleinen Stadt im ersten Haus am Platz im Sommergarten und laden ihre Kinder ein. Die hat das heisse Wetter aus der grossen Stadt hinaus in die kleine Stadt getrieben hat, wo man am Nachmittag in kleinen Seen nackt baden kann. Und da kann man auch gleich noch den familienbesuch machen, den man so lang vor sich hergeschoben hat.
Die Dachterasse, diese wunderbare Erfindung, die nur jeder 20. Stadtbewohner hat, zieht viele neidische Blicke auf sich, und obendrauf sitzen Menschen, denen es im Schatten von Markisen, Sonnenschirmen und Pflanzen gut geht. Zumal gerade Mittag gegessen wurde, mit frischen Kräutern vom Dachgarten, nicht viel, weil es zu heiss ist, aber sehr gut.
Es wird dafür viel getrunken. Von Mensch und Pflanze. Dabei ist Dünger wichtig. Pflanzen bekommen Pflanzendünger in die Kanne, damit sie die Blätter nicht hängen lassen, und Menschen bekommen Teein, damit sie geistig nicht abschlaffen.
Dabei gibt es eigentlich nichts zu tun, ausser vielleicht mit einem blauweiss gestreiften Deck Chair dem wandernden Schatten des Sonnenschirms nachzurutschen, die World of Interiors zu lesen, danach ein Königsdrama von Shakespeare, und vielleicht ein klein wenig Bloggen auf dem Thinkpad, wenn grad mal eine WLAN-Verbindung da ist. Aber was soll man schon bloggen, wenn nichts passiert. Besuch kommt erst sehr viel später, wenn es kühler wurde.
Also, wie gesagt, es passiert nichts. Aber die Art, wie hier nichts passiert, ist ganz wundervoll. Kann sich jemand vorstellen, wie so ein heisser Sonntag in, sagen wir mal, Berlin Mitte ist? Lieber nicht, aha, sehe ich auch so.
Also, zumindest passiert hier nichts, woraus man eine gute Geschichte machen könnte. Tschüss. Na gut, ein klein wenig passiert, aber das ist vollkommen bedeutungslos.
So treffen sich die führenden Spiesser dieser kleinen Stadt im ersten Haus am Platz im Sommergarten und laden ihre Kinder ein. Die hat das heisse Wetter aus der grossen Stadt hinaus in die kleine Stadt getrieben hat, wo man am Nachmittag in kleinen Seen nackt baden kann. Und da kann man auch gleich noch den familienbesuch machen, den man so lang vor sich hergeschoben hat.
Die Dachterasse, diese wunderbare Erfindung, die nur jeder 20. Stadtbewohner hat, zieht viele neidische Blicke auf sich, und obendrauf sitzen Menschen, denen es im Schatten von Markisen, Sonnenschirmen und Pflanzen gut geht. Zumal gerade Mittag gegessen wurde, mit frischen Kräutern vom Dachgarten, nicht viel, weil es zu heiss ist, aber sehr gut.
Es wird dafür viel getrunken. Von Mensch und Pflanze. Dabei ist Dünger wichtig. Pflanzen bekommen Pflanzendünger in die Kanne, damit sie die Blätter nicht hängen lassen, und Menschen bekommen Teein, damit sie geistig nicht abschlaffen.
Dabei gibt es eigentlich nichts zu tun, ausser vielleicht mit einem blauweiss gestreiften Deck Chair dem wandernden Schatten des Sonnenschirms nachzurutschen, die World of Interiors zu lesen, danach ein Königsdrama von Shakespeare, und vielleicht ein klein wenig Bloggen auf dem Thinkpad, wenn grad mal eine WLAN-Verbindung da ist. Aber was soll man schon bloggen, wenn nichts passiert. Besuch kommt erst sehr viel später, wenn es kühler wurde.
Also, wie gesagt, es passiert nichts. Aber die Art, wie hier nichts passiert, ist ganz wundervoll. Kann sich jemand vorstellen, wie so ein heisser Sonntag in, sagen wir mal, Berlin Mitte ist? Lieber nicht, aha, sehe ich auch so.
donalphons, 19:11h
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Hur nein Ka nein Journaille
Meistens kommen die Schweine damit durch - ich kannte mal einen VC, der kurz nach einem erfolgreichen IPO sich mit einem Schreiben seiner in Paris bei einer PR-Agentur ansässigen Freundin zuerst einen Presseausweis und dann die Teilnahme an einem 800 Euro teuren Kongress erschlichen hat. Dort kam er dann ins Schleudern, als er seine Visitenkarten durcheinander brachte.
Nachdem der Kongress zwar privat durchgeführt, ansonsten aber vor allem staatlich finanziert war, machte der Veranstalter kein Aufhebens darum. Niemand verscherzte es sich in dieser kleinen Welt gern mit einem VC.
Aber so ein Landtagsabgeordneter ist ja nur Volksvertreter, da geht das nicht so leicht, auch wenn sie einen Journalistenausweis haben. Zum Glück. Denn Luxushotels sehen bei sowas nur weg, wenn ein Lobbyist die Rechnung für den Politiker übernimmt. Alles andere geht in Richtung Betrug, wenngleich nicht am Wähler.
Nachdem der Kongress zwar privat durchgeführt, ansonsten aber vor allem staatlich finanziert war, machte der Veranstalter kein Aufhebens darum. Niemand verscherzte es sich in dieser kleinen Welt gern mit einem VC.
Aber so ein Landtagsabgeordneter ist ja nur Volksvertreter, da geht das nicht so leicht, auch wenn sie einen Journalistenausweis haben. Zum Glück. Denn Luxushotels sehen bei sowas nur weg, wenn ein Lobbyist die Rechnung für den Politiker übernimmt. Alles andere geht in Richtung Betrug, wenngleich nicht am Wähler.
donalphons, 02:48h
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