Real Life 23.06.05 - Abifeier

Sie haben es hinter sich und lassen es nochmal krachen. Das heisst, die Zeiten, als das Schultor über Nacht zugemauert oder das Lehrerzimmer mit Stroh verfüllt wurden, sind natürlich vorbei, heute bedeutet es krachen lassen Lärmbelästigung durch ein perfekt organisiertes Showprogramm. Die Abfolge ist dank Profi-PA überhaupt nicht zu überhören. Und dann rufen sie eine Lehrerin auf, die mit einem anderen Lehrer "Something stupid" intonieren soll, und es ist...

Es ist eine, von denen deine Mutter sagt, dass sie doch sooo nett ist. Eine von denen, deren Väter auf einem urteutsch-christlichen Namen bestand, und du hast damals schon gesagt, dass all die wohlerzogenen Gerlindes und Isoldes und Antonias und Marie-Christines später mal ebensolche abartigen Gymnasialschreckschrauben werden, wie die, die du nicht leiden konntest. Und sie dich auch nicht, wie auch ihre designierten Nachfolgerinnen. Sie machen den von ihren Vätern bevorzugten Namen alle Ehre. Die spezifische Nettigkeit ist die Saat des Bösen in ihnen, und es erfüllt dich nicht wirklich mit Trauer, dass sich die heutige Schülergeneration einen miserablen Ruf verdient hat - es ist sicher kein Spass, diese verkommene Brut inkompetenter Eltern zu Sekundärtugenden zu zwingen.

Da drüben also bringt eine von denen Dir das erzwungene Ständchen, ohne den Text zu können. Naja, es geht ja auch um Gefühle in dem Lied, dafür gab´s in den LKs dieser Stadt mit ihren gottverdammten Dünkeln und ihrer Kurochester-Oberschicht keine Punkte. Die Sängerin wider Willen war übrigens verdammt gut, und jetzt sitzt du hier oben, wie sie ihr Stimmchen zu Markte trägt, ohne die Seele reinzulegen, die sie mutmasslich nicht hat, und du, auf dessen Englisch und Deutsch hier keiner jemals was gegeben hat, bist Schriftsteller und Journalist, nachher ruft New York an. Fuck, möchtest Du rüberbrüllen, FUCK was ist nur aus Euch allen geworden, von hier an geht es nur noch abwärts und ein paar Gehaltsstufen nach oben, und alles, was Euch am Leben hält, ist die Hoffnung, irgendwann Oberstudiendirektor zu werden und das kleinstmögliche Verdienstkreuz zu bekommen, weil ihr auch Chef der kreuzkonservativen Lehrerortsgruppe gewesen seid. FUCK you know, ihr macht Euch da drüben einmal jährlich zum Kasperl, und den Rest des Jahres zur Stütze einer Gesellschaft, die so alt ist wie die Dummheit, und nach Euch wird wieder ein Strom der Etepetetes in die Schulen ziehen, um die Tradition der ewigen Dorftrottel fortzuschreiben.

Nach 3.30 Minuten ist die Karaoke-Maschine abgelaufen, und sie hat es überstanden. Du auch. Sie wird morgen, sehr früh wieder in die Schule gehen, und du, der du das frühe Aufstehen immer gehasst hast, wirst nach einer langen Nacht komatös den ruhigen Schlaf der Fiesen, Gemeinen und Ungerechten schlafen.

Freitag, 24. Juni 2005, 01:43, von donalphons | |comment

 
Für mich herrschten erst...
...Ruhe und Gerechtigkeit, nachdem ich von diesen vollstaatlichen NRW-Klitschen weg war und meine Patres als Lehrer hatte. Gut, "Normale" waren auch dabei, in der Mehrzahl sogar, aber eben ausgewählt, nicht aufgebrummt. Entgegen aller Vorurteile keine politische oder religiöse Indoktrination oder so... aber unsere Spielchen zum Abi haben sie trotzdem mitgemacht :o)

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Jesuiten?

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Nope...
...Redemptoristen. Ziemlich weltliche Truppe :)

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Zu den besonderen Ausweisen sozialdemokratischen Bildungsversagens gehört ja, dass es der Sozialdemokratie in einer ganzen Reihe von Bundesländern tatsächlich gelungen ist, liberale, eher kirchenferne Leute in die Arme der konfessionellen Bildungseinrichtungen zu treiben.

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Schön gesagt.
Genau so sieht es aus. Weder ich noch meine Eltern waren auf eine Schulbildung scharf, bei der ich mich mit diversen und subversiven "jugendlichen Mitbürgern" hätte arrangieren müssen, deren verbale Kompetenz in syntaktischen Meisterwerken wie "Ey, Alda, pass opp, dooo!" gipfelt. An Gymnasien wohlgemerkt.

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Hmm. Ich war auf einem staatlichen Gymnasium, aber so hätte da niemand geredet. Der Redestil war sogar sehr niveauvoll, was einen Teil meiner Mitschüler nicht von extremer Gewalttätigkeit abhielt.

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Naja,
etwas übertrieben vielleicht :o) Aber es gab zumindest EIN Gymnasium in der Gegend, in dem das tatsächlich so war. Das war die Ausweichstation für die Schlechtesten bei uns.

Versetzung oder Abi gefährdet > Wechsel > Abi 2,0+ garantiert.

So sah die Formel aus. Aber zu deiner Beruhigung: meine Schwestern waren ein paar Jahre in Nonnenbunkern und wollten raus da. Die waren wohl nicht so weltlich... und den beiden hat die staatliche Schule auch nicht geschadet...

PS: Wenn du aus Bonn kommst, dann kennst du beide Schulen :)

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Die katholische Schule bei uns war eine Zuchtanstalt für bessere fräulein mit schlechterem Gehirn, und trotzdem ein menschlich absolut dreckiger Haufen, böse, gemein, und für "Betriebsunfälle" wie einen Selbstmord wegen einer ihrer hübschen kleinen Spielchen hatte man nur ein Achselzucken übrig. Ich persönlich plädiere für einen radikalen Reload der Säkularisiesrung - weg mit dem Pack aus allem, wo sie den Staat aussaugen, ganz gleich ob Schule, Schwangerschaftsberatung oder Kindergarten.

Ich könnte kotzen ohne Ende über die hiesigen, naja, es ist so ein schöner Tag, warum sollte man ihn mit Abschaum vergeuden.

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Die Frage ist...
...ob das die Schuld der Ordensleute ist oder ob es einfach daran liegt, dass entsprechend prädestinierte Kinder auf diese Schulen geschickt werden?!

Ich denke, man muss da differenzieren. Es gibt sicherlich solche und solche - auch bei den Ordensgemeinschaften. Und obwohl ich selbst nicht religiös und der Institution insbesondere der kath. Kirche *sehr* kritisch gegenüber stehe, habe ich mit meiner Schule nur gute Erfahrungen gemacht - sie war ja auch nur zu einem teil kirchlich, 2/3 der Lehrer waren schon damals weltliche, Tendenz steigend.

Ansonsten gebe ich dir Recht: Kirche raus aus allem, was Staatssache ist!

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