: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 13. Januar 2008

Empfehlung heute - Koch und Johurnaille beschämen

ist nicht schwer, wenn man Andrea Diener heisst, ein famoses Blog hat und weiss, was Recherchieren bedeutet.

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Dirt Picture Contest - man könnte natürlich

auch sagen, dass eine Matratze und ein Kühlschrank keine Automobile sind, und deshalb für sie ein Halteverbot vor einer Einfahrt nicht gilt. Und sie deshalb dort bleiben können, bis sie als Malgrund für Schmierfritzen entdeckt werden, was immer noch besser ist, als wenn sie Wände bekritzeln.



Es ist nicht wichtig, was man tut. Es ist nur wichtig, die passende Entschildigung zu haben, um genauso weiterzumachen. Berlin hat immer eine Entschuldigung: Arm, schlimme Jugend, schlechte Erziehung, die Kommunisten, Erdstrahlungen, ein goldenes Bleiherz, das geschützt werden muss durch Abzocke, Fiesheit und schlechtes Benehmen. Ein paar Tage in Berlin, und man versteht plötzlich wieder Bundespolitik, Werbung im Allgemeinen und Bestechlichkeit. Das passt hier her. Das ist hier so. Man ist nicht der Hüter seines Bruders. Man is Balina, wa, selbst wenn man Schwabe war.

Und ich? Bin weg.

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Tobias Rüther, der FAZ-Mann ohne Fakten

Irgendwann, als sie den grässlichen Stil und die ungehobelten Sitten nicht mehr ertragen konnte, mauerte Lady Astor eine Fensterfront ihres Anwesens auf Rhode Island einfach zu - um die geschmacklosen Häuser ihrer neuen Nachbarn, der Vanderbilts und Don Alphonsos und wie sie alle heißen, nicht länger ansehen zu müssen. [...] aber so schnell lassen sich Institutionen nicht unterkriegen: Das hat Lady Astor als amerikanische Institution des neunzehnten Jahrhunderts vorgemacht, als sie schließlich den Architekten der Vanderbilts anheuerte, um ihr Wohnzimmer renovieren zu lassen, nur schöner.
Jaja, die FAZ. Die Kulturzeitung. Kann es mal wieder nicht lassen, sich die Allgemeinbildung raushängen zu lassen. Dabei hätte Tobias Rüther vielleicht erst mal zeigen sollen, dass er etwas Ahnung vom Thema hat - was er schreibt, ist schlichtweg falsch.

1. Lady Astor hatte nie ein Haus auf Rhode Island. Was nicht überrascht, denn Rhode Island gehört zu Amerika, während die bekannte Lady Nancy Astor die Gattin eines Mitglieds des britischen Astor-Clans und Parlamentsabgeordnete war.

2. Es gibt auf Rhode Island ein Anwesen der amerikanischen Astors, die mit dem englischen Zweig zertritten war: Beechwood. Darin wohnte dann allerdings die berühmte "Mrs. Caroline Astor", die Grand Dame der New Yorker Gesellschaft. Mrs. und Lady Astor sind zwei völlig unterschiedliche historische Personen.

3. Gekauft haben die Astors das Haus 1881, und sogleich einen Restaurationsauftrag an Richard Morris Hunt erteilt. Für das gesamte Haus, nicht nur für ein Zimmer.


4. Besagter Richard Morris Hunt baute erst über 10 Jahre später praktisch daneben das berühmte Vanderbilt-Schloss The Breakers und ab 1888 das ebenfalls den Vanderbilts gehörende Marble House.

5. Von 1877 bis 1881 hatte Hunt allerdings tatsächlich schon für die Vanderbilts ein palastartiges Gebäude errichtet - allerdings in New York an der 5th Avenue, die man von Rhode Island aus nicht sieht.

6. Schon in der Zwischenzeit, genauer 1883, hatte sich Mrs. Astor mit den Vanderbilts arrangiert.

Fassen wir den Kern des Blösdsinns des FAZ-Schreibers also nochmal nach einer kleinen Recherche zusammen:

Mrs. Astor beschäftigte 1881 für die Renovierung ihres kompletten Anwesens Beechwood den Architekten, der Jahre später in der Nähe die Paläste der Vanderbilts errichtete, mit denen die Astors inzwischen durchaus gut umgehen konnten.

An den Behauptungen, die der Möchtegernkulturkenner Tobias Rüther aufstellt, ist nichts Wahres dran. Es ist ein Hoax, eine Lüge, vielleicht eine Legende, oder eine Erfindung ohne jede Kenntnis der Fakten, Gesabber ohne Recherche, ein Gerücht, das er sich zurechtbiegt, um sich zu erheben - und damit auf die etwas zu volle Klappe fällt.

Denn wo schreibt er das? In einem Beitrag der FAZ, der sich mit der Konkurrenz von Bloggern und Journalisten auseinandersetzt und behauptet:
Die Front gibt es also gar nicht, die sich Blogger wie Knüwer oder Don Alphonso herbeiwünschen, um in etablierten Journalisten Feinde zu sehen, Besitzstandswahrer, Gegner von der „anderen Seite“ (Don Alphonso), von hinter der Mauer und dem Mond.
Doch. Es gibt die Front zwischen denen, die glauben, sie könnten ihre Leser unbemerkt verarschen, und denen, die sich mit dem peinlichen Schlendrian von Grosskotzen nicht abfinden. Wenn Rüther nur einen Funken Anstand hat, steht morgen auf der Seite eine Entschuldigung für sein Versagen.

dito an der Blogbar.

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Freitag, 11. Januar 2008

Empfehlung heute - Qualitätsjournalismus

Wer sehen will, was man darunter heute versteht, lese nach bei der stationären Aufnahme. Wie gut für ihn, dass Herr Jörges vom Stern nicht über Blogs diskutiert. Da tut das Dasein als stellvertetender Chefredakteur gleich viel weniger weh.

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Dirt Picture Contest - Inventur über die Feiertage

Und ein zartes, fast frisches Grün überdeckt das Leiden, Siechen, Verpuffen und das Sterben gegen Ende des Jahres.



Wobei, welches Jahr es war, da die Glotze auf der Strasse landete, ist freilich nicht bekannt. Ich würde nicht darauf wetten wollen, dass es schon 2007 war. Der Zerstörungszustand spricht eher dagegen.

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Was ich gut fand

Ich sass da beim DJV unter den eher mickrigen Berliner Linden und hatte eigentlich die ganze Zeit nur einen Gedanken:

Ich will nicht so werden wie die. Ich will offen bleiben, ich will dazulernen, ich will nie denken, ich wüsste schon alles, und bräuchte nicht mehr zuhören.

Und ich bin sehr froh, mein kleines, autarkes, nchtkommerzielles Ding im Internet zu haben. Etwas, mit dem ich erzählen und kommunizieren kann, und von nichts und niemandem abhängig bin. Keine Klickrate, kein Werbepartner, keine Photostrecke, kein Geschrei um Awareness, nichts. Ich und mein Blog und die Kommentare, die kleinste, billigste publizistische Einheit, simpel, funktional und effektiv wie eine Bakterie, die Grundeinheit der Öffentlichkeit. Ich will und werde so diese Leute und ihre Sachwalterattitüde überleben, wie ich die Blogvermarkter überleben will. Ich mache mir keine Sorgen, dass die Kontrollfreakvisionen - die Nazis! die Kinderschänder! die Beleidigungen! - je Realität werden, da sind DJV und Presserat heute schon zu schwach, und ich traue denen zu, dass sie sich dazu hinreissen lassen würden, mit den Zensurapparaten gegen die Konkurrenz der Blogs losgehen, während ein Winterreifenspezial von Firma C. journalistisch aufbereitet wird. Gewisse Entwicklungen sind unumkehrbar, und wenn die Medien weiterhin Blogs in die Ecke drängen, ist das vielleicht gar nicht so schlecht - jedenfalls nicht schlechter, als von diesen Medien vereinnahmt zu werden. Regeln helfen nur denen, die sie passend zurechtinterpretieren, und wo das hinführt, habe ich gestern mal wieder gehört: Was nicht Gatekeeping- oder zivilisierte Geisteselite ist, soll einfach das Maul halten. Solange sie es nicht mit verbindlichen Regeln durchsetzen können, sollen sie es ruhig fordern, und Blogs schlechtreden. Das ist nur fair, ich bin auch nicht nett zu ihnen. Es macht die Vermarktung der Blogs durch ritalingeräucherte Kommerzwürste schwerer, prima, von mir aus, manche Opfer tun mir wirklich nicht weh, aber es ändert nichts am Nutzerverhalten der Blogleser, und was aus der Bloggerei wird, kann jeden Tag von jedem neu bestimmt und erfunden werden.

Es ist nicht wichtig, was die davon halten. Es ist wichtig, was man tut. Oder bleiben lässt.

http://www.djv.de/Journalismus_im_www.2027.0.html

Sonst nichts.



Den Spass mit den Leuten, die man dabei kennenlernt, und von denen man ansonsten nie etwas gewusst hätte, gibt es einfach so dazu. Ich mag diese Möglichkeiten. Das finde ich gut.

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Donnerstag, 10. Januar 2008

Dirt Picture Content - was ist das?

[ ] Der zu Weihnachten von Oma geklauborgte Geldbeutel ist leer.
[ ] Crime Scene - do not cross
[ ] Der generelle Zustand Berliner Medienschaffender
[ ] Ooops - gestern wurde es mal wieder heftig
[ ] Der Restetat des Berliner Finanzsenators für 2008



[ ] balaner, ortstypischer Berlindreck

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Dirt Picture Contest - Vitamin C + Dreck

Man sagt, die Helmholtzplatzschickeria lebe gesundheitsbewusst, und produziere so etwas wie ein neues Biedermeier, eine Bürgerlichkeit nach neoconservativem Vorbild.



Angesichts des ortstypischen Angebindes, das sich hier in einer der heissesten Ecken der Stadt, direkt vor meiner Tür unterhalb der Kinderwagenräder der Prenzelmütter so findet, das so original und echt ist, wie es meine kunstsam gerichteten Stilleben nie sein werden, möchte ich hier doch meine Zweifel an derartigen Interpretationen anmelden. Sollte es doch so sein, nehme ich an, dass die Autoren solcher Biedermeiervergleiche nicht nur aus Berlins durchgängiger Gossenpresse, sondern auch aus den finsteren Ecken Marzahns stammen.

Zumindest geistig.

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Livestream für heute Abend

An der Blogbar laufe ich mich gerade warm für heute Abend. Und ein paar andere Dinge habe ich noch in der Hinterhand. Wer erleben will, wie Thomas Knüwer und ich auf die Blogkritiker der anderen Seite treffen, kann heute den Livestream anhören. Ab 19 Uhr.

Hier alles nochmal, so ab 15 Minuten geht es los:

http://www.djv.de/Journalismus_im_www.2027.0.html

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Dirt Picture Contest - Ugly in Pink

Ich könnte problemlos eine ganze Serie nur mit Bürostühlen ohne Lehnen machen. Kann es sein, dass jemand durch Berlin zieht, alle Lehnen des Mülls mitnimmt und damit einen florierenden Handel aufzieht, vielleicht mit denen, die zu spät kommen, die Stühle mitnehmen und dann eine passende Lehne suchen?



Oder sind es diese unerschöpflichen Vorräte auf der Strasse, die das Gründen in Berliner Startup-Bunkern so lukrativ und billig machen? Ich weiss es nicht. Ich weiss nur, dass ich hier nicht gerne bin, und der Gedanke, dass der Gardasee 150 Kilometer näher an meiner Heimat ist als diese öffentliche Müllkippe - dieser Gedanke schmerzt.

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Mittwoch, 9. Januar 2008

Dirt Picture Contest - Keine Matratzengeschenke

Die leute, meinte die mir den Abend verschönernde Begleiterin gestern, die Laute haben zu Weihnachten oft neue matratzen bekommen und stellen ihre alten jetzt einfach auf die Strasse. bei Dunkelheit sah das nach einer logischen Erklärung aus. bei Lichte betrachtet jedoch, gibt es einen Haken:



Diese Matratzen hier sind schon so lange draussen, dass der Bezug durchgemodert ist. Selbst unter Berücksichtigung der hiesigen Matratzenqualität, die ungefähr so ausgeprägt wie die Freundlichkeit der Einheimischen und der Erfolg der Blogvermarkter ist: So schnell geht das mit dem Vermodern auch in Berlin nicht. Was nur bedeutet, dass diese Bettverweichung hier schon etwas länger steht. Vielleicht schon seit Herbst, oder noch länger. Manches modert in Berlin ja schon seit der Re:Publica vor sich hin. Wer kann schon sagen, seit wann es hier in Kreuzberg liegt. Zusammen mit einer Kleiderstange und einem Stuhl ohne Lehne.

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Empfehlung heute - Dem Koch

die braune Suppe versalzen ist das erfolgreiche Begehr von Andrea Diener.

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Die Zone betreten

Seit 2002 fahre ich oft nach Berlin, zu oft, für meinen geschmack. Gestern zum Beispiel. Und es hat sich was getan: Früher gab es 35 Kilometer vor Berlin eine zweispurige Ausfahrt von der A9, Richtung Potsdam und weiter nach Berlin. Nach einer Kurve kam die sogenannte "Behelfsbrücke", ein Provisorium, über das man mit Tempo 50 schleichen musste und bei Radarfallenaufstellern recht beliebt war. Mir ist das egal, ich halte mich an Begrenzungen, aber es erschien mir als Frechheit, 5 Jahre lang den Weg in deutschlands grösstes Kuhkaff mit einem derartigen Hilfsbau zu verengen.

Nun, das ist vorbei, die Behelfsbrücke ragt nur noch als Restrumpf in die Nacht. Statt dessen ist schon die Ausfahrt eine Baustelle, geht weiter über eine Rumpelstrecke, für die man sich sogar in der Oberpfalz schämen würde, und mündet in eine Schikane, in der man sich besser nicht an das vorgeschriebene Tempo 30 hält, wenn dazu noch ein LKW neben einem ist, der Anstalten macht, einen aus der Spur zu drücken.

Will sagen: Das hässliche Provisorium wurde ersetzt durch eine üble Todesfalle. Das ist es wohl, was man als "Aufbau Ost" bezeichnet. Ansonsten sind die Strassen weiterhin kaputt, die Hinterlassenschafter der Hunde dort, wo sie nicht sein sollen, und der Berliner als solcher so nett und zuvorkommend wie ein Stasi-Offizier. Und im teuren Büroprojekt der backfabrik hat sich nun ein Billigfirnessstudio breit gemacht, das man gewöhnlich nur an unschönen Ecken findet.

Aber hat Berlin überhaupt etwas anderes?

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Dienstag, 8. Januar 2008

Akzidenz

Aus den tiefen Tälern Frankens
rauscht heran ein kleines Boot.
Käuzchen machen sich Gedanken
und der Himmel färbt sich rot.



In Berlin, da sind die Räuber
Journaille und Beraterpack.
Hallihallo bussibuss die Räuber
und kratzen sich am Sack.

Sie wissen nichts vom Verderben
das sich mit Torte und Praline naht.
Doch jaget über Sachsens Scherben
der, der hat ein Mittelchen parat.

Was der Schwede mit dem Trunke
früher an Medizin verteilet hat
halli hollo den gleichen Trunke
bringt das Boot aus dem Tal Josaphat.

Gewürzet mit dem feinen Schwefel
der einst der Sodomiter Scharen labte
wird es nun kredenzt dem Frevel
der Blogs zu insultieren wagte.

Aus dem tiefsten, schwarzen Bayern
macht sich jetzt Angst und Schrecken auf
hallihallo das provinzielle Bayern
schenkt der Spree ein und saget: Sauf!

Und wenn Du es geschlucket hast
du Stricher des Berliner Sumpfes
dann prüfen wir, ob noch was passt
in die Mitte Deines fetten Rumpfes.

Noch ist es fern im schönen Franken
das Grausen, das Berlin wird knesten.
halli hallo durchs schöne Franken
prescht Don Gnadenlos - zu Eurem Besten.

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Ein herzliches Hosen runter

erschallt am Kartentisch der Blogbar, und ich will von der Journaille sehen.

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Montag, 7. Januar 2008

Verpisst Euch Angry Don Wochenend Edition

Ein Interview abgelehnt, weil von einer PR-Drecks-Klitsche gewünscht.
Einen Beitrag abgelehnt, weil in Kooperation von jetzt.de und Schündfunk des BR.
Eine Einladung abgelehnt, weil ich den Veranstalter für ein Arschloch halte.
Noch eine Einladung abgelehnt, weil bei der Veranstaltung die Arschlochquote zu gross war.
Den billigen Schokoladenmüll der Spammer von Trigami entsorgt.
Abmahnung gegen ein paar Schnüffeldrecksäue in Auftrag gegeben.

Braucht sonst noch jemand da draussen was in die Fresse?

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Berlin zieht an! Kaufen Sie jetzt!

Die Fakten: Wohlmeinend betrachtet, stagniert Berlin. Und es gibt in all dem Niedergang eine besonders unschöne Erkenntnis: In keiner deutschen Grossstadt ist die Beschäftigung von älteren Arbeitnehmern so niedrig wie hier. Gleichzeitig gibt es ein Überangebot von über hunderttausend unvermietbaren Wohnungen. Realistisch betrachtet bedeutet das, dass in Berlin genau die Gruppe, die einen einheimischen Immobilienmarkt durch den Kauf einer Wohnung im fortgeschrittenen Alter belebt, in diesem Alter grossenteils andere Sorgen hat. Zuzüge und Wegzüge halten sich die Waage. Die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts von Berlin ist seit 2001 ungefähr bei Null in Zahlen 0 geblieben - und das mitten im Boom. Angesichts der leeren Kassen und der erheblich schlechten Ausbildung und Sozialproblematik wird sich das auch langfristig kaum ändern. Es wird nicht plötzlich mehr Berliner geben, die eine Wohnung kaufen. Nicht in den kommenden 10 Jahren.

Wenn es also irgendetwas in Berlin nicht geben kann, dann ist es ein anziehender Immobilienmarkt. Noch nicht mal im Bereich der Spekulation, die am Ende immer einen Käufer finden muss - und die Ergebnisse der letzten Spekulationswelle kann man überall an den Vermietungsplakaten erkennen. Wer sich eine Wohnung leisten kann, hat sich schon eine geleistet, und ver sich verspekulieren kann, hat sich schon verspekuliert. Trotzdem gibt es aber angeblich einen Boom. Von dem in den letzten Wochen aber häufig die Rede ist.



Und da treffen dann Redakteure der grösseren Berliner Zeitungen und Journalistenbüros auf Leute wie den Herrn, über dessen Umtriebe ich zur Zeit Leute informiere, die bein ihm investiert haben. Dieser Herr hat eine Menge Immobilienprojekte laufen, und obendrein ein paar Banken am Hals, die ihr Geld zurückwollen. Jetzt, während der Subprime-Krise, erheblich drängender. Und dann passiert - etwas vereinfacht gesagt Folgendes: Der Herr kauft über eine Beteiligungsgesellschaft von einem anderen Herrn ein paar Wohungen zu einem wirklich hohen Preis, und erzählt dann den Medien, dass er damit prima Geschäfte machen wird, so billig, wie das ist. Die Gattin des anderen Herrn wiederum kauft aus dem - de facto - Notverkauf eines abkratzenden Fonds unseres Herrn ein paar Wohnungen zu überzogenen Preisen, geht damit zu den Medien und erzählt, wie super der Immobilienmarkt in Berlin gerade ist, und man habe da gerade noch ein Schnäppchen machen können. Und beide sind an einer ausländischen Immobilienfirma beteiligt, die solche Wohnungen gleich nochmal übernimmt und den Medien erzählt, irgendwo auf der Welt würde man sich um diese Wohnungen als Kapitalanlage prügeln, nur die Deutschen sind so doof, die Chancen nicht zu erkennen.

Und alle wissen, dass die Banken Mitte nächstes Jahres die Geduld verlieren werden, weil sie ohnehin schon genug Ärger an der Backe haben. Mitte nächsten Jahres werden die Immobileinbesitzer Geld brauchen, viel Geld, sie werden auf Teufel komm raus verkaufen müssen, und ein Boom könnte sie retten. So ein Ringtausch ist da prima: Es beruhigt die Investoren, weil man eventuell ja doch noch gute Preise für den hingeklatschten Ramsch bekommt. Es ist ein Signal an die Banken, dass man sich sogar noch was aus eigener Kasse leisten kann. Und es soll den Idioten in Starnberg, New York, Stockholm, Moskau und Düsseldorf klarmachen, dass sie in Berlin jetzt noch ein Schnäppchen machen können. Die Medien hören so etwas gern. Endlich kommt ihre Stadt wieder. Manchmal schaltet so eine Gesellschaft auch eine Anzeige. So geht das, mit dem Immobilienboom der Hauptstadt.

Also. Kaufen Sie lieber im Sommer vom Zwangsvollstrecker, und nicht jetzt den überteuerten Scheiss, an den im Moment jeder Wohnungsbesitzer in Berlin glaubt.

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Ich kapiere das Merkel nicht

Eigentlich müsste das Elend der Uckermark doch a) generell die Klappe halten, weil auch unter ihr das grösste Problem krimineller Jugendlicher, die Neonazis und ihre Gewalttaten, nicht richtig bekämpft werden, und b) gerade in seiner labilen Position froh sein, wenn der Koch der braunen Suppe bei den nächsten Wahlen ordentlich zusammengestutzt wird. So wichtig ist Hessen im Bundesrat auch nicht, und ein in den Staub der Wahllokale getretener Hardliner hält dann eher die Fresse, wenn es um ihre Nachfolge, Querschüsse und Dolchstösse für die Bundespolitik oder das Koalitionsklima geht. Dass jetzt eine ex-FDJ-Mitmarschierein erklären will, wie man der Jugend Zucht und Ordnung beibringen soll, lässt allenfalls hoffen, dass ein paar Medien zu begreifen beginnen, was für einer inhaltlichen und politischen Null sie seit Jahren die Schleimspur auslecken. Vielleicht sollte das da erst mal anständiges Deutsch lernen, bevor es Benimmregeln erteilen möchte.

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Montag, 7. Januar 2008

Glaube Hass Hoffnungslosigkeit

Schön golden ist das Messing. Und auf der Oberfläche des Laiengestühls. Das heisst, wenn man sitzt, drückt es einem das eiskalte Metall in den Rücken. Und die Hände legt man besser auch nicht darauf ab, wenn man kniet. Das ist alles kein Spass, im Winter, in dieser funkelnden Kirche.



Aber die Herrschaften hier vorne im Chorgestühl sind sicher angetan, wenn die Besucher auf den Knien sind, um sich keine Lungenentzündung zu holen, und die Arme im Gebet schön hochrecken, damit es inbrünstig aussieht.

Und ich weiss schon, warum ich das Konzept "Religion" kritisch betrachte.

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In unserm Puff kriegt jeder, was er braucht

Wenn ich in München bei Holtzbrinck Ventures wäre, würde ich einfach ab und zu den Mund halten. Dann müsste ich nicht an der Blogbar solche Postings mit meinen Plänen für StudiVZ und Tutoria lesen. Mein ja nur.

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Sonntag, 6. Januar 2008

Deutsche Sitten

Ich war noch nicht lang in München, als ich eine Familie kennenlernte, die man vor 100 Jahren vielleicht als Angehörige der besseren Kreise bezeichnet hätte. Vom Schlafen im Lehel abgesehen, hätte ihr Leben auch komplett im ehemaligen Kreuzgang der Theatinerkirche stattfinden können, vom Feinkostladen über Arzmiller zum Antiquitätengeschäft mit seinen üppigen Silberangeboten, dann weiter zum Herrenausstatter, während die Damen zum Friseur gingen. Für Menschen ohne grosse finanzielle Sorgen ist das Geviert eine Art Mikrokosmos, dem damals nur ein Buchladen fehlte. Theresa lag damals noch gegenüber, und später würden sie ihren Herrenladen strategisch günstig zwischen Innenhof und Hauptgeschäft platzieren - schau, Max, der Anzug, der wäre was für dich.

Wann immer ich mich aber mit einem von ihnen traf, besuchten wir zuerst, wenn man so will, das Hauptgeschäft: Die Theatinerkirche selbst. Wie manche gewohnheitsmässig an der Residenzstrasse die Nasen der Löwen vor dem Palasteingang bereiben, ging man hier in die Kirche und zündete hinten links eine Kerze an. Und als ich heute, zur Auffrischung der Erinnerung und des kunsthistorischen Wissens, mich durch die enge Pforte in das schon dunkle Kirchenschiff gedrückt hatte, war dort eines dieser mitteljungen Paare, wie es sie nur in solchen besseren Gegenden gibt, er Consultant, sie Reiterin, idealtypisch in Kleidung, Aufmachung und Verhalten, und dazu knallten ihre Stiefel auf dem Marmor, als ginge es darum, den Klang von 33 wiederzubeleben, der draussen vor der Feldherrnhalle seinen Ursprung hat. Sie knallte also an der kleinen Nonne vorbei, kaufte eine Kerze, zündete sie an, dann verharrten sie etwas, sie mit gefalteteten Händen und er mit ihrer Tüte in der Hand -



und verliessen vor mir die Kirche. Ich ging, wie man das so macht, wenn man die besonderen Reize hier kennt und auf das Gewühl auf der Theatinerstrasse verzichten möchte, quer durch den Hof, blieb vor den Schaufenstern hängen, verzichtete wegen akuter Überfüllung - ich hatte mir vorher schon zwei Bände Wiener Fastenpredigten von 1796 gekauft - auf einen Besuch bei Arzmiller, und machte mich dann auf den Weg zum englischen Bücherladen der grossen Kette, die ich ansonsten wie die Pest meide. Allein, ich brauchte die Worl of Interiors, ergatterte dort das vorletzte Exemplar, und als ich das Geschäft verliess, war das Paar aus der Theatinerkirche vor dem Schaufenster, in dem immer noch, säuberlich beschriftet, die Geschenkvorschläge des vergangenen Festes zu sehen waren. Sie redeten. So laut, ordinär hätte meine Grossmutter gesagt und damit wie immer recht gehabt, so laut also, dass man ihnen kaum das in der Kirche gezeigte Decorum hätte zutrauen wollen, und zwar so -

Sie: Das Buch wäre wäre wirklich was für Tante B.

Er: Von einer Cancer Foundation. Cancer hat sie doch schon.

Beiderseitiges, silberhelles Lachen.



Und gingen hinüber, in das Cafe des Literaturhauses.

Es gbt sehr gute Gründe, warum man heute von den besseren Kreisen in der Vergangenheitsform reden sollte - wobei es auch sein kann, dass sie in der Form, wie man das in Sonntagsreden von der guten alten Zeit unterstellt, nie existiert haben. Die Rituale, der eingetrichterte Glaube, besonders an die Belohnung für die Kerzen, das Standesbewusstsein und dessen Dünkel, alles, was man so deutsche Sitten nennen möchte, ist auch Dekaden nach Einführung des Privatfernsehens noch da. Aber es sind Riten, die jeden Inhalt längst verloren haben, Verhaltensfassaden, hinter denen das Lecktmich-Bewusstsein steht, das eine gesamtgesellschaftliche Klammer zwischen allen Schichten ist. Deutsche Sitten und Tugenden, was soll das bitte sein? Die Sekundärscheisse, mit der man auch ein KZ betreiben kann, wie es Oskar L. mal auszudrücken beliebte?

Und ich klinge langsam wie der Depp, der die Fastenpredigten von 1796 geschrieben hat.

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Empfehlung heute - Wie allgemein

bekannt sein sollte, hasse ich vor allem zwei Städte: Berlin und Wien. Zudem bin ich auch kein Freund des westbalkanischen Österreichs und des westsibirischen Preussens. Berlin und Wien sind jeweils die Spitze dieser Regionen, insofern passt alles. Und nächste Woche muss ich wieder nach Berlin. Momentan schaue ich bei Youtube Filme mit dem reizenden Baubestand des Mai 1945, in Technicolor, sieht so erfreulich aus wie die aktuellen Werbeausfälle bei Adical. Um mich wieder zu aklimatisieren. Dabei müsste es gar nicht so schlimm sein, denn so, wie Wien als nette Laune der Natur für eine garstige Stadt den Wienerwald hat, hat Berlin den Wedding. Dafür, dass er von Berlin umgeben ist, ist der Wedding echt ok. Ich muss es wissen, ich war anderthalb Jahre der bekannteste Weddinger Blogger. Da kann man nicht meckern. Und netterweise gibt es für mich Ex-Weddinger nun auch den Weddinger Landboten.

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