Tag der Lügen

Und als ich das Paket zur Post gebracht hatte und nach Hause kam, sah ich noch den Silbergegenstand, der unbedingt mit nach Berlin hätte gehen sollen, und dachte mir: Du wirst alt und vergesslich. Das ganze Prozedere nochmal. Ich bin kein Freund der Post, seitdem sie mit schöner Regelmässigkeit Pralinen auf dem Weg nach Berlin in Schokobrei verwandelt, ich mag Postämter nicht und wenn möglich, bevorzuge ich Kuriere. Heute durfte ich dann erkennen, dass es gar nicht so dumm war, das Silber zu vergessen:



Komischerweise war der gesamte Inhalt bei der "Rücksendung" verschwunden, die Maschine hatte nur für die Karte und Zeichenkartons keine Verwendung, Süsswaren und andere Nettigkeiten jedenfalls sind verloren. Sowas passiert mir nur bei Post, die nach Berlin geht. Wer glaubt, dass das ein Zufall ist, für den hätte ich auch eine Geschichte von einer Herbergssuche, einem Messias, ein paar Viechern und Hirten im Programm. Oder eine Powerpoint, dass Blogwerbung wirkt, oder eine Investmentmöglichkeit bei einem gewissen Herrn Madoff.



Die eine Möglichkeit wäre, sich mit diesem Laden in Verbindung zu setzen und irgendeiner rehäugigen Callcenter-Mitarbeiterin im tiefsten Sachsen an diesem Tag einen Vorgeschmack auf das Ende der Geschichte zu geben - in sage nur: Nägel. Die andere ist, das wohltuende und beruhigende Putzen des Silbers für den späteren Abend. Es ist nicht schlimm, es ist aller ersetzbar, und ich mein, hey, ich kann die Schokolade in Rottach nachkaufen, und der Depp wird bis zu seiner pensionierung in einem Postcenter in der Berliner Pampa sitzen.



Dergestalt friedlich geht es in den gemütlichen und runden Teil des Tages, und weiter zum Essen, zum Foodporn, den sich mancher Leser und Schenker - danke an dieser Stelle - so sehnlich wünscht, und den zu bieten ich an so einem Tag zur Feier des Endes des Weihnachtsterrors der Mehrheitsgesellschaft unter Aufbietung diverser sonst nicht benutzter Stücke gerne bereit bin:







Nun aber rasch in die Stadt, in die alte Kneipe, wo all die Unverheirateten schon warten, um die neusten Geschichten aus dem letzten Jahr zu erzählen, weihnachtliche Tragödien in Erfahrung zu bringen und Vaterschaften in Zweifel zu ziehen - was sich in dieser Nacht historisch gesehen besonders anbietet.

Mittwoch, 24. Dezember 2008, 22:13, von donalphons | |comment

 
Was den Anschein von Werbung vermitteln mag, ist nichts als
Ausdruck dörflicher Zufriedenheit, seit unser kleiner Kiosk mit
Hermes zusammenarbeitet.
Nicht nur, daß bei Posttransporten drei Sendungen garnicht
oder unvollständig ausgeliefert wurden, könnte ich speien über
die 3 mal 3 Stunden Öffnungszeiten pro Woche.
Der Kiosk steht durchgehend zu Ladenöffnungszeiten bereit.

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Eine Hommage an die Post
Mein Paket-Postbote ist ein drahtiger, kleiner Kerl von Mitte 40 Jahren. Als er vor zwei Jahren, nach meinem Einzug in der alten Papiermühle, das erste von unzähligen Bleisatz-Paketen brachte — Schuhkarton-Größe, etwa 18 kg schwer — fragte er "Was ist denn da drin?". Hier im Rheinland empfinden wir eine solche Frage nicht, wie anderswo, als aufdringlich, sondern als Angebot zum Kleinen Klön (einem oberflächlichem, aber nichtsdestotrotz durchaus nettem Plauder-Fünfminütchen). So haben wir ein bißchen Beziehung aufgebaut.

Er weiß, was ich mache, interessiert sich für die Maschinen und ich zeige sie ihm oft. Oder führe sie ihm vor, wie die neue Ludlow-Zeilengußmaschine. Einfach, weil es auch den Laien fasziniert, wie das Ding rumpelt und zischt und dann eine kleine Bleizeile mit wunderschönen Schmuck-Vignetten auswirft.

Mittlerweile bekommt er ab und an einen Kaffee, nein, besser: Einen Schümli aus meinem Kaffeevollautomaten, frisch gemahlen.

Die Krönung (welch' verwirrendes Wortspiel zum vorherigen Absatz, nicht? Nein, ich trinke keinen Kaffee von diesem Kaffeeröster): Er ist nicht beleidigt, wenn ich keine Zeit oder Lust habe, zu reden. Das kommt relativ häufig vor und er schmettert dann nur "Bis demnächst" und verzieht sich. Das ist sehr gut.

Die vielen Schuhkartons mit Bleisatz, die ich versende, werden aus Kostengründen über Hermes abgewickelt. Nein, ich bringe sie nicht zum Paket-Shop. Zehn Bleisatz-Pakete á 20 kg — da hört der Spaß schnell auf. Hermes berechnet nach Umfang der Pakete, nicht nach Gewicht. Bzw. ist die Gewichtsobergrenze so bemessen, daß man diese selbst mit Bleilettern nicht erreicht, will man nicht eine Beschädigung der Lettern durch ihr Eigengewicht riskieren.

Seit sieben Jahren versende ich über Hermes. Nach meiner Erfahrung gibt es nur zwei Gattungsarten bei den Fahrern: Die einen sind einfach nur gut. Sie können sich sprachlich ausreichend ausdrücken, sie verstehen die Zusammenhänge der Logistik beim Paketversand, sie denken mit. Diese Gattung Hermes-Fahrer wechselt nach spätestens drei Monaten die Stelle, weil sie dann gemerkt haben, daß sie als selbständige Fahrer bei Hermes nie auf einen halbwegs grünen Zweig kommen. Die andere Gattung Hermes-Fahrer... ja, also: Sie entsprechen dem vorgenannten Standard nicht. Und weil Weihnachten ist, möchte ich ihre Qualitäten nicht im Detail beschreiben. Nur soviel — denn das ist typisch für diese Gattung: Sie wissen nicht, wie ihr Scanner funktioniert (mir wurde eben dieser schon mit der Frage hingehalten "Wissen Sie, wie man das Ding bedient?"). Sie finden mich nicht — das ist mir unbegreiflich, denn vor dem Bleisatz-Magazin weht natürlich die Preußische Fahne am 6,30 m hohen Flaggenmast. Und sie haben niemals Guthaben auf ihren (privaten) Handykarten, so daß sie auch nicht im Depot anrufen und um Hilfe bitten können.

Ich mag die Post. Da geht zwar wirklich ab und zu etwas verloren, aber das ist dann halt Schwund und menschlich nachvollziehbar.

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Der "Schwund" wäre irgendwie akzeptabler, wenn er nicht ausgerechnet ein Paket für jemanden erwischt hätte, der niht gerade auf Rosen gebettet ist und den Inhalt wirklich am 24. hätte brauchen können. Will sagen, wer immer da gegen alle Wahrscheinlichkeit sich zufällig der Fressalien angeblich nicht bereichert haben woll, ist extrem unsozial.

Und diese Postprobleme gibt es in Berlin immer, und immer in Berlin. Das gehört zusammen.

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dann scheint es wirklich ein berlinproblem zu sein.
ich habe andere erfahrungen: wenn es nicht immer noch einen großen stamm an begeisterten (echt wahr!) dp-zustellerInnen gäbe, die mit großem wissen um "ihren" bezirk so einiges wieder rausholen, was das lustige plansoll in die sterne schreibt, wäre der laden wirklich schon am ende.
auch der autokurierdienst ist vor allen dingen: hektisch, z.t. gefährlich, meistens schlecht bezahlt.
wer es sich noch irgendwie leisten kann (also z.b. wessen seelenheil nicht an einer uhrzeitgenauen katalogzustellung hängt), soll bitte immer freundlich zu kurierfahrern sein.
kein wunder, dass im kep nur freaks arbeiten.
mal echt verrückte, mal freundlich nerdige - aber freaks.
(sorry, der link muss einfach sein!)

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Kuriere sind in meinem Fall Gäste, die in eine Stadt zurückfaren, in der Freunde sind - so lernen die sich dann auch kennen. Sehr praktisch.

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so geht's natürlich auch.

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bis jetzt glaube ich, dass das mit der erklärung des datenskandals bei der berliner landesbank (vertuschungsversuch der aneignung eines päckchens) so nicht sein kann, also nebelkerze ist.

aber eben fange ich an, an meinem glauben zu zweifeln.

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Bei 8 Gegenständen in einem Paket, von denen 6 problemlos selbst verwertbar sind, ist es schon überraschend, wenn die einzigen beiden nicht verwertbaren Stücke zufällig gefunden werden - darunter das kleinste Stück. Ich glaube nicht an Zufälle.

Was ich von Antiquitätenhändlern aus England weiss, ist ihr Vorbehalt, etwas nach Italien ohne Versicherung und Tracking zu verschicken. Da ist das wohl üblicher, solche Maschinenfehler.

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Für anzügliche Postkarten
(selbstgemalte Aquarelle) scheint sich ebenfalls jemand begeistert haben zu können, oder?

(Drei Wochen lang sind Briefe nicht unterwegs, fürchte ich.)

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Vielleicht am See? In der Stadt ist nichts gekommen, leider. *grummel*

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