Die Lichter der Munich Area

Es ist wieder so weit, die Tristesse des Winters 2000/2001 liegt wieder über der Stadt. Die Krise war damals ein dreiviertel Jahr an, und man konnte sie inzwischen wirklich fühlen; das Founders Forum in Elmau hatte schon ein paar spektakuläre No-Shows an den Tag gebracht, wie eine ganze Gruppe von Razorfishen, und die bis spät nachts erleuchteten Fenster erzählten nicht mehr von zu viel Arbeit, Deadlines und Projektstress, sondern von Druck, Angst und Rettungsversuchen.



Das ist ein Bürogebäude der Hypo Real Estate lange nach Büroschluss. Und wer die HRE kennt, der weiss auch, dass sich deren Mitarbeiter an geregelte Arbeitszeiten gehalten haben. Diese Woche werden massiv Überstunden anfallen. Um vor der Massenentlassung den eigenen Wert zu beweisen? Oder um die Bücher in Scheinordnung zu bringen, wenn die Staatsnwaltschaft kommt?

Überhaupt, dass es soweit kommen konnte... Nach der Übernahme der HypoVereinsbank war die HRE eines der Hätschelkinder der Staatspartei, die unbedingt eine bedeutende Bank in Bayern sehen wollte. Der HRE werden so gute politische Kontakte nachgesagt, dass es schon wirklich schlimm sein muss, wenn hier ernsthaft ermittelt wird. Man darf nicht vergessen, wie dick die HRE in oft von München aus betriebenen Geschäft mit immobilienbasierten Steuersparmodellen drin war, was hier naturgemäss von Freunden der Staatspartei betrieben wird. Aber vielleicht haben sogar bayerische Politiker inzwischen verstanden, dass die Geschäfte dieses Hauses dem Land und auch der Partei nicht gut tun. Oder es ist so schlimm, dass die Partei schlenigst jemanden braucht, der es war. Wüsste ich nicht beruflich mehr, würde mir allein mein Gefühl sagen, dass in den kommenden Wochen noch sehr viel von der HRE die Rede sein wird.



Schon damals, 2000, gab es einen Trend zurück zum Bodenständigen, die elitäre Gesellschaft gab ich Mühe, beim Volk anzukommen, man verwies auf den Nutzen für Schulen und unterentwickelte Regionen. Die düsteren Tage und die schlimmen Nachrichten treiben die Menschen vielleicht zurück zur Sinnsuche; die Schaufenster des Einrichtungsgeschäftes im Lehel bleiben unbeachtet bei denen, die zur Kirche eilen. Wir haben da noch eine Menge anderer Geschichten, die München Mores beibringen können. All die Landesbankpleiten, die eingestellten Berlinprojekte zum Beispiel, unsere Private Equity Branche, Exposure ohne Ende. Und wer weiss schon, ob er im neuen Jahr länger als eine halbe Stunde an seinen Platz darf, um sein Zeug zu holen. Immerhin - wer eine gute Wohnung hat, kann die im Notfall leicht verkaufen. München ist vollkommen ausgerauft, seitdem alle in Sicherheiten wollen.

Samstag, 20. Dezember 2008, 00:53, von donalphons | |comment

 
das bild von der kirche ist sehr schön.

ja, die HRE. sie hat zu sehr mitgemacht, so wie manch andere bei diesem schlamützel. meine beinahe-ex-firma schreibt gerade 80% darauf ab, wenn auch unter veräußerungsdruck. insofern wohl äußerst realistische 80%. und in dieser hinsicht um kein einziges prozent besser als lehman.

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Die Zuzognenkirche.

Ich denke, man wird bei der HRE nicht um eine massive Intervention herumkommen, Stichwort Teilverstaatlichung oder Aufspaltung. Aber selbst der Kernbereich der Gewerbeimmobilien ist gerade nicht mehr so arg cool.

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Tja...
Es bleibt spannend. Aber die traurige Tatsache, dass die Scheiße immer ganz oben schwimmen wird, bleibt.

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