: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 16. August 2011

"Ich will aber Autos"

Sicher, das ist nicht der Tegernsee, sondern nur eine Pfütze.



Und das ist keine Alpenstrasse, sondern nur eine Landstrasse im Jura.



Das ist keine Barockkirche, sondern nur eine Kapelle auf dem Feld, in der an den Feiertagen wieder die Messe gelesen wird.



Es ist zwar nicht langsam, aber ich habe auch keine Lust, mir ein Bein auszureissen. Ich fahre nur so schnell, weil die Sonne untergeht.



Immerhin, ganz schlecht ist es hier auch nicht. Es fehlen halt die Berge, das stimmt.



Und mir fehlt auch die erste versprochene Tour für die Barchetta und den neuen Motor. Mir ist wohl bewusst: Es sollte noch was kommen.



Es ist allerdings nicht aller Tage Abend, nur der letzte Abend in der Ebene und im Jura, denn morgen ist alles anders.



Ich rase in der frühen Nacht heim, der Abendwind treibt mich durch die Felder, in die Stadt, zum Haus, zum Hof, wo sie auf mich wartet.



Es ist schön hier. Ich mag meine Heimat. Aber ich muss in die Berge.

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Das Elend der Tugend

Wäre ich ein Säufer, könnte ich sagen: Gut, dann trinke ich jetzt eben nichts mehr, bis ich es wieder herin habe.

Wäre ich ein Raucher, könnte ich sagen: Fein, die Packung am Tag kostet 5 Euro, dann wird halt viele Monate nicht mehr geraucht

Wäre ich ein Bordellgeher, könnte ich sagen: Die nächsten Wochen nur noch kostenloser Pr0n aus dem Internet.

Wäre ich Fleischfresser, könnte ich sagen: Dafür verzichte ich jetzt auf ein ganzes Schwein. Nur noch Körndl!

Wäre ich Gamer, könnte ich sagen: Die nächsten Generationen von BalleBalla in Walhalla lasse ich bleiben, und arbeite statt dessen an der Tanke.

Wäre ich Pokerfreund, könnte ich sagen: Da habe ich jetzt wenigstens was Dauerhaftes, dann verzichte ich auf das Verlieren.

Hätte ich Kinder, könnte ich sagen: Ihr braucht kein neues Handy, seid froh, dass ich Euch nicht in die Sklaverei verkaufe.

Das alles geht mir allerdings ab. Vielleicht sollte ich mir ein Zweitlaster zulegen, das ich dann heldenmütig ablege, wenn ich mal wieder ein Gemälde kaufe.



(Einst hatte ich eine Geliebte, die sehr ähnlich aussah und genau so spöttisch schaute, wenn ich ihr den Übergang zu körperlichen Freuden nahelegte)

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Das letzte Mal hat es auch funktioniert.

Schmerzhaftes Enveloping Bid abgegeben. Aus lauter Verzweiflung Zwetschgendatschi gemacht.



Gehe jetzt Radfahren.

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Montag, 15. August 2011

Schöne Heimatgeschichte

zwischen Deutschland und Italien.

Was ich spassig finde, ist die Vorstellung, dass spätere Generationen das gleiche mal mit Blogs machen könnten. Es ist vermutlich kein ganz grosses Geheimnis, dass meinen Lebensweg mehr als nur eine Frau kreuzte, und dass es nicht immer beim Verbeugen an ihrer Haustür geblieben ist. Ja, ich sage das auch offen: In den 8 Jahren dieses Blogs kam das auch schon mal vor. Und was für eine sagenhafte Enttäuschung muss das für Nachfahren sein, wenn sie später einmal hören, dass Mama vor ihrer ersten Ehe (oder dritten? Mama?) mal mit diesem Typen da zusammen war, der alles ins Internet schrieb... und dann suchen sie Jahr um Jahr durch auf der Jagd nach saftigen Details, und finden nichts - wenn sie nicht gerade so hellseherisch sind, dass man manches Foodpornbild entschlüsseln kann.

Die meisten meiner guten Freunde können ein saftiges Bild von mir zeichnen. Ich habe Briefe geschrieben, die hoffentlich längst weggeworfen wurden, es gibt sicher irgendwo Photos und Erinnerungen und Andenken und sehr vieles, was auch jede Familienfeier abrupt zu einem Ende bringen könnte - waaaas - Du hast mit dem, obwohl er immer meine Kommentare löschte??? Der hat Dich mit der Torte gefüttert, die damals??? - aber halt nicht im Netz. Fast nie.



Wir sind alle so sauber. Es gibt jede Menge Pr0n im Netz, aber für alles andere muss man immer nich Fragen stellen, wenn manche nicht da und andere angetrunken sind. Und das ist doch irgendwie tröstlich -

gerade, wenn man sich die Deppen anschaut, die ihr Familienleben ungefiltert und 50 Jahre zu früh ins Netz blasen. Bai der deutschen Scheidungsquote und den Gesichtern, also, ich wäre da echt vorsichtig. Aber wie sagte nicht die famose K. so schön, als ich sie nach 12 Jahren wieder traf? "Du kommst gerade recht, heute habe ich mich von meinem Mann getrennt." Es gibt immer zwei Seiten der Familiengeschichten. Die eine ist gut und die andere ist für die anderen.

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Wie es sein soll.

Darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Zum Beispiel habe ich vorgestern ein Buch von 1972 gefunden, das zeigt, wie meine Heimatstadt in der Zukunft aussehen soll. Beton, Raffinierien, gerodete Auwälder, Strassen, 2/3 der Altstadt dem Abrissbagger überlassen, Petrochemie, ein gigantisches Industriegebiet, und alle wohnen in riesigen Blocksiedlungen. Völlig irre, aus heutiger Sicht. Durchgeknallt. Wenn man das heute in einem typischen Westviertel oder bei mir daheim liest, ist man froh, dass es anders kam, steht in der FAZ.



Und nach dem Schreiben dann bayerische Kost. Nachts um 3. Gesund ist das sicher nicht, aber gut ist es auf jeden Fall. Ich habe auch darauf verzichtet, Parmesan darüber zu reiben; 60 Gramm Gorgonzola reichen eigentlich.

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Sonntag, 14. August 2011

An der digitalen Stanzmaschine

Manche Dinge gehen nicht einfach so an mir vorbei.





Da ist einmal die Erkenntnis, dass mit ein paar falschen Entscheidungen und Verhaltensweisen das Leben doch eine recht fragile Sache sein kann. Ohne jetzt in den allgemeinen Schlankheitswahn verfallen zu wollen: Der Umstand, dass Alkohol, Nikotin und Drogen nicht zu meinen Erfahrungen gehören, berechtigt mich nicht, andernorts die Zügel schleifen zu lassen. Es muss sein. Jeden Tag ein wenig zumindest. Es fallen mir gerade zu viele vom Stangerl, als dass ich das ignorieren könnte. Manche kriechen danach weiter, andere nicht. Das gibt zu denken, und ich fetze doch so gerne, selbst wenn es weh tut.





Die andere Sache ist komplexer, nimmt aber dort ihren Ausgang. Man muss ja nicht gleich tot vom Stangerl fallen. Über das Internet hat man einen guten Vergleich, wie die anderen nach 3, 5 oder 7 Jahren so aussehen. Da gibt es solche und solche. Manche möchte man eigentlich gar nicht sehen, aber wenn es dann wieder soweit ist - ich glaube, man tut denen nicht unrecht, wenn man sagt, diese Siffexistenz in Berlin ist nicht gerade dem Äusserlichen förderlich. Die kommen ja auch gar nicht raus, die leben Jahr und Tag in Abgasen und Dauerstress. Das schlägt sich dann eben heftig nieder.





Hier bei uns tragen die Bäume so viel, dass sie gestützt werden müssen. Sonst würden die Arme unter der Last abbrechen. Dieser Überfluss, diese Freizügigkeit bis zur Selbstaufgabe, diese Lust an der Hingabe ist etwas, das ich sehr schätze. In so einem Baum ist mehr Lebensfreude als in Dutzenden von Existenzen, die sich irgendwie digitalen. Vieles würde ich gar nicht lesen, wäre es nicht leider, leider, inzwischen auch durch meine Tätigkeit bedingt: Meine Befürchtung ist, dass das Digitale die Menschen oft etwas bipolar stört. Einerseits der Glaube, dass sie alles im Griff haben und besser als die anderen. Abgeleitet das Versagen, wenn sie wirklich mal das tun müssten, was sie anderen immer gerne predigen. Und dann auf der anderen Seite die dumpfe Ahnung, dass sie die 10 Jahre in diesem Hamsterrad nirgendwohin gebracht haben. Schnell zu Googleplus, da ist was Neues, nicht nachdenken, das wäre jetzt nur schädlich. Dürre Äste, Aber gestützt werden müssen sie trotzdem.





Neben dem Missvergnügen, ab und zu dann die Ergebnisse lesen zu müssen und sich zu denken - Mann, bitte, halt in Zukunft bitte Dein Maul wenn es um Medienwandel geht, red nicht von Problemen, die Du siehst, aber für die Du selbst keine Lösung hast - ist da auch der Wunsch, mit denen nicht in Verbindung gebracht zu werden. Das ist ein wenig so wie mit den Toten, da sagen manche, den und den hast Du doch auch gekannt. Sicher. Aber ich sass nicht nächtelang in Kneipen und ich hatte auch noch was anderes als Internet und das Leben an so einem Sommertag ist grandios, und besser als alles, was ich im Netz sah und gehört habe, ist die kommende Ernte.





Denn ich kenne die kleinen Strassen und Wege, ich fliege durch Wiesen und Äcker und tauche dann schnell in Pfade hinein, die zu den vergessenen Streuobstwiesen führen. Früher standen an den Strassen all die Zwetschgen und Mirabellen, und manchmal sind sie da immer noch, nur ein wenig verdeckt von anderem Grün. Der Trick ist: Man muss hinter die Hecken schauen. 2011 wird ein grandioses Apfelstrudeljahr. Aber dann, bitte, man schaue sich um im Netz und überlege: Wie viele von denen können so etwas Simples wie einen Datschi machen, wie viele reden über Funktionen sozialer Netzwerke und haben niemand, der für sie backen würde. Das ist, mit Verlaub, nicht meine Welt. Die nutzen nur eine Software wie ich auch.





Und fahren damit zur Hölle. Wenn man sie fragen würde, was hast Du vor 4 Tagen alles im Netz erlebt und was war Dein Leben mehr - sie könnten es nicht sagen. Ich kenne all die Theorien von der Verblödung und Überlastung - das eigentliche Problem ist aber das, was bei Googleplus drübersteht, der Stream, der Fluss, die Timeline, das Vollstopfen von Zeit mit Ersatzgeschehnissen anderer Leute, die auch nichts erleben, die sich ständig neu füllende Jauchegrube des Netzstroms, hier Bilder von jemandem, der etweas verlinkt, was ein anderer mal tat, dort ein Video, das etwas zeigt, das man nie erlebt, Kadaver in der Suppe auf dem Weg ins Nirgendwo. Manche sterben. Andere leben nicht. Und sagen, dass die Toten in ihrer Timeline fehlen werden. Wenn das alles ist, muss das echt ein miserables Vegetieren sein.





Ich habe Mirabellen gepflückt und gleich gegessen. Ich habe geschwitzt und geächzt, ich habe eine Bremse erschlagen und am Abend, viel zu spät, Käsknödel mit Pfifferlingen gekocht. Wenn einer stirbt, ist es ein Schock. Aber wenn man dann die Kadaver im Stream sieht, ist es ein Würgreiz. Ich bin im Netz, ich kann damit umgehen, wie ich auch mit dem Alter und seinen Folgen umgehen kann, aber es kostet schon ein wenig Überwindung, nicht ab und an zu sagen, wie grauslig ich das finde, was aus manchen geworden ist. Andererseits, warum sollte es dem Netzproll anders als dem Proleten an der Stanzmaschine gehen.

(Edit 1: Hatte hier einen besonderen Stalker an der Backe und musste zwecks Dokumentation erst mal die Kommentare schliessen. Pech gehabt, Freundchen. Hab Dich.)

(Edit 2: Munition gesammelt, jetzt geht es wieder.)

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Samstagsarbeiten

Einkaufen, Silber putzen, Kühlschrank einräumen, überlegen, wer das eigentlich alles essen soll und wann.



Und zu allem Elend später auch noich Zwetschgendatschi backen.

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Samstag, 13. August 2011

Es gibt jetzt auch Browserspiele

mit Vögeln und Schweinen, darunter auch arme.



Und ganz ohne Cat Content.



Das ist voll gut, wenn Du mal ein paar Minuten Zeit hast.



Total entspannend.



Noch besser als SPONschleim Panorama lesen.



Es gibt doch nichts Besseres als so ein klein wenig Destruktion.



Kein Wunder, dass es jeder machen will.



Ich schick Dir auch gerne eine Einladung. Das wird ein Spass!

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Bevor es unter den Tisch fällt

Frankreich ist offiziell in der Stagnation. Dabei bräuchten die dringend Wachstum - und das war es vermutlich auch, was die Regierenden letzte Woche so panisch machte.

In Griechenland schrumpfte die Wirtschaft in Jahresfrist um 6,9% (unbereinigt). Da kann man sich vorstellen, was in den Leuten vorgeht. Klar ist: Das ist nicht gut für die Jugendarbeitslosigkeit.

Und die Portugiesen ziehen Mehrwertsteuererhöhungen für Energie vor, weil sie unvermutet 1,1% zusätzliches Defizit in diesem Jahr gefunden haben. Gleichzeitig macht man noch mehr Druck auf sie, Geld einzusparen.

In Italien gibt es heute Abend eine weitere Sitzung zum "Schuldenabbau, vermutlich, weil gerade Urlaubssaison ist, und keiner so richtig mitbekommt, was da schnell durchgespeitscht wird.

Ich würde die Ereignisse in England nicht unbedingt als Exzess sehen, sondern eher als etwas, das 2011/12 ziemlich alltäglich werden kann.

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Unreif

Die Zwetschgen gehen noch nicht. Das heisst, wenn man sie drei Tage in der Sonne liegen lässt, sind sie durchaus gut essbar, aber für einen Datschi sind sie dann schon wieder zu weich und zu nass. Man muss sie also einfach so essen. Und in der Zwischenzeit zu den Marillen greifen. Die sind nämlich reif.



Es hat also alles seine zwei Seiten. Und passt irgendwie in eine Zeit, die sich seltsam unreif anfühlt. Als müsste noch etwas kommen. Aber es kommt nichts. Vielleicht denke ich dann morgen nach, wenn ich bessere Zwetschgen habe, und mache etwas. Oder auch nicht.

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Freitag, 12. August 2011

Sommer in Bayern

Irgendeinen Vorteil muss es ja haben, wenn man in einem Land lebt, in dem man sich nur aus zwei Sozialdemokraten den König heraussuchen kann.





















Endlich wieder radeln. Immer noch mit Grippetabletten, aber es geht wieder.

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Dem Überwachungsparadox auf der Spur

Es gibt da einen komischen Zusammenhang:

Nirgendwo gibt es mehr optische Überwachung mit Kameras als in England, mit der sich die Besitzenden schützen

Gleichzeitig gibt es aber auch nirgendwo Angst vor diesen Kameras, wenn die Nichtbesitzenden plündern.

Das heisst: Die einen glauben an eine Privatisierung der Sicherheit, während jene, die das aufhalten sollte, definitiv nicht daran glauben.

Und darüber - Ursachen, Hintergründe, Schlussfolgerungen - habe ich in der FAZ geschrieben, weil mir der Beitrag irgendwie in der Diskussion bislang gefehlt hat.

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Mittwoch, 10. August 2011

Stattrandale

Eigentlich hatte ich überlegt, ob ich bei der FAZ was über England und die Plünderungen schreiben soll. Und dann sah ich die Bilder. Bilder von schlecht angezogenen Leuten, die Unterhaltungselektronik und in China genähte "Markenkleidung" wegtragen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Leute, kämen sie in meine Wohung, sehr konsterniert wären und ohne irgendein Sachgut wieder den Rückzug antreten würden. Deshalb habe ich dann bei der FAZ doch lieber über wirklich relevante Themen wie Nervengift und Quecksilberrisiken geschrieben, und das Elend der Körperlichkeit in einer Zeit, da der Sex nicht mehr von Mirabeau, sondern von dieser Roach Frau da beschrieben wird.

Und dann ging ich auf den Markt und fand eine Zuchini, die ich einfach haben musste. Die widme ich allen Plünderern und Leuten, die Zeug schreiben, das ich nicht ertrage, weil es so schlecht ist.



Grossbild

(Kann nicht jemand einen dicken, weichen, warmen, liebevollen Sommerroman schreiben, wo sich ein paar Leute einfach ein wenig betrügem, Sex haben, anlügen und gut angezogen durch schöne Orte wandeln?)

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Digitale Gesellschaft beim Astroturfing

Die selbsternannten Vertreter der Blogger und Internetaktivisten beim Vortäuschen von Bürgeraktion im Auftrag der Grünen in Berlin, mit Kameras, Promis und allem, was dazu gehört, wie plötzlich aufpoppende Kommentatoren, die die Veröffentlichung gar nicht mögen:

Hier nachzulesen

Mich würde mal interessieren, wie Beckedahl das mit Offenheit und Ehrlichkeit und was die da sonst noch absondern unter den Hut bringt. Man kennt das ja inzwischen aus dieser Szene: In Funktion 1 den ehrlichen Vorkämpferr geben, in Funktion 2 Geld annehmen, in Funktion 3 einen Freund haben, der in Funktion 4 dann über andere herzieht, die das nicht so gut finden, und dann wieder Funktion 1 herauskehren.

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Mittwoch, 10. August 2011

Strassenkampfmann

So weit, so gut. Schreiben geht wieder, denken geht wieder, ich schlafe noch sehr viel und zu lang, aber alles kommt zurück zu den gewohnten Abläufen. Inzwischen ist es mir auch wieder etwas peinlich, wenn um 10 Uhr die Paketpost kommt, und ich immer noch im Bademantel stecke, Privileg des Unwohlseins und des Umstandes, nichts wirklich Sinnvolles tun zu können. Selbst für das Bilder- und Spiegelumhängetetris bräuchte man einen klaren Kopf.



Nichts Sinnvolles ist wohl auch das Motto in England. Mit etwas Pech schaffen es ein paar Tausend entfesselter Plünderer, eine Art Vorentscheidung der politischen Konflikte des kommenden Jahres durchzusetzen; für ein paar Klamotten und Elektroartikel wird der Mehrheit vorgeführt, wie das aussieht, wenn die Jugend revoltiert. Das kann auch ganz anders sein, das hat man in Ägypten, Israel und Barcelona gesehen - aber was immer in Italien, Ungarn und anderen Ländern kommen wird, die Polizeireaktion wird auf Londoner Verhältnisse abgestellt sein. Zum Schutze der unbescholtenen Bürger natürlich. Man hat ja gesehen, wo das endet. Und vermutlich haben wir in den nächsten Tagen auch die nächste Geistesblendgranate des Übels im Innenministerium, das versuchen wird, die Scharte mit der Onlineanonymität auszuwetzen: Das muss ein Ende haben, damit man auch hier eventuelle Gewalttäter identifizieren kann.



Was ich in London ganz erstaunlich finde: Die Stadt ist Vorreiter bei der Überwachung des öffentlichen Raumes mit Videokameras. Es gibt sogar einen TV-Sender mit Bildern der Überwachung. Weite Teile der Stadt sind komplett abgedeckt, mit Schichten privater und öffentlicher Beobachtung, und die besseren Regionen gelten deshalb auch als vergleichsweise sicher. Es hat niemanden abgehalten. Man hat sich an die Kameras gewöhnt, die Krawallmacher haben eine Antwort darauf gefunden - Kapuze, gleichförmige Kleidung, eine Masse - und schon ist die Überwachung nur noch so gut wie die Überwacher dahinter. Überfordert, oder auch demotiviert von den eigenen Arbeitsbedingungen. London ist voll von privaten Wachdiensten. Genutzt hat das nicht wirklich viel. Und im Vergleich zu dem, was in Paris geschah, waren in London gar nicht mal so viele Leute unterwegs.



Was da passiert ist, ist schlimm, aber wenn man das nur ein wenig weiter denkt, sind die Schlussfolgerungen gar nicht so angenehm. Mehr Polizei, mehr Wachdienste und mehr Kameras und Überwachung, das alles hatte man in London, es hat nicht funktioniert, wenn sich nur genug Gruppen zusammenrotten und sehen, dass das System überfordert ist. Viel gehört nicht dazu, in der reichen Hauptstadt eines grossen Landes. Wer einen typischen Samstag Abend in einer Innenstadt nahe einer Disco kennt, ist jetzt aber auch nicht sonderlich überrascht. Die Anlagen dazu sind längst vorhanden, auch bei uns.

Hoffen wir mal, dass sich andere eher an Barcelona und Tel Aviv orientieren. Und die andere Seite ein Einsehen hat, bevor es keinen Respekt vor dem Staat und der Gemeinschaft mehr gibt.

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Nichts passiert

Vielleicht könnte man auch einfach mal sagen:

"Angesichts der Gesamtsituation und der Belastungen durch die Finanzkrise entstand 2010 an den Börsen eine durch nichts zu rechtfertigende Blase, die sich nun wieder auflöst. Sobald die Risiken und makroökonomischen Rahmendaten vernünftig eingepreist sind, werden sich die Kurse auf einem angemessenen Niveau wieder einpendeln."

Oder erinnert sich jemand an besondere Schlagzeilen mit "Übertreibung! Spekulation! Aktienirrsinn", als der Dax davor in die Höhe schoss? Bei 5000 bis 5500 fängt sich das alles wieder.

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Montag, 8. August 2011

Eingesperrt

Es gibt Besucher, die eine gewisse Eingewöhnungszeit brauchen; es ist bei mir daheim nicht gerade das, was man als "leer" bezeichnet.



Das hat aber durchaus seinen Grund; mein Horror ist nicht "zu viel an den Wänden", sondern die Tage, da man das Haus kaum verlässt. Würde annehmen: In Deutschland machen diese Tage die Hälfte des Jahres aus. 2011 vielleicht auch mehr. Regen und Grippe zum Beispiel sind nicht gerade hilfreich beim Aussensport. Und da ist es meines Erachtens fein, wenn es drinnen nicht so trist wie draussen aussieht. Der Kopf möchte Unterhaltung, er bekommt sie.



Nie sitze ich am Fenster und blase Trübsal in den Regen. Es gibt immer etwas zu kochen, umzuräumen und ab und an auch aufzuhängen. Das ist nie wirklich fertig. Es kommt immer wieder etwas dazu, und anderes war immer dazu gedacht, nur einen Platz zu halten und dann, wenn das Perfekte da ist, andernorts verwendet zu werden. Mal steht etwas hier und mal dort, es ist nie gleich. Manches finde ich nicht mehr. Das ist dann etwas ärgerlich, aber ein Haus verliert nichts.



Ich habe mir in Berlin einmal ein Penthouse angeschaut. Hintergrund war, dass meine Wohnung saniert werden sollte, und der Besitzer den Stress mit dem Umziehen vermeiden wollte, indem er mir in der Nähe dieses unvermietbare Stockwerk ganz oben anbot: 80 Quadratmeter, ein Raum, seitlich von einer Fensterfront aufgeschlitzt mit Blick über Berlin. An Tag der Besichtigung lagen die Wolken sehr niedrig über der Stadt. Man sah die Abgase. Man sah den Fernsehturm. Man sah schlimme Häuser und ahnte: Da sind überall Berliner. Und als ich mich dem Raum zuwandte, waren dort kahle Wände, sehr edel, sehr pur, sehr rein, eine frische Leinwand, die mich nicht von dem Elend da draussen ablenken konnte. Gefangen zwischen Nichts und einem Etwas, das schlimmer als das Nichts ist. So, sagte ich mir, kann ich nicht leben. Daheim ist es zwar Bayern, das geht schon eher, und trotzdem: Ein Nichts von einem Raum, das darf nicht sein.



Das ist lange vorbei; heute gehe ich durch meine Räume und entdecke eigentlich immer etwas Neues. Eventuell ist es sogar etwas Neues. Kann schon mal passieren. Allerdings, der Venezianer da oben, der bleibt nicht hier: Der Badspiegel am Tegernsee hat nach über 30 Jahren doch etwas gelitten, und wenn dort schon die Fliessen bleiben, sollte der neue Spiegel ein wenig besser passen. Das tut er. Ob es gefällt, ist eine andere Frage. Ich kann gut damit leben.

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Lieber Herr deutscher Innenminister

ich hätte da mal eine Frage:

Wenn ich als Don Alphonso auf bayerisch sagen würde, dass ein Minster ein brunzbieslblöder Cretin wäre, dem sie ins Hirn geschissen haben

und wenn ich dann als ich selber an der gleichen Stelle auf bayerisch sagen würde, dass ein Minster ein brunzbieslblöder Cretin wäre, dem sie ins Hirn geschissen haben

und wenn ich dann als Leopold Soacher Friedrich Oaschenguddl Noagl-Seifa an gleicher Stelle auf bayerisch sagen würde, dass ein Minster ein brunzbieslblöder Cretin wäre, dem sie ins Hirn geschissen haben

welcher von uns dreien würde dann weniger die Wahrheit sagen? Und was würde das am Minister ändern, der wo ja das ist was da so gesagt worden ist?

Das tätert mich jetzt im Ernst einmal interessieren, täte es, jawohl, sog ich. Weil es sonst a Schant für denen Preussen ist die wo jetzt von Ihnen das mit den Pseudonymen lesen tun.

Wenn Sie aber wissen wollen, welche Soacha bei PI rumhetzen, fragen Sie mal in den Jugendorgas Ihrer Regierungsparteien. Die wissen bestimmt was.

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