Empfehlung heute - Ein Blogportal?

Im Prinzip gebe ich Don Dahlmann recht, denn 2004/5 haben wir tatsächlich viel über so ein Projekt nachgedacht, und ich hatte auch sowas wie einen Businessplan dafür in der Schublade (Ältere werden sich daran erinnern, ich war mal einer von denen, die sowas planen, umsetzen, beraten und, wenn es sein musste, auch beendet haben).

Gleichzeitig hat sich viel, wenn nicht alles geändert. Ich habe nichts gegen kommerzielle Blogs, die Blogbar selbst begann als Begleitung eines Buchprojekts, und es gibt weltweit viele Beispiele von Bloggern, die erfolgreiche Kleinmedien aufgebaut und vermarktet haben. Dagegen ist nichts einzuwenden, ganz im Gaegenteil. Das Problem der deutschen Blogs besteht meines Erachtens aber in ihrer Sondersituation: Wir haben extrem schlecht gemachte kommerzielle Blogs; das bekannteste etwa hängt inhaltlich am Tropf der Gossenjournaille, andere besucherträchtige Seiten tendieren dazu, Kult für kleine Besuchergruppen zu sein und autistisch vor sich hinzustöpseln. Andere Blogger könnten zwar was, haben aber erkennbar keine Lust, sich in so einem Projekt instrumentieren und verheizen zu lassen. Und obendrein - Don Dahlmann sprach mit Sascha Lobo - haben wir eine sehr inkompetnte Vermarkterszene zwischen Kauf-PR von Trigami bis zur adicalverseuchten KlickeRwirtschaft in Berlin, aber nichts, was ein seriöses Blogportal mit einer seriösen, getrennten Vermarktung ergänzen könnte.

Ich bin der Überzeugung, dass es mit den aktuell tätigen Protagonisten nicht klappen kann und wird. Da müssten schon Neue kommen und den Willen haben, die aktuelle Ordnung und Hierarchie, deren Teil auch meine Blogs fraglos, wenn auch nicht wirklich gewollt sind, zertrümmern. Das sehe ich nirgends. Ich sehe Cliquen, an denen man sich orientiert, den Tanz um goldene Kälber und die Drängelei an den Fressnäpfen. Mit solchen Leuten kann man noichts machen, das in der Kakophonie der Medien ein paar andere Knarzer beitragen könnte, und vor allem sehe ich auch keine Basis, auf die man sich einigen wollte. Heute ist ein Blog nur noch eine Software, die erschreckend viele Arschlöcher bedienen. Individuell kann man damit mehr reissen, als in der gesamten Mediengeschichte zuvor, aber als Rudel bräuchte man mehr als den Willen, das Thema nach vorne zu bringen.

Man bräuchte sowas wie den Biss von 2004, die Bereitschaft, sich anzulegen, zu engagieren und Risiken einzugehen, man müsste sich erst mal wieder lösen vom Schmusekurs mit Hoffnung, von tazSponFAZ übernommen zu werden, wieder etwas sein, was anders und eigenständig ist, ohne Rücksichten auf Gruppen und Ängste vor Meinungsmachern, einen guten Plan und genaue Ziele haben, und einen Markt entwickeln. Der Markt ist das entscheidende Kriterium. Das Portal muss man also attraktiv und allgemeinverständlich machen, dann zusammenführen und erst zum Schluss vermarkten.

Einen Haufen mässiger bis schlechter Blogs, die gemeinsam Geld wollen, gibt es schon, das braucht keine Wiederholung in einem zusammenfassenden Portal.

Mittwoch, 2. April 2008, 18:19, von donalphons | |comment

 
Was genau
soll das Problem sein, für das so ein Portal als Lösung her müsste?

OK, es ist wild und unübersichtlich hier draußen. Vielleicht steht das einer größeren (publizistischen und wirtschaftlichen) Bedeutung dieses Landstrichs im Wege. Aber soo schlimm finde ich das nicht. Denn genau das ist es, was einerseits Abenteurer und Rucksackreisende anlockt und andererseits Pauschaltouristen abschreckt.

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Nun, wenn man von Lobo spricht, muss man sehen, dass die Abenteurer und Rucksacktouristen nicht das Geschäft bringen, das man mit den Pauschaltouris und den Betonburgen machen kann. Ich muss ganz offen sagen, dass ich mich gegen ein von Lobo vermarktetes Portal mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wehren würde, sollte es versuchen, von meinen Inhalten zu profitieren.

Trotzdem ist die Idee, den Einstieg etwas zu erleichtern und Orientierung zu bieten, gerade angesichts der Cliquenstrukturen gar nicht so entsetzlich doof.

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Alleine das Stichwort "HuffPost" lockt doch schon die übliche Mischung aus Kommerz und Selbstüberschätzung an. Am Ende würde sowas im Medien/IT/PR-Sumpf hängen, der in Deutschland die (sichtbare) Bloglandschaft dominiert.

Der Einstieg in Blogs kann nur über Themen laufen. Dass hierzulande die Blogger entweder querbeet bloggen oder zumindest gerne über Themengrenzen hinweg schreiben, macht es für zufällige Besucher schwer, die Informationen einzuordenen. Ich schaue mich zur Zeit in der "Wissenschaftsblog-Szene" ein wenig um, und finde auch hier in der Regel Universalgelehrte. Muss ein deutsches Wesensmerkmal sein.

Mir scheint, blogs dienen bei uns primär der Kommunikation. Diskutieren, Netzwerken, Bekanntschaften schliessen. Daher immer auch der Eindruck der "Cliquenwirtschaft". Es fehlen die inhaltlichen Ziele. Der Willen, mit dem blog etwas bewirken zu wollen. Gerade das zeichnet viele erfolgreiche US-Blogs aus - auch HuffPost.

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Für mich denke ich, dass ich Medizin&Pharma kann. Und ich glaube auch nicht, dass es meine/unsere Blog-Leser interessiert, wie der Service bei der Airline auf meiner letzten Dienstreise war.

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Im Prinzip wäre das das rezept einer guten zeitung: Viele gut gemachte Ressorts mit ungefähr gleichbleibender Qualität unf meinungsstarken Autoren. Aber das würde auch eine menge Disziplin bedeuten und gar Führung, sowie eigenverantwortliches Arbeiten für ein gemeinsames Ziel - wobei dann immer noch einer die Auswahl machen muss. Und auch da hapert es.

Ich will nicht ausschliessen, dass es sowas wie eine Initialzüdung geben kann, wenn erst mal ein Kriterium erfüllt ist, aber es muss von leuten gemacht werden - und genau diese Leute sehe ich nicht. Am Ende steht sowas wie derwesten/westropolis. Nicht gerade verlockend.

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Das Prinzip "Gute Zeitung" wird nicht schlechter, nur weil es in andere Medien und Produktionsformen transferiert wird.

Disziplin, Verantwortung, Ziele - klingt preussisch altbacken, so ganz anders als das "weil wir es können" der Blog-Avantgarde, die sich in Berlin trifft. Aber es beschreibt die Defizite, die dafür verantwortlich sind, dass die Blogprojekte erschreckend anspruchslos gestaltet werden. Ein Beispiel: 01blog. Hat was von Dienst nach Vorschrift und zeigt anschaulich, dass notwendige Impulse vom "Berliner Netzwerk" nicht zu erwarten sind. Chris schreibt bei fixmbr darüber, dass die das Bild aller Blogger dieses Landes diskreditieren. Wegbeissen durch Abschreckung.

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Man braucht vor allem den Willen etwas zu tun anstatt nur darüber zu reden, warum es nicht geht. Es geht nämlich wenn wir es wollen. Ich sage nicht das es leicht wird, aber es geht.

http://www.duckhome.de/tb/archives/2125-Hier-klaefft-der-falsche-Hund.html

Es wurde im Prinzip vor kurzem hier ja auch schon diskutiert.

Werbung und Redaktion strikt getrennt. Die einen dürfen an Werbung reinholen was es gibt und die anderen dürfen sich darüber auskotzen solange sie wollen. Ehrlichkeit.

Aber sag mir bitte nicht das es nicht geht nur weil alle, alles mögliche schon falsch gemacht haben. Wenn das so wäre, würde nämlich gar nichts mehr gehen, weil wirklich alles auf dieser Welt schon mal falsch gemacht wurde.

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Das größte Problem der Refinanzierung von Blogs und/oder -Portalen heißt AdBlock. Je weiter sich das segensreiche Plugin für den Firefox verbreitet, desto sinnloser werden Online-Werbeversuche. Was bleibt? Bezahlte Produktempfehlungen, die als solche gekennzeichnet sind? Vom Blogger als Blogbeiträge plazierte Anzeigen?

Rainersacht - ratlos

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Nö Rainer. Diese ganze Adblock und Clickibuntimistkacki kannste generell vergessen. Wenn du Blogs vermarkten willst dann musst du aus diesem Gedankenumfeld raus. Das ist wie eine Plakatfirma die vom Bogenanschlag leben will. Geht nicht. Bogenanschlag ist nett, Bauzäune auch, aber das ist für die Sahne und nicht für Butter und Brot.

Das gleiche gilt für bezahlte Texte ob deklariert oder nicht. Geht nicht. Geht absolut nicht. In keiner Form. Ich kann über alles schreiben, solange ich dafür keinen, ich wiederhole absolut keinen Vorteil entgegennehme.

Wir reden doch immer von Kleinbloggersdorf. Dann lass und doch auch mal so denken. Plakatwände. Nicht schön, aber gut für Brot und Brötchen. Wir können sogar weitergehen. Wir haben Plakatwände die Filme wiedergeben können. Lass uns diese Wände verkaufen.

Dann bist du auch gedanklich schnell da, wo du hin musst. Der Kunde will nicht eine Plakatwand an der anderen. Er will eine Solitäre Wand. Weniger Flächen bringen mehr Geld.

Je nach Themenbereich gibt es andere Kunden. Die Reifenbude will an die Autowerkstatt, der Erdnuss und Lutscherhandel an die Schule.

Deshalb rede ich von einer Zeitung. Mehrere Seiten, unterschiedliche Werbung und natürlich auch lokale Kleinanzeigen. Ja auch Susi 21 die es besonders gut im hocken kann.

Das Geld ist da. Der Hunger nach Werbeflächen auch. Wir müssten nur anfangen ein Produkt zu erstellen. Das ist nämlich das woran das ganze krankt. Es gibt kein vermarktbares Produkt.

Robert hat da was kluges gemacht und auch adical liegt nicht ganz verkehrt.

Allerdings sage ich ganz deutlich. Der Vertrieb für Anzeigen muss vorher wissen, welche Kunden er anbringen darf. Der radikale Adical-Fehler war die nachträgliche Diskussion. Aber machbar ist es und das Geld ist auch da.

Was fehlt ist jemand der den Hut aufsetzt und sagt jetzt los. Dafür bin ich zu alt und leider auch zu verbrannt. Vielleicht nicht einmal nach draußen aber vom eigenen Gefühl her. Aber wenn jemand den Hut aufsetzt hat er meine volle Unterstützung.

Jetzt müsste man Hüte besitzen - wa ey ?

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"Diese ganze Adblock und Clickibuntimistkacki kannste generell vergessen."

Willst du damit behaupten, dass Adblock Plus nicht funktioniert?
Weil das waere naemlich falsch. Es funktioniert tatsaechlich fabelhaft.
Oder war das ironisch gemeint?

Clickibuntimistkacki sind doch wohl eher die beschriebenen Plakatwaende, die Filme abspielen koennen.
Und dagegen wehrt uns das gute Adblock Plus.

Wer es mal ausprobieren moechte, der gebe adblock plus add-on in seine lieblingssuchmaschine ein.

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meiner meinung nach hat schon der verloren, der sich übehaupt einbildet, mit seinem blog geld verdienen zu können. blogs sind dafür zu persönlich und zu wenig journalistisch. und autistisch, weniger im psychologischen sinne als produktionstechnisch gesehen. beispielsweise: wer redigiert ein blog? eben. die autoren kreisen jeweils um sich selber, und es gibt kein rundes, durchdachtes, gestaltetes oder marktfähiges "produkt" in dem sinne. was ja auch sehr schön ist. aber selbst niggemeier, den offenbar viele toll finden, postet nur aus eitelkeit, also aus egozentrismus. was ja auch ok ist! aber eben nicht wirklich geld bringt.

wer mit schreiben geld verdienen will, sollte geld in die hand nehmen, einen ordentlichen businessplan aufstellen, sich fähige mitarbeiter suchen (!) und es dann mit einem online-produkt versuchen. das wäre dann aber kein blog!

blogs liest man nur dann regelmäßig, wenn einen die online-persönlichkeit des autors oder dessen leben interessiert. es ist eben viel zu biografisch, um von allgemeinem oder massenkompatiblen interesse zu sein. unter umständen würde es sich verkaufen, wenn man schon aus anderen gründen berühmt ist, die biografischen regungen also in einer art popkontext interessant würden. aber auch das funktioniert nicht, denn stars faszinieren ja gerade durch ihre nicht-erreichbarkeit oder durchs verstecken von privatem, und das ist eben so gar nicht blog.

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Ich habe gerade bei Don Dahlmann auf die typische letzte Einrede geantwortet, das eine solche Zeitung aus Blogs nur den A-Bloggern nutzt und möchte das hier auch noch mal einfügen .
http://don.antville.org/stories/1778704/#1779439

Wir sind die ungefähr 30 Blogger mit denen ich schon mal über das Thema geredet habe. Eine Zeitung die aus Blogs erstellt wird ist schon deshalb anders, weil sie Texte nur übernimmt, nicht kommentiert, redigiert oder ähnliches tut was in einer Redaktion vorkommt. Sie hat auch keine Redaktion die entscheidet was reinkommt. Dafür gibt es Schwarmintelligenz die durch ihr Leseverhalten zeigt, welche Themen die Leute lesen wollen. Täglich neu.

Ich selbst bin nicht einmal ein C-Blogger. Ich dürfte irgendwo bei UVW liegen. Ich wohne in Klein-Bloggersdorf janz weit draussen am Friedhof. Sozusagen die beschissene Schwanzspitze des Long Tail, wenn ich an die Kuh denke.

Die Zeitung aus Blogs die ich meine funktioniert wie eine Kuh, sie grast. Nur mit dem wesentlichen Unterschied das sie alles nimmt. Nicht nur den süßen Klee sondern auch die Disteln. Sie grast ganz klein Bloggersdorf ab, das sich bei ihr als Begrasungsfläche anbietet.

Die Blogger müssten nur eine Sache machen. Tags für die einzelnen Bereiche der Zeitung einführen (#Sport#, #Politik#, #Wirtschaft#) Nur diese Tags wären vorgegeben, weil sie den Rahmen bilden. Ansonsten absolute Freiheit wobei ich gerne mal ein Gespräch über besseres Tagging führen würde. Meins ist nämlich beschissen.

Meine grasende Kuh wertet die Bereichstags aus und nimmt für jeden Bereich die neuesten Nachrichten und die die öfter gelesen wurden. Der Leser kann sich auch bestimmte Blogs oder Autoren automatisch nach vorne ziehen lassen, wenn er die Seite aufruft.

Die Werbung auf dieser Startseite ist für den Löwenanteil der Kosten gedacht. Sobald ein Leser einen Artikel anklickt zieht der offen, zeigt seine Werbung und den Artikel die dem Autor zugerechnet werden. Je öfter ein Artikel gelesen wird, desto dauerhafter steht er vorne. Ein weiterer Klick schiebt den Artikel wieder in die Startseite zurück.

Da ist der AAA-Blogger eben nicht besser bedient als der ZZZ-Blogger. Warum auch. Es geht doch um den Erfolg des Projektes und nicht um Selbstbeweihräucherung. Das schaffen die A-Blogger ganz alleine und die Z-Blogger vom Longtail beweinen sich auch ganz ausführlich. Dafür brauchen wir keine Zeitung aus Blogs.

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ach! ist das nicht zoomer?

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