United States of Dystopia

Nehmen wir mal an, jemand hätte uns im Jahr 2000 erzählt, dass in acht Jahren die Vereinigten Staaten schon seit einem Jahr in einer global wirkenden, jedoch selbst verschuldeten Finanzkrise stecken. Dass die Unsummen, mit denen man das korrigieren könnte, in zwei vollkommen sinnlosen und nicht gewinnbaren Kriegen und einer Reihe von lokalen Konflikten verbraten wurden. Dass dieses Land immer mehr verbraucht hat, an Benzin, Rohstoffen und Nahrung, dass ein grosser Teil der Bevölkerung krank vom Wohlstand ist, und gleichzeitig jede Form von Infrastruktur vor die Hunde geht. Dass dieses Land unter seinen Bürgern extreme Armut kennt, und noch schlimmere Armut unter denen, die dort leben, aber keine Bürger sind. Dass dieses Land von einer Clique durchgeknallter Idioten regiert wird, Scharfmachern, präfaschistoider Überwachungsspinnern und Think Tanks, die von Leuten aus dem nach europäischen Massstäben rechtsextremen Spektrum bezahlt werden. Dass die Staatsverschuldung jederzeit eine globale Wirtschaftskrise auslösen kann, während das Land und seine Produkte kaum mehr zur ersten Welt gezählt werden können. Dass die Schlüsselindustrie der Autoproduktion am Ende ist. Dass nach einer gigantischen Katastrophe in einer Millionenstadt auch nach Jahren grosse Teile dieses Ortes aussehen, als wäre die Flut erst vor drei Wochen gewesen.

Und nehmen wir weiter an, man hätte uns gesagt, dass dieses Regime auf allen Feldern der Aussenpolitik in der Defensive ist - teilweise gegenüber antidemokatischen und im Kern radikalmuslimischen oder postkommunistischen Diktaturen wie Saudi-Arabien und China, die auf der anderen Seite mit ihren Investitionen den sozioökonomischen Moloch von Amerika am Laufen halten. Dass dieses Land bewiesen hat, wie unfähig es ist, auch nur kleine Territorien wie den Kern von Bagdad zu besetzen, wie egal ihm das Thema "Nationbuilding" ist. Dass inzwischen auch die Israelis selbst mit der Hamas reden, weil klar ist, dass von den Versagern in Washington keine Initiativen mehr kommen. Dass Russland und China ungestört auf dem globalen Vormarsch sind, weil die USA für einen freien Rücken in Sachen Afghanistan und Irak jede andere Schweinerei tolerieren. Dass sie einen Staat wie Pakistan unterstützen, der zumindest indirekt an der Konzeption des internationalen Terrorismus beteiligt ist.

Und hätten wir und damals erzählen lassen, dass die Notenbank zugunsten einiger Hasardeure auf den Finanzmärkten das Land zusätzlich in eine Inflation treibt, die ganze Schichten real verarmen lässt. Dass das Land seine Soldaten ermächtigt, die Menschenrechte global mit Füssen zu treten. Dass diese Supermacht auf allen Ebenen so unglaublich ignorant ist, so unfähig, die notwendigen Veränderungen überhaupt erst zu begreifen. Dass das Land nach menschlichem Ermessen auf allen Ebenen bankrott ist, egal ob wirtschaftlich, in seiner Militärdoktrin, sozial oder politisch.

Dass dieser Leader zu einem Moloch geworden ist, bei dem man sich fragt, ob er der Lösung der Probleme dieses Planeten nur im Weg steht, oder nicht auch zentraler Teil des Problems ist.

Hätte das jemand 2000 geglaubt, und hätte jemand daran geglaubt, dass 8 Jahre, immerhin eine lange Zeit, ausreichen, dass man sich an diesen Zustand irgendwie gewöhnt hat?

Dienstag, 17. Juni 2008, 21:15, von donalphons | |comment

 
Halleluja?

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Ich habe das 2000 geglaubt, als Gore die Wahl verlor. Schon 1998, als nach einem größeren Al Kaida-Anschlag ein US-General erklärte, das Problem wäre jetzt, dass man nicht genau wisse, gegen welches Land man Tomahawk-Flugkörper abfeuern sollte schwante mir, wie oberfaul dort gewisse Dinge sind. Schön Gremlizas Kommentar zu Clintons Ankündigung, alle Verantwortlichen für die Anschläge von Nairobi und Daressalam zur Strecke zu bringen: "Merkwürdig, einige der Verantwortlichen standen gerade um ihn herum. Jahrzehntelang hatten CIA und Special Forces islamistische Kämpfer bewaffnet und ausgebildet."

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Was neoconnardische Vollpfosten
wie jene hier nicht daran hindert, solche Bush-Nachrufe zu verbrechen:

http://www.zeit.de/online/2008/25/bush-brown

Paralleluniversum, sowas.

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Eine Titelgeschichte im Economist als Beweis für eine verbesserte Lage im Irak, der genozid in Ruanda als Entschuldigung für einen Krieg: Wie krank kann man sein? Und: Gibt es schon eine StudiVZ-Gruppe zu dem Thema?

Da ging der ostelbischen Junkerszeitschrift mal wieder der innere Wehrmachtsgeneral durch.

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Wer weiß, wenn Obama es nicht gelingt, den politischen und wirtschaftlichen Scherbenhaufen zu kitten (was höchst wahrscheinlich ist), den Bush hinterlässt, werden die "New Republicans" um 2015 Bush noch feiern wie Reagan, der bekanntlich den kalten Krieg im Alleingang gewann.

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Im Westen nichts Neues.

Hat sich das nicht schon abgezeichnet, als damals dieser runzlige Schauspieler Präsident geworden ist?

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Zum Thema "War on terror" empfehle ich nachdrücklich folgenden Dokumentarfilm: http://www.imdb.com/title/tt0372588/ ;o)
-America, fuck yeah! (Wobei man das "yeah" im Slogan, weil gesungen, auch als "ya" verstehen kann...)

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Das ist alles wahr,
aber die USA sind nach wie vor führend in Wissenschaft und Technik. Sicher ist auch das diskutabel; ein großer Teil dieses Erfolges ist dem Talent ausländischer Studenten geschuldet, aber offenbar sind die US-Verhältnisse noch nicht derart desolat, als daß dort keiner mehr studieren wollte. Zumindest in diesem Aspekt braucht sich hierzulande niemand zu brüsten, man habe die Amis bald überholt, da hilft auch kein Brusttrommeln im Exzellenzcluster, kein Master und erst recht kein Bachelor.

Fragt man einzelne Amerikaner direkt, wie sie denn so klarkommen mit ihrer Regierung, dann herrscht dort eine ähnliche Stimmung wie hier nach 16 Jahren Kohl: hauptsache, es passiert etwas. Ansonsten gibt es eine Art Schockstarre; wenn in einem derart großen Land mit häufig schlechter Infrastruktur das Benzin teurer wird, bedeutet das etwas anderes als hierzulande; die aktuellen Unwetter und sonstigen Naturkatastrophen fesseln die Aufmerksamkeit genug und ansonsten sind Europa und der Rest der Welt ziemlich weit weg. Um letzteres sind die Amis manchmal zu beneiden.

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