Die 3-Millionen-Euro-Frage

Den Reichen die Pflicht zum Schönen. Andernfalls verdienen sie zu sterben.
Muriel Barbery, zitiert bei Anke
Und die Armen, haben die eine Pflicht zum Hässlichen? Einen Fluch zum Umschönen? Ein unausweichliches Schicksal, das sie dazu verdammt, grantig, zynisch und runtergekommen zu sein?

Vielleicht muss ich hier eine kleine Ankdote erzählen, über das, was sozial ist. Mein momentaner Aufenthaltsort ist, soweit man sich das irgendwie vorstellen kann, der komplette Gegenentwurf zu den schlechteren Vierteln Berlins und anderen sozialen Brennpunkten. Würde ich jetzt am Schnittpunkt zwischen diesen beiden Welten sitzen, im 103 an der Kastanienallee, würde ich in einer Stunde dreimal gefragt werden, ob ich nicht mit einem kleinen Betrag helfen möchte, der tatsächlichen oder auch nur erfundenen Not eines mich Ansprechenden zu mindern - sei es, weil er mir eine Geschichte erzählt, ansonsten randaliert, Musik macht oder sonstwie eine Umverteilung zu seinen Gunsten beabsichtigt. Und ich kann an dieser Stelle aus Erfahrung sagen, dass es selbst für jemanden wie mich durchaus ins Geld geht, diesen Wünschen nach sozialen Diensten längerfristig zu entsprechen, denn mittlerweile gehören Forderungen von 3 Euro für einen Döner, eine Fahrkarte oder was auch immer fast schon zum guten Ton.



Am Tegernsee wurde mein soziales Gewissen innerhalb von einem ganzen Monat nur dreimal angesprochen. Durchwegs von Leuten, die durch in einem Masse reich sind, dass ich sie hier trotz meines Abscheus vor diesem Wort nur als Elite bezeichnen kann. Die Sorte, die einem in fünf Minuten ein Termin bei wem auch immer verschaffen kann, eine Vietel Stunde vor dem ausverkauften Konzert noch Karten bekommt und bei der Durchsetzung ihrer Ziele vermutlich ähnlich impertinent sein könnten, wie der verrückte Schreier vom Helmholtzplatz. Diese Herrschaften sehen mich auf der Terrasse am Computer sitzen, verwechseln meine Jagd nach Informationen und Fahrten zu Versammlugen nach München mit "Freizeit" - schliesslich binde ich es hier keinem auf die Nase, dass ich beruflich über so etwas Unansprechbares wie Geld rede - und finden, dass ich ruhig ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft werden könnte. Ich fürchte in der Folge, ich werde im Herbst helfen, einige wohltätige Konzerte zu organisieren, der Landesbund für Vogelschutz will mich trotz Heuschnupfen, und jemand ist auch schon am überlegen, wie man mit meiner Schreibe helfen kann, das schöne Tegernseer Tal vor dem Investorenzugriff zu retten.



Das passiert übrigens nicht über die schnelle Anquatschnummer, sowas wird vorbereitet, erklärt, nahegebracht, mit guten, ja sogar besten Gründen vermittelt. Für die Ansprechenden wäre es vermutlich nicht das geringste Problem, einen Scheck rauszuschreiben und sich die gewünschte Leistung irgendwo zu kaufen, aber sie alle sind der Meinung, dass auch bei anderen die Daseinsbeschränkung auf nur rumhocken, den Kühen beim Grasen zuschauen und Torte essen absolut nicht geht. Sie alle denken, dass man gefälligst seinen Arsch zu bewegen hat, um diese Welt schöner und besser zu machen, angefangen bei dem gefährdeten Gut Kaltenbrunn bis zur Hilfe für bedürftige Mütter im Norden des Landes. Und ich lasse mich auch breitschlagen, damit ich wegen Überlastung den allerbesten Grund habe, den hier extrem stark verwurzelten Trachtenvereinen bedauernd absagen zu können, deren Schriftführerin mich beim Anmelden im Ort schnellstens - a so a gschtandns Mannsbuid, woins ned amoi a Drachd brobian - für den Almabtrieb der Krachledernen schanghaien wollte.



Es geht hier nicht gerade sozialistisch zu. Der Tegernsee ist ein grosser Brocken sozialer Ungleichheit in Deutschland, sogar die Wasserleichen werden in aller Regel als "gepflegt" und "mit Schmuck" in den Polizeibericht genommen, und all das wird glücklicherweise vom Grossraum München mit einer Stossstange gegen den Rest des Landes versehen. Ich erlebe hier Dinge, die ich nicht ins Blog schreiben würde, damit sich das nicht ändert, und dennoch: Ich halte das hier für notwendig. Weil es für die Angst habenden Mittelschicht sowas wie ein Gegenentwurf ist. Man kann die Häuser an der Mangfall spiessig und kitschig finden, aber als ich eines dieser Bilder gemacht habe, hat mich ein touristisches Ehepaar darauf angesprochen, wie schön das ist, und wie gern man hier leben würde. Es gibt eine Form des Reichtums, von der ich mir wünsche, dass er für die Mittelschicht ein Anreiz ist, der Angst nicht nachzugeben und zu versuchen, den Wohlstand auszubauen. Wohlstand funktioniert nicht mit Tütenfrass, Kleidern aus chinesischer Ausbeuterfrabrikation und Anrufen bei 9live, Wohlstand schafft und erhält sozialversichterte Arbeitsplätze in diesem Land, und lässt es nicht auf das Niveau der digitalgepennerten Minijobtwitterverarschten herabsinken. Ich hasse es, der CSU recht geben zu müssen, aber neben dem Arnutsproblem in Deutschland gibt es auch ein Problem im Umgang mit Wohlstand, eine "Oben/Unten"-Debatte, die niemandem was bringt, weil sie die Realitäten negiert.



Diese verlogene Debatte funktioniert über Archetypen, angefangen in der Glotze und endend bei den Blogs. Der böse Reiche, das sind die Zumwinkels und die Pooths, und das Spreeblickumfeld johlt, wenn dann ein Sascha Lobo bei einer Rentendebatte einen anderen wegen seiner teuren Uhr anpfeift. Der gleiche Lobo beschreibt bei Twitter, wie er kurz vor knapp ein paar tausend Euro Steuerminderung durch ein Fahrtenbuch zusammenbaut, und bietet zusammen mit Vorzeigerebell Johnny Haeusler für sein PR-Projekt für die CeBit einen Minijob mit allen wenig erfreulichen sozialen Folgen an. Und keiner frägt ihn, warum er und seine Kumpels das "Angebot" nicht selber wahrnehmen, und wie er dann diesen Job für sich selbst gegenüber der CeBit abrechnet. Faktor 2? Faktor 3? Wieviel verdient man, wenn man andere als Minijobber laufen lässt? Oder nehmen wir mal eine, beim Berliner Prekariat verhasste teure Uhr: Kann gut sein, dass sie ein paar tausend Euro kostet. Aber daran verdient ein Händler, ein Fabrikant, ein Uhrenmechaniker, es erhält einen werthaltiger Teil unserer Kultur, es ist gut, dass es so ist, und weitaus besser, als Plastikdreck aus Fernost, der dort unter übelsten Bedingungen produziert wird jedes Jahr im Müll landet. Teuer ist nicht zwingend asozial, genausowenig wie billig gut für alle ist: Die allseits bekannten Junkanbieter sind Durchlauferhitzer des Elends, angefangen bei Raubbau an der Natur über unwürdige Arbeits- und Produktionsbedingungen bis zu den Tricks, mit denen sich solche Firmen der Steuerpflicht entziehen.



Ich habe weniger Angst vor den real existierenden Reichen als vor den populistischen Heuchlern mit den einfachen Lösungen, die gerne deren Platz einnehmen wollen, um genauso beschissene Jobs anzubieten, mir ist der stille Solarinvestor lieber als der sozialgetünchte Blogstricher, dem es nach Erreichen von 2000 PIs nur noch um die Werbung geht; ich bin für eine sinnvolle Umverteilung, deren Ergebnis nicht jedes Jahr eine modische Furnierimitateinrichtung aus der Ukraine ist. Ich gebe gerne, weil mich der Anblick von Elend krank macht, aber es macht mir mehr Spass zu sehen, wenn sich Leute Gedanken machen, wie man etwas an den Zuständen ändern kann. Almosen sind kein Weg, Verschwendung auch nicht, und schon gar nicht an der Stelle, wo das eine in das andere übergeht. Armut ist nicht sozial, also muss es der Wohlstand und der Reichtum sein. Dieses Land braucht Wohlstand, viel Wohlstand auf allen Ebenen, und eine Menge Hirn, Verständnis von Zusammenhägen und Engagement.

Reichtum bedeutet Verantwortung, am Tegernsee wohnen und den Rest abtun ist genauso falsch wie ein gefälschtes Fahrtenbuch und Freunde, die sowas komisch finden, und vielleicht ist das Grundübel dieses Landes gar nicht so sehr die soziale Kluft, sondern die beschissene Verantwortungslosigkeit, die Leckmichmentalität, die kichernde Akzeptanz dieses Verhaltens von der CSU Hintertupfing bis in die Souterrains von Mitte, unabängig von Herkunft und sozialem Status.

Samstag, 28. Juni 2008, 18:03, von donalphons | |comment

 
Hier gibt es offenbar auch Leute, die alte Stadthäuser liebevoll hergerichtet und begrünt haben - man sieht es den Häusern an. Diese Leute müssen sehr reich sein, wenn man allein an die Grundstückspreise denkt. Aber sie schenken damit der Gesellschaft zweifellos auch etwas.

Leider gibt es hier aber auch den anhaltenden Trend bei den Reichen, sich in Neubau-Villen-Enklaven im Umland zurückzuziehen, die ein normaler Mensch üblicherweise nicht betritt, die Kinder auf Privatschulen zu schicken und überhaupt alles zu tun, um sich von den restlichen Teilen der Gesellschaft abzuschotten. Das stört mich besonders, wenn mich der Verdacht beschleicht, dass diese Leute aufgrund diverser ausgeklügelter Tricks sogar noch weniger Steuern zahlen als ich.

Man kann sicherlich aber auch nachvollziehbare Gründe für dieses Verhalten finden. Oberschicht-Kinder werden von ihren normalbegüterten oder sogar sozial schwachen Schulkameraden gerne gehänselt und gemobbt, und vermutlich werden die Besitzer der schönen Häuser in meinem Viertel auch häufiger angefeindet als diejenigen, die ihren Reichtum im Umland verstecken.

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Wohlstand, der sich als Geschenk und als Verantwortung erkennt, macht - so scheint es - nur auf Spendengalas eine gute Figur. Andernorts ist er unpopulär, sogar sehr, und sei es, weil Wohlstand an und für geneidet wird, oder noch mehr, weil (nicht nur seitens der Wohlhabenden) allgemein eine mit Lügen und Lebenslügen aufgehübschte Verantwortungslosigkeit herrscht, welche regelmäßig klammheimliche Freude über vorgelebte Verantwortungslosigkeit empfindet, so sehr, dass sich diese in den ärgsten Fällen in umso lauteren und begeisterteren "der-machts-richtig!"-Rufen erbricht.

Lässt ein durchschnittlicher deutscher Bankenvorstand die eigenen Flure mit unnütz teurer Kunst behängen, so gilt das bereits als Ausdruck von Anstand und gute Tat.

In einer Zusammenrottung elektrisch beleuchteter Barbaren, bei der sich auch im "social web" häufig genug Asozialität und hirnloses Kommerzgetue zeigen, ist die deutsche Übersetzung von Créme der Gesellschaft offenbar Abschaum - und ein bloßer Austausch dieser Schicht durch jene, die Schaum vorm Mund tragen, würde wohl nur wenig ändern.

(Teilplagiat - diverse Anlehnungen an Karl Kraus)

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Ich habe einige Arbeitskolleginnen, die reich verheiratet sind. Und obwohl ich sonst meist recht leicht mit anderen Menschen in Kontakt komme, merke ich, dass sie eine Mauer um sich herum aufbauen. Wenn sie überhaupt von sich erzählen, dann geht es lang und breit um die Familie - aber nur um "Formalitäten" wie die komplizierte Organisation von Familienfeiern etc., nie um echte Probleme, Sorgen, Herausforderungen oder auch erfreuliche Überraschungen (auch wenn es all das sicherlich gibt). Entsprechend gering ist natürlich auch das Interesse an privaten Sorgen und Nöten der anderen.

Gespräche über die Arbeit schlagen in der Regel auch fehl, da der Beruf einen anderen Stellenwert für sie hat als für mich: Für sie ist er ein gesellschaftlich angemessener "Zuverdienst", aber nicht mehr, und keinesfalls darf er die Erfüllung familiärer Pflichten behindern. Für mich ist die Arbeit nicht nur die einzige Einkommensquelle, sondern auch irgendwie das, worüber ich mich definiere (vermutlich viel zu sehr) - ich will es gut machen, verantwortungsvoll, mir Respekt erringen, vielleicht "etwas bewegen", wo es möglich ist.

Im Kontakt mit diesen Kolleginnen fühle ich mich irritiert, verunsichert - als wäre ich zweite Wahl, unzulänglich, was weiß ich. Dabei habe ich mich nie nach einem abgeschotteten, wohlsituierten Vorort-Leben gesehnt, wie sie es haben, und ich tue es auch heute nicht. Aber im täglichen direkten Kontakt mit solchen Leuten bekommt man halt immer gezeigt, dass man "weniger wert" ist, so hart man auch arbeitet. Vielleicht ist das ein typisches Problem vieler Mittelschichtler.

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Ich sach' passend zum Thema nur: "Erbschaftssteuer".

Und was den Neid und die Abneigung und was weiss ich noch alles angeht: Keine Frage; und ich selbst bin davon ganz sicher nicht frei. Was bitte schön soll ich denn auch gegenüber Leuten empfinden, die mir gegenüber eine Verwaltungsfunktion wahrnehmen und bei ständig steigenden eigenen Bezügen dann einfach mal entscheiden, dass meine Vergütung auf dem Stand von 2002 zu bleiben haben?

Brandenburgs Innenminister Schönbohm beklagt z.B. das Fehlen "bürgerlicher Eliten" im Osten, während das Land Brandenburg seine Hochschullehrer an einer kürzestmöglichen Leine hält. Da kann er dann wohl von dieser Personengruppe nicht ein besonders hohes Maß an Identifikation erwarten...

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Ohne Geld gibt es keine Liebe...

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Nun, der Erhalt von Denkmalimmobilien ist einer der letzten Bereiche, in dem man noch wirklich gut Steuern sparen kann - wenn man sich selbst darum kümmert.

Das Problem der Ghettoisierung der Reichen sehe ich zumindest in Bayern noch nicht so stark. Trennung ja, ab und zu eine Mauer, aber vieles ist und bleibt durchlässig. Dass man Reichtum nicht mehr offensiv ausstellt, ist eine Entwicklung im 20. Jahrhundert, und hat auch was mit der Überflussgesellschaft und ihren Produktionsbedingungen zu tun, in der wir leben. Viel ist heute kein Problem mehr, es geht eher um die Frage, was man anschafft. Oder einfach auch nur zur seite legt. Deutschland hat eine exorbitant hohe Sparquote.

Reiche Heiraten sind nochmal ein Spezialproblem - ich würde raten, einfach mal 7 Jahre zu warten, bis die Schiedungsrate ihren Tribut fordert. Dann ist auch das mit dem Chichishopping und "mit den anderen rede ich nur in der Arbeit" wieder vorbei.

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Erbschaftssteuer - ein Thema, das man als Reicher zwar nicht vermeiden, aber meist doch umgehen kann. Da gibt es dann die Erben, die die nächsten 5 Jahre nur noch mit Bargeld zahlen. Dann noch die Werte von Immobilien in besseren Regionen. Aktien, die erst nach 5 Jahren auftauchen. man kann viel tun.

Generell muss die Erbschaftssteuer sicher reformiert werden, wenngleich ich mir da nicht allzu viel erwarte. Selten ist der Mensch so kreativ wie beim erben.

ich weiss nicht, ob der Osten oder auch der Westen Eliten braucht. Ehrliche Bürger mit Verantwortungsgefühl für ihre Gesellschaft, das wäre prima, dann wäre es auch schwerer für die diversen Systemmissbraucher. Eliten haben zu viele Macken, um einen Staat nch vorne zu bringen.

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Wahrscheinlich werde ich sowieso nicht mehr mitbekommen, wie es meinen Kolleginnen in sieben Jahren ergehen wird. Denn wenn unsere Firma von der drohenden Rezession getroffen wird, bin ich qua "Sozialauswahl" vermutlich eine der ersten, die rausfliegt. Die erwähnten reich verheirateten Kolleginnen werden größeren Schutz genießen, weil sie verheiratet sind und Kinder haben.

Das ist schon ein bisschen unfair.

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Was die Einstellung und das Verhalten gegenüber dem Finanzamt angeht, wo genau liegt da eigentlich der Unterschied zwischen einem Zumwinkel und einem Sascha Lobo - abgesehen von ein paar Nullen hintendran?

Ich muss allerdings zugeben, die Vorstellung, wie Du in einer Krachledernen Kühe herumscheuchst, finde ich gerade sehr erheiternd.

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Ich würde das Schiessen mit dem Vorderlader bevorzugen. Ziele gäbe es genug, und ich nehme nur Salz und Sauborsten.

Nach meiner Erfahrung mit Pleitiers - und ich habe da eine Menge - ist es beim Niedergang ganz normal, dass sie aus dem üblichen moralischen Gefüge rauskippen. Eine Insolvenz ist meistens begleitet von Lügen, grossen und kleinen Betrügereien, Hinhalten, Suche nach Auswegen und jemandem, dem man das Problem zuschieben kann. Es ist immer jemand anderes, die Konjunktur, 9/11, der Markt war noch nicht reif. Und beim nächsten mal überlegt man sich nicht, wie man es besser macht - das würde ja Einsicht in eigenes Vesagen verlangen - sondern wie man nochmal besser lügt und mit dem gleichen Verhalten besser durchkommt.

http://blog.kooptech.de/2008/06/aktuelle-zaehlmechanismen-in -der-werbung-benachteiligen-blogs-interview-mit-sascha-lobo/

"Lobo: Wir heißen so nicht mehr. Wir heißen jetzt Adnation – die Adnation-Website wird heute frei gegeben. "

Offensichtlich nicht.

"Lobo: Wir verkaufen keine Füllzeiten. Wir wissen, dass es auch bei anderen Werbenetzwerken Auslastungen zwischen 30 und 40 Prozent gibt und Rest sehr preiswert verkauft wird. Aber wir wollen uns nicht selbst die Preise kaputtmachen."

Nun, die Werbung für Projekte von Beteiligten - Winks seine Würstelbude, Twittershirts von Spreeblick, wird ja eher verschenkt.

"Lobo: Dass eine solche Firma gebraucht wird. Wir hatten in unserem ersten Jahr, 2007 einen Umsatz von 250.000 Euro und große internationale Kunden wie Cisco, Casio, Aktion Mensch, Sony oder den Spiegel."

Und eine ganz grosse, schwer schief gegangene Kampagne von Yahoo. Die auch.

"Lobo: Das mit dem einen Tag pro Woche war ein Beispiel dafür, dass wir alle auch andere Jobs haben. 250.000 Umsatz in 9 Monaten ist definitiv ein Erfolg."

Aber sicher, man muss nur die Monate davor und danach rausrechnen, in denen es keinen Umsatz gab.

"Lobo: Wir können zwischen vier und fünf Millionen Page Impressions im Monat anbieten. Wir sind bei Unique Visits bei über eine Million. Das differiert stark in den Blogs. Von den Unique Visitors haben wir, obwohl es hier verschiedene Standards gibt, 500.000 bis 750.000, manchmal noch mehr."

Spannend. Bildblog behauptet von sich kontinuierlich 1,5 Millionen Besuche zu haben... irgendwer hat da ein Problem mit Zahlen. Oder alle. Oder bald gar keines mehr, denn Adical will ja jetzt einen "Partner".

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Da gibt es ja immer zwei: Die Pleitiers und andere Web2.0-Verzweifelte, ob in Verlagen, Start-Ups oder als freie Prediger, die aus Verzweiflung das Manna vom Himmel lügen. Und Präkaristen, die es zu gerne glauben und sich schon mal bei einem TKP von 50 Euro ihr Monatseinkommen ausrechnen (und dabei die Steuer vergessen) oder jede/n feiern, der/die "faire Bezahlung" von Bloggern verspricht.

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Nett finde ich ja auch die Bezeichnung vom "idealen Arbeitsumfeld" für das Abwälzen aller Kosten und Risiken auf den Minitwitterjobber. man kann auch manch Unfreundliches über Burda Yukom sagen, die früher 01 als Zeitschrift gemacht haben, aber die haben wenigstens ordentlich bezahlt.

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"Dieses Land braucht Wohlstand, viel Wohlstand auf allen Ebenen, und eine Menge Hirn, Verständnis von Zusammenhägen und Engagement."

Da forderst Du aber verdammt viel.

Das mit dem Wohlstand, dem vielen, das würde man noch hinbekommen. Zwar wieder nur für die, die eh schon alles haben, aber wir wollen ja nicht zu anspruchsvoll sein.

Das mit dem Hirn jedoch ... gerade Du als Historiker solltest doch wissen, dass man sich gerade solche Dinge eigentlich nicht wünschen sollte, will man nicht kollosal enttäuscht werden :)

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Gut, einerseits kann ich in meiner kleinen Welt wirken und den Hanswursten hier das Leben schwerer machen, als sie es gemeinhin erwarten.

Das andere ist aber das politische Potenzial, das aus der sache erwächst und eine Veränderung erzwingen wird, sowohl bei den Vermögenden als auch in den Bereichen, in denen Leute abgehängt werden. So übel die aktuelle Finanzkrise auch ist, sie nimmt etwas von dem Profitdruck v0n der Gesellschaft un d zwingt gleichzeitig, sich Gedanken darüber zu machen, wie man sich so organisiert, dass jeder was hat. Als man einen Mindestlohn für die post beschlossen hat, war das so ein Moment der Vernunft.

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das stimmt. und wir werden in den nächsten jahren eine abwahl der shareholdermentalität beobachten können. nachdem man das jetzt mal alles ausprobiert hat, wird man sich wieder auf die längerfristige wertschöpfung konzentrieren, ganz einfach, weil der preis zu hoch ist, den man dafür bezahlt. siehe aktuell die entwicklungen bei siemens. spannend wird allerdings die frage sein, wie sich länder wie china, russland, indien usw. dazu verhalten. die angebote oder die politik der weltbank sind hier kritisch zu sehen. sie laufen nämlich darauf hinaus, dass wir zwei verschiedene wirtschaftskreise nebeneinander laufen lassen, mit jeweils unterschiedlichen vorstellungen darüber, was als sozial oder ethisch wünschenswert gilt, wobei diese dualität natürlich heute schon deutlich erkennbar ist.

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Nichts auf dieer Welt kann China vor dem Crash retten. Der muss kommen, der wird furchtbar, aber das Konstrukt ist heute schon nicht mehr haltbar. Ähnlich sieht es mit der Oligarchie Russland aus. Historisch gesehen wird das nicht ohne massive Verwerfungen laufen. Die Frage, vor die sich der Westen gestellt sehen wird, ist nicht so schwer zu lösen, zumal die Problemverursacher in den Banken die nächsten Jahre ganz eigene Probleme haben werden. Was ich vermisse, ist bislang zweierlei: Massiven Druck der Benachteiligten und eine schonungslose Analyse der Akkumukation und der Möglichkeiten ihrer Entschärfung.

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letzteres vermissen wir seit jahrzehnten. es liegt nicht in der logik des eigeninteresses, das die USA verfolgen. die kritik, die es durchaus gab und gibt, verhallt bislang ungehört. allerdings nicht nur aus eigentinteresse der teilhaber, sondern auch, weil ein derartiges system typischerweise eine dynamik entwickelt, aus der heraus es schwierig ist, sich selbst zu kontrollieren. das gilt in nuce auch für die oberschicht in deutschland. man kann jenseits dessen, was man jeweils aktuell mit geld machen kann, nicht mehr anderes denken. erst der verlust von aktuellem geld löst aus, dass man sich anders orientiert. von lobo und ähnlichen dingen brauchen wir erst gar nicht reden. die sind mit ihrer denke noch ganz am anfang, ganz einfach weil es bis dato noch keine besitzstände zu verwalten gibt. ohnehin ist diese ganze richtung, die überzeugung oder der glaube, mit blogs geld, womöglich noch subversives (? was ist das?) machen zu können, komplett abwegig und daher in dieser diskussion auch völlig irrelevant. obschon ich verstehen kann, dass es den impliziten autor beschäftigt!

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Ich finde es bedeutungslos ob jemand reich oder arm ist. Ich bin beides schon mehrfach gewesen und werde beides sicherlich auch noch wenigstens einmal sein.

Ich glaube auch nicht das wir Eliten brauchen, ich bin nicht einmal sicher ob es Eliten gibt oder ob sie nicht nur eine eher zufallige Zusammenfassung unter einem Gruppenmerkmal sind, das nur kurzfristig Bestand hat.

Was wir meiner Meinung nach als wichtigstes brauchen ist Verantwortung. Persönliche Verantwortung für sich selbst. Seine Verantwortlichkeit auch öffentlich erklären.

Verantwortung zieht Vernunft nach sich. Nur wer sich verantwortlich fühlt und verantwortlich handelt, hat auch Ehre. Wenn Ehrhaftigkeit aus getragender Verantwortung zum Ziel wird, dann haben alle gewonnen. Denn Reichtum muss nicht Armut produzieren. Diesen Zusammenhang gibt es nur wenn Reichtum mit Verantwortngslosigkeit gepaart ist.

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Das sind wohlfeile Worte. Wahr und richtig und gut und treffend die Notwendigkeit eines ganz bestimmten Denkens beschreibend. Nur ... wie bringt man die derzeitigen Entscheidungsvermeider dazu, genau diese Verantwortung zu übernehmen? Oder erwarte ich zuviel und sollte den Rahmen eher über mehrere Generationen strecken? Wo fängt man an? Im kleinen Kreis? Bei sich selbst? Und dann?

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Ich denke, verantwortungsvolle Reiche haben ein ähnliches Problem wie verantwortungsvolle Mächtige: Sie werden für dieses Verhalten auf den ersten Blick nicht belohnt. Der Neid trifft sie trotzdem, und auf der anderen Seite bleiben die oben von Dr_Dean erwähnten "Der macht's richtig!"-Ausrufe aus.

Der Antrieb zu solch einem Verhalten muss vermutlich von innen kommen - vielleicht bestärkt von einem engen persönlichen Umfeld, das sich in dieser Hinsicht einig ist. Vielleicht gab es auch mal einen breiteren gesellschaftlichen Konsens, der sich etwa im Bild des guten alten "treusorgenden mittelständischen Firmenpatriarchen" äußert. Aber vielleicht war dieser Typus auch seltener, als es die Legende besagt. Ich weiß es nicht.

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das ist eine frage der erziehung. wie so vieles im leben.

wir brauchen eliten, aber wir brauchen noch viel mehr eine ordentlich fette mittelschicht, die das ganze stabilisiert. wenn die mittlere schicht groß genug ist, gibt es genügend bewegung nach "oben" und auch von "unten" nach "mitte". das ist letztlich, was eine kapitalistisch organisiserte oder handelnde gesellschaft stabil oder friedlich macht.

im augenblick ist die tendenz allerdings eher so, dass die mittelschicht wegbricht.

ich kann übrigens amelia gut verstehen. ich habe ähnliche erfahrungen, als mittelschichtlerin mit sehr guter qualifikation, null beziehungen, und keiner familie. das betrifft, glaube ich, durchaus viele frauen, und es wäre schade, wenn dieser beitrag von amelia hier diskussionsmäßig unter den tisch fiele. ich halte das von ihr beschriebene phänomen für sehr wichtig. natürlich ist es übrigens auch so, dass man, wenn man sich nicht teuer verheiratet, umso mehr persönliche freiheit gewinnt. und mit manchen charakteren (und die sind unter den frauen mittleren alters in deutschland nicht mal so wenige) ist das teure verheiraten (i.e. "einkaufen") eh nicht zu machen. wobei wir wieder bei der erziehung wären, ich glaube nämlich, das ist alles vorbestimmt. wir haben persönlich nur einen geringen anteil an dieser verhaltensweise. bei den jüngeren frauen gibt es dagegen nach meiner beobachtung, das heiraten (oder die modernere form der bindungsschemata, nämlich das kinderkriegen) betreffend, eine gegenläufige tendenz - und das ist bedenkenswert, was das schrumpfen der mittelschicht angeht!

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@Itha: Ich bin mir nicht sicher, ob das bei den jüngeren Frauen so ganz neu ist. Meine erwähnten Kolleginnen sind in etwa zwischen 1960 und 1970 geboren, schätze ich. Und auch im Studium hatte ich viele Kommilitoninnen, die Samstags aufgedonnert durch Szenediscos gezogen sind, auf der Jagd nach reichen Männern (mit mäßigem Erfolg). Dass ein Mann begehrenswert ist, wenn er Kohle hat, galt da als Selbstverständlichkeit.

Ich glaube, es war immer nur eine sehr gebildete, moderne Gruppe von Frauen, die das "Hochheiraten" als unschöne Alternative betrachtet hat - und die die öffentliche Meinung mitgeprägt hat. Nun aber sind die alten Vorstellungen, die in vielen Köpfen sowieso überdauert haben, einfach wieder "salonfähig" geworden.

Mir kommt es aber irgendwie ganz natürlich vor, dass ich mir meinen Platz im Leben durch eigene Leistung erkämpfen will. Ich möchte meine eigenen Ideen verfolgen und an der Realität erproben - und nicht die eines Ehemannes oder Vaters. Aber ich frage mich, ob solch ein Verhalten und diese Art von Ehrgeiz heutzutage besonders erwünscht sind.

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amelia, von männern ist dieses verhalten ganz sicher, jedenfalls im durchschnitt, nicht erwünscht. oder wenn, dann ohne dass sie die üblichen nebenwirkungen (streitbarkeit, konkurrenz, unsicherheit in der statusfrage usw.) im vorhinein durchschauen. kindchenschema funktioniert immer noch am besten. und zwar nicht trotz, sondern wegen der verunsicherung, die 68 bei den geschlechtern ausgelöst hat.

wir sind eben eine beschissene generation für die partnersuche, eigentlich. und die männer, die es wert wären, auf augenhöhe geliebt zu werden, finden sich oft in partnerschaften mit frauen, denen die emotionalen voraussetzungen für hingabe fehlt. ein ganz übles erbe ist das in dieser art zwischenzeit, für beide seiten.

aber mich interessierte hier vor allem der soziologische aspekt, also die frage, zu welcher denkart die kinder aus solchen beziehungen neigen werden. ich dachte dabei also mehr an die zukunft. die teenies, die ich kenne, neigen in ihrem verhalten tendenziell wieder zum alten rollenschema, und man kann es ihnen in dieser zeit nicht mal wirklich verübeln. es ist eben nach wie vor etwas, was festigkeit oder sicherheit oder so etwas in der art verspricht. schlimm!

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Das "nicht erwünscht" hatte ich gar nicht mal primär auf die Partnersuche bezogen. Ich habe nämlich auch den Eindruck, dass meine Einstellung insbesondere bei anderen Frauen meines Alters auf wenig Verständnis stößt. Anders als diese stelle ich nicht "die Familie", die diversen Meilensteine wie Hochzeit, Geburt, Taufe etc. und die Pflege irgend eines sozialen Status in den Mittelpunkt, sondern das Verfolgen beruflicher und intellektueller Ziele.

Das liegt natürlich auch daran, dass ich keine Familie habe, aber es ist auch nicht so, dass ich an dieser Tatsache völlig verzweifle und nun beispielsweise alles daran setze, um doch noch schnell einen Mann abzugreifen (Kontaktbörsen, Psychotherapien, Ratgeberliteratur, was auch immer). Ich frage mich manchmal, ob ich nicht doch so etwas in der Art tun müsste, einfach, weil mir von außen so heftig eingeredet wird, dass bei mir alles falsch läuft. Aber: Ich fühle mich zwar manchmal etwas allein, mag mir aber letzten Endes nicht einreden lassen, dass mein Leben, so wie es ist, völlig falsch sei.

Ich habe den Eindruck, dass ich bei Männern sogar mehr Anerkennung und auch Neugier ernte als bei den meisten anderen Frauen. Aber Liebe bekomme ich auch von den Männern eher nicht. Insofern hast Du mit Deiner Diagnose leider recht.

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Hochheiraten geht nur ohne Kondom und Pille und grossem Altersunterschied, ansonsten läuft das Geld zusammen. man mache sich da bitte keine grossen Illusionen, es gibt kleine und mittlere Veränderungen durch Heirat, aber bei grossen Sprüngen knirscht es sehr, sehr oft. Fängt bei den Schwiegereltern an und setzt sich irgendwann in die Beziehung fort. Was natürlich nicht heisst, dass nicht auch Reiche katastrophale Ehen zur Detonation bringen - morgen früh lese ich vor einem aus solchen Gefahrenquellen zusammengeetzten Auditorium.

Abgesehen davon ist Singledasein gerade für diejenigen, die selbstbestimmt gross geworden sind, vielleicht immer noch die beste Alternative. Es gibt einfach den Wunsch nach Freiheiten, der in Beziehungen früher oder später alles scheitern lassen kann.

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Hauptsache, wir haben festgestellt, dass "die 68er" schuld sind an Beziehungsproblemen von Leuten, die 1968 noch nichtmal das geile Glitzern in den Augen ihrer Väter waren.

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kenne in meiner unmittelbaren umgebung gleich mehrere große sprünge in diese richtung. dass es dabei knirscht, liegt nicht am sprung, sondern am angebot, dass den männern auch neben der ehe zur verfügung steht. das löst irritationen aus, da man offenbar, wenn man hochheiratet, gleichzeitig wohl auch andere romantische dinge damit verbindet, die aber eigentlich ebenso unwahr sind wie die illusion vom prinzen auf dem weißen pferd, der die jungfrau zum schloß führt.

amelia: na, es ist ja wohl gerade der umstand, dass man sich anscheinend zwischen dem einen (beruf, selbständigkeit) und dem anderen (liebe, kinder, familie - daraus folgend: untreue, aushalten von unerträglichem, langeweile oder verlust usw.) entscheiden muss, welche die sache eigentlich zu einer zumutung macht, oder?

ach, herr noergler, was können wir für die späte geburt? allerdings war ich 1968 schon vier jahre alt. da bezog sich das glitzern in den augen meines vaters sicher nicht mehr aufs kinderzeugen - eher mehr so auf's hausbauen, das war damals ja ebenfalls "in".

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Ich denke schon, dass die 68er daran schuld sind. Weil nämlich: Vor 1968 hätte ich bestimmt mit Anfang 20 den nächsten Besten geheiratet und wäre nicht auf die Idee gekommen, statt dessen meine ganze Existenz auf einen Beruf aufzubauen. Vermutlich hätte ich mich auch mit Händen und Füßen an den einen Mann geklammert, den es über lange Zeit in meinem Leben gab, auch wenn diese Beziehung zuletzt ein sehr, sehr quälendes Aneinander-Vorbeileben und Sich-Was-Vorspielen war. Denn dann wäre ich vermutlich davon ausgegangen, dass dieser Mann meine einzige Chance auf eine gesicherte Zukunft gewesen wäre.

Und ich glaube schon, dass es seitdem nicht gelungen ist, die alten Beziehungsmuster so richtig durch bessere, neue zu ersetzen.

Aber vielleicht ist doch alles mein Fehler, und ich sollte dringend zum Psychologen oder gleich einen Strick nehmen. Das mal prophylaktisch, weil ich darauf wette, dass diese Kommentare sonst ohnehin noch von etlichen anderen kommen werden.

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nein. das ist nicht therapiewürdig. und das ist erst recht nicht dein fehler. sondern das ist repräsentativ. leider. oder auch gott-sei-dank! man muss nur sein eigenes leben so interpretieren, wie es einem selbst am besten gefällt.

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@itha: Das ist ja auch so eine quälende Sache. Ich kenne so viele "brave Familienväter", die sich früher oder später nach "was Jüngerem" umgetan haben, dass ich an die heimelige, Vertrauen erweckende Institution Ehe/Familie schon seit vielen, vielen Jahren nicht mehr richtig glauben kann. Ich glaube, ich wäre als Frau in den 40ern oder 50ern, die alles der Familie geopfert hat und die dann verlassen wird, völlig am Boden zerstört - auch, weil ich wüsste, dass dem Mann weiterhin alle Türen im Leben offen stehen und mir vermutlich so gut wie keine mehr. Ja, ich weiß, auch Frauen gehen fremd. Aber man geht ja selbst fest davon aus, dass man es nicht tun wird, wenn man sich auf solch eine Beziehung einlässt, muss aber trotzdem mit der Angst leben, dass es der andere macht.

Manche dieser Familienväter haben ihr Glück auch schon erfolglos bei mir versucht. Ich vermute, sie haben entweder nicht so richtig bemerkt, mit wem sie es zu tun hatten - oder sie glaubten, wegen des Altersunterschieds (in einem Fall waren das 25 Jahre) sowieso spielend mit mir fertig werden zu können, Eigenwilligkeit hin oder her.

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@amelia: möglich. ich kann da nicht wirklich mitreden, weil erstens bin schon 44 - und zweitens ignoriere ich solche avancen von familienvätern seit jahren geflissentlich. schwieriger ist es, was des öfteren passiert, wenn wesentlich jüngere männer avancen machen. da sind umzüge vorprogrammiert. ich glaube, ich sollte noch ein bier kaufen gehen.

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Aber wer sich Jahrzehnte lang auf die Familie konzentriert und nicht gearbeitet hat, dem sind schon relativ viele Türen verschlossen, denke ich - jedenfalls beruflich, vor allem in anspruchsvolleren Jobs, die man ja eigentlich möchte, wenn man studiert hat. Und irgendwie steht man als klassische Ehefrau ja auch als Versagerin da, wenn man gegen eine Jüngere ausgetauscht wird, jedenfalls in konservativ denkenden Kreisen. Einen neuen Partner zu finden, wird da schnell als "verzweifelter Versuch einer Verliererin" gewertet, fürchte ich.

Dass man auch als Frau von über 25 Jahren noch das Interesse von Männern wecken kann, will ich schwer hoffen - obwohl einem ja nicht selten eingeredet wird, dass mit 23 im Grunde schon alles vorbei sei...

Ja, sehr junge Frauen glauben wirklich, dass die 25 schon die "magische" Altersgrenze sei, nach der man keinen Mann mehr für sich interessieren könne. Die 25 und die 30, die als noch viel schlimmer gilt, habe ich ja auch hinter mir gelassen. Und ich frage mich mittlerweile, wer sich solchen Unsinn ausdenkt. Klar hat das Älterwerden auch Nachteile, aber so unsicher, verkrampft und picklig wie mit den angeblich so "süßen" 20 möchte ich wirklich nicht mehr sein.

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ja selbstverständlich ist es so, dass man dabei verliert, wenn man sich jahrzehntelang nur auf die familie konzentriert. da reichen auch schon ein paar jahre. was den beruf betrifft, hat man damit immer verloren. deshalb verstehe ich es ja auch nicht, wenn junge gut ausgebildetet frauen sich heute so dermaßen blauäugig fürs kinderkriegen entscheiden. es muss wohl daran liegen, dass es nicht genügend gute jobs für diese frauen gibt. einerseits. und andererseits daran, dass die option des arbeitens nicht genug spielraum für die anderen dinge des lebens lässt. - 23, 25 oder weiß der teufel. das ist eigentlich, glaube ich, für die jeweilige "attraktivität" oder wie man das nennen soll, ziemlich egal.

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Ich denke, die Sorte Männer, die von sich behaupten, dass für sie nie eine neue Partnerin über 30 in Frage käme, egal, wie alt sie selbst sind, gibt es leider immer noch. Da gibt es zum Beispiel gewisse Ex-Politiker und Musikmillionäre.

Und dann gibt es noch die viel größere Gruppe, für die die Partnerin auf jeden Fall mindestens ein bisschen jünger sein muss als sie selbst - oder vielleicht auch erheblich jünger, aber auf keinen Fall älter. Da engt sich naturgemäß die Auswahl ein, die man als Frau hat, wenn man älter wird. Wobei Männer, die so denken, vermutlich auch in anderer Hinsicht eher altmodisch ticken - weshalb es vielleicht auch nicht so tragisch ist, wenn man ihnen altersmäßig "entwächst".

Männer, die sich für eine ältere Partnerin begeistern, gibt es natürlich - zum Glück - auch. Aber ich vermute, es gäbe sie häufiger, wenn diese Variante gesellschaftlich akzeptierter wäre.

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Jede Entscheidung, die vorwiegend unter monetären Gesichtspunkten getroffen wird ist schwachsinnig - das gilt insbesondere auch für die Auswahl des Partners. Die Geschichte mit dem "Hochheiraten" funktioniert normalerweise nicht dauerhaft (wobei ich mich in letzter Zeit auch frage, ob es überhaupt noch Leute gibt die "bis daß der Tod Euch scheidet" wirklich ernst nehmen...).

Nachtrag: Mit Altersunterschieden hatte ich allerdings nie ein Problem - da habe ich die ganze Palette von 12 Jahre älter über annähernd gleichaltrig bis 14 Jahre jünger durch. Probleme existieren da immer nur in den Augen der Anderen - wenn man das geflissentlich ignoriert kann beides jede Variante einfach herrlich sein.

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Ich kenne ein Paar, bei der sie den "klassischen" Weg gegangen ist: Er wollte keine Familie, sie wurde plötzlich und natürlich völlig ungeplant schwanger. Seitdem bekriegen sich die beiden fortwährend, und immer, wenn er nicht "kuscht", droht sie, mit dem von ihm sehr geliebten Kind abzuhauen (hat sich allerdings etwas entspannt, seitdem die beiden verheiratet sind).

Trotzdem behaupten einige Bekannte mittlerweile hartnäckig, die beiden seien doch recht glücklich miteinander und passten gut zusammen. Ich weiß auch nicht, vielleicht machen sie das am sichtbaren materiellen Wohlstand der beiden fest. Ich habe jedenfalls immer noch den Eindruck, dass sie ziemlich verkniffene Gesichter machen, wenn sie zusammen sind. Wie eine glückliche Ehe kommt mir das nicht vor.

Ich glaube, die Existenz des Kindes ist für ihn der Grund, weshalb er der Sache letzten Endes doch Positives abgewinnt. Aber ich glaube nicht einmal, dass sie besonders zufrieden ist, obwohl sie doch ihr Ziel erreicht hat.

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Und ich glaube, wenn ich das Kind wäre, würde ich meiner Mutter an die Gurgel springen, wenn ich eines Tages erfahren würde, dass ich wiederholt für derartige Erpressungsmethoden eingesetzt wurde.

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Meine besten Freunde sind gerade dabei sich zu trennen - jetzt wo die Kinder erwachsen und nahezu aus dem Haus sind... im Augenblick geht es anscheinend wieder, aber was da zeitweise ablief, das wünscht man seinen ärgsten Feinden nicht.

Das Kind aus Deinem Beispiel tut mir leid - aber es gibt anscheinend nichts, wozu Menschen nicht fähig wären.

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ich darf an dieses vorzügliche Drama erinnern:

http://modeste.twoday.net/stories/540851/

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Auch wieder putzig, danke für den Link. Meine Ex stand in der Trennungsphase irgendwann bei mir im Zimmer und war kurz davor, eine Flasche Cola auf mein wertvollstes Instrument zu entleeren. Das war einer der entscheidenden Momente, in denen selbst ich die Fassung verliere. Es gibt Grenzen, die man nicht überschreiten sollte (und dabei ging es nicht mal um den materiellen Wert, sondern darum, daß so etwas quasi ein Angriff auf mein Innerstes ist. Meine Mutter hat es nach dem Diebstahl unseres Equipments aus dem Proberaum mal so formuliert: Das ist wohl ein Gefühl, als ob Dir jemand die Hände abgehackt hätte...).

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Die Tatsache, dass man in der Liebe (im positiven Sinne) alle ansonsten geltenden Grenzen zwischen Menschen überschreitet, scheint leider oft dazu zu führen, dass später auch im Streit alle Regeln des zwischenmenschlichen Respekts und Anstands den Bach runtergehen (von Mitgefühl und Verständnis ganz zu schweigen). Vielleicht ist das ein Grund dafür, warum es oft besonders sensible und emotionale Menschen sind, die im Laufe der Zeit die größte Angst vor Bindungen entwickeln.

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Als Angst würde ich das bei mir nicht bezeichnen - eher als Erkenntnis, daß meine Ansprüche an eine Partnerschaft einfach nicht zu erfüllen sind, obschon sie doch recht simpel erscheinen: Sie sollte das Leben vereinfachen, nicht verkomplizieren. Und jeder sollte den Anderen so respektieren wie er ist und ihm seine Freiräume lassen. Unbegründete Eifersucht auf alles und jeden führt immer relativ schnell dazu, daß ich mich wieder zurückziehe.

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Eifersucht ist aber auch eines der Grundprobleme von Beziehungen, denke ich. Auf der einen Seite gehen anscheinend fast alle fremd (ich bekomme es jedenfalls immer wieder mit), viele suchen geradezu nach Gelegenheiten - auf der anderen Seite will man aber doch einen treuen Partner. Ich habe leider nie daran glauben können, dass ausgerechnet mein Freund mir treu ist, wo es doch alle anderen auch nicht sind (oder sie träumen zumindest davon, untreu zu werden, oder reden im Freundeskreis über ihre Absichten).

Dieser Mangel an Vertrauen belastet natürlich eine Beziehung und ist überhaupt nicht schön, das ist mir völlig klar. Aber wenn der Verstand doch ständig sagt, dass Treue ziemlich unwahrscheinlich ist? Zumal ich als Frau bestimmt nicht besonders außergewöhnlich toll bin - warum sollte ausgerechnet mir jemand treu sein?

In früheren Jahrzehnten haben Männer vermutlich versucht, das Problem zu lösen, indem sie den Aktionsradius ihrer Frauen so stark wie möglich eingeengt haben. Man sieht es ja heute noch in manchen islamischen Kulturen - die Verschleierung, die Jungfräulichkeits-Tests, in Extremfällen die Hinrichtung von Ehebrecherinnen.

Frauen umgekehrt hatten so wenig Alternativen, dass sie die Untreue ihrer Männer hinnehmen mussten, egal, wie sehr sie darunter litten. Auch alles das hat sich bei uns natürlich seit 1968 verändert, aber Treue/Untreue und Eifersucht bleiben offene Probleme.

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Wenn das Vertrauen fehlt, dann hat es sowieso keinen Sinn. Das ist für mich der Grundstein, auf dem alles Andere fußt.

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Ich kenne das aus meinem Auslands-Studienaufenthalt. Zu Beginn hatten so gut wie alle anderen Auslandsstudentinnen, die gleichzeitig mit mir dort waren, einen festen Partner in der Heimat. In etlichen Fällen waren das langjährige Beziehungen. Nach ein paar Monaten waren alle diese Beziehungen kaputt - und wenn nicht, dann nur, weil die Seitensprünge vor Ort dem Partner verschwiegen wurden.

Und das war nicht nur in dieser Gruppe so. Auch so gut wie alle anderen Studenten-Beziehungen, die ich kannte, sind zerbrochen, wenn der eine Partner ins Ausland gegangen ist (irgendwie hat diese Person dort immer ihre "große, große" Liebe getroffen).

Deswegen finde ich es, rational gedacht, zum Beispiel sehr, sehr, schwierig, einem Partner zu vertrauen, der zum Studieren ins Ausland geht...

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Mit 20 den Partner fürs Leben haben - haben müssen. Das ist ein ziemlich fragwürdiges Konzept. Überhaupt wird "Liebesglück" überbewertet. Von den Freiheiten der 70er bis Mitte der 80er Jahre ist kaum was übrig geblieben. Für mich mit ein Grund: In den Medien geht es mittlerweile vorrangig um die Frage: Wer mit wem und wenn ein Promi oder Semi-Sternchen mal Solo ist, wird öffentlich zur Partnersuche aufgerufen. Von den Soap-Operas und TV-Movies mit ihren Herz-Schmerz-Stories mal ganz zu schweigen. Als wenn Single-Dasein eine Krankheit wäre.

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Seit dem Aufkommen der Online-Kontaktbörsen gibt es sogar jemanden, der dick an dieser medial geschürten Sehnsucht verdient.

Zum Beispiel scheint ja auch zu jedem Fußball-Nationalspieler automatisch eine Spielerfrau zu gehören, auch wenn diese Männer eigentlich noch zu jung sind, um sich unbedingt fest zu binden. Und diese Spielerfrauen genügen ganz bestimmten Kriterien. Ich glaube, wenn sich ein Fußballer versehentlich in eine zehn Jahre ältere Frau mit Punkfrisur und Kleidergröße 42 verlieben würde, dann dürfte er sie nicht vorzeigen. Von den (mutmaßlich existierenden) homosexuellen Fußballern ganz zu schweigen.

Bei den Mittagspausen-Gesprächen meiner Arbeitskollegen geht es aber auch fast nur ums Heiraten. Es ist gar nicht mal so, dass es derzeit so viele Hochzeiten gäbe (die meisten sind schon verheiratet). Aber wenn sich doch mal eine ereignet, dann ist das ein Anlass, monatelang alle Details aller bevorstehenden und zurückliegenden Hochzeiten aller Betroffenen und aller näheren und entfernteren Familienangehörigen und Bekannten durchzukauen.

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Ich finde mein Single-Dasein im Augenblick einfach nur total passend. Ich muß keinerlei Kompromisse eingehen (dazu bin ich wahrscheinlich inzwischen auch einfach zu alt), es stört niemanden wenn ich nachts um drei noch am Klavier sitze, weil ich auf einmal eine Idee habe (oder alternativ am Rechner), und auch morgens kann ich entweder schon im 6 Uhr aufstehen (was seltener vorkommt) oder aber bis mittags liegenbleiben, ohne daß sich irgendjemand auf dem Schwanz getreten fühlt deswegen.

Die breite Masse, die sich ihr Weltbild aus dem Fernsehprogramm zurechzimmert mag damit so viele Probleme haben wie sie will - damit kann ich leben.

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Na ja, aber dass manche Leute zwecks Beleidigung die Gleichung Single=Sozialkrüppel aufstellen (Kenner werden wissen, was ich meine), zeigt ja auch schon, wie schlecht das öffentliche Image der Alleinstehenden allgemein ist.

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Und wenn es mal nicht klappt, ist man (zumindest als Frau) immer selbst schuld. Sei es, dass man nicht zickig oder nicht geheimnisvoll genug war, dass man ihn nicht oft genug eifersüchtig gemacht hat, dass man ihm kein hinreichendes Überlegenheitsgefühl vermittelt hat, oder dass man sich nicht genügend "pflegt" (wobei die Pflege-Anforderungen an Frauen nahezu grenzenlos zu sein scheinen).

Die Alternative ist natürlich, dass Männer in solchen Fällen per se als Arschlöcher bezeichnet werden. Das ist aber auch völliger Unsinn. Ich glaube, dass so vieles schief geht, liegt eher an der Institution "Beziehung" als solche und den diversen verqueren gesellschaftlichen Vorstellungen davon, als an den handelnden Personen.

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Ohne jetzt zu sehr in die Details gehen zu wollen, aber nach den Erfahrungen aus meiner wilden Jugend empfiehlt es sich, nach Partnern Ausschau zu halten, die schon mindestens eine Beziehung, oder besser auch zwei nebeneinander haben. Bei solchen Libertins weiss man genau, woran man ist, und nachdem man selbst ja auch keine Rücksichten nahm, kann man sich den ganzen moralischen Brimborium sparen. Wenn jeder nur monogam vor sich hinstopseln würde, könnte Literatur, Gastgewerbe, Kunst und Flotistik einpacken.

Das mit dem unbeliebten Single erscheint einem vielleicht mit 30 so, aber 10 Jahre später gibt es einen riesigen Markt gebrauchter Ehepartner, die auf einen winzigen Markt von unbeschädigten und gepflegten Singles treffen. Wer will, soll dann zugreifen, und davor nochmal das wilde Leben geniessen.

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Eine Freundin von mir pflegt genau diese Art von Verhältnis zu Männern. Vor allem durch ihr Beispiel ist es mir gelungen, meine Moralvorstellungen (Gott sei Dank) zu revidieren, denn sie ist wirklich ein feiner Mensch. Denn ich bin selbst in einem sehr konservativen, expliziten Anti-68er-Geist erzogen worden, und das sitzt tief drin - so tief, dass ich es so richtig bis heute nicht abschütteln konnte. Als Teenager habe ich es noch nicht einmal gewagt, mich figurbetont zu kleiden, weil mir das "unzüchtig" vorkam (würde heute sicherlich niemand mehr ahnen). Aber das Bild des "Flittchens" ist hartnäckig. Leider gibt es ja auch noch immer sehr viele Männer, die so über Frauen urteilen.

Leider hat meine Freundin, die ich um ihr entspanntes Verhältnis zu Männern eigentlich beneide, selbst Probleme, seit sie sich in den Kopf gesetzt hat, ernsthaft nach einem Partner fürs Leben zu suchen. Sie findet einfach nicht den richtigen. Auch sehr viel Erfahrung zu haben, erleichtert die Sache anscheinend nicht.

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Wie bei jeder Kaufentscheidung ist Kennerschaft ein echtes Problem, besonders wenn es dann exakt 1 Exemplar sein soll. Wenn mann hundert Bücher haben kann, greift man auch mal daneben, legt es wag und liest ein anderes; muss man sich aber für ein einziges entscheiden, wird es schwer. Und ich möchte in diesem Kontext sagen: Unnötig schwer. Es gibt durchaus Partner, die mit einer Öffnungsklausel umgehen können. Oder man einigt sich darauf, dass Urlaub nicht zählt.

Generell bereue ich in der Sache absolut nichts. ich bin froh um jede Erfahrung, ausser denen, die ich Depp blöderweise nicht gemacht habe, aus welchen bescheuerten Gründen auch immer. Enthaltsamkeit ist wie eine Torte, die verschimmelt und im Müll landet.

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Das ist bei Frauen insofern ein bisschen anders, als es unter den Männern einen ganzen Haufen Idioten gibt, die hinterher mit der Geschichte angeben mit der Formulierung: "Boah, das ist ja ne Schlampe, Himmel, ey, das könnt Ihr Euch gar nicht vorstellen". Ein Bekannter warf mal, als sich das Gespräch um eine entfernte gemeinsame Bekannte drehte, ganz unvermittelt ein: "Ach wisst Ihr, die hat übrigens ganz ätzende Cellulitis".

Ich glaube, solche Männer habe ich bislang recht erfolgreich gemieden. Und das bereue ich auch wirklich nicht. Ich fürchte sogar, außerhalb der sehr intellektuellen, aufgeklärten Kreise sind noch sehr, sehr viele Typen so. Leider. Bah.

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Naja, aber diese Typen erkennt man doch aus 10 Kilometer Entfernung und kann sie umgehen. Es ist immer ganz praktisch, solche Leute erst mal etwas zu beobachten und dann je nach Einstellung warm zu halten oder auszusortieren.

Ich habe eine ganz einfache Regel gefunden, die mir viel Ärger erspart hat: Ich schlafe nur mit Frauen, die mindestens 1000 Bücher haben, ohne allzuviel Hesse, Thomas Mann und Kafka (handsignierte Ausgaben und Felix Krull können entschuldigt werden, für so etwas habe ich immer Verständnis, Narziss und Goldmund oder gar der Steppenwolf dagegen lassen schlimmes ahnen).

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(Und wie man kultiviert über das Thema sprechen kann, das steht in der Befragung der Contessa Maria von Aldo Palazzeschi - was vielleicht auch dieses eine Buch wäre, das nich nehmen würde, müsste ich denn eines nehmen)

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Ich weiß nicht, ich kannte jahrelang fast nur die Sorte. Na ja, zumindest waren diese Schreihälse die weithin anerkannten Meinungsführer, die vermutlich heimlich von den anderen anwesenden Männern bewundert wurden (jedenfalls hat keiner so richtig was dagegen gesagt). Unter BWL-Studenten, angehenden Ingenieuren etc. war dieses Denken zum Beispiel durchaus noch weit verbreitet. Und Frauen, die Affären mit wechselnden Partnern hatten, waren halt "Schlampe", "Matratze", "Senftöpfchen", wurden "herumgereicht" und so weiter.

Ich muss aber auch zugeben, dass ich mich in die Kreise der cooleren, fortschrittlicheren Menschen, die vermutlich auch ein vernünftigeres Frauenbild haben, lange nicht getraut habe. Die Angst vor der (früher in der Tat oft erlebten) Ablehung war zu groß. Ich war halt qua Sozialisation erkennbar die "konservative Spießerin" und habe entsprechende Signale durch Kleidung, Gestik, Ausdrucksweise, Argumentation, bestimmte Ansichten etc. lange ausgesandt, obwohl ich mich innerlich zunehmend von dieser Denkweise verabschiedet habe. Wenn man einmal in einer bestimmten Ecke ist, kommt man da unheimlich schwer raus.

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Mir geht es ja auch nicht um die Ausdrucksweise. Sondern um die Tatsache, dass solche Männer, wenn sie mit ihren Abenteuern prahlen, im gleichen Atemzug ganz bewusst die beteiligte Frau deklassieren. Nach dem Motto: Der Mann hat gewonnen, wenn er die Frau ins Bett gekriegt hat. Die Frau, die das mitmacht, ist dagegen die Verliererin und verachtungswürdig.

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Naja, was ist schon "konservative Spiesserin" in dieser Zeit des anything goes. Siehe Seehofer, Söder und andere. Mit solchen Schlagworten werden Dinge perpetuiert, die es in der Realität gar nicht mehr gibt, und so vielleicht auch nue gegeben hat.

Ob das mit dem Prahlen immer noch so gängig ist? ich bin mir da nicht mehr so sicher, zumindest in meinem Umfeld so um die 40 kann das massiv ungut ausgehen, zumal alle doch recht nah beieinander sind. Sollte es einen wirklich interessieren, muss man es sich aus Andeutungen zusammenbasteln. In Metropolen ist das sicher nochmal was anderes, aber hier kommt der sexuelle Tratsch meist über Susi bei mir an. Überhaupt scheint das öffentliche Interesse an "Eroberungen" weniger ausgeprägt zu sein, denn an der Debatte über das Scheitern

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Ich glaube, das ist mal wieder ein Beweis dafür, dass es in Deutschland sehr, sehr unterschiedliche Milieus gibt. Da, wo ich früher war (teils konservativ, teils einfach prollig-provinziell), waren die von mir beschriebenen Verhaltensweisen ganz normal. Das hat damals dazu geführt, dass ich mir geschworen habe, dass niemals ein Mann derart abfällig über mich reden soll (vor allem keiner, dem ich mal sehr nahe gekommen wäre). Das verletzt den eigenen Stolz nämlich ziemlich heftig, leider. Vielleicht sind diese Teile Deutschlands von den heftig kritisierten islamischen Kulturen übrigens gar nicht so weit weg, wie sie selbst gerne glauben würden.

Heute bin ich dagegen oft unter Menschen, die völlig verwirrt den Kopf schütteln, wenn ich von diesen Erfahrungen berichte.

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Naja, bei mir ist es so: Ich weiss, wie es hier bis Anfang der 90er war - da konnte man gewisse Dinge absolut nicht ansprechen, ohne heftige Sanktionen zu bekommen, und bis zu dummen Äusserungen über die betreffende Frau wäre man erst gar nicht gekommen. Playboy war man schon, wenn man ein Schwimmbecken im Garten hatte. Und als ich dann über 10 jahre später wieder kam, hat sich das alles geändert, undzwar in zwei Richtungen: Einerseits die, die sich bemühen, Ideale nachzuleben, und andererseits die, die schon versagt haben. Wirklich unerfreulich wird es nur, wenn man Beteiligten des Versuches beim Scheitern hilft, aber das muss mit Sex nichts zu tun haben.

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1000 Bücher. Da scheiden die finanziell eher präkären 1-Zimmer-Wohnklo-Bewohnerinnen schon mal aus. Eine feine Art der materiellen Selektion.

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Ich habe nicht nachgezählt. Aber ich fürchte, Du hast recht.

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Ich hatte in meiner Münchner Wohnung mit weniger als 40m² in den schlimmsten Zeiten weit mehr als 4.000 Bücher, meine erste Kammer in der Provinz mit 30 m² kam auf 4.300. Und für 21-jährige fühle ich mich definitiv zu alt, ohne dass ich es schlimm finden würde.

Ausserdem müssen es nicht zwangsweise 1000 sein, die da rumstehen. 1000 gelesene Bücher und eine gute Auswahl tut es auch, ein Stendhal ist besser als alle Potters.

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Ich war bislang schon Stammkundin in vier Stadtbibliotheken, abhängig vom Wohnort. Aber diese Bücher irgendwo in der eigenen Wohnung unterzubringen, das wäre unmöglich. Das Wohnklo muss schließlich auch meine gesamte übrige weltliche Habe aufnehmen. Mal ganz abgesehen davon, dass ich mir diese Buchkäufe auch gar nicht hätte leisten können.

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Vielleicht ist das der richtige Moment, um meine bibliomanen Neigungen einzugestehen. Ich fürchte nicht den Tod, aber ich fürchte einen Tod, der mich ereilt, bevor ich 10.000 Bände, davon mindestens 1000 vor 1800, zusammengetragen habe.

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Wie ist denn der aktuelle Stand? Obwohl, eigentlich müssen wir uns da keine Sorgen machen, denn es sind ja mit Sicherheit mittlerweile schon mehr als die oben erwähnten 4300, was die Gesamtzahl betrifft. Und es ist ja hoffentlich davon auszugehen, dass Du noch ein sehr langes Leben vor Dir hast.

Die Gefahr dürfte allenfalls darin bestehen, dass Du Dich durch den Erwerb von Tee-Services zu häufig von Deinem eigentlichen Lebensziel, dem Bücher-Kaufen, ablenken lässt...

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6.500/200 ungefähr. Das 18. Jahrhundert macht es schwer. Man muss nehmen, was man kriegen kann, aber ich kenne so einige Blogger, die jünger sind und die ich unbedingt überleben will.

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wenn Sie hier weiter so bilder reinmachen, geh ich noch nach urlaubsappartments googlen.

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dabei hab ich noch nicht mal das Kinderstrandbild mit Deutschlands schönstem Spielplatz

Ich darf ja nicht vermieten, aber befreundete Gäste können hier gerne vorbeikommen. Gibt auch photographisch einiges her.

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Ups.


Allerdings muss ich hier zugeben, dass ich nicht an der Mangfall wohne, und auch dieser Strand mit Spielplatz nur mit einem zehnminütigem Weg zu erreichen ist - ich gehe da aber wegen der Schreibratzen nicht hin. (Nicht dass jemand denkt, ich wäre kinderlieb)

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tststs. jetzt können Sie zur strafe aber gleich noch vor ort für mich googlen sozusagen. wohnung für drei mit küche, wohnraum bad, zwei schlafräume bitte. der mann zahlt.

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für mich auch bitte. anfang oktober. 1 schlafraum. die frau zahlt.

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Offline-googlen sozusagen ;-)

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... Schreibratzen - tsts - im Kindergarten meiner Tochter gibt es monatlich einen Programmpunkt der im gemeinsamen Mittagessen mit den Bewohnern eines benachbarten Altersheimes besteht. (Kinder und Alte profitieren sehr davon, alle haben ihre Freude) - vielleicht waere das auch eine Anregung fuer den von Dir bewohnten Seniorenstift?

An wen muss man sich da denn wenden um so etwas mal anzukurbeln? Die Heimleitung? Oder geht das stationsweise? Wer ist denn auf Deiner Station der Ansprechpartner? Macht das die Stationsschwester oder ist der Sozialgerontologische Dienst dafuer verantwortlich?

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Klar, "Kind" kann man sowas auch nennen - manche bezeichnen ja auch eine Kernschmelze als Restrisiko.

Wie auch immer, das war der bislang schlechteste Versuch, sich selbst hier einzuladen. Bedaure, wenn ich das so direkt sagen muss.

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... hey - so eine Station hat normalerweise eine Menge Zimmer ... man muss nicht zwangsweise das vollgeruempelste besuchen ...

die Kinder sollen ja auch keine psychischen Schaeden erleiden ... nicht das die auch noch Messies werden ...

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Ich sehe Deine eh nicht vorhandenen Chancen schwinden - den Keller wunschgemäss einzugummieren und mit einem Schott für die Blagen zu versehen ist mir zu aufwendig.

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... schon wieder Blagen ... das wird nix mehr.

Ungewoehnlich allerdings, das zum Einbettzimmer ein Kellerraum dazugehoert - normalerweise ist allen Zimmern im Heim nur ein, gemeinsamer Kellerraum zugeordnet - und der ist gut gekuehlt und mit einer Zufahrt die fuer einen Mercedes Kombi geeignet ist versehen ...

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Wer Nervensägen für erstrebenswert hält, der liegt auch in der Einschätzung anderer Dinge daneben - wenn hier Mercedes in der Tiefgarage steht, dann SL, SLK und M-Klasse.

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... im SLK bekommt man keinen Leichnam ordnungsgemaess beseitigt - das Altersheim genuegt offenbar nicht einmal grundlegenden Standards, ich wuerde sofort klagen!

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Die Leute hier sind allesamt höchst lebendig und aktiv - und schauen besser aus als eine Bekannte in der Provinz, die seit ein paar Wochen nicht mehr schlafen kann, dank gebrüll. Wenn wir hier schon über die Erscheinung als eigene Leiche sprechen, dann bei den verbitterten Familienmenschen.

Du bist nicht zufällig ein klein wenig verbittert, Franz?

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... ach keineswegs - hier blueht das junge Leben in all seiner Schoenheit ... und die BfA ist so fern wie die resolute Stationsschwester die in klappernden Klogs, bettpfannenschwingend zum naechsten Insassen Bewohner eilt ... SLK hin, SLK her ...

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Kommt mit Deiner Dreifachbelastung Blagen / falsche Junkfoodernährung / fragwürdiges Ambiente schneller, als Du glauben wirst.

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.... hier klappert nix. Schau doch mal nach ob Du Dich aus Versehen auf Deinen Klingelknopf gesetzt hast ...

S c h w e s t e r .... S C H W E S T E R!!!!

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Noch nicht. Warte es ab, ich habe viele Bekannte mit Kindern, die haben ganz komische Interessen wie Zusatzrente und anderes Zeug, das mir egal ist - das muss Gründe haben.

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... ja im Alter verengt sich der Horizont. Da kann man nichts machen.

Kinder hin, Kinder her - Zusatzrente interessiert mich nicht, es ist genug von allem da ...

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"Den Reichen die Pflicht zum Schönen. … Und die Armen, haben die eine Pflicht zum Hässlichen?"
Die Symmetrie wirkt rhetorisch gefällig, paßt aber nicht zum Text, dem das Zitat entnommen ist. Den heruntergekommen Armen ist zu verzeihen; den das Unschöne betreibenden Reichen nicht, denn anders müßte gesagt werden, dass die häßlichen Armen es ebenfalls verdienen zu sterben. Das aber meint Barbery wohl nicht. –

In meiner Eigenschaft als Salon-Marxologe möchte ich darauf hinweisen, dass die Depravation der Armen – ihre objektive Verhäßlichung – auch jenem ökonomischen Gesetz folgt, welches vermittels der "Verwohlfeilerung der Waren" (Marx) die Senkung des Werts der Ware Arbeitskraft betreibt, was zur Veränderung der "organischen Zusammensetzung des Kapitals" zu dessen Gunsten führt.

Die verwohlfeilerte Pofelware aus der chinesischen Giftküche entstammt diesem Gesetz, und da wirken moralische Erwägungen etwas schlapp. Das mildtätige Herz, der Verantwortungs-Reiche oder die selbstgepflückte Erdbeere landen am Ende beim Schwulst einer "Ehrhaftigkeit aus getragender Verantwortung". Wer, um Himmels willen, denkt sich denn solche Formulierungen aus?

"Reichtum muss nicht Armut produzieren", richtig, jochen hoff. Aber das hier ist dann wieder Käse: "Diesen Zusammenhang gibt es nur wenn Reichtum mit Verantwortngslosigkeit gepaart ist."
Nö, immer dann, wenn er als kapitalistischer Reichtum produziert wird. Und das Letzte, was uns da hilft, ist "Ehre". Die stammt nämlich aus dem Feudalismus.

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heruntergekommen zu sein, in moralischer wie ästhetischer hinsicht, ist in deutschland weder für "arme" noch reiche verzeihlich. verzeihlich kann nur etwas sein, was aus gründen des zwangs oder aus existentieller not heraus verkehrt gemacht wird. das ist heute hier eher selten der fall. es geht schon stark um die identifikation mit wertvorstellungen jenseits des bloßen besitzes, und zwar für beide seiten, reich und arm. die "objektive verhässlichung", von der du sprichst, ist eher eine replik auf die selbstdarstellung einer schicht, die aus bestimmten gründen anderes schön findet als die schicht der besserverdienenden. wobei ein gewisser ausnutzungsfaktor darin natürlich trotzdem vorhanden ist, weil die von der "unterschicht" angenommene ästhetik zum teil zuvor großflächig und gewinnbringend an diese verkauft worden ist. man nennt das auch popkultur.

der ehrbegriff stammt vielleicht ursprünglich aus dem feudalismus, aber den kann man auch marxistisch umdeuten, und das wurde ja auch gemacht. mit einer kritik an der ehre kommt man also nicht viel weiter. oder vielleicht doch. vielleicht sollte man nämlich den begriff, ebenso wie die idee der verantwortung, neu für sich vereinnahmen.

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Es gab ja zum Beispiel mal den Begriff des "ehrbaren Kaufmanns". Ich glaube, daran erinnern sich manche der heutigen Wirtschaftsvertreter aber nicht mehr...

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Heutzutage wird stattdessen die Belegschaft zum weltweiten "Ethik-Training" verdonnert, wenn das Management mal wieder Murks gemacht hat, um nach außen hin die Weste wieder weiß zu waschen...

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das mit dem ehrbaren kaufmann war zu seiner zeit auch eher wunsch als tatsache, beispielhaft thomas mann, buddenbrooks.

zum feudalen ehrbegriff gegenüber dem bürgerlichen ehrbegriff beispielhaft heinrich mann, der untertan.

die heutigen wirtschaftsvertreter sind angestellte. diejenigen von denen, die shareholdern den value verdienen sollen, wissen, dass ihre zeit knapp ist, in der sie die gelegenheit haben, genug geld für den rest ihres lebens anzusammeln. wobei das mit der kurzfristigen orientierung an den shareholdern selber liegt.

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Zum Thema Funktionsweise des Kapitalismus, ehrlicher Kaufmann usw. wusste schon Goethe weise Dinge zu sagen:

Nur mit zwei Schiffen ging es fort
Mit zwanzig sind wir nun im Port
Was große Dinge wir getan,
Das sieht man unserer Ladung an.
Das freie Meer befreit den Geist,
Wer weiß, was da besinnen heißt!
Da fördert nur ein rascher Griff,
Man fängt den Fisch, man fängt ein Schiff,
Und ist man erst der Herr zu drei,
Dann hakelt man das vierte bei;
Da geht es dann dem fünften schlecht,
Man hat Gewalt, so hat man Recht.
Man fragt ums Was und nicht ums Wie.
Ich müsste keine Schiffahrt kennen:
Krieg, Handel und Piraterie,
Dreieinig sind sie, nicht zu trennen.

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Ansonsten sehen wir wunderschön, wie Reichtum Armut produziert: Afrika verreckt, weil Europa und Nordamerika reich sind. Die EU-Agrarsubventionen und die Weizenbörse sind die schärfsten Erfindungen seit der Guillotine. Und die westafrikanischen Boat People, die in den eigenen Gewässern nicht mehr fischen dürfen, weil die Fangrechte an Spanier und Portugiesen verkauft wurden, versaufen bei ihrem Versuch, in die EU hineinzukommen, vor der spanischen Küste an japanischen Thunfischnetzen.

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Aber vielleicht war ja auch gemeint, dass der Reichtum bei den Reichen keine Armut produziert.

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@ che

Wieso verreckt Afrika weil Europa reich ist? Was stimmt: die Schweiz wird reicher während Afrika verreckt. Dies liegt jedoch an einer Häufung von Einzelfällen die nicht mit einem Trend zu verwechseln sind, bitteschön.

http://www.noseweek.co.za/article.php?current_article=1750

Und die europäischen Bäuerlein sind auch Menschen, bitteschön, auch wenn man das nach "Bauer sucht Frau" manchmal schwer glauben kann.

Ferner sind die spanischen Fischer eine in Spanien wichtige Volksgruppe, ähnlich wie im Pott die Kumpels. Was wäre eine Urlaubspostkarte aus El Arenal ohne malerische Fischer?

Im übrigen ist es ein Skandal wie die Thunfisch-Netze von unvorsichtigen Hobbykapitänen kaputtgemacht werden, die Dinger sind echt teuer. Was geschieht nochmal mit dem Beifang?

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Der Beifang wurde bis vor wenigen Jahrzehnten Neger genannt und zählt weniger als je zuvor.

Solange EU-subventionierte Nahrungsmittel auf die afrikanischen Märkte kommen, bleibt afrikanischen Bauern die Wahl zwischen Söldner werden, Piraterie, Straßenraub, Drogenanbau oder Auswanderung nach Europa. Nur da, wo es noch Subsistenz gibt, haben die Leute eine Chance, also in den Ländern mit der geringsten Entwicklung (Burkina Faso, Tansania).

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@ che

Jetzt sag mal nichts gegen die EU, denn wo min. 40 % des Etats für Landwirtschaft aufgewendet wird, das kann so schlecht nicht sein. Da die neue EU-Verfassung - äh der "Vertrag von Lissabon" - Dir keinerlei gewählte Vertretung in den entscheidenden Gremien gibt hast Du also bitte den Rand zu halten und zu akzeptieren was man da so treibt. Der Herr Neger im übrigen auch. Wohl dem Europa der Mächtigen.

Entwicklungshilfe braucht man auch nicht, man hat ja Gallileo, das wird schon teuer genug.


Von den vorn Dir erwähnten Alternativen empfehle ich Drogenanbau, das hat immer Konjunktur.

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Einige Meter entfernt saß auf dem »weißen Sofa«, das zu jeder Will-Sendung aufgebaut wird, eine Familie aus Baden-Württemberg. Vater, Mutter und eines der drei Kinder. Die Mutter ist seit Längerem arbeitslos und hat vergeblich dreihundert Bewerbungen verschickt; der Vater – von Beruf Elektriker – hält die Familie mit Minijobs über Wasser; für eine reguläre Anstellung, so wird ihm gesagt, sei er zu alt."

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Auch sehr schön fand ich folgende Textpassage:

"Die Leute waren bescheiden, sie haben sich nicht ins Expertengespräch eingemischt. Als sie das Wort bekamen, verlangten sie nicht nach einem gesellschaftlichen Wandel, nicht nach einer Umkehr der herrschenden Politik. (...) Die Familie aus Heidelberg bemühte sich, rechtschaffen zu wirken. Niemand sollte ihnen nachsagen können, sie würden sich mit Anlauf in die soziale Hängematte werfen. Wer arm ist, muss sich schämen: Das wussten die Leute."

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auch nicht schlecht das hier:

Im Osten erinnert man sich daran, dass es Zeiten gab, in denen man zwar nicht viel hatte, den Mangel aber mit fast allen teilte.

zum teufel, ihr münchner qualitätsschreiberlinge, ihr habts doch so weit nicht, bis dann hinter hof das ehemalige paradies anfängt. ja, redet doch einmal mit denen dort so um plauen, oder chemmnitz, mittweida kommt auch ganz gut, wenn die dann ihr drittes bier drin haben:

es war doch schön in der ddr, hatte jeder arbeit. die paar ausländer hatten ihre schnauzen zu halten, der stasi sei dank, das fehlt uns heute. dafür haben wir heute die blöden wessis, sie uns sagen wollen, wo´s langgeht. dabei ist es doch ganz einfach, der fuchs ist schlau und stellt sich dumm, beim wessi ists grad andersrum.

und ein paar ganz besonders schlaue dort haben schon herausgefunden, dass es zuvor auch schon ein regime gab, da hatte jeder arbeit und am ersten mai war schon damals frei für die teilnahme an der kundgebung.

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amelia, Montag, 30. Juni 2008, 15:41:
"Die Leute waren bescheiden, sie haben sich nicht ins Expertengespräch eingemischt. "

Arme mischen sich nicht ins Expertengespräch über Armut. (Haben sich nicht einzumischen, sprich nur dann wenn du dazu aufgefordert wirst.) Experten für Armut beziehen ihr Gehalt eher von McKinsey als vom Call Center oder von der Zeitarbeitsfirma. Arme sitzen bei Gesprächen über Armut gesondert. Damit sie nicht anfangen, laut und unangenehm zu reden über ihr persönliches Drama, damit sie sich nicht hineinsteigern so dass sie gar nicht mehr aufhören. Dass könnte Zuschauer verschrecken.

Geringverdiener (Zitat Frau Augstein) "ausgestellt wie eine sonderbare Spezies. Da, liebe Fernsehzuschauer: So sehen Arbeitslose aus! "

Andere Bezeichnung dafür scheint "Geringleister" oder "Minderleister" zu sein.

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