Real Life 26.8.08 - Sie können das Biest nicht töten

Und, fragt ihre Mutter, als Iris aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen noch immer nicht fertig ist, weshalb in diesem Moment das Ankommen in diesem Anwesen für dich ebenso leicht wie das Verlassen eher schwierig ist, haben Sie die Katze wieder?

Du erzählst lang und breit, dass deine Mutter die Nachbarschaft ganz umsonst rebellisch gemacht hat, denn um 8 Uhr stand die Dalmatinerkatze hungrig und übernächtigt vor der Tür, ohne Kratzer und Schuldbewusstsein über die Verwicklungen, die sie mit ihrer 24 Stunden dauernden Abwesenheit angerichtet hatte.

Dann ist es ja gut, wirst du beschieden, und sie meint, dass man sich jetzt weniger Sorgen um die Tiere machen muss. Es ist nämlich so - möchtest du vielleicht noch einen roten Traubensaft? - also: Frau Z. im Eckhaus vorne hat gute Kontakte zur Polizei, und nachdem sie ein paar Mal interveniert hat, dass in dieser von Katzen, Kindern und Bestagern frequentierten Tempo-30-Zone durch das bessere Wohngebiet häufug gerast wird, kommt die Polizei jetzt auch ab und zu vorbei. Mit einem Radargerät. Und, was glaubst du, dass der Rekord war?

90? 100?

117. Einhundertsiebzehn. Ein junger Mann, aus dem nächsten Viertel.



Das ist nicht gut für ihn. Das hat er sich auf der einsamen Strasse auch anders vorgestellt, bis er das rote Licht sah. Da fährt so einer also heim, den Wind in den Haaren, gibt nochmal Gas, und dann sofort aussteigen... du erinnerst dich an früher und an den B. und dessen erstes Auto, der in irgendeiner Nacht neben dir war auf der Ringstrasse, bis 60 zog er mit und dann bremste er nicht, immer schneller, bis die Rücklichter verschwanden, und daheim wartete dann auch eine Streife mit Blitzer an der Strasse mit den vielen Kreuzen, und er fuhr wieder Fahrrad statt dem Benz von seinem Vater, oder du hast ihn abgeholt, wenn ihr nach München gefahren seid, in irgendwelche Häuser von Leuten, die gerade in Urlaub waren und deren Kinder auch ohne Internet wussten, mit wem sie sich ins Vergessen tanzen wollten. Kein Mitleid, sagst du.

Iris? ruft sie hinauf. Der Herr Porcamdonna langweilt sich bald hier unten, kommst du? Übrigens, fährt sie leise und vertraulich vor, wissen Sie was? Eigentlich sind die hinter jemand anderes her. Sie sieht sich um, als ob jemand in dem weitläufigen Grundstück versteckt sein könnte. Der V. Der mit seinen italienischen Rennwägen. Von dem weiss jeder, dass er damit rast, aber man hat ihn nie mehr erwischt seit jenem Tag vor 12 Jahren, als er damals den Unfall überlebt hat. Und nun vermutet man, dass er vielleicht eine Quelle hat, die ihm sagt, wann und wo etwas steht. Dabei ist der V., das weiss hier jeder, der Schlimmste. Aber man kann ihm nichts nachweisen.

Schuhe ticken über Tropenholz und Stein, Iris schreitet die Treppe herunter, als hätte sie alle Zeit der Welt, was gar nicht so schlecht ist für Katzen und Mütter, die indirekt etwas über diese Stadt los werden wollen, was man nicht deutlich aussprechen kann, dass es auch unter den Ungleichen immer noch welche gibt, die wohl noch ungleicher sind, und man kann das Biest nicht töten, weil es in allen Ungleichen, gewissermassen die Ungleichheit ist, die Ungleichheit, die Anliegerstrassen und freies Rasen gleichermassen zulässt, und man kann nur auf die Vorsicht der Katzen hoffen, und eine stabile Strassenrandbegrünung.

Mittwoch, 27. August 2008, 00:52, von donalphons | |comment

 
Ich glaube ja, daß das alles eine Frage des Alters ist. Während man im Ungestüm der Jugend vollkommen hirnlos (naja, vielleicht nicht ganz, sonst stünde mein Name eventuell auch auf einem der Kreuze am Straßenrand) durch die Botanik brettert bewegt man heutzutage weit schnellere Fahrzeuge, aber das so gut wie nie am Limit. Ein wenig schneller als eigentlich erlaubt sind wir wohl alle mal unterwegs - aber schon der Gedanke, wegen so einer Dummheit gegebenenfalls vier Wochen oder länger latschen zu dürfen verbietet eigentlich übermäßige Unvernunft. Und selbst auf Strecken ohne Geschwindigkeitsbegrenzung fahre ich nur so schnell es geht - aber eben nicht schneller. Bei extremer Wetterlage kann das manchmal sogar ganz schön gemütlich sein...

Ich wohne ja nun auch in einer 30er-Zone - und wie hier manchmal durchgeheizt wird, das geht auf keine Kuhhaut. Aber ab und zu wird wenigstens geblitzt.

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Der fragliche Herr, der gute Kontakte haben soll, ist inzwischen über 50 Jahre alt. Die Autos wurden sicherer und verzeihen Fahrfehler, aber zumindest bei uns auf dem Land spielt der Spritpreis eine grössere Rolle als die Vernunft, unabhängig vom Alter. Manche Unfallklassiker an der B13 begleiten mich, seitdem ich Zeitung lese. Wirklich übel aber finde ich die Raserei im Wohngebieten. In Gmund und Holland gibt es ja durchaus gute Ansätze, sowas mechanisch auszubremsen.

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Hier in der Region gab es einen Fall, wo ein 22-jähriger sein 4. Auto um den Baum gewickelt hat. Immer recht spektakulär und mit viel Glück sind ernste Verletzungen für Fahrer und Mitfahrer ausgeblieben. Der letzte Schrott war ein wenige Wochen alter Mercedes CLK AMG.

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Holla! ... bei der vierten Karre kommt man dann aber schon auf die Warteliste fuer den Darwin Award ... vielleicht klappts dann ja beim fuenften Mal?

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Solange keine Dritten Personen mit für den Award nominiert werden.

Leasing, Vollkaskso, neununddröffzig Airbags, es wird manchen Leuten zu einfach gemacht, ohne Hirn am Strassenverkehr teilzunehmen.

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Zebrastreifen sind nach Ansicht dieser Leute auch nur zur Straßenzierde gemacht. Ich schaue hier - aus Erfahrung klug - immer schon ein paarmal panisch nach rechts und links, bevor ich solch einen Zebrastreifen betrete. In aller Regel versuche ich auch zuvor, Blickkontakt zu den Autofahrern aufzunehmen. Viele gucken krampfhaft weg und geben Gas.

Ich war letztens ganz überrascht, dass Zebra-Streifen-Missachtung richtig Punkte in Flensburg kostet. Hätte ich nach diesem Verhalten nicht geglaubt.

Ach ja, beim Rechtsabbiegen ist es auch nicht besser. Selbst wenn die geradeaus gehenden Fußgänger eine Ampel haben, die ganz eindeutig "Grün" anzeigt, fahren hier sehr viele einfach stumpf nach rechts durch. Ich habe als Fußgängerin schon oft eine ganze Grünphase verpasst, weil ein Auto nach dem anderen vor meiner Nase durchgefahren ist.

Frage mich, wie man Kindern vor diesem Hintergrund die korrekten Verkehrsregeln beibringen will. "Bei Grün darfst du gehen" gilt hier jedenfalls nicht.

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Das Problem
habe ich mal versucht, in einer regionalen Zeitung unterzubringen. Deren Redaktion wiederum wollte wohl Probleme vermeiden und hat das etwas längere Brieflein deshalb in den dafür vorgesehenen Korb der neudeutschen Entsorgung geschmissen. Ich hab's dann wieder rausgeholt und seiner Bestimmung zugeführt: einer (wenngleich kleineren) Öffentlichkeit. Und auf daß es nicht gänzlich verpuffe, gebe ich Eilende Mütter jetzt hier rein als meinen bescheidenen Beitrag zum Thema.

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Es ist allgemein bekannt, dass Eltern, die ihre Sprößlinge zur Schule fahren, dabei sehr gerne die Tempo-30-Schilder ignorieren und die Straße vor der Schule entlangbrettern.

Wenn Ihr Brief an die Redaktion der Regionalzeitung ähnlich umfangreich war, ist es kein Wunder, dass der nicht veröffentlicht wurde. Er war schlichtweg viel zu lang (und vermutlich nicht problemlos zu kürzen). Wenn die Redaktion aber etwas auf Zack gewesen wäre, hätten sie das aber als Themenanregung genommen und dazu eine Geschichte gemacht.

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Der Brief
war um einiges kürzer, ich habe ihn im Nachhinein etwas aufgefüllt. Sicherlich war er noch immer zu lang. Aber ich hatte in einem Post Scriptum angefügt, ich sei mir der Ausführlichkeit bewußt, die vermutlich den Rahmen sprenge, weshalb man ihn doch ggf. als Anregung für einen eigenen Text sehen solle; auch das auszugsweise Zitieren sei selbstverständlich gestattet. Es ist nichts derlei geschehen.

Damit scheint auch das eigentliche Problem umrissen: Besonders im ländlichen Raum herrschen eigene Gesetze. Nicht nur im Fahrverhalten. Auch in dem des Anzeigenschaltens. Wer rigide gegen eine Freie Fahrt für Freie Bürger anschreibt (und so fühlt hier jeder), muß mit einem ebenso drastischen Entzug der Werbung etc. rechnen. Das geht bei den Autohändlern los über die Werkstätten und endet nicht bei dem, der seine aufgebrezelte Kiste via Zeitung verkaufen möchte. In der Stadt sieht das anders aus als auf dem platten Land. Um die Wirtschaft nicht zu gefährden unterläßt man dort Geschwindigkeitskontrollen und beläßt es bei dezenten Hinweisen innerhalb der Ortschaften: «Sie fahren 71 km/h». Das hat keinerlei Konsequenzen.

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Bei BBC gab es mal eine Serie zum Thema Geschwindigkeit mit dem Raser Jeremy Clarkson als Moderator, und der hat etwas vermutlich sehr richtiges gesagt: Dass das Jahrhundert der Geschwindigkeit hinter uns liegt. Wie bei jeder menschliche Entwicklung ist man auch dabei über die Limits hinausgerast, und jetzt beginnt die Suche nach der richtigen Einstellung. Das rettet vorerst keinem Unfallopfer das Leben, aber ich bin zuversichtlich, dass jenseits der Unbelehrbaren ein anderer Mainstream die verträglichen Antworten finden wird. Tempo30 allein reicht halt nicht, man muss die Strassen am Ortseingang entschleunigen. Nicht wie in Mexiko mit einer Betonplattenscgikane, aber doch so, dass es schön aussieht und die Bremse zum Zuge kommt.

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Es gibt da diesen Ansatz alle Schilder wegzulassen. Nur noch rechts vor links. Angeblich schaffen die Schilder eine Scheinsicherheit. Irgendwo in Niedersachsen gibt es ein paar Gemeinden, die das ausprobieren. Gegen den einen notorischen Raser nützt das natürlich nichts. Aber im Schnitt reduziert es die Geschwindigkeit. Weil plötzlich selber Denken angesagt ist.

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Kreisverkehre scheinen mir - zumindest in nicht allzu verkehrsreichen Städten - schon mal ein guter Ansatz zu sein. Alle müssen bremsen, aber der Verkehr fließt trotzdem oft besser als bei Ampelanlagen, und die Stadt spart auch noch Geld, weil keine Ampeln gewartet werden müssen. In Frankreich, wo es diese Kreisel auf dem Land sehr häufig gibt, ist mir das äußerst positiv aufgefallen. Bin aber keine Verkehrswissenschaftlerin - ich weiß nicht, was heutige Experten dazu sagen.

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Heutige Verkehrsexperten freuen sich über den Ampelrückbau, immer öfter anzutreffenden Kreisverkehr und versuchen schon seit einer Weile die Politik mit einem weitgehenden Abbau des Schilderwaldes anzufreunden. Letzteres ist aber recht mühsam, verstößt es doch gegen einen der Grundsätze der Bürokratie. Alles muss en Detail geregelt werden, selber Denken ist undenkbar :)

Doch kommt Zeit, kommt Schilderabbau. Schliesslich hat man nach Jahren auch endlich die Vorteile des Kreisverkehrs erkennen müssen.

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Ne is klar, weiss ja jeder, dass der ständig rast. Ist ja auch allseits bekannt, dass der V. niemals aus dem Einflussbereich seines Provinzsherrifs rauskommt bzw. dann plötzlich ganz manierlich fahren kann. Nur die 320m Hauptstrasse bei sich vor der Haustür in Hintertupfingen nimmt er immer mit exakt 97,3km/h. Weiss doch wirklich jeder.
Achtung, Abmahnbait:
"Hast du gehört und sag mal wusstest du schon,
nämlich: Du verdienst dein Geld mit Prostitution.
Du sollst ja meistens vor dem Busbahnhof stehen,
der Kollege eines Schwagers hat dich neulich gesehen." (Quelle: Die beste Band der Welt)

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Der erwähnte Unfall in einem Super Seven ging in die Annalen der besseren Gesellschaft ein, und der besagte Herr weiss bei Gartenfesten durchaus mit Erzählungen von der Überholspur zu brillieren - oder was er davon hält. Es ist also nicht wirklich ein Geheimnis, ganz im Gegensatz zur Kritik daran, hier in Leadfoot Gulch/Danube.

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Genausowenig gehört es zum guten Ton, sich kritisch über bestimmte Personen zu äußern, die sich regelmäßig mit beachtlichem Alkoholspiegel hinters Steuer setzen. Und eine Dame, die sich weigert, sich mit einem sichtbar angetrunkenen Fahrer ins Auto zu setzen, beweist ganz schlechte Kinderstube.

Leider.

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Auch der Kreisverkehr
ist hierzulande nur eine bedingte Lösung, da man mit dem Urprinzip nicht klarkommt: rechts vor links. Auch das habe ich zuhause bereits thematisiert: Wunder runder Punkt

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Ist in den französischen Kreisverkehren rechts vor links nicht ohnehin abgeschafft? Laut Wikipedia geschah das 1984. Demnach hätte dort - ebenso wie hier - der sich bereits im Kreisel befindliche Verkehr grundsätzlich Vorfahrt.

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Amelia, als ich letztlich in meiner Rich 2nd Hood am t-lake war, war eine alte Schachtel in einer alten Schachtel mit grosser Tortenschachtel auf dem parkplatz vor mir in der üblichen Konditorei, und die, nicht ihr Mann, legte einen Start hin, dass ich an ein bestimmtes Lied von Jan & Dean denken musste:

The little old lady from Pasadena,
(Go granny, go granny, go granny, go!)
Has a pretty little flowerbed of white gardenias.
(Go granny, go granny, go granny, go!)
But parked in a rickety old garage,
Is a brand-new, shiny red, super-stock Dodge!

And everybody's saying that there's nobody meaner,
Than the little old lady from Pasadena.
She drives real fast and she drives real hard,
She's the terror of Colorado Boulevard.

Will sagen: Ein problematischer Aspekt der Gleichberechtigung äussert sich inzwischen auch am Steuer. Leider.

(Und ich selbst wollte nie einen Sportwagen und war mit meinem 55-PS-Punto sehr zufrieden)

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Ein problematischer Aspekt der Gleichberechtigung ist sicherlich, dass Frauen sich manchmal ausgerechnet die Rechte rausnehmen, die eigentlich auch Männern nicht zustehen sollten...

Aber ich meinte damit eigentlich auch eher, dass besoffen Auto fahren (ebenso wie das Rasen) gesellschaftlich so akzeptiert sind, dass Kritik als unhöflich gewertet wird. Und wenn diese von jüngeren Damen an älteren Herren geübt wird, erst recht, weil die Herren sich da halt als Autoritätspersonen sehen. Ist auch schon etliche Jahre her, der Fall, den ich da in Erinnerung habe. Da war ich Anfang 20. Ist aber ein Sch...Gefühl, weil, ich wollte mit dem Menschen (nicht wegen der Person, sondern wegen des hohen Alkoholspiegels) wirklich nicht im Auto mitfahren, sondern lieber das großzügige Angebot ausschlagen und mit dem Bus heimfahren. Habe ich dann auch getan, obwohl ich das Gefühl hatte, einen großen Fauxpas begangen zu haben.

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