Die Entkopplung von Krise und Einkommen

Wir werden in den nächsten Monaten eine sehr intensive Debatte erleben, in der sehr viele sog. Wirtschaftsexperten sagen werden:
Oh weh und wei, Krise in den USA, Spanien, Dänemark und England, es ist falsch zu glauben, wir als Exportnation könnten uns entkoppeln, wir werden alle zusammen drauf gehen, wir werden Gras fressen und aus russischen Toiletten trinken, das wird ganz furchtbar - wenn wir nicht geeignete Massnahmen sofort und auf der Stelle durchführen. Nämlich: Steuererleichterungen für die Firmen als Ersatz für die Milliardensubventionen , die anderswo von FED und Regierungen durchgezogen werden. Und unbedingt Zurückhaltung bei den Löhnen, damit wir konkurrenzfähig bleiben!
Nächstes Wochenende ist in der ostdeutschen Provinz eine Auktion, wo es einen historischen Schürhaken gibt, und ich denke, den werde ich erstehen, denn sollte ich zufällig mal gerade neben so einem widerlichen Subjekt zu stehen kommen, wäre es ein geeigneter Gegenstand, um diesen Ausfluss bezahlter Propaganda mit eifrigem Wedeln etwas entgegenzusetzen.


Denn was wir da erleben, ist die zweite Phase des Globalisierungsterrors der kriminellen Lobbyvereinigungen gegen die Bevölkerung. Jahrelang hiess es, man müsse der Wirtschaft alle Freiheiten einräumen und ihre Gewinne steigern und die Steuern reduzieren und sie aus der gesellschaftlichen Verantwortung entlassen und ihr jede Form von Lohndumping erlauben, damit wir gegen Länder wie China eine Chance haben. Unten gab es Reallohnverluste, oben stetig steigende Einnahmen.

Und jetzt stellt sich heraus, dass gewisse Teile dieser Wirtschaft eine formidable Wirtschaftskrise verursacht hat. Namentlich der Kernbereich der Banken, die Elite, die als Bayerische Landesbank die Sparkassen anpumpt und als Deutsche Bank ihre ARS-Produkte in Amerika zurückkaufen muss. Plötzlich muss man abschreiben, weil man beim globalen Blasenblasen und gegenseitigen Zitzenlecken auch eine ganze Menge unkalkukierbarer Risiken erwischt hat. Man sammelt Cash und verleiht nicht gerne, die gewohnten Rekordgewinne bleiben aus, also sucht man Mittel und Wege, das Problem, das mit amerikanischer Verschwendungssucht begann, auf den deutschen Bürgerrücken auszutragen. Indem man versucht, eien Bedrohungslage für alle zu konstruieren, die bislang nur diejenigen erwischt hat, die beim Milliardenpoker um amerikanische Hauskredite ganz vorne mit dabei waren. Ganz so, als gäbe es nur noch einen globalen Wirtschaftsraum, in dem jede Form von Kreditausfall eine weltweite Kettenreaktion nach sich zöge.



Natürlich ist es nicht erfreulich, was da passiert. Und sicher wird es für die Exportwirtschaft schwieriger. ich würde gerade auch nicht in Spanien, Kalifornien, England oder Irland Hausbesitzer sein wollen. Wenn so eine Blase platzt, kann es jeder hören, aber nicht allen zerreisst es dabei das Trommelfell. In Deutschland gibt es eine hohe Sparquote und niedrige Kreditausfallrisiken, es gibt keine Blase und keinen technologischen Rückstand, den man in der Krise noch aufholen müsste, wie etwa die amerikanischen Autobauer.

Was es fraglos geben wird, sind massive Verluste bei den Schichten mit hohen Einkommen, die sich verspekuliert haben. Wir werden sinkende Unternehmensgewinne sehen, und ein weitere Abwanderungen von den Aktienmärkten. Und natürlich ist es einem Aktienbesitzer erst mal scheissegal, wenn in Deutschland die Einkommen sinken, solange dadurch nur sein kurzfristiges Kurs-Gewinn-Verhältnis stimmt. Es ist eine Krise der besitzenden Klasse, und sie wird versuchen, es zu einer Krise der Allgemeinheit zu machen. Einer Allgemeinheit, die zahlen soll. Eine neue Runde der Umverteilung, ein Leerverkauf gegen die Gesellschaft, die den Boom finanzieren musste und nun den Crash finanzieren soll, obwohl sie beim Weg nach oben kaum etwas abbekommen hat. Die Versager der IKB, die WestLB, die SachsenLB und die BayernLB werden schon von allen bezahlt - und nun stellen sich auch die anderen begierigen Versager an und wollen bedient werden.

Man sollte ihnen reichlich geben. Mit dem Schürhaken, und dann auf der Dachterasse gelassen zuschauen, wie Libellen fliegen und im Westen die Sonne untergeht.

Donnerstag, 28. August 2008, 00:38, von donalphons | |comment

 
Und ganz unbedingt muss man mehr leistungsorientiert bezahlen, damit das mit unserer Wirtschaft was wird. Die anderen Branchen sollten endlich die erfolgreichen Bonussysteme der Banken übernehmen.

(Ironie off).

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Und am besten immer vierteljährlich neu bewerten, empfiehlt der Berater, der die Idee nicht implementieren muss.

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Mach doch ein Schürhaken- und Strickeportal auf. Mit Userbewertungen der einzelnen Produkte (reissfest genug, stabil genug), mit einem angeschlossenen Shop und all dem anderen Kram, der zu einem ordentlichen Web2.0-B2C-Biziness gehört. "Kunden, die diesen Strick gekauft haben, haben sich auch für folgende Schürhaken interessiert!". "Jetzt wieder auf Lager! Gußeiserne Schürhaken aus Tschechien!"

Mit Deinen Erfahrungswerten müsste das bestimmt gut ankommen, solide gestaltet und vorbereitet, solide finanziert. Vor allem, weil es immer Leute gibt, die man aufknüpfen und mit dem Schürhaken massieren muss :)

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Historische Vergleiche sagen was anderes. Wenn man es wirklich ernst nimmt - wie es etwa die Alliierten mit den Nazis gemacht haben - kann es durchaus sein, dass eine Bevölkerung tatsächlich, möglicherweise auch genetisch bedingt, die harten Exemplare nicht weiter vermehrt und solche Typen nur noch als inkompetente Selbstknieschusstypen vorrätig hat, wie etwa den NPD-Funktionär in der Provinz, dessen Höherhängung seiner volksverhetzenden Plakate sie zwar vor dem Abreissen, nicht aber vor dem Einschreiten der Staatsanwaltschaft schützte. Laut Marktwirtschaft sollte man also diese Gruppe nicht überjagen, sonst expandiert man zu schnell und steht am Ende mit einem Lafontaine da, der für die Restbestände das Geschäftsmodell "Umerziehungslager" favorisiert, das ohne Schurhaken und Stricke auskommt.

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stimmt alles, nur an eine mittelfristige abwanderung von den aktienmärkten glaube ich nicht. im augenblick wird ja gerade wieder ordentlich gekauft und spekuliert, weil alles so billig ist. dass sich das am ende womöglich doch nicht rentiert, ist bei unseren kurzen management-cycles hochgradig egal. zum schluss zahlen es eh andere.

sowas regelt sich nicht von allein. auf die gefahr hin, dass ich mich wiederhole, aber: es gehört verboten!

(das wird auch so kommen, nur werden wir es nicht mehr erleben.)

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Bin mir da nicht so sicher (ja, aber...). Viele der in Deutschland gesetzlich regulierten Kapitalsammelstellen, namentlich Versicherungen und Pensionseinrichtungen, haben vermutlich inzwischen nicht mehr allzu viel Risikokapital, das sie am Aktienmarkt einsetzen könnten. Sei es, weil sie sich mit Verbriefungen verspekuliert haben, oder weil sie größere Abschreibungen auf ihre vorhandenen Aktienportfolien vornehmen mussten. Kann sein, dass andere Investorengruppen - vor allem aus dem Ausland - einspringen. Aber ich denke, unterm Strich ist aus dem Aktienmarkt schon für längere Zeit die Luft raus.

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LOL. "Globalisierung". Das hört sich immer so egalitär an. In Wirklichkeit ist es doch die verdeckte Verteidigung vorteilhafter Handelsbarrieren bei gleichzeitigem Versuch der WTOisierung aller missliebigen Hemmnisse. Letztes Beispiel: Boeing, Airbus und die US Air Force, Stichwort "Tankflugzeuge".

Gleichzeitig klauen die Chinesen alles, was nicht Niet- und Nagelfest ist, Ideen, Maschinen, Porzellan... Ich wette, dass wir in den nächsten 10 Jahren *auch* aufgrund der aktuellen "Subprime-Krise" wieder in einen stärkeren Protektionismus verfallen. Also ich meine damit, dass diesmal AUCH Europa dabei sein wird, denn wir sind ja normalerweise die Deppen, die mit wehenden Fahnen die Ideale vertreten, die von allen entworfen, aber von allen anderen gleichzeitig hinterrücks gemeuchelt werden.

Keine Ahnung ob da Schürhaken im Spiel sind :o)

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Warum kauft man Aktien? Wegen der Ausschüttungen? Sieht aktuell nicht gut aus? Um sie wieder zu verkaufen? dazu bräuchte man Idioten, auch genannt Kleinaktionäre, aber gerade die steigen seit Monaten aus. Oder ausländische Investoren? Da ist ein hohes Risiko im Eurokurs. Das trifft sicher nicht auf jede Aktie zu, aber im Moment würde ich sowas nicht entscheiden wollen. In ein paar Monaten, wenn die Konsumentenkredite crashen oder wundersam halten, sieht man klarer. Da hängen die zukünftigen Krisenszenarien dran.

Und ob China dann wirklich noch durchkommt, oder seine Devisenreserven nicht dazu einsetzen muss, die Firmen ohne Nachfrage zu retten, ist nochmal eine ganz andere Frage. Japan hat 40 Jahre Wachstum bis zur Krise gebraucht, China packt es sicher schneller. Heimatmarkt, da weiss man, was man hat.

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Mich kotzen diese Himmel langsam an. Immer diese Steifen, immer diese Störungen. Dass man manchmal so erstaunt ist, wenn die Straßenlampen ausfallen, wie weit der Himmel sein kann, Sterne.... Aber am Tage, was soll da ausfallen, um den einfachen blauen Himmel zu sehen, die Sonne?

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Es sind die Stunden, da mich die Ruhe überkommt, und ich kann mir solche Himmel immer anschauen, ohne dass es langweilig wäre.

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Mich ärgert eher, dass schon bald wieder der Zeitpunkt kommt, an dem die Sonne nicht mehr hinter der Kirche untergeht

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Ich hätte noch ein Reservebild von gestern (das da oben ist vorgestern), heute dagegen sitze ich zu diesem Zeitpunkt jenseits der Grenze in einem Golfressort und höre mir einen Beitrag über die Frage an, ob die reguläre Kreditvergabe in Europa nicht noch etwas schlimmer als der graue Kapitalmarkt ist. Ich glaube nicht, dass die Bilder von dort gefallen könnten, solange man nicht auf rasenzerfetzende Saudis steht.

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Bilder von rasenzerfetzenden Saudis wären aber mal eine interessante Abwechslung für zwischendurch.

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ich kann hier im Dunklen zwar nebenbei bloggen, weil es gerade irrelevant ist, aber einerseits sind die Fenster zu, und andererseits weiss ich nicht, wie das der saudische Leibwächter so finden würde.

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Das dachte ich mir schon, dass es da bestimmt irgendeinen bulligen Spielverderber geben wird.

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Irgendwann schreibe ich mal einen Beitrag über das neue grüne Paradies der Wüstensöhne.

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Aus der Binnensicht....
....mag da einiges dran sein. Was aber - glaube ich - unterschätzt wird, ist die relative Attraktivität deutscher Unternehmen. Wenn ich mir so das Risikoprofil der Anleger einerseits und die Risikostruktur deutscher Hightech- aber auch Immobilien(!)unternehmen andererseits anschaue, wird es zumindest hierzulande weniger rasant den Bach hinuntergehen als anderswo. Da spiegeln sich dann eben auch im Finanzanlageuniversum ricardianische komparative Kostenvorteile...

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Ich bin zwar kein Spiesser, aber wirtschaftlich gesehen bin ich ganz froh um unser Land der Erbsenzähler und Konventionalstrafenfreunde. Das ist zwar vorerst alles etwas unflexibel und langsam, aber wenn oben ankommen nur bedeutet, von dort aus gleich wieder abzustürzen, ist so eine langsame Entwicklung gar nicht schlecht. Und obwohl ich Immobilien bevorzuge, bin ich wirklich froh, dass sie hierzulande nicht zum Blasenbilden genutzt werden können. Die Katastrophe der New Economy und der Niedergang von Film-, Schiff- und Immobilienfonds haben zusätzlich dafür gesorgt, dass jetzt auch nicht zu viel Geld in BRICgeschichten steckt, sondern in der Sparquote, die wiederum banale Bankkundengeschäfte und Kreditfinanzierung erlauben, wenn Hedgefonds und exotische Finanzinstrumente längst verschwunden sind.

(Wobei ich in München zumindest drei Fälle kenne, die es vom versagenden VC-Manager zum versagenden Hedgefonds-Manager geschafft haben, einer sogar halbwegs innerhalb des gleichen Bankenkonglomerats, das inzwischen den Italienern gehört)

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Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hat doch gestern schon herumgequietscht, bei den Lohnforderungen sei jetzt Zurückhaltung angesagt, denn die Auftragslage sei rückläufig. Das übliche Bblablabla halt, was die standardmäßig von sich geben.

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man möchte ihnen Buber um die Ohren hauen, der sagte, Erfolg ist keiner der Namen Gottes. Diese elende Bande, die sich trotzdem die Initiative neue asoziale Marktwirtschaft leisten kann.

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Erst Buber und dann den Schürhaken oder umgekehrt?

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Buber ist durchaus ein Name des Schürhakens.

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