Keine Verschwörungstheorie

Es gibt ja manche, die sagen, dass die Finanzkrise extrem schlimm ist und wir längst alle auf dem Weg zur Bank sein sollten, um unser Geld zu holen und es in Gold anzulegen. Doch die bösen Medien wären mit den Banken im Geschäft und würden alles gezielt unterdrücken, was in diese Richtung geht, um keine Panik aufkommen zu lassen. Ich bin zwar auch sehr kritisch, was die aktuelle Lage angeht, aber ich halte Medien schon noch für ein klein wenig kritisch; unterschreiben würde ich das also in dieser Schärfe nicht.

Bis heute.

Freitag, 3. Oktober 2008, 21:13, von donalphons | |comment

 
In der gegenwärtigen Lage auf den Finanzmärkten wie Uhlig über kommende Bank Runs in Deutschland zu spekulieren und einen Einlagerungssicherungsfond, der "jetzt entweder fast leer oder schon komplett leer." sei, das ist in etwa wie die Erörterung erfolgreicher Selbstmordpraktiken im Beisein von Hochdepressiven.

Die m.E. überschießende Reaktion der HB-Redaktion halte ich für einen Ausdruck von Verantwortungsstreben. Man möchte keine Gerüchte anstacheln, die in der gegenwärtigen Lage - mutmaßlich - großen Schaden verursachen könnten.

Es ist nicht so, dass ich die Entscheidung des Handelsblattes gut finde,auch finde ich es ein wenig unlogisch, weil man den etwas schärferen, älteren Beitrag von Harald Uhlig drin gelassen hat.

Trotz der Zensur hielte ich es seitens von Uhlig für besser (und auch für einen besseren Umgang mit Zensur), erst einmal weiter zu machen und sich eine Zeit lang in Bank-Run-Fragen in verblümterer Sprache zu äußern. Tja schade, auf mich wird er wohl nicht hören. Das Löschen des Blogs von Harald Uhlig wäre ein echter Verlust . Ich habe da gerne reingeguckt.

Eigentlich würde ich das gerne fortsetzen.

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Kommentar des Handelsblatts
Am vergangenen Sonntag wurde auf Veranlassung der Handelsblatt-Chefredaktion der Beitrag „Die Welt-Finanzkrise: was ist los mit Commerzbank, Dresdner Bank, UBS und Fortis?“ aus dem Handelsblatt-Blog von Harald Uhlig entfernt.

Uns ist bewusst, dass dies einen tiefgreifenden Eingriff in das Blog von Herrn Uhlig darstellt.

Grund für unsere Entscheidung war die Befürchtung, dass der Blog-Beitrag von Herrn Uhlig in der Öffentlichkeit irrtümlich nicht als die persönliche Meinung eines Wissenschaftlers, sondern als redaktioneller Beitrag des Handelsblatt wahrgenommen werden könnte und der Eindruck entsteht, das Handelsblatt rufe zu einem „Run“ auf die Commerzbank und andere Finanzhäuser auf.

In einer Situation, die ohnehin sehr fragil ist, wollten wir jedes Risiko ausschließen, durch missverständliche Äußerungen eine Panik in der deutschen Finanzindustrie zu verursachen. Dies haben wir höher bewertet als die Meinungsfreiheit unseres Bloggers.

Wir bitten Herrn Uhlig und unsere Leser dafür um Verständnis.

Bernd Ziesemer & Sven Scheffler

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danke für die Bestätigung meiner Meinung das Sie Ihre Leserschaft für so... unintelligent halten selbige Unterscheidung nicht treffen zu können. Falls es noch nicht angekommen ist : Nach meiner unmaßgeblichen Meinung sind Sie dazu da Informationen zu vermitteln objektiv, alle. Und nicht dazu um vor Veröffentlichung selbiger zu entscheiden was ihre Leser denken können sollen möchten. Dies überlassen Sie doch bitte Ihren wenigen noch verbliebenen Lesern. Danke.

Persönlich sein hinzugefügt das ich diese für eine äußerst billige Ausrede halten. Dünn, sehr dünn.

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Sehr geehrter Ziesemer,
ich weiss nicht, ob Sie das hier lesen, aber für Leute, die wichtige Fragen löschen lassen und am Wochenende drauf Verantwortliche für die Katastrophe wie einen leitenden Morgan Stanley-Mitarbeiter einladen, in einem öffentlichen Beitrag Stimmung für staatliche Hilfen machen zu lassen, will ich keine Entschuldigung und Erklärung. Sie sind in meinen Augen verachtenswert. Eine Bank wollen Sie schützen, aber an der Vernichtung des Staates und seiner Finanzen helfen Sie mit.

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Davon abgesehen
hätte es elegantere Wege gegeben, - sich redaktionell von dem Beitrag zu distanzieren und/oder ihn im Hinblick auf etwaige negative Rechtsfolgen für den Verlag etwas zu entschärfen.

Löschen ist - gerade auch im Wissen um den Google-Cache - nach meinem Dafürhalten nicht die klügste Idee gewesen. Wenns hart auf hart käme, wäre die Löschung eventuell eh gegenstandslos - so wie Stefan Niggemeiers zeitige Löschung eines Kommentars, für den er dann trotzdem Ärger bekommen hat.

Ich verstehe aber das Dilemma, dass man einem Bank-Run nicht aktiv Vorschub leisten wollte.

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Ich verstehe aber das Dilemma, dass man einem Bank-Run nicht aktiv Vorschub leisten wollte.

Und genau mit derart plumpen Abwiegelungsversuchen leistet man perfekt Futter für neue Verschwörungstheorien und erst Recht für entsprechende Kurzschlusshandlungen.

Dummdoofes Herumgewürge von inkompetenten Vollhonks an allen Ecken und Enden. Himmelmariaundjosef!

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"Dummdoofes Herumgewürge von inkompetenten Vollhonks an allen Ecken und Enden..."

Die meisten davon kommentieren in Blogs.
Die Entscheidung des Handelsblatts ist nachvollziehbar.

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"Nachvollziehbar" ist ziemlich viel. Ob es klug oder gar richtig war, so und nicht anders vorzugehen, ist eine ganz andere Sache.

Diesen kleinen, aber feinen Unterschied zu bemerken kann man von so ganz bestimmten Blog-Kommentatoren aber nicht erwarten ...

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Wieso löscht das Handelsblatt den Steinbrück nicht?
Denn laut Spon hat Steinbrück gesagt, dass die Einlagensicherung der Privatbanken "wahrscheinlich mehr als höchst angespannt ist". Das ist genau das, was Uhlig sagt.

Seltsam, wie hier mancher Uhlig-Kritiker, vorneweg der Zensurversteher Herold, sich aber doch schwertut, einen Maulkorb für Steinbrück zu fordern.

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War auch eine selten blöde Aussage vom Steinbrück - auf diese Weise hat er die Regierung in eine Zwickmühle manövriert.

Dieser Idiot.

Und nun verkünden er und Merkel: "Der Sparer ist sicher". Zu blöd, zum Beispiel, dass niemand im Moment sagen kann, welche Spareinlagen denn nun genau geschützt sind, bis zu welchem Limit, ob nur für Inländer, ob auch bei ausländischen Banken mit deutschen Filialen uw. usf.

Steinbrück gehört aus dem Amt entfernt. Je früher, desto besser.

++ Update ++
Es ist begrenzt auf
die Einlagen von Sparerinnen und Sparern auf Girokonten und auf Sparkonten
Immerhin hat Steinbrück insoweit Druck auf die Privatbanken gemacht, dass diese nun doch 8,4 Milliarden Risiko übernommen haben. Die weiteren 15 Milliarden - garantierte - Liquidität ist keine so dolle Leistung, denn immerhin steht der Staat dafür gerade. Insofern beläuft sich das staatliche Risiko bei der Transaktion nunmehr, sofern ich richtig rechne, auf 15 Milliarden (Staatsgarantie für die leihenden Privatbanken) plus 15 Milliarden (Staatsgarantie für die alte Liquiditätszusage der Privatbanken) plus 20 Milliarden (Liquiditätszusage des Staates) plus 26,6 Milliarden (Anteil an der 35-Milliarden-Bürgschaft)

Macht: 85 Milliarden Euro.

(wobei das Geld ja nicht in diesem Umfang futsch ist, sondern nur teilweise - ich vermute mal, dass die HRE in vielleicht einem Jahr, trotz der Liquiditätshilfen, bankrott gehen wird. Was meine "Rechnung" betrifft, halte ich die für grob fehlerhaft, aber: wer erklärt mir den/die Fehler?)

P.S.

Ist es nicht eigentlich sehr witzig, dass sich die irische Regierung für die Depfa, die ihre Konzernzentrale in Irland hat und mithin eine irische Bank darstellt, für "nicht zuständig" erklärt hat?

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Steinbrück hat absolut recht und auch richtig gehandelt. Die Absicherung der Privatbaken ist leer. Weg. Bei Sparkassen hat man dagegen vielleicht das Landesbankrisiko, und bei Raibas kann man sehr genau schauen, was die so tun. Wieso sollte man nicht mal einen Tipp geben, wo man besser aufgehoben ist?

Übrigens: Ersparnisse ist was anderes als Geldanlagen. da stehen viele bei Privatbanken immer noch im Regen. Tjaja.

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Ja, jetzt war er in der Zwangslage. Was soll er sonst tun? Ein Totalbailout für die Geschäftsbanken wäre ein größeres Risiko - und im Übrigen eine politische und wirtschaftspolitische Unverschämtheit.

Verglichen mit dem Rettungspaket des US-Kongresses stellt der "deutsche Weg" zur Verhinderung von Bank Runs die bessere Lösung dar. Wobei ich mich immer noch frage, was Steinbrück in dem Moment gestochen hat, als er über eine überforderte Einlagenversicherung palaverte.

Sowas macht man als Finanzminister nicht.

Nervig finde ich im Übrigen, dass die Details zur Bürgschaftsvereinbarung bislang nicht öffentlich sind. Was genau davon tragen die Privatbanken, was tragen Genossen/Raiffeisenbanken, was tragen öffentliche Banken?

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Das kann ich Dir sagen: Der war stinksauer wegen der Dolchstosserei der Privatbanken, die den Deal mit HRE gekündigt und ihn noch nicht mal informiert haben. Obwohl sie von ihm abhängig sind. Die Garantie ist super und absolut kein Bailout. Die Garantie sagt nur: Wir retten die kleinen Leute immer und die Zocker müssen schaun, wo sie bleiben. Es entlässt die Privatbanken gerade mal bei ihren kleinen Kunden teilweise aus der Verantwortung. Die restliche Scheisse müssen sie oder ihre Kunden selber ausfressen: Zertifikate, Derivate, Zockerpapiere, Pfandverschreinungen.

Der Finanzminister ist dazu da, die Bundesfinanzen in Ordnung zu halten, und nicht, um die Öffentlichkeit zu belügen, als wäre er ein gekaufter und korrupter Mitarbeiter des Handelsblatts.

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Warum haut die EZB den Iren nicht auf die Finger
Diese Generalgarantie ist einfach kriminell

Es sollte erklärt werden, dass die Iren da allein sind und notfalls aus dem Euro geworfen werden und ihren Staatsbankrott alleine bewältigen dürfen

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Gut, dass ihre irren Nachbarn erst gar nicht beigetreten sind.

Würde die EU es tun, wäre Irland sofort innerhalb der EU pleite.

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Risikoverteilung Bürgschaft für HRE
Jetzt habe ich gerade gesehen, wie hoch der Anteil der öffentlichen Banken am Bürgschaftsramen ist:
Die Sparkassen und Landesbanken seien bei ihrem Bürgschaftsrahmen von 1,6 Milliarden Euro beteiligt (...)
Das bedeutet: Der private Bankensektor trägt vom 35-Mrd-Bürgschaftsrahmen 8,4 Mrd minus 1,6 Milliarden. Daraus folgt:

privates Risiko = 6,8 Mrd Euro = 19,4 Prozent
öffentl. Risiko = 28,2 Mrd Euro = 80,6 Prozent

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Vollkommen zurecht, gerade bei der BayernLB. Der bayerische Staat ist schliesslich massiv mit schuld daran, dass es das Problem überhaupt gibt, ohne das Gejaule, dass man weiterhin eine fette Bank haben will, wäre das Problem jetzt bei der UniCredit, die die Hypovereinsbank gekauft hat.

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Gnothi te seauton
"Dummdoofes Herumgewürge von inkompetenten Vollhonks an allen Ecken und Enden..."

Die meisten davon kommentieren in Blogs.

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Manche sind von Beruf Makler und bereits irrsinnig stolz darauf, wenn sie in der WSJ ein Interview gefunden haben.

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Seit alle glücklich das ich nix zu melden habe :

Höchstgrenze für Privatvermögen 10.000.000 Euro alles andere an den Staat der das Vermögen ja letztendlich ermöglicht hat, so oder so . Mehr Geld brauch kein Mensch . Obergrenze beim Einkommen für alle die nichts produzieren 10.000 Euro Ausnahme Soziale Dienste wird Zeit das Krankenschwester ( nicht Ärzte die müssen erst mal Ihren Eid wieder ernst nehmen ) endlich angemessen entlohnt werden nebst denen die sich um Alte und Kranke und die Natur kümmern.

Und der Rest der Blase der meint sich nicht die Hände schmutzig machen zu müssen, muss mal wieder kapieren das es ein gottverdammtes PRIVILEG in dieser Welt ist gebildet zu sein bzw, sich Bildung aneignen zu DÜRFEN und das man damit dann eben auch Verantwortung hat. Und zu einen guten Leben reichen 10.000 Euronen dicke, der Rest ist dekadent.

Alle denen das nicht passt würde ich ein Ticket verpassen zum Reality Check in die sg. 3 Welt für 2 Jahre mal für 1 Euro im Monat um sein täglich Brot kämpfen. Die dann einsetzende natürliche Selektion würde IMHO die Menschheit vor vielen weiteren Problemen bewahren...

Das Sein bestimmt das Bewusstsein und an geistigen Gaben mangelt es wie die aktuelle Situation ja wohl all zu deutlich zeigt...

So genug gesponnen für vor 06.00 MEZ ich habe zu arbeiten...

Have fun
Otaku

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Dies haben wir höher bewertet als die Meinungsfreiheit unseres Bloggers.

Das sagt doch eigentlich schon alles. Liegt es nicht im Kern der Meinungsfreiheit, daß man diese eben nicht in irgendeiner Weise zu "bewerten" hat, sondern daß sie einfach "da ist" und da gefälligst niemand dran zu rütteln hat?

Weia...

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Was zeigt, dass die Medien Blogs nicht verstanden haben - und nie verstehen werden. Ist wohl das deutsche Blogger-Schicksal.

An sich müssten alle, die als Externe noch für Verlage bloggen, ihre Arbeit einstellen.

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Man muss fairerweise sagen, dass ein süddeutsches Wochenmagazin für Leseunfähige mal ein ganzes Blog gekillt hat, nur wegen eines einzigen Beitrags, der allein dem Chefredakteur nicht gefallen hat. Verglichen mit diesen Halbaffen ist das Handelsblatt schon im letzten Zwischenglazial angekommen.

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Ich möchte echt nochmal drauf hinweisen, dass "Meinungsfreiheit" nicht bedeuten muss, dass jedes private Medium jede Meinung abdrucken muss - sondern nur, dass der Staat die freie Meinungsäußerung nicht unterbinden darf. Ich glaube, das haben in der Blogger-Szene manche nicht verstanden (man merkt es immer wieder an den Reaktionen, wenn der Don - in der Regel zu recht - bestimmte Kommentare löscht).

Wenn es anders wäre, könnte man die Presse ja auch zwingen, die Meinung von irgendwelchen Spinnern abzudrucken, die darauf bestehen, dass der Dax Ende 2008 bei, sagen wir mal, 12 000 Punkten stehen wird. Das fände ich - gelinde gesagt - nicht so gut, obwohl es wahrscheinlich auch so das eine oder andere Medium geben würde, das so was abdruckt.

Ich verstehe auch die Bedenken, dass es justiziabel sein könnte, wenn man bestimmten Banken gravierende Probleme unterstellt, ohne es hinreichend zu belegen. Das heißt aber nicht, dass ich grundsätzlich gut finde, was das "Handelsblatt" da gemacht hat (habe ich andernorts ja auch schon geschrieben). Und ich fürchte ja auch, dass der Autor dieses Beitrags nicht so ganz falsch liegt.

Man darf aber nicht mit der "Meinungsfreiheit" argumentieren. Denn die würde auch bedeuten, dass man jeden Beitrag zulassen müsste, in dem jemand ohne ausreichende Argumente (das wäre der entscheidende Punkt!) behauptet, die Kreditkrise sei gar nicht so schlimm und in drei Wochen würden sich alle Kurse verdoppeln. Von einem verantwortungsvollen Wirtschaftsmedium würde ich, ehrlich gesagt, erwarten, dass es mit dem Autor in diesem Fall über eine Überarbeitung des Beitrags diskutiert - und, wenn das nichts bringt, den Beitrag löscht.

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