Ausblick 2009

Oh, das ist eigentlich ganz einfach: Mein Ausblick 2009 wird so sein, wie 2008 auch schon. Entweder klassisch:



Das ist so, wie ich es schonvon Kindesbeinen an kenne, seitdem ich die steilen Stufen ins Dach hochklettern kann, oder aber neu:



So, wie es mir seit ein paar Jahren vorgeschwebt ist und sich nicht verwirklichen liess, bis zu diesem Tag im Februar, als ich einen Notartermin hatte.

Wie auch immer, so leicht will ich mir natürlich nicht machen. Also, hier meine ernste Einschätzung für 2009, und das Schlimme gleich mal zuerst:

Wenn wir Glück haben, werden wir nur einen wirtschaftlichen Beinahezusammenbruch in den UdSSA, Vereinigtes Königreich, Spanien, China, Russland, Korea, und einigen Staaten Osteuropas sehen. Vermutlich wird auch das eine oder andere Land tatsächlich so etwas wie eine Stunde Null erleben, sei es nun eine Währungsreform (UdSSA), ein Aussetzen der Marktmechanismen (Russland), grossflächige Verstaatlichungen (China), was man halt so tut, wenn der Markt nicht mehr läuft. Wenn der Export Japans 2008 um 27% eingebrochen ist und die Amerikaner den Hedge Fonds 200 Milliarden Dollar in den Rachen werfen, wenn Banken nur noch leben, weil man die Bilanzierungsregeln aufgibt, sind wir nicht weit weg vom Kollaps. Ich glaube, man wird alles tun, um das zu vermeiden, durchaus auch auf Kosten von Vermögen und Währungsstabilität.

Es ist schwer, etwas Konkretes über das Bruttoinlandsprodukt zu sagen, weil die Nationen nicht vergleichbar sind. Die UdSSA zum Beispiel haben eine wachsende Bevölkerung, für die ein Wachstum von 2% das gleiche wie eine Stagnation für Deutschland ist. Ich wage aber zu sagen, dass 2009 für Amerika jenseits aller Bilanztricks katastrophal werden wird, wie auch für Grossbritannien und andere deindustrialisierte, parasitär wirtschaftende Regionen. Nicht nur, weil die Lage schlecht ist, sondern auch, weil erst jetzt langsam klar wird, wie wenig Realvermögen dem gegenübersteht, was man einst für Reichtum hielt. Wären diese Nationen Firmen, wären sie lachhaft überbewertet, und das wird sich rächen. Acht bis zehn Prozent Wirtschaftskontraktion halte ich für diese beiden Länder durchaus für möglich, mit einem Sicherheitspolster bei minus 15 Prozent, je nachdem, welche Minen noch in den Kellern der Banken liegen.

Deutschland... zwischen 4 und 7 Prozent minus, irgendwas zwischen 500.000 und 800.000 verlorene Arbeitsplätze, politisch eine krude Mischung aus Sparen, Schulden machenund eine knallharte Steueranhebung nach den Wahlen, und zwar dort, wo noch was zu holen ist: Auf den hohen Kanten der Bürger. Nicht, weil jemand den Reichen zu nahe treten möchte, sondern weil es keine Alternativen gibt, und eine Art Strafsteuer für Vermögenseinbunkerung und Spekulation konsumsteigernd ist. Abgesehen davon leuchtet das inzwischen auch mehr und mehr den Reiche ein, die bislang die einzige Gruppe neben den Opelianern sind, die von der Krise voll erwischt wurden. Eine Rolex für 10.000 Euro ist nach dem Kauf mehr wert als ein Lehman-Zertifikat von 2008, oder die Aktien der Deutschen Bank von 2007, oder das Hypo Real Estate "Schnäppchen" vom letzten Sommer. Dieses Sparpolster und dessen Anschlitzung, nehme ich an, kann helfen: Es geht um 8 Billionen Euro, das 30fache des Bundeshaushaltes. Im Prinzip liegt es also an den Bürgern, wie schlimm es wird.

Das Mittelgute: Da wird es je nach Region und Wirtschaftszweig massive Unterschiede geben. Einsparungen werden zuerst mal die Bereiche treffen, die nicht gefestigt, verlegbar, Luxus oder einfach zu streichen sind: So ziemlich alles, was mit Medien von den Journalisten über die PR bis zur Werbung zu tun hat. Diese ganze Blase wird unschönste Verstärkungseffekte in Regionen haben, die sonst wenig zu bieten haben. Wer glaubt, dass Steinkohle ohne Zukunft ist, hat sich noch nicht mit Mediennutzungsverhalten und Kostensenkung beschäftigt. Was mit Arbeitsagentur wird das neue Was mit Medien. Ähnlich überflüssiger Luxus wird - überflüssiger Luxus sein. All die Hotelneubauten der letzten Jahre, die Galerien, die Nobelclubs und Edelgastronimie, die Chichi-Geschäfte und Wellnessangebote werden einen erbitterten Überlebenskampf führen - und nicht jeder dort kann auf prima Kuchen wie bei Muttern umsatteln. Wo es brummt, wird es nicht so schlimm, aber wo die Krise auf ungefestigte Strukturen trifft, würde ich 2009 nicht leben wollen.

Ich will hier keine spezielle Region ansprechen, aber es kann nicht ganz doof sein, über Weihnachten im fetten Teil des Landes, wie es manche Leser hier tun, zu überlegen, ob das dort wirklich so grässlich ist, wie man auf en Spielplätzen für Berufsjugendlichen so erzählt. Neben Kunst und Web2.0 sind nämlich auch Transferzahlungen ganz sicher mit dabei, wenn es um Einsparpotenziale geht. Was nur kostet, wird abgestossen. Regionen, die defizitär sind, werden dem Staat zur Last gelegt - siehe Qimoda - oder agewickelt - siehe Qimoda in der zweiten Jahreshälfte 2009. Mir persönlich ist das durchaus recht so, denn es wäre schlimm, wenn in der Bundesrepublik nicht intakte Zonen erhalten bleiben, die nachher helfen können, den Rest wieder aufzupäppeln. Niemand hat etwas davon, wenn der Staat durch unsinnige Garantien für unsinnige Opels und andere Geldvernichtungsprogramme wie bei der IKB die Basis zur transferorientierten Verberlinerung des Landes legt.

Und das Gute: Ich habe bei all dem die Hoffnung, dass sich die Verantwortlichen durchaus überlegen müssen, welche Schritte volkswirtschaftlich klug und welche nur Effekthascherei sind. Ein Programm zur Auslastung chinesischer Zwangsarbeit und deutschen Monopolisten wie eine flächendeckende Versorgung mit WLAN für ein paar hungerleidende Furztwitterer ist jenseits jeder Wertschöpfung und gehört ganz sicher in die zweite Kategorie. Statt dessen könnte man Zukunftsfragen wie Mobilität, Infrastruktur, Energieeffizienz, Bildung und Umwelt angehen. In der Krise das tun, was nach der Krise wichtig werden wird. Wenn in der Folge ein paar Flaschen Wodka weniger bei Klingeltonabzockerparties gesoffen werden, wenn der eng werdende Markt ein paar Arschlöcher hinauskatapultiert - prima.

Ich gehöre nicht zu den Marktoptimisten, die glauben, dass man gestärkt aus so einer Krise hervorgeht. 2010 wird auch nicht schön, und vieles wird hässlicher als alles, was ich und ein paar Leser während der New Economy erlebt haben. Ich glaube aber, dass es global ähnlich sein wird, wie innerhalb Deutschlands - manche werden schneller wieder auf die Füsse kommen, als andere. Die individuelle Frage also ist, was kann man zu diesen Regionen beitragen. Gut, man kann natürlich auch woanders sitzen bleiben und warten, dass etwas passiert, und da vorne hoffentlich der Versorgungslaster und nicht die Abrissbirne kommt. So oder so kein schöner Ausblick, würde ich meinen.

Dienstag, 23. Dezember 2008, 22:30, von donalphons | |comment

 
Nachtrag: Illiquidität ist das neue pleite
"When we wrote to you at the end of September we thought the trading levels for debt were ridiculously low and there was a great buying opportunity ... we we were wrong," Feinberg wrote in the letter cited on CNBC.

"We believe it is necessary to suspend withdrawals in part so as to to unduly increase the illiquidity of the fund for remaining investors and to permit the fund to take advantage of the buying opportunities currently available in this depressed market on a limited basis"

Cerberus (Chrysler, GMAC) will den Aussteigern nur 20% der Anlagegelder erstatten, und den Rest behalten. Da wird sich aber ein Bernard Madoff blöd vorkommen, wenn er zugibt, den Ponzi gemacht zu haben, und die anderen kommen damit durch.

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Das sind ja keine schönen Aussichten ...
Dass die Hedgefonds alle mehr oder weniger große Betrüger waren, habe ich schon immer geahnt ... Aber dass die Krise so übel wird, leider nicht.

Ich hoffe, deine Prognose ist falsch und zu negativ. Viel Hoffnung habe ich aber nicht. Wobei meine Prognose mit 1,5 jahren Krise und anschließender Inflation am Ende das gleiche Ergebnis produzieren würde. Nur über 3 oder 4 Jahre und nicht schon alles in 2009 ...

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1999 habe ich mit ein paar sehr unerfreulichen beruflichen Konsequenzen eine Prognose zur New Economy 2000 abgegeben. Ich konnte mir darin sehr viel vorstellen, aber die Realität hat mein Worst Case Szenario unterboten. Das Verschwinden der eigenen Welt ist immer unvorstellbar, trotzdem sollte man sich über deren Beständigkeit keine Illusionen machen.

Madoff wirft gerade nur ein Schlaglicht auf diejenigen, die sich für reich halten. Wenn Cerberus nicht zahlen kann, dann ist das ähnlich prekär wie Madoff, oder noch schlimmer, weil die Frage auftaucht, wie es bei den anderen aussieht. SVG und Permira waren da ja letzte Woche ein gutes Beispiel mit ihren 200 Millionen Finanzierungsbedarf, oder aktuell Mecom. Wenn man das nur ein wenig hochrechnet, kommen extreme Belastungen auf alle zu, die Anfang 2008 noch in die Hedgies gegangen sind. 1,5 Billionen sollen die schwer gewesen sein. Wieviel ist jetzt noch da, wiesviel müsste man abschreiben, und was passiert, wenn man das wirklich täte?

Das sind so Fragen, die nicht gestellt werden. Die müsste man noch mit einrechnen, und ich glaube nicht, dass IFO und Co. das wirklich tun. Die gehen immer noch davon aus, dass es schlimm, aber nicht kriminell zugeht. Das sehe ich anders. Genauso, wie 1999 die New economy die Kriminellen angezogen hat (Comroad etc.), wird die grosse Umverteilung von 2001 bis 2007 ebenfalls viele Leute angezogen haben, deren Machenschaften erst jetzt platzen werden. Ich würde mich wetten trauen, dass der gesamte Bereich Vermögensverwaltung vor der grössten Krise aller Zeiten steht. Nur so kann man es erklären, dass meine Wohnung in 10 Monaten über 30% Wertsteigerung hingelegt hat und München ausverkauft ist.

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die frage wird letztendlich sein, inwieweit der binnenhandel die defizite des exports auffangen kann. die unternehmen werden sich untereinander geld leihen, auf die eine oder andere weise. aber alles, was bislang mehr oder weniger illusionsfinanziert war, wird sehr schnell den bach hinunter gehen. leider sind gleich mehrere unserer wirklich großen unternehmungen existenziell kapitalmarktverstrickt, und das kann noch sehr sehr übel werden.

die zweite, daran anschließende frage wird sein, wie schnell unsere autoindustrie auf eine veränderte nachfrage reagieren kann. hier müsste meines erachtens eine dezidierte mitgestaltung der bundesregierung erfolgen, aber das sehe ich zurzeit nicht. es rächt sich jetzt, dass wir ein in erster linie verwaltendes bundeskabinett haben und keine profilierten köpfe, die tatsächlich etwas bewegen könnten. diese erkenntnis ist natürlich in vielen hinsichten schwierig. und es ist ein armutszeugnis, dass wir in krisenzeiten nach wie vor auf einen entscheider mit zusätzlichen, persönlich erarbeiteten einflüssen angewiesen sind - aber das ist, realistisch gesehen, die aktuelle lage, und frau merkel ist nicht diejenige, die derartiges leisten könnte.

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Der Chef der japanischen Ratingagentur Mikuni schlägt die Streichung aller Dollarschulden und einen Marshallplan für die USA vor. Ein stärkeres Bild für die Schleifung der strategischen Achse der Globalisierung aus kreditfinanziertem Konsum und exportorientiertem Wachstum läßt sich nicht finden.

Was wird aus dem zweiten Pol der Achse? Lobeshymnen sind jäh schon in Schwanengesang gekippt. Der Zusammenbruch der Zentralmacht in China ist der Joker für 2009.

Mit der Globalisierung verschwindet der ungekerbte Raum, die punktförmige Zeit und der allseits vernetzte Kommunikator. Im Trend liegen gut gepufferte, aus sich selbst überlebensfähige regionale Einheiten mit lokaler Energieversorgung und eigenem Geld.

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@exurbia. Ich finde diese Vision von der Peer Economy ja hochinteressant, aber man sollte die Trägheit des bestehenden Systems nicht unterschätzen. Man sieht ja, wie die "Vermögenden" reagieren. Sie flüchten in vermeindlich sichere Anlagen, bis die Krise vorüber ist, restaurieren währenddessen das alte System mit unseren Steuergeldern um dann das geile Spiel um maximale Renditen von neuem zu beginnen.

Hast Du etwa den Eindruck, Don Alphonso hätte wirklich was gelernt aus der Krise? Beginnt er, die Dächer seiner beiden Immobilien mit Sonnenkollektoren zuzupflastern? Baut er Blockheizkraftwerke in seine Keller ein? Setzt er Energiesparlampen in seine Kronleuchter um mit dem gesparten Strom die Nachbarschaft zu versorgen?

Nichts dergleichen. Vielleicht wird er (wenn nicht er, dann halt andere) die 30 Prozent Wertsteigerung rechtzeitig zum Auslauf der ersten Krisenwelle realisieren um wieder in Rohstoffe (Silber, etc.) zu investieren. Um dann zum Beginn der nächsten Krisenwelle wieder rechtzeitig auszusteigen.

Die Rohstoffpreise sind ja gerade wieder auf einem Niveau, welches Energiesparen überflüssig macht. Allerdings gab es tatsächlich einen kleinen Impuls in Richtung "gepufferte, aus sich selbst überlebensfähige regionale Einheiten". Als der Ölpreis bei etwa 140 Dollar lag, zogen ein paar Supermärkte in Erwägung, ihr Gemüse "dezentral" von lokal ansässigen Bauern zu beziehen.

Also ich schätze, bis es zu Deiner Vision kommt, werden wir noch etwa 7 solcher Krisen durchmachen müssen. Vielleicht mit immer kleiner werdender Amplitude, Lernfähigkeit der Systemelemente vorausgesetzt.

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Nur ganz kurz: Ich habe extrem lichtintensive Kronleuchter. Und sie sind so gut wie nie eingeschaltet, ausser zu grossen Anlässen und in Räumen, in denen es schnell hell und dunkel wird - sprich in Gängen. Normalerweise habe ich eine Lichtebene auf Sitzhöhe brennen - und da sind überall Energiesparlampen drin.

Sprich, es ist ziemlich irrelevant, was in den Kronleuchtern steckt.

Sonnenkollektoren darf ich wegen Denkmalschutz nicht machen. Generell ist Umweltschutz beim Baujahr 1600 oder teilweise auch 1320 nicht so einfach, wie sich das manche vorstellen. Wir können hier keine Dämmplatten dranklatschen, und der 400 Jahre alte Dachstuhl geht kaputt, wenn er nicht atmet. Am Tegernsee sind die Isolierungen bereits beschlossen.

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Das wären doch mal Design-Ideen für die Berliner Döner-konsumierenden krisengeplagten Hungerleider-Kreativen: Sonnenkollektoren, die wie richtige Dachschindeln aussehen, einarmige Kronleuchter im Louis XIV Style aus Bronze mit einer Balusterschaft bestehend aus einem von Meeresweibchen gehaltenen Leuchterarm mit einer stilechten Energiesparlampe und so weiter. Solche Produkte könnte unsere "kreative" arm-aber-sexy Hauptstadt dann in den Süddeutschen Speckgürtel exportieren zum Wohle einer ausgeglichen Handelsbilanz. Weg von den globalen krisenanfälligen Wirtschaftskreisläufen. Konzepte von morgen halt.

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Das Problem: Man müsste ernsthaft arbeiten, sich mit Wertschöpfungsketten beschäftigen, Kosten im Auge behalten und Sicherheitsvorgaben umsetzen. Und selbst dann würde ich das nicht kaufen, eben weil man Leuten, die pleite gemacht haben, nicht trauen sollte.

Das einzige, was Berlin kann, ist ein Blabla um sich selber machen. Also nichts. Und diesmal wird der Übergang von der New Economy in den nächsten Boom nicht so schnell kommen, wie 2004. Diesmal wird es lange dauern, sehr lange. Ein hübsches Beispiel ist hier genannt: Der Monroe Park (http://www.monroe-park.de/) wäre eine gigantische Abschreibungsgelegenheit für meist süddeutsche Investoren geworden, das grösste deutsche Denkmalschutzprojekt mit mit 70% der Kosten als Denkmal-AfA, und trotzdem kommen sie nicht in die Puschen. Solche Geschichten sind keine platzenden Startups und schlecht laufende Bücher, das sind fünf Jahre mit massiven Transferleistungsverlusten.

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@ exurbia: Nun, man könnte sich auch noch auf eine neokoloniale Aufteilung der UdSSA verständigen. Mit dem Rumwurschteln wird eine grosse Lösung zunehmend wichtig, aber noch ist der Schmerz nicht gross genug. Kommt schon noch.

@ itha: Man kann nicht alle Autobauer gleichsetzen. Da gibt es Dinosaurier wie Mercedes, hässliche Gurken wie Opel und, sorry aber es ist so, Firmen wie Audi, die mit dem alten A2 den Wagen mit dem niedrigsten Verbrauch, der besten Aerodynamik, niedrigem Gewicht und höchster Qualität gebaut haben - und der wurde von den Kunden nicht gekauft. Man kann Audi da keinen Vorwurf machen, sie haben es versucht, die Autokäufer wollten es nicht. Jetzt bauen sie den R8 mit der Leistung eines kleinen Flugzeugträgers und dem Verbrauch eines Düsenjets, und der läuft. Auch jetzt. Mercedes macht dagegen nichts und erhäht die Preise. Ich glaube, man kann durchaus gegen den Konsum der Deutschen wetten, aber des Deutschen Auto würde ich da nicht einbeziehen wollen.

Wie auch immer: Nächstes jahr kommen die ersten Elektroautos - aus meiner Heimatstadt.

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Wir haben uns nicht so weit vom Boden entfernt, dass wir tief fallen könnten.

Da werden noch einige den Boden der Tatsachen schmerzhaft spüren.

Für das "Neue Prekariat", die digitale Bohème, die urbanen Penner, oder wie man die meist selbständigen in den "kreativen Berufen" nennen will, sehe ich schwarz. Alleine schon, weil deren Anzahl wächst. Die re:publica 2009 wird noch mehr ein Forum des Jammerns und der Schuldzuweisungen sein. Nichts würde ich jetzt weniger gerne sein, als ein freier Texter/Journalist/web2.0-Berater in einer 2-Zimmer Altbauwohnung im Prenzlauer Berg.

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Ich denke, der Boden ist an einigen Stellen nicht nur sehr hart, sondern auch mit spitzen Felsen belegt. Die tragen dann so Namen wie "Nebenkostenabrechnung". Das Problem des Selbstausbeutung a la Digitale Penner ist, dass gewisse Fixkosten einfach nicht variabel sind, die Einnahmen aber durchaus. Ich sehe auch nicht, dass diese Leute irgendwelche Krisenpläne hätten, ausser dem Prinzip Hoffnung. Eine Hinterfragung dagegen ist unwahrscheinlich, zu sehr hat die Vorstellung vom bezahlten Rumhängen und Tun was man will eine ideologische Wirkung. Statt dessen wird man jeden gestrichenen Industrieabeitsplatz als Beleg der eigenen Thesen sehen. Und diejenigen Sixniggeobos nach vorne schieben, die vom Preiszuschubsen und nützlichen Idioten leben.

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Spon meldet: Fachkräfte bleiben von Krise großteils verschont.

Damit sind wohl nicht die "Irgendwas mit Medien oder PR"-Fachkräfte gemeint.

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von der subversiven strategie des scheiterns
"Spon meldet: Fachkräfte bleiben von Krise großteils verschont"

für die anderen empfiehlt spon:

"Kathrin Passig, Sascha Lobo: "Dinge geregelt kriegen - ohne einen Funken Selbstdisziplin" (Rowohlt Verlag, 287 Seiten, 19,90 Euro)
......
Was, Sie haben genug von Selbstverbesserungszwängen? Sie wollen keine To-do-Listen mehr schreiben? Ihr einziger Wunsch ist es, endlich mal ohne schlechtes Gewissen nichts zu tun? Dann gibt es - ganz im Ernst - ein Buch, für das Sie alle anderen Lebenshilfe-Schmöker getrost eintauschen können: "Dinge geregelt kriegen - Ohne einen Funken Selbstdisziplin" von den Berliner Internet-Kreativen Kathrin Passig und Sascha Lobo. Ein Anti-Ratgeber, der seine subversive Strategie des Scheiterns höchst unterhaltsam unter die Leute bringt. "

also schrieb dort (die besten umtausch-bücher) frau jenny hoch.

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@zwischenspeicher Positiv gewendet, bewege ich mich auf Rebellmarkt in einem Denkraum, in dem mir schon mancher Kronleuchter aufgegangen ist. Denkraum meint, daß Beiträge, nicht zuletzt die des Gastgebers, Sprungbretter zur Artikulation von Ungedachtem darstellen. Kronleuchter sind Kronleuchter. Sie sind aber auch soziokulturelle Zukunftsmetaphern einer erleuchteten Welt. Ich teile den Wunsch, von Krisendiagnosen zu Krisenperspektiven überzugehen, in der gesamten Bandbreite von systemimmanenten zu radikalalternativen Vorschlägen.

Die Massenmedien haben es geschafft, ein grotesk verzeichnetes Bild der siebziger Jahre durchzusetzen. RAF und K-Gruppen waren seinerzeit nicht für voll genommene Folkloreformationen, die den Stadtguerillero und den RotesBuchKommissar in die deutsche Provinz zu verpflanzen suchten. Bestimmend für die siebziger Jahre waren zehntausende von Bürgerinitiativen, die im Zuge der beiden Ölpreisschocks eine umgemein reichhaltige Debatte über alternative Zukünfte in die Mitte der Gesellschaft trugen. Einen kleinen Einblick kann man in einem kürzlich produzierten Podcast des Schweizer Rundfunks gewinnen, der Autoren der vor dreissig Jahren erschienenen Studie "Wege aus der Wohlstandsfalle" zu Wort kommen läßt.

Richtig und wichtig zu wissen ist, dass der Einbruch des Ölpreises auf acht Dollar die Alternativbewegung der siebziger Jahre aus der Mitte der Gesellschaft verdrängte, die stattdessen zwischen 1979 und 2007 bis hin zur Alternativlosigkeit vom Neoliberalismus beherrscht wurde. Die 1980 gegründeten Grünen sammelten die Versprengten einer nicht wieder gut zu machenden Niederlage. Ich schloss mich nicht an, weil es meinem Temperament widerstrebt, dreissig Jahre katzzubuckeln -- um das Dosenpfand einzuführen.

zwischenspeicher hat mit der Warnung recht, dass der aktuelle Einbruch des Ölpreises zum gleichen Resultat wie Ende der Siebziger führen könnte. Und tatsächlich ist es so, dass die ersten Solarfirmen bereits vom Markt verschwinden. Da ist es gut, dass Fast Company eine Momentaufnahme des globalen Photovoltaikmarkts und Desertec eine Machbarkeitsstudie zu ihrem Saharasolarthermieprojekt veröffentlicht haben. Auf längere Sicht verfechte ich weiter die Option, daß die Energieversorgung, vergleichbar zur Entwicklung vom Mainframe über den PC zum alltagseingebetteten Minicomputer, von Großkraftwerken auf dezentrale haushalts-, firmen- und mobilitätsselbstversorgende Minikraftwerke umgestellt werden soll, kann und wird.

Nach dem Neoliberalismus ist nicht vor dem Neoliberalismus. Der Neoliberalismus hatte brillante Vordenker, ein umsetzbares Konzept und bleibt gegenüber staatssozialistischem Autoritarismus auf Dauer im Recht. Nur: Das System ist aus Eigendynamik implodiert, und mehr als ein Nachstottern wird es kaum geben.

Dieses Nachstottern kann allerdings schrecklichere Folgen haben als das ganze neoliberale Projekt davor. Erwartungserwartungen eines Aufschwungs genügen, dass gewaltige Geldmassen aus der Minuszinspolitik der Zentralbanken in die Spekulation jener Güter fließen, die aus säkularen Gründen strukturell knapp sind und immer knapper werden: Wasser, Lebensmittel, Rohstoffe, Öl.

Die Hungerkrise 2007/08 sollte jedem, der es noch nicht wusste, vor Augen geführt haben, daß (1) die agrarische Produktivität seit langem langsamer als die Weltbevölkerung wächst, und daß (2) sämtliche bebaubaren Flächen (bis auf die Stillegungsflächen in einigen westlichen Ländern) tatsächlich bebaut werden.

Wenn mich jemand nach einer Geldanlage befragt, ist meine Standardantwort seit Jahren: Kaufen Sie bebaubares Land. Inzwischen gibt es bereits Spekulationsfirmen, die weltweit riesige Flächen erwerben, die durch Klimawandel zu Anbaugebieten werden könnten.

Nimmt man das zusammen, halte ich für realistisch, dass noch vor dem Liter Benzin das Kilo Weizen fünf Euro kosten wird. Die letzte Hungerkrise ließ die Welthungerbevölkerung von 923 auf 960 Millionen wachsen. Glaubt jemand im Ernst, Herr Bernanke wird die Zinsen um zweitausend oder fünftausend Basispunkte erhöhen, nur weil die Hungerbevölkerung um 1-2 Milliarden wächst, ausgelöst von einer spekulativen Erwartungserwartung, der kein Aufschwung folgt?

Gegen einen Neoneoliberalismus spricht, daß die Unterscheidung von (bösem) Finanzkapitalismus und (gutem) Realkapitalismus genauso falsch ist, wie es die Unterscheidung von raffendem und schaffendem Kapital schon immer war. Faktisch ist es so, daß es die irrwitzige Finanzakrobatik des Finanzkapitalismus braucht, damit die Realwirtschaft wenigstens um kümmerliche zwei, drei Prozent pro Jahr wachsen kann. Und weil der Finanzcrash summa summarum 100 Billionen Dollar an Kapitalwerten vernichtet, ist es mit Wirtschaftswachstum auf lange Zeit vorbei. Wer diese Einsicht teilt, wird Begriffe wie Gier und Vertrauen vermeiden.

Die feinste Feder des Krisenjournalismus, Spengler, hat die Krisengeschichte des Neoliberalismus sehr anschaulich rekapituliert. Denkt man sein demographisches Argument zu Ende, sollte Obama seine Inaugurationsrede dazu nutzen, alle Twens dieser Welt in die USA einzuladen und ihnen die amerikanische Staatsbürgerschaft anzubieten. Leerstehenden Wohnraum gibt es genug.

Ich habe in meinem Leben drei Langfristprognosen gewagt. Am 21. August 1968 sagte ich beim Einmarsch des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei: "Jetzt müssen wir warten, bis in der Sowjetunion eine dem Prager Frühling vergleichbare Bewegung entsteht. Dann marschiert keiner mehr ein." Als die Mauer fiel, sagte ich: "Jetzt wird sich der amerikanische Kapitalismus solange aufblähen, bis er platzt." Seit dem Sachstandsbericht des Weltklimarats 2007 sage ich: "Eine mehrtausendjährige Heisszeit ist unvermeidlich."

Begründung: Den Klimamodellen liegen dieselben Algorithmen zugrunde wie den Risikomodellen der Finanzwirtschaft. Gemein ist ihnen, dass sie gerade das nur schlecht abbilden können, worauf es ankommt, Phasenübergänge, Trendbrüche, Schwellenwerte, Selbstverstärkungsprozese. Mit anderen glaube ich, dass entscheidende Schwellenwerte bereits überschritten sind und unbeherrschbare Feedbackprozesse ins Laufen gebracht haben. Dazu gehören die gewaltigen Methangasfreisetzungen aus dem sibirischen Permafrost und dem subarktischen Meeresboden.

Im Jahre 2200 wird sich die Durchschnittstemperatur um 6 Grad erhöht haben. Die Chiantitraube wächst in Mittelschweden und in München ist es so heiss wie jetzt in Athen. Der Trend zum failed state wird sich übers 21. Jahrhundert verstärken und um 2200 dürften nur die Klimagewinnerregionen Kanada und Russland noch über vollentwickelte staatliche Ordnungen verfügen.

Im Jahre 2300, wahrscheinlich schon 2250, haben sich die Tropen weit Richtung Arktis und Antarktis vorgeschoben. Die Antarktis ist das Land mit der grössten Bevölkerungsdichte. Alles, was heute bis siebzig Meter über Meer liegt, liegt nun darunter. Städtetauchen ist Breitensport. Am beliebtesten sind New York, Dubai und Tokyo.

Wenn die Menschen ihr Erfindungspotential nutzen, kann sich die Weltbevölkerung während der Heisszeit bei zwei Milliarden stabilisieren. Wirklich Angst machen mir nur Ex-Neoliberale, die auf Geoengineering umsatteln. Wenn diese Leute die Oberhand gewinnen, wird es sehr dunkel auf unserem Planeten.

Für alle Zukunftsentwürfe gibt es ein unumstößliches Kriterium: Was nicht tropenfest ist, hat keine Zukunft.

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Dass der Spiegel sowohl schizophren als auch ein geschmackloser Vollproll ist, ist jetzt nichts wirklich neues.

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donalphons: Nun, man könnte sich auch noch auf eine neokoloniale Aufteilung der UdSSA verständigen.

Das Wall Street Journal veröffentlicht eine Karte mutmaßlicher Aufteilungslinien.

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Clusterfuck Nation by Jim Kunstler zählt für mich zu den Top-US-Blogs. In einseitig zugespitzter Artikulation berührt es viele der auf Rebellmarkt diskutierten Themen. Forcast for 2009 eignet sich gut als Einstieg.

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Barry Ritholtz und Krugman waren in letzter Zeit auch bemerkenswert schwach. Clusterstock hat ihnen ziemlich den Rang abgelaufen.

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Achtung: Clusterstock (kurze scharfe Börsenanalysen) und Clusterfuck (lange tiefschürfende Analysen zur Lage der US-Nation) nicht verwechseln.

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Schöne Feiertage !
Weihnachtsgeschäft ist wider Erwarten sehr (!) gut gelaufen !
Ist aber auch so ein "Regionalding" - es lebe die oberbayerische Provinz !
Die großen Buchketten in den Großstädten hatten anscheinend mehr Probleme.
Von daher lasst es euch Alle gutgehen !

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Die oberbayerische Provinz ist einer dieser Rückzugsräume von Geld und Einkommen, ohne jede Frage. Hier kaufen sie auch gerade den Wochenmarkt zu Klumps, als gäbe es nächstes Jahr nichts mehr zu Essen.

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