Nicht spiessig.
Spiessig ist es nicht, sein Leben selbst zu bestimmen und friedlich Dinge zu tun, die einem geraten scheinen, selbst wenn dabei nicht viel passiert. Mit hunderttausend anderen auf Partymeilen grölen ist dagegen in etwa so fortschrittlich wie im Sportpalast Ja brüllen.
Es ist nicht spiessig, sich an Zweigen zu erfreuen, die vom Schnee überzuckert aus einem japanischen Holzschnitt stammen könnten. Es ist absolut nicht akzeptabel, sich zweimal im Jahr den Genuss eines Besuchs im Radladen anzutun, weil irgendwelche Cretins Räder als Allgemeingut ansehen.
Es ist nicht spiessig, im Berg den Entgegenkommenden ohne Unterschied einen guten Tag zu wünschen, denn damit zeigt man: Ich habe Dich gesehen, und wenn etwas sein sollte, helfe ich Dir. Du und ich, wir sind, wenn es darauf ankommt, eine Gemeinschaft. Es ist im Gegensatz dazu alles andere als sozial, vermeintliche Luxusautos anzuzünden und daneben auch noch andere Fahrzeuge mit zu beschädigen.
Es ist selbstverständlich und keinesfalls spiessig, oben auf der Alm jeden kleinen Rest Müll von der Brotzeit sorgfältig einzupacken und unten im Tal in den Mülleimer zu werfen. Es ist überhaupt nicht cool, sich zu besaufen und anschliessend die Flasche unter Autoreifen zu legen, oder sie auf dem Radweg zu zerdeppern, oder in geschlossenen Räumen Menschen mit Böllern zu bewerfen.
Man muss die Polizei nicht mögen, aber diese Leute sind keine Spiesser, sondern sie tun ihren Job - was viele Cretins vermutlich erst verstehen, wenn sie zu alt sind, um sich zu einem Mob zu firmieren und Wachen zwecks der Gaudi angreifen, und trotz ihrer verkorksten Existenz jemand brauchen, wenn sie von ihren Nachfolgern zwecks Ausraubung gestiefelt wurden.
In fact gibt es eigentlich nichts Langweiligeres, Dümmeres und Spiessigeres als asoziales Benehmen. Das kann jeder Depp. Der Spiesser von heute trägt nicht Loden, sondern Baseballkappe, Kapuzenshirt und ipod. Des Neuen Spiessers Eiche Rustikal heisst Billy, der Moselwein Coffee2go und der Schweinebraten Maxidöner zum auf der Strasse fressen. Der Spiesser von heute hat einen billigen Job mit beschissenen Arbeitszeiten und erwartet, dass die Läden für ihn bis Mitternacht aufhaben. Der Spiesser von heute fordert WLAN überall und beschwert sich über die deutsche Dienstnichtleistungsmentalität. Der Spiesser will alles, er gibt nichts und bescheisst bei der Fahrtkostenabrechnung. Der moderne Spiesser kann mit jeder Form asozialen Lebens prima leben, solange sein Macbook Pro keine Schramme bekommt. Dem modernen Spiesser schaut weg, wenn jemand randaliert, solange es nicht seine Lebensideale stört. Der neue Spiesser verteidigt seine Künstlersozialkasse, wie der alte Spiesser Kohl wegen der Rente wählte. Der moderne Spiesser hat seinen reinen, selbstbezogenen Egoismus an die Stelle des alten spiessigen Egoismus gesetzt, der alles kontrollieren wollte. Der moderne Spiesser hat deshalb nicht mehr mal ein Herz für einen Pudel. Man kann darüber reden, ob der neue Spiesser mit seiner Leckmich-Haltung ein widerlicheres Arschloch als der alte Kontroletti-Spiesser ist, und unter wem man besser leben würde, wenn man nicht das Glück hat, täglich a la Marinetti auf den Altar dieses Packs spucken zu können. Was fraglos die beste Art des Umgangs mit diesen Problemen ist.
Der Satz ist klasse:
Der moderne Spiesser kann mit jeder Form asozialen Lebens prima leben, solange sein Macbook Pro keine Schramme bekommt.
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Obwohl, eines der diesem Beitrag zugrunde liegenden Medienpersönchen a.D. geht da wohl auch hin und hat auch genug Zeit, das zu tun. Die Frage, was an Bloggen und anderem Webkram eigentlich so toll und einigend sein soll, um sich dort unter der Ägide eines Werbegimpels zu versammeln, kann wohl jeder Taubenzuchtverbandspräsident besser als ich verstehen.
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Perfekt, ein Spruch zum Einrahmen. Wieder mal schöne Panoramen übrigens!
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Man kann darüber reden, ob der neue Spiesser mit seiner Leckmich-Haltung ein widerlicheres Arschloch als der alte Kontroletti-Spiesser ist ...Ja, kann man, geht aber, wenn's nach mir ginge, zu Lasten des neuen, denn der sollte aufklärungsmässig (besser als der alte) wissen, was er tut. Weiss der Himmel, was ihn daran hindert ...
Wunderbarer Eintrag (!) - gleich beim ersten Mal, dass ich dieses Blog aufschlage. HappyNewYear.
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Was ich so mitbekomme, ist es einfach so eine Art vulgärer Zynismus, dem es einfach egal ist, was sonst noch irgendwo ist, Hauptsache, er bekommt sein Eckchen mit Förderung und Anteil an dem, was Kosten der Allgemeinheit zur Folge hat. Dort gründet er dann Ortsgruppen zusammen mit anderen neuen Spiessern und bestätigt sich, dass es richtig und gut ist, was sie tun. Man findet sowas in Literaturhäusern und -
gestern ist mir endlich eingefallen, woher mir Sascha Lobo so bekannt vorkommt. Wegen Holperik in "Asterix bei den Goten".
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... man findet sowas in LiteraturhäusernTreffer. Das sind dann aber die aus der Abteilung Edelspiesser, die sich zum Kaffetrinken noch oder wieder hinsetzen. Nachhaltig gewachsen, marmorierter Hartbeton oder polierter Granit, ganz schwer dagegen anzurennen ... denen muss man schon gewachsen sein, um da noch was aufzubrechen ...
PS: Waren die Goten schon Rechtskonservative ((-; ?
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Zur Beschreibung: ich trage auch Kapuzenjacken und habe ein Billy-Regal. Aber ich halte alten Frauen die Tür auf und habe durchaus vor einer Disco auch schon einen jungen Mann daran gehindert, seine Freundin weiter an den Haaren hinter sich her zu ziehen.
Kleidung und technische Ausstattung als Kriterium für Verhaltensweisen zu nehmen, ist etwas einfach.
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Interessanter sind da tatsächlich die Verhaltensweisen, die sich in eine ganz andere Richtung entwickeln.
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Was mir zum modernen Spießertum noch einfällt:
Im Restaurant, zu zweit an einem für 8 Personen geeigneten Tisch sitzen und dabei die Anfragen anderer Pärchen, ob es möglich wäre sich am anderen Ende dazuzusetzen, konsequent zu verneinen.
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Allesamt laufen sie meiner Meinung nach Gefahr , klugscheißerisch zu gelten sowie unheilschwangere Klischees zu bedienen.
Die vermeintlichen Gutmenschen, die sich zum Zwecke der Selbstrechtfertigung moralisch über ihre Mitmenschen stellen und beim Verbreiten ihrer Wesiheiten mehr gesellschaftlichen Kollateralschaden anrichten als alles wert ist. Und das aus voller Überzeugung, Furchtbar !
Ein Drahtseilakt !
Aber der Autor balanciert gut und ich stimme ihm zu.
Und wären da u.a. nicht die Beschreibungen der gebotenen Verhaltensweisen auf einer Bergtour, man könnte auch hier dem Autor schnell unterstellen, er glaube auf hoher See auf der Jagd nach Mobby Dick zu sein , obwohl er selbst doch nur zuhause in seiner Badewanne sitzt und wie verrückt auf das arme Quietscheentschen einsticht...... :-)
riesenZWERG
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Nur soviel: Den alten Spiesser-Typus, den 'Controllati', trifft man heute zu Hauf in den polititischen Parteien aller Farben, auch 'vert', wo er zu unser aller Bevormundung tatsächlich am Hebel sitzen kann - bedauerlicherweise, denn:
Spiessig ist es nicht, sein Leben selbst zu bestimmen...
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@ donalphons: Dieser zugegeben 'sehr, sehr weite Weg' der Grünen: soll er denn nun in der Sackgasse von Verordnungen enden, mit denen uns ziemlich illiberal und direkt auf den Leib gerückt wird? Das missfällt mir.
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lassen sie sich doch einfach woanders "inspirieren", als ihnen völlig unbekannten aus der luft gegriffene ideen an den kopf zu werfen.
wenn sie unbedingt "ihr" thema durchdrücken wollen, da gibt es ja auch einen alternativen weg:
eröffnen sie ein blog.
teilen sie sich mit.
verändern sie die welt.
aber lassen sie mich in ruhe.
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...waren meine Worte. No jokes with political parties? Wer hat's denn persönlich nehmen wollen? Sie doch.
Ein Blog mit TürsteherIn? Na, da da troll' ich mich doch gleich wieder... nicht ohne eine bezügliche Karl-Kraus-Finesse zu hinterlassen: 'Was trifft, trifft auch zu.'
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ich stelle an dieser stelle fest, dass ich das möglicherweise falsch verstanden habe - nach dreimaligem wiederholungslesen tat sich für mich auch noch eine andere lesart auf, die sich nicht auf mich persönlich bezog. find ich nicht gelungen, war aber dann auch kein anwurf.
und der türsteher bin ich hier sicher nicht, da sei der herr alphonso vor! (türsteher? hier? bin ich verrückt?)
und jetzt genug mit fingerhakeln, wir brauchen die schließlich alle zehn für die tastatur.
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Trotzdem danke.
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Wie idiotisch es inzwischen ist, mit dem Hinweis auf vermeintliche Spießigkeit des anderen Distinktionsgewinne einfahren zu wollen, hat eine Bausparkasse schön in einem Werbespot aufgezeigt, wo der Sohn zu seinem Vater mit Blick auf ein vermeintlich spießiges Anwesen sagt: "Wenn ich groß bin, will ich auch ein Spießer sein."
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Autos haben übrigens nicht gebrannt in der Silvesternacht, nur ein Fachwerkhaus in der Altstadt (das war aber wohl keine böse Absicht).
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pforzheim oder besser noch reutlingen wäre ein ort, der zur veranschaulichung eines individuellen reichtums ohne damit verbundene kulturleistungen geeignet ist.
für die beabsichtigte verortung einer sog. altspiessigen lebensart wäre biberach (in oberschwaben) besonders geeignet. es sollen auch die rabiatesten neuberliner von dort gekommen sein, so so wirkt sich der wegfall sozialer kontrolle auf die jugend kleiner städte aus.
biberach war zu zeiten dafür bekannt, den höchsten anteil an cdu-wählern und straftaten auf kopf der bevölkerung zu haben.
nachgefasst: biberachs grösster sohn, wieland, gerade heute nicht nur zu loben sondern auch zu lesen, schreibt von abdera, gemeint ist seine heimatstadt.
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im evangelischen stift zu tübingen waren die durch staatsstipendium zum theologiestudium verurteilten kaserniert. die mischung aus fundierter gelehrsamkeit, vor allem im bereich der alten sprachen, aber eben ohne praxisbezug bei völliger weltfremdheit, unbeholfenheit und unkenntnis der im sozialen verkehr gehobener schichten üblichen formen wird in gesamtheit als stiflergschmäckle bezeichnet - nur von denen, die an dieser ausbildung nicht teilnahmen und auch keine stiftler waren.
das evangelische stift dient noch immer der ausbildung evangelischer theologen, ihr geschmäckle wird heutzutage ein eher zeitversetzt zeitgeistiges sein.
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Ich jedenfalls bin nicht so spießig zu beanspruchen, 0,0% Spießergene in meiner DNA zu haben.
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mit der ergänzung, dass die lebensweise boheme heute im verhältnis eine recht grosse schicht umfasst, was zum schluss füht, dass es nur noch viel besser werden kann.
dass die geschilderten verhaltensweisen einer vermeintlich unkonventionellen lebensweise den herkömmlichen feierabend-filzpantoffeln-fernsehen-flaschenbier-spiesser schon fast wieder liebenswert machen, na ja, es beweist nur den satz des don: "Der moderne Spiesser kann mit jeder Form asozialen Lebens prima leben".
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schon wieder ein bezugspunkt: war nicht das bild der offenherzigen zigeunerin für den spiesserhausstand fast ebenso typisch wie der bekannte röhrende hirsch?
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Fritzchen und Lieschen Müller haben sie sich eben so vorgestellt, die Offenherzige. Das Bild wurde eben in eine gesittete Verruchtheit umgepinselt. Allerdings habe ich nur eine vage Vorstellung von dem, wie der Nachnachwuchs von Fritzchen und Lieschen sich diese neuen Böhmen aus Berlin oder anderswo sich bildlich an die Wand nageln, wie das aussehen wird, wenn sie ihnen nacheifern werden. Aber unterm Strich kommt das gleiche raus: aufgespießert.
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...nicht nett, nicht nett...aber entschuldbar ob des Eingangsposts, der mich beim ersten Klick auf diese (empfohlene) Seite verzückte. Der Verfasser möge mir verzeihen, wenn ich (nunmehr auch noch beflügelt durch seine lyrischen Worte) weiterhin versuche, ein wenig Altspießigkeit in Kreuzberg und Britz zu bewahren...und den schwaben-Vertriebenen die Tür verschließe ;-)
Verspätetes frohes Neues aus Berlin!
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... und ich habe hier nichts zu verkaufen.Nicht zuletzt dies macht diesen Blog so erschreckend authentisch und donalphons zu einem nicht zu bezahlendem Brand (auch wenn sich der Gescholtene ob dieser Aussage im Grabe umdrehen würde, wenn er denn schon tot wäre).
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Ich hatte nicht erwartet, hier etwas verkauft zu bekommen. Der "zum-netten-Shop" Button ist eindeutig nicht existent und dessen war ich mir durchaus bewußt.
"...und donalphons zu einem nicht zu bezahlendem Brand "
...was nunmehr schlüssig erklärt, warum der "zum-netten-Shop" Button fehlt. Nett alt-spießiges und charakterloses DANKE.
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