Ihr seid alle Chinesen, nur wir sind Graubündner

Bloomberg steht jetzt nicht gerade in Verdacht, antiamerikanisch und linksradikal zu sein. Trotzdem ist heute mein Kellergewölbe die Hölle zugefroren, als ich das hier gelesen habe: Eine feine Analyse, warum die neuen Schulden der USA eine Madoff-artige Betrugsmasche sind, und die Chinesen kaum anders können, als weiterhin reinzuzahlen. Überflüssig zu sagen, dass es diese Texte sind, für die man hofft, dass die chinesischen Fonds die Übersetzung von Satyam, den Ausdruck von einem Lenovodrucker und den Transport von einem Opel Astra übernehmen lassen. Sind die Meldungen da drin auch schrecklich, wirklich schrecklich, wenn man sie zu Ende denkt - dort steht dann der Staatsbankrott - ist die erlebte Realität dann doch eine andere.



Schliesslich hat der hier ansässige Konzern auch dieses Jahr mit einer Steigerung von 4,1% abgeschlossen, trotz Lehman und Finanzkrise - einfach, weil er das Zeug baut, das die Leute haben wollen. Und wenn ich morgen an den See fahre, wird auch alles gut sein, denn der See ist der Ort, wo die Leute mit diesen Autos aus dieser Stadt hinfahren wollen. So einfach ist das. Ich und meine Freunde, wir sind Graubündner, und es ist ziemlich beruhigend, gerade nicht von den Kreditkäufen der Chinesen abhängig zu sein.

Das erlaubt einem auch die Freiheit, die es sonst unter den Sklaven Chinas nicht gibt: Vielleicht ist es jemandem aufgefallen, wie unsagbar wenig man im Moment über die Menschenrechte ich China hört. Tibet - nichts mehr. Staatliche Morde - nichts. Westliche Unterdrückungshelfer -- ungeschoren. Diktatur - egal. Arbeitsbedingungen - irrelevant. Zwangsarbeit - war da was? Das alles gibt es weiterhin, aber keiner scheint Lust zu haben, die Chinesen auf dem grossen Dollarsack damit zu ärgern. Ich habe, so von meinem privaten Graubünden aus gesehen, fast den Eindruck, als gäbe es da so eine Art stillschweigende Übereinkunft. Der Westen braucht das Geld, China braucht den Absatzmarkt, Störungen gibt es ohnehin zu viele, also kümmert sich jeder um sein eigenes Zeug und seine eigene erfolterterderliche Sicherheit.

Man kann das auch etwas weiterdrehen. Sudan, zum Beispiel. Simbabwe. Kenia. Das sind alles keine Nachrichten, wenn sogar Handtaschenseiten schliessen müssen, weil das eBusiness dann doch nicht mehr so rockt. Es sieht so aus, als ginge dem befürchteten Wirtschaftsprotektionismus schon lange ein Protektionismus der Menschenrechte voraus, als blickte jeder nur noch auf seine Sachen und liesse zu, was woanders sein mag, denn jeder kaut am eigenen Problem.

Und dabei übersieht man, wenn es die neue Lage es jetzt wieder erlaubt, mal eben einen Regenwald abzuholzen, eine Startbahn zu planieren, die Arbeitgeberbedingungen zu lockern und die Steuerprogression zuugunsten der Reichen zu verändern. Was dem totalitären Mörder in China seine billigen Strafgefangenenarbeiter, ist dem Seehofer, der Merkel und dem Westerwelle das Steuerprogressionsgeschenk an meinesgleichen. Das Geld des echten Chinesen wird zugunsten des Regimes in fette amerikanische Ärsche geschoben, das Geld der deutschen Chinesen zugunsten des Machterhalts von Auswüchsen a la Koch in die Ärsche der Banken und der Reichen.

Eigentlich müsste ich CSU oder FDP wählen, eigentlich könnte es mir egal sein, was aus euch dummen chinesischen Cretins mit und ohne Blog wird, weil es euch ja auch egal ist, wenn man sich so umhört und umliest. Das Konjunkturpaket nach Gusto der Union ist blanker Raub zugunsten der Besserverdienenden. Sie bescheissen euch, sie beklauen euch, weil es gerade jeder macht und keiner aufpasst. Schon gar nicht ihr, ihr blöden, denkfaulen Chinesen.

Samstag, 10. Januar 2009, 00:19, von donalphons | |comment

 
Selbst wenn die Chinesen das amerikanische Defizit finanzieren wollten, woher sollten sie, nach dem Zusammenbruch des Exports und der beschleunigten Kapitalflucht aus China die Dollars nehmen? Die Dollars, die sie haben, stecken in Dollarinvestments. Brauchen sie Dollars, müssen sie diese auflösen.

Weder die aktuelle chinesische noch die neue amerikanische Administration lassen auch nur den Anschein einer strategischen Neuausrichtung erkennen. Das sind alles Zombiekabinette: Sie agieren ihre eingefahrenen Reflexe aus. Nur, die Welt, in der diese einen Sinn machten, existiert nicht mehr.

... link  


... comment
 
tolles porzellan, aber das besteck mag irgendwie nicht passen. zu klobig?

... link  


... comment
 
Lieber Don,
gerade die Chinesen erledigen sich im Moment selbst. Im Moment werden große Fabriken einfach geschlossen und die Arbeiter oder meist Arbeiterinnen zurück in ihre Dörfer gejagt. Sollen sie dort doch zusehen wie sie zu recht kommen.

Ich glaube, dass dies einer der letzten Fehler der Chinesischen Junta war. Die Mädchen werden dort reden und sie werden vergleichen. Den Traum und die Wirklichkeit und sie werden wütend werden. China kennt die Revolution und die einzelnen Bevölkerungsgruppen streben eh auseinander. Für China besteht Hoffnung.

Das der Dollarsack wertlos ist, ist denen auch bekannt. Deshalb werden Obamas Schulden wohl gleich von der FED bezahlt. Der Dollar ist erledigt.

Was Merkel, Steinbrück und Co. angeht, wird es wohl auch in Deutschland Aufstände geben müssen und es wird sie geben. Ob sich daraus eine Revolution entwickelt oder ein neuer Führer auftritt ist noch nicht klar zu sehen.

... link  

 
aufstände? davon sollte man nur träumen, wenn man blut sehen kann - auch sein eigenes. gleiches gilt für neue führer. aber es reicht zur zeit vollkommen, einer partei nahe zu treten (eintreten muss nicht gleich sein). die brauchen dringend neue leute und so derartig verunsichert, dass zwei, drei energische leute jeden ortsverband zum kippen bringen. manchmal reicht sogar einer. und dann kann man den abgeordneten druck machen. das funktioniert.

... link  

 
Soso, MUSS es also wieder Aufstände in Deutschland geben. Und wenn das Volk nicht will, MUSS man dann vielleicht nachhelfen?

Bedaure, ich möchte Dir nicht zu nahe treten, Jochen, nimm es bitte nicht zu persönlich, aber Du gibst hier ein selten dämliches Geschwätz von Dir. Wie schon vorher gesagt wurde ... man wünscht sich sowas nicht. Weil, wenn es eintritt (was in D-Land eh nicht passieren wird), wünscht man sich nur ganz woanders zu sein.

... link  

 
Es wird Aufstände geben hierzulande. Die werden aber nicht so aussehen wie die Aufstände im Kino. Die werden relativ leise daherkommen, an unerwarteten Orten und zu unerwarteten Zeiten. Die Autos der Besserverdienenden werden brennen, in Luxusdelikatessenläden werden Regale geplündert und Pelzmäntel kriegen Lack. Polizeistationen werden angegriffen, Cops öffentlich geschubst und Horden werden Elbwiesen über Tage besetzen.
Huch! Der Aufstand ist ja schon da, und die Bürgerchen haben's gar nicht gemerkt.

... link  

 
Willy Brandt
So neu kommt mir das, was Bloomberg da schreibt, nicht vor. Wurden nicht schon zu Zeiten von Willy Brandt die Staatsschulden ordentlich hochgefahren und anschließend auf eine kräftige Inflation gesetzt, damit es dem Finanzminister nicht so weh tut?

Im Übrigen wäre ich gern so schlau gewesen, wie die Chinesen. Wer im ersten und zweiten Quartal 2008 US-Staatsanleihen gekauft hat, dürfte für 2008 einen Schnitt von 15% bis 20% gemacht haben. Da kann mein kleines Gretchen-Depot nicht mithalten.

... link  

 
Kein Schwanz ist so hart wie die Zukunft der Deutschen.
http://workingmansdeath.com

Dem letzten Kapitel die Aufmerksamkeit schenken. Der Verlust des Dritt-Ipods trifft hart.

... link  

 
In der Arbeiterstadt geht´s immer noch lässiger zu als in FFM, würde ich meinen. Nur Echtes ist Wahres. Die Geschichte vom Ende der echten Arbeit und des Sieges der Virtualität kenne ich noch von Späthschen Stiefelleckern und anderen Turibreis.

... link  

 
Was Willy angeht: Weginflationieren ist in einem Land mit vollbeschäftigten Hausbauern etwas anderes als in den USA 2009. Und die 6, 7% der 70er sind was anderes als ein Währungssschnitt bei 50%.

Es reicht schon ml, wenn Typen wie Koch und Merkel nicht mehr an die Drücker gewählt werden. Aufstände sind mir suspekt, da haben die Deutschen keine Übung drin, das geht ganz sicher nicht gut.

... link  

 
@rainersacht: Lustig fand ich mal einen Mini-Riot im Bremer Ostertorviertel, als eine Mischung aus Kurden, Punks, Langzeitarbeitslosen und Drogenzene brennende Barrikaden errrichtete, um die Plünderung eines Saturn-Marktes abzusichern, während ein paar Huren das Geschehen nutzten, um den Mercedes eines Zuhälters zu knacken und daraus Akten mitgehen zu lassen. Das Auto brannte dann auch. Jau, das war ein Vorgeschmack.

... link  

 
stell dir vor, es ist wahl, und keiner geht hin.

da erklärt auch, warum erst nach kohl´scher vorgabe ausgesessen werden sollte und jetzt auf einmal ein milliardenprogramm das nächste jagt. es muss etwas getan werden, tun sie etwas.

eben deswegen werden koch und merkel auch wieder gewählt werden. wer ist denn da sonst noch?

der beachvolleyballspieler, der wieder an den trog will? frau roth, die krampfhenne, die auch nichts anderes will? die stones von der spd, die nicht einmal selber wissen was sie wollen?

oder etwa lafo und sein trupp? die zu allerletzt, die wissen instsinktiv, dass damals strauss recht hatte, als er sagte, man wählt und nicht, dazu geht es den leuten noch nicht schlecht genug.

nach aufständen würde ich mich nicht sehnen. emeuten sind keine revolutionen, aber warten wie einmal die aussenminister-dr-joseph-fischer-gedächtnisspiele in berlin ende april ab. vielleicht runxt es auch zum herrentag in sachsen, wenn die freudig besoffenen dresdner merken, dass sie viele, die polizisten nur wenige sind, sind ja auch schon liebgewordene traditionen.

wenn es wirklich zu umwälzungen kommt, wer sagt uns, dass es nicht die machthaber selber sind, die gemerkt haben, dass sich alles ändern muss, wenn sie weiter oben bleiben wollen?

... link  

 
"Lustig fand ich mal einen Mini-Riot im Bremer Ostertorviertel, als eine Mischung aus Kurden, Punks, Langzeitarbeitslosen und Drogenzene brennende Barrikaden errrichtete, um die Plünderung eines Saturn-Marktes abzusichern"

was war daran so lustig?
dass es der herr saturn war und nicht der elektrohändler meier/müller/schulze, der beplündert wurde? ausgerechnet in bremen, die waren doch früher so ehrpusselig.

"während ein paar Huren das Geschehen nutzten, um den Mercedes eines Zuhälters zu knacken und daraus Akten mitgehen zu lassen"

mercedes fahren mit akten drin, scheinen ja die richtigen loddel zu sein, die sich wie staatsanwälte aufführen.

hauptsache, randale.

die entscheidende frage ist nicht, wer einen bürgerkrieg anfängt. die entscheidenden fragen sind: wer beendet den bürgerkrieg? was macht der sieger danach?

... link  

 
Emeuten sind keine Revolutionen, sehr richtig. Aber ob man sich nach ihnen sehnt, sie fürchtet oder sie überflüssig findet, hat keinen Einfluß darauf, ob sie aus bestimmten sozialen Anlässen stattfinden.

... link  

 
eben, che.

aber die frage, wem es am ende von nutzen ist scheint mir entscheidend.

... link  

 
che, ich erinnere mich noch an die erzählungen meines vaters aus dem hamburg der weimarer zeit.

da bog die sa um die eine ecke, die roten frontkämpfer um die andere, und dann ging es rund. die hamburger schupo duckte sich hinter die hausecken und wartete, bis da ganze vorbei war und sammelte dann die liegengebliebenen auf.

altona was damals preussisch, die hamburger schupo durfte da nicht mehr, was gute läufer vor strafe schützte.

... link  

 
hamburg: der straßenkampf war damals übrigens gar nicht lustig, sondern genauso brutal wie das schlimmste, was in ex-jugoslawien passiert ist: dies nur um mal ne hausnummer zu nennen.

... link  

 
Massenmord und -vergewaltigung in der Weimarer Republik? Muss ich im Geschichtsunterricht wohl geschlafen haben.

... link  

 
auch-einer sagt: "die frage, wem es am ende von nutzen ist, scheint mir entscheidend."
Wem Revolte, Riot, Revolution am Ende von Nutzen ist, wissen wir tatsächlich nicht. Aber wem die permanente Nicht-Revolte, Nicht-Riot, Nicht-Revolution von Nutzen ist, wissen wir sehr gut.

... link  

 
noergler, ich weiss nicht.

revolte, riot, emeute heist für mich, dass die verhältnisse nicht wirklich in frage gestellt werden. es mag für die kids affengeil sein, bei saturn nicht an der kasse anzuhalten, oder die scheiben bei der deuba oder coba einzuschlagen, auch die alten wissen günstigen einkauf zu schätzen, nur dass sie die scherben und die unordnung dabei stören.

wer aber will die verhältnisse wirklich in frage stellen?

wer das ersthaft vorhat, darf sich nicht von attrappen täuschen lassen, die macht liegt nicht auf der strasse, die visualisierung der barrikade nach eugene delacroix*) führt in die irre, auch eine neuaufführung von viva maria*) in echtzeit ist nicht zu erwarten.

das wesentliche der staatsmacht sitzt inzwischen anderswo.
beispielsweise, würde es nicht schon genügen, ein paar grossrechner auf null zu stellen?
wenn die steuereinnahmen ausbleiben, hätten bund und länder schnell fertig.
wenn die arge nicht mehr überweist, wenn die besoldung nicht mehr erfolgt, weil der rechner tot ist, war es das in kurzer zeit.
was nicht heisst, dass die übernahme der medien kein lohnenswertes ziel wäre, mit dem ziel, so zu tun, als ob die gewohnte ordnung weiter bestünde, versteht sich.

wer dann das ganze wieder in gang setzen kann, hat gewonnen.

aus alledem kann ich mir nur eine revolution von oben vorstellen, so etwa in richtung austrofaschismus oder ständestaat eines otmar spann und eines engelbert dollfuss.
klar, mit der kirche geht das nicht mehr. aber hat nicht herr putin sich seine grossrussischen bewegung geschaffen? dann wird eben ein etwas aufgepeppter flottenverein für den nötigen ideologischen unterbau sorgen. wehe, einer erfrecht sich, und nennt diese beglückung des deutschen volkes durch das deutsche wesen eine diktatur, wo es doch offensichtlich vollzug und ausführung von volkes wille ist.

wie gesagt, vorstellen kann ich mir das. gefallen tut es mir nicht, weshalb ich auch dagegen bin, das thema revolution allzu lustvoll zu besetzen.

-----
*) ohne link. selber googeln hilft.
wer noch mehr augenfutter braucht, kann ja nach barricade googeln.

mit der ästhetik ist es überhaupt so eine sache, die musicalfassung von victor hugos les miserables - höhepunkt der kampf um die barrikade - ist das entzücken auch von kreisen, die sich nicht um die moralische und finanzielle hebung der erniedrigten bekümmern.

... link  


... comment