Schwere-Reiter-Strasse 35
Man betritt das Gelände durch ein altes Eisentor. Angesichts der tiefen Löcher im Pflaster sollte man das Auto draussen abstellen, sofern es sich um einen Sportwagen handelt und man gesteigerten Wert auf den Auspuff und die Spoiler legt.
An Eingangstor ist ein Farbausdruck in Plastikfolie, für eine Veranstaltung von CapGemini. Der Drucker ist wahrscheinlich nicht mehr der Beste. Der Wegweiser wird von einer Schnur mit alten, schlaffen Luftballons umrankt. Der Symbolismus wurde hier unwillkürlich zu dick aufgetragen.
Man hat bei den Wegweisern die alten Schilder nicht abmontiert, um die neuen darauf befestigen zu können. Nun, da die neuen Schilder mitsamt Firmen verschwunden sind, weisen die alten Schilder wieder zu Einrichtungen, die es längst nicht mehr gibt.
Fast 600 Euro pro Monat für 43,5 Quadratmeter in dieser nicht eben luxuriösen Lage - das ist heute zu teuer. Ich glaube nicht, dass er dafür einen Nachmieter findet. Wenn man sich hier 2000 einmieten wollte, hatte man keine andere Wahl. München war vollkommen überbevölkert und ausgebucht. Manche mussten 5-jährige Laufzeiten akzeptieren. Mit den Startups kamen die Mitarbeiter. Die besten Köpfe aus der gesamten Republik, und die liessen auch die Mietpreise für Wohnungen explodieren. Studenten mussten deshalb noch im Winter 2001/02 in Turnhallen schlafen. Ich war damals eine Weile out of town und habe meine Wohnung an eine Studentin verliehen, die in der New Economy gescheitert war und eine Zuflucht brauchte.
Links hat die Krise ein grosses Loch gerissen. Es muss ein komisches Gefühl sein, das Firmenschild darüber oder darunter montiert zu haben und jeden Tag gleich zu Beginn des Arbeitstages das Scheitern der anderen zu sehen. Aber der Mensch gewöhnt sich an alles. Auch an das Schild rechts oben, ein vergilbter Farbausdruck in Plastikhülle, der mit Tesa angeklebt ist.
Eine andere Lösung ist es, den Firmennamen an die Wand zu schreiben. Nur sollte man das bisweilen nachpinseln lassen. Verwitterung macht bei aufstrebenden Jungunternehmen keinen so tollen Eindruck.
Manche leisten sich doch noch ordentliche Schilder an den Briefkästen, nachdem man die Reste der Vorgänger entfernt hat. Manchmal kleben aber die Rückstände noch dran, weil man wohl mit dem Schild an sich zufrieden war. Vielleicht haben die Leute hier gar nicht mehr die Kraft, ihren Besuchern etwas vorzumachen, und ihre Facilities rauszuputzen. Oder das pralle Leben aufzuführen, das hat man sich hier vorgestellt. Damals, 2000. Lauter junge, success-orientierte Kreative, vor einem schnellen Aufstieg in die Toppositionen der Neuen Wirtschaft, die alles Dagewesene in den Schatten stellt. Eine neue Welt sollte das hier werden, jung, aufgeschlosen, lässig, casual friday every day, good looking, sexy.
Dieser Anspruch wird nur noch von 9live-Mitarbeiterinnen erfüllt, die manchmal über das kaputte Kopfsteinpflaster stackseln. 9live verdient ja noch Geld. Einer Erfolgsgeschichte. Immerhin.
An Eingangstor ist ein Farbausdruck in Plastikfolie, für eine Veranstaltung von CapGemini. Der Drucker ist wahrscheinlich nicht mehr der Beste. Der Wegweiser wird von einer Schnur mit alten, schlaffen Luftballons umrankt. Der Symbolismus wurde hier unwillkürlich zu dick aufgetragen.
Man hat bei den Wegweisern die alten Schilder nicht abmontiert, um die neuen darauf befestigen zu können. Nun, da die neuen Schilder mitsamt Firmen verschwunden sind, weisen die alten Schilder wieder zu Einrichtungen, die es längst nicht mehr gibt.
Fast 600 Euro pro Monat für 43,5 Quadratmeter in dieser nicht eben luxuriösen Lage - das ist heute zu teuer. Ich glaube nicht, dass er dafür einen Nachmieter findet. Wenn man sich hier 2000 einmieten wollte, hatte man keine andere Wahl. München war vollkommen überbevölkert und ausgebucht. Manche mussten 5-jährige Laufzeiten akzeptieren. Mit den Startups kamen die Mitarbeiter. Die besten Köpfe aus der gesamten Republik, und die liessen auch die Mietpreise für Wohnungen explodieren. Studenten mussten deshalb noch im Winter 2001/02 in Turnhallen schlafen. Ich war damals eine Weile out of town und habe meine Wohnung an eine Studentin verliehen, die in der New Economy gescheitert war und eine Zuflucht brauchte.
Links hat die Krise ein grosses Loch gerissen. Es muss ein komisches Gefühl sein, das Firmenschild darüber oder darunter montiert zu haben und jeden Tag gleich zu Beginn des Arbeitstages das Scheitern der anderen zu sehen. Aber der Mensch gewöhnt sich an alles. Auch an das Schild rechts oben, ein vergilbter Farbausdruck in Plastikhülle, der mit Tesa angeklebt ist.
Eine andere Lösung ist es, den Firmennamen an die Wand zu schreiben. Nur sollte man das bisweilen nachpinseln lassen. Verwitterung macht bei aufstrebenden Jungunternehmen keinen so tollen Eindruck.
Manche leisten sich doch noch ordentliche Schilder an den Briefkästen, nachdem man die Reste der Vorgänger entfernt hat. Manchmal kleben aber die Rückstände noch dran, weil man wohl mit dem Schild an sich zufrieden war. Vielleicht haben die Leute hier gar nicht mehr die Kraft, ihren Besuchern etwas vorzumachen, und ihre Facilities rauszuputzen. Oder das pralle Leben aufzuführen, das hat man sich hier vorgestellt. Damals, 2000. Lauter junge, success-orientierte Kreative, vor einem schnellen Aufstieg in die Toppositionen der Neuen Wirtschaft, die alles Dagewesene in den Schatten stellt. Eine neue Welt sollte das hier werden, jung, aufgeschlosen, lässig, casual friday every day, good looking, sexy.
Dieser Anspruch wird nur noch von 9live-Mitarbeiterinnen erfüllt, die manchmal über das kaputte Kopfsteinpflaster stackseln. 9live verdient ja noch Geld. Einer Erfolgsgeschichte. Immerhin.
donalphons, 19:25h
Dienstag, 3. August 2004, 19:25, von donalphons |
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ohuf,
Donnerstag, 5. August 2004, 12:28
Neun Live
... hat seine Büros schon seit zwei Jahren nicht mehr in der Schwerer Reiter Straße. Aus gewöhnlich gut informierten Kreisen war zu erfahren, dass beim Sender gerade mal noch zwei Redakteure aus dieser Zeit arbeiten.
Die beiden Vorzeigepassantinnen dienen demnach dem Blogmarketing? Sex sells? Konsequent wäre es ja: Nach dem neuen Bannergirl nun ein wenig leichtbekleidetes Fleisch in der Photostrecke...
Die beiden Vorzeigepassantinnen dienen demnach dem Blogmarketing? Sex sells? Konsequent wäre es ja: Nach dem neuen Bannergirl nun ein wenig leichtbekleidetes Fleisch in der Photostrecke...
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