: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 31. August 2004

Und es wird sein Heulen und Zähneknirschen

Arbeit kann so schön sein, wenn man das richtige Ambiente hat. Wenn die Laptops brandneu und die Mitarbeiter High Potentials sind, der Businessplan von KPMG und die Geschäftsidee nur Theorie ist. Dann tut es einem fast leid, mal einen Moment nicht arbeiten zu müssen. So schön kann Arbeit sein. Und das Wochenende kommt so schnell...



Die Dame auf dem Schild in der Veteranenstrasse ist wohl so eine Workaholikerin, die sich gar nicht vorstellen kann, ins Wochenende zu gehen. Genauso, wie ich sie in Erinnerung habe, mit zu viel Mascara und Wimperntusche um die kleinen Augen, die so fies stieren können, die blonden Haare nach hinten gezogen, als ob sie sie hassen würde, und bei jeder kleinen Belastung bricht die schlecht erzogene Göre durch, die peinlicherweise die Pfoten in den Mund steckt und aus Diätgründen ihre kalorienreduzierten Fingernägel frisst.

Aber das ist lange her. Inzwischen verlassem sie das Gebäude aus anderen Gründen mit einem flauen Gefühl im Magen. Es könnte ja sein, dass ihr Arbeitsplatz über das Wochenende schon mal ausgeräumt und die Schliessanlage neu eingestellt wird. Ausserdem gehört es heute zum guten Ton, alle paar Wochen auf das Wochenende zu verzichten.

Wenn sie überhaupt einen Arbeitsplatz bekommen, natürlich. Wenn da steht: 40% vermietet, heisst das andersrum: 60% Leerstand. Boomtowns sehen anders aus. Und wer nicht auf den leeren Flächen ist, hockt zu hause, blättert im Ikea-Katalog und fängt an, Kinderkriegen irgendwie als Alternative zu betrachten. So schön kann Nichtarbeiten sein, glauben sie. Noch.

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Schlemmer Pavilion

Sie will unbedingt ins Cafe Burger, wenn sie nächste Woche kommt. Das Kaffee Burger ist angeblich cool, da ist die Literaturszene, da legt der Kaminer auf, da kotzen die Ukrainer auf dem Klo, und die Exilrussin schunkelt den Ausschnitt. So zumindest geht die Fama in anderen Städten, in denen verhuschtes Deutschlehrertum glücklich ist, im LK den politisch korrekten Kaminer durchzunehmen, statt dem schnöseligen Christian Kracht.

Das Burger und sein Nachbar, der Club der polnischen Versager, sind für dich No Go Areas, auf einer Stufe mit dem Käfer Festzelt auf dem Oktoberfest. Pseudo pur. Authentisch wie Eichenimitat. Sie will die Subkultur, das Andere, das Fertige, das Kaputte. Kann sie haben. Du wirst mit ihr einfach ein paar Meter weitergehen, zum Schlemmer Pavilion. Der Pavillion ist so eine Art Anlaufstelle für die Sorte schräge Gestalten, über die Kaminer schreibt.



Du hast ihn für dich entdeckt, als dich diese russischen Gitarrenspieler mit ihren Rädern umgenietet haben. Es tat ihnen furchtbar Leid, dass sie dich von hinten auf dem Bürgersteig niedergewalzt hatten, und sie meinten, auch wenn nichts passiert sei: Du müsstest zumindest was mit ihnen trinken....

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