Der bezaubernde Berg
Vor fast genau einem Jahr war ich am Tegernsee, habe mir die Wohnung angeschaut und gesagt: Die ist es. Es gibt Entscheidungen, von denen weiss man einfach, dass sie richtig sind. Und obwohl "billig" nicht das richtige Wort für den Kauf war, gab es keinen Augenblick des Bedauerns.
Was mir hier aufgefallen ist: Ich kann besser nachdenken. Besonders, wenn ich den Berg vor dem Haus besteige. Inzwischen kenne ich hier oben jeden Stein und alle Sträucher, es ist immer noch schön, die Luft ist sensationell gut, und besonders in den Tagen nach frischem Schneefall fühle ich mich wie inmitten einer Grisaillemalerei der burgundischen Hofschule um 1410, man lese nach bei "Der Herbst des Mittelalters".
Es ist seltsam, was einem in dieser grandiosen und fremdartigen Welt so alles einfällt. Ich suchte nach einem Ansatz, nach etwas, woran man eine Idee aufhängen konnte, aber es ist nicht so einfach am See, wo man nicht viel wirklich Nachhaltiges erlebt. Die naheliegenden Dinge - Ausrutschen auf dem Eis unter dem Neuschnee, Knochenbruch, Erfrieren - sind nicht so angenehm, aber die Gedanken schweifen, und die Erinnerung...
Das war 2004. Im April. Da hatte ich einen Termin in München, zu dem ich aus Berlin anreiste. Mein Gegenüber war einer der bekanntesten Vertreter der Private Equity Branche. Manche halten ihn für ein Genie, und tatsächlich gehen auf sein Konto einige Husarenstücke, die man bewundern kann, wenn man BWL studiert und hofft, später mal nicht als Sachbearbeiter zu enden. Die Streiche hatten meistens ein dickes Ende für seine Geschäftspartner, aber er verliess die Trümmerfelder ohne jeden Kratzer, um neu zu beginnen und andere Bereiche in Schutt zu legen. Was ich an ihm bewundert habe, war seine Enthaltsamkeit - niemand, der ihn nicht kannte, hätte diesen zurückhaltenden Menschen auf seinem gebraucht bei Ebay gekauften Bürostühlen als das eingeschätzt, was er war - und die Kunst, in einer Welt zu überleben, in der alle anderen zum Sterben verdammt sind. Die Fähigkeit, der eine zu sein, der immer davonkommt, sich den Staub vom Anzug wischt, sich an den Rechner setzt und das nächste Projekt angeht, ohne eine Sekunde der Unsicherheit.
Wir sassen also auf den nicht allzu geschmackvollen Stühlen mit dem zerkratzten Leder und sprachen über GmbH-Gründung in Deutschland, und die Bürokratie und ihre Unzumutbarkeit für Firmen. Warten Sie, sagte er, ich muss Ihnen etwas zeigen. Er stand auf, ging zu einem Aktenschrank, und holte einen Bündel Papiere heraus. Das sei allein schon der Papierwust, den ihm der Staat zumute dafür, dass er nur einen Gärtner auf Minijob-Basis beschäftige. Damit müsse er sich auseinandersetzen. Damit. Und das. Und hiermit auch noch. Jenes müsse er nachweisen. Für einen Minijob. Das auch noch. Das dauere. Und es dauerte auch. Er redete sich in Rage über die Ineffektivität des Systems, das ihn zwinge, sich mit sowas auseinanderzusetzen.
Da war also jemand, den man getrost als Superreichen bezeichnen konnte. Jemand, zu dem man praktisch keinen Zugang bekommt, der drei Schichten Untergebene hat, um mit aufdringlichen Schwätzern und nervenden Kunden umzugehen. Eine Person, die sich perfekt abschirmen kann, aber dann... Da gehen einem so Sachen durch den Kopf. Warum machen sie es nicht einfach auf Rechnung? Warum ein Minijob? Wegen der paar lumpigen Euro? Ich kannte - was nicht schwer war, er hatte es auch gegenüber den Medien nicht verheimlicht - in etwa sein Vermögen: In der halben Stunde, die er wie ein Tier im Käfig durch das Büro lief, verdiente er durch Zinsen auf sein Vermögen mehr, als sein Gärtner im ganzen Jahr.
Am Ende wurden wir wegen eines seiner Untergebenen nicht das, was man als "handelseinig" bezeichnen könnte. In all den Stunden bei ihm habe ich trotzdem so einiges gelernt, und ausserdem fast fünf Jahre später die Idee, an der sich alles andere entwickelt. Es hat sich für mich gelohnt. Ich bin im Zauberwald. Und er vergeudet seine Lebenszeit vielleicht noch immer sinnlos über ein paar Formularen.
(Diesmal habe ich sogar ein Video von einem Teil der Abfahrt. Mal schaun, ob ich es hoch bekomme)
Edit:
Sehr langsames owirutschn, weil der Neuschnee die Strecke sehr ausgebremst hat - man sieht ja, wie die Kufen im Schnee versinken. Allerdings konnte ich wenigstens die Kamera in der linken Hand halten. Wenn ich da normalerweise über dem blanken Eis runterwildschweine, wäre die Filmerei nicht zu empfehlen. Die Strecke ist in etwa der Waldweg auf der Karte.
Was mir hier aufgefallen ist: Ich kann besser nachdenken. Besonders, wenn ich den Berg vor dem Haus besteige. Inzwischen kenne ich hier oben jeden Stein und alle Sträucher, es ist immer noch schön, die Luft ist sensationell gut, und besonders in den Tagen nach frischem Schneefall fühle ich mich wie inmitten einer Grisaillemalerei der burgundischen Hofschule um 1410, man lese nach bei "Der Herbst des Mittelalters".
Es ist seltsam, was einem in dieser grandiosen und fremdartigen Welt so alles einfällt. Ich suchte nach einem Ansatz, nach etwas, woran man eine Idee aufhängen konnte, aber es ist nicht so einfach am See, wo man nicht viel wirklich Nachhaltiges erlebt. Die naheliegenden Dinge - Ausrutschen auf dem Eis unter dem Neuschnee, Knochenbruch, Erfrieren - sind nicht so angenehm, aber die Gedanken schweifen, und die Erinnerung...
Das war 2004. Im April. Da hatte ich einen Termin in München, zu dem ich aus Berlin anreiste. Mein Gegenüber war einer der bekanntesten Vertreter der Private Equity Branche. Manche halten ihn für ein Genie, und tatsächlich gehen auf sein Konto einige Husarenstücke, die man bewundern kann, wenn man BWL studiert und hofft, später mal nicht als Sachbearbeiter zu enden. Die Streiche hatten meistens ein dickes Ende für seine Geschäftspartner, aber er verliess die Trümmerfelder ohne jeden Kratzer, um neu zu beginnen und andere Bereiche in Schutt zu legen. Was ich an ihm bewundert habe, war seine Enthaltsamkeit - niemand, der ihn nicht kannte, hätte diesen zurückhaltenden Menschen auf seinem gebraucht bei Ebay gekauften Bürostühlen als das eingeschätzt, was er war - und die Kunst, in einer Welt zu überleben, in der alle anderen zum Sterben verdammt sind. Die Fähigkeit, der eine zu sein, der immer davonkommt, sich den Staub vom Anzug wischt, sich an den Rechner setzt und das nächste Projekt angeht, ohne eine Sekunde der Unsicherheit.
Wir sassen also auf den nicht allzu geschmackvollen Stühlen mit dem zerkratzten Leder und sprachen über GmbH-Gründung in Deutschland, und die Bürokratie und ihre Unzumutbarkeit für Firmen. Warten Sie, sagte er, ich muss Ihnen etwas zeigen. Er stand auf, ging zu einem Aktenschrank, und holte einen Bündel Papiere heraus. Das sei allein schon der Papierwust, den ihm der Staat zumute dafür, dass er nur einen Gärtner auf Minijob-Basis beschäftige. Damit müsse er sich auseinandersetzen. Damit. Und das. Und hiermit auch noch. Jenes müsse er nachweisen. Für einen Minijob. Das auch noch. Das dauere. Und es dauerte auch. Er redete sich in Rage über die Ineffektivität des Systems, das ihn zwinge, sich mit sowas auseinanderzusetzen.
Da war also jemand, den man getrost als Superreichen bezeichnen konnte. Jemand, zu dem man praktisch keinen Zugang bekommt, der drei Schichten Untergebene hat, um mit aufdringlichen Schwätzern und nervenden Kunden umzugehen. Eine Person, die sich perfekt abschirmen kann, aber dann... Da gehen einem so Sachen durch den Kopf. Warum machen sie es nicht einfach auf Rechnung? Warum ein Minijob? Wegen der paar lumpigen Euro? Ich kannte - was nicht schwer war, er hatte es auch gegenüber den Medien nicht verheimlicht - in etwa sein Vermögen: In der halben Stunde, die er wie ein Tier im Käfig durch das Büro lief, verdiente er durch Zinsen auf sein Vermögen mehr, als sein Gärtner im ganzen Jahr.
Am Ende wurden wir wegen eines seiner Untergebenen nicht das, was man als "handelseinig" bezeichnen könnte. In all den Stunden bei ihm habe ich trotzdem so einiges gelernt, und ausserdem fast fünf Jahre später die Idee, an der sich alles andere entwickelt. Es hat sich für mich gelohnt. Ich bin im Zauberwald. Und er vergeudet seine Lebenszeit vielleicht noch immer sinnlos über ein paar Formularen.
(Diesmal habe ich sogar ein Video von einem Teil der Abfahrt. Mal schaun, ob ich es hoch bekomme)
Edit:
Sehr langsames owirutschn, weil der Neuschnee die Strecke sehr ausgebremst hat - man sieht ja, wie die Kufen im Schnee versinken. Allerdings konnte ich wenigstens die Kamera in der linken Hand halten. Wenn ich da normalerweise über dem blanken Eis runterwildschweine, wäre die Filmerei nicht zu empfehlen. Die Strecke ist in etwa der Waldweg auf der Karte.
donalphons, 20:03h
Donnerstag, 29. Januar 2009, 20:03, von donalphons |
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foster,
Donnerstag, 29. Januar 2009, 21:22
Was ich schon lange mal fragen wollte: woran ist eigentlich die Kamera angebracht?
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donalphons,
Donnerstag, 29. Januar 2009, 21:26
Nirgendwo. Ich fahre und lenke einhändig, und mit der linken Hand halte ich die Kamera ungefähr auf Kopfhöhe raus. Die ganze Zeit. Nicht zum Nachmachen empfohlen.
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karan,
Donnerstag, 29. Januar 2009, 21:46
Du kennst den Huizinga? Klar doch, wer wenn nicht Du!
(Ich liebe dieses Buch. Es war anno dunnemals eine Pflichtlektüre im Seminar "medieval music", aber ich glaube, nur eine Handvoll von uns haben es gelesen. Die aber mit Leidenschaft.)
Hier ist der Winter schon vergangen. Was ich, nach Ansehen des Rodelfilms, sehr bedaure.
(Ich liebe dieses Buch. Es war anno dunnemals eine Pflichtlektüre im Seminar "medieval music", aber ich glaube, nur eine Handvoll von uns haben es gelesen. Die aber mit Leidenschaft.)
Hier ist der Winter schon vergangen. Was ich, nach Ansehen des Rodelfilms, sehr bedaure.
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donalphons,
Donnerstag, 29. Januar 2009, 21:50
Huizinga ist bei uns sowas wie Proseminarlektüre gewesen. Vielleicht nicht allzu wissenschaftlich, aber für den Einstieg hervorragend.
Bei uns ist es immer noch weiss und eisig, und es wird wohl noch bis Ende Februar so bleiben, sagen die Einheimischen. An den Nordflanken der Berge liegt ordentlich Schnee, und die Wege haben eine solide Eisschicht drunter.
Bei uns ist es immer noch weiss und eisig, und es wird wohl noch bis Ende Februar so bleiben, sagen die Einheimischen. An den Nordflanken der Berge liegt ordentlich Schnee, und die Wege haben eine solide Eisschicht drunter.
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donalphons,
Freitag, 30. Januar 2009, 12:49
Ich wollte ja schon immer mal wie ein Professor klingen :-)
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itha,
Donnerstag, 29. Januar 2009, 23:19
ja, das kommt mir bekannt vor. nicht die strecke, auch nicht das einhändige rodeln (obwohl, das auch), nicht der reiche mini-job-geber, aber das veränderte denken in einer nicht-urbanen gegend. als ich in cornwall lebte für ein jahr, also einen winter und zwei sommer in einem kleinen haus an der küste ohne die deutschen freunde verbrachte und als deutschlehrerin an einer schule mit den dafür üblichen ferien arbeitete, da kamen nach einer weile plötzlich aus der hintersten ecke des hirns die ursprünglichsten ideen. malen und schreiben wurden z.b. wieder möglich, oder ganz allgemein ein denken oder sein ohne fremdeinflüsse oder künstliche beschränkungen, so wie es in der kindheit ja auch möglich gewesen ist. es klingt vielleicht blöd, aber man findet auf dem land tatsächlich zu sich selbst. ich meine, dass das rodeln - so, wie du es hier ja des öfteren präsentierst - auch so ein ausdruck davon ist. eine kindliche beschäftigung, und insofern eine regression, ja selbstverständlich, aber man braucht so etwas, um sich selbst vor dem überkontrollierten burn-out zu bewahren, der einem nämlich sonst in der stadt bzw. in dem globalen jet-set, den jobs heute häufig bedeuten, unweigerlich droht.
man verändert sich auch ganz einfach physisch in der natur, der schlaf- und wachrhythmus wird anders, die wahrnehmungen werden feiner, weil man sich nicht ständig gegen eine überrreizung der sinne zur wehr setzen muss, und das alles verändert auch die kreativität. in der stadt, zumal wenn man arbeitsmäßig eingebunden ist, muss man sich jeweils erst einmal wieder runterbringen, um bestimmte dinge überhaupt tun zu können - dazu gehört für mich zum beispiel das malen. natürlich hat das auch mit routine zu tun, jemand, der beruflich malt, hat üblicherweise einen sehr viel schnelleren zugang dazu als jemand, der es nur im urlaub tun kann usw. - aber das leben in der stadt verändert oder prägt auch die ergebnisse eines routinierten malers und schränkt sie unter umständen ein. nicht umsonst unternehmen maler häufig sogenannte "malreisen", um aus dieser enge auszubrechen.
ich finde, analytische tätigkeiten wie das schreiben gehen dennoch in der stadt besser. auf dem land neigen texte schnell dazu, selbstbezüglich, nostalgisch oder philosophisch zu werden. was auch manchmal gut sein kann. letztlich ist aber die stadt intellektuell sehr viel inspirierender und es diszipliniert einen auch zur pointierung, d.h. zu kürze, fokussierung und klarem ausdruck. mein problem mit dem "pendeln" zwischen stadt und land ist, dass ich auf dem land aufgrund der reizarmen umgebung sofort in eine art stupor falle, eine art natürliche gegenreaktion auf die hochtourige gangart in der stadt. meist reicht die zeit auf dem land nicht aus, um aus der ruhigen situation heraus andere ideen zu entwickeln als die, die einen sowieso schon beschäftigen. aber wenn man ein zweites heim auf dem land hat, wo man sich _regelmäßig_ aufhält, ist das sehr von vorteil.
ich glaube, das mit der erinnerung hat auch etwas mit dem alter zu tun. aber nicht nur. der kontext der stadt und überhaupt des urbanisierten verständnisses von arbeit verbietet es eigentlich, alt zu werden und rückschau zu halten. wenn ich aber nicht weiß, woher ich komme, weiß ich auch nicht, wohin ich gehe. nur so sind ereignisse wie die finanzkrise überhaupt erst möglich. man muss schon sehr sehr abgelöst von erinnerungen sein, um das zocken auf kurzzeitbasis zu seiner berufung zu machen.
rückschau, innehalten, "ruhig sein" jenseits des urlaubs mit dem blackberry, womöglich formulierung eines anderen umgangs mit der zeit - dazu gehört auch die reflexion auf ein geschichtliches erbe, familiär oder nicht-familiär - das alles ist im wahrsten sinne luxus geworden, und das wäre in meinen augen auch mal ein thema für die "stützen der gesellschaft". (dort fehlt mir überhaupt in den kommentaren noch der aufschrei der bürgerlichen schicht. wo sind sie eigentlich: die "bürger"?)
man verändert sich auch ganz einfach physisch in der natur, der schlaf- und wachrhythmus wird anders, die wahrnehmungen werden feiner, weil man sich nicht ständig gegen eine überrreizung der sinne zur wehr setzen muss, und das alles verändert auch die kreativität. in der stadt, zumal wenn man arbeitsmäßig eingebunden ist, muss man sich jeweils erst einmal wieder runterbringen, um bestimmte dinge überhaupt tun zu können - dazu gehört für mich zum beispiel das malen. natürlich hat das auch mit routine zu tun, jemand, der beruflich malt, hat üblicherweise einen sehr viel schnelleren zugang dazu als jemand, der es nur im urlaub tun kann usw. - aber das leben in der stadt verändert oder prägt auch die ergebnisse eines routinierten malers und schränkt sie unter umständen ein. nicht umsonst unternehmen maler häufig sogenannte "malreisen", um aus dieser enge auszubrechen.
ich finde, analytische tätigkeiten wie das schreiben gehen dennoch in der stadt besser. auf dem land neigen texte schnell dazu, selbstbezüglich, nostalgisch oder philosophisch zu werden. was auch manchmal gut sein kann. letztlich ist aber die stadt intellektuell sehr viel inspirierender und es diszipliniert einen auch zur pointierung, d.h. zu kürze, fokussierung und klarem ausdruck. mein problem mit dem "pendeln" zwischen stadt und land ist, dass ich auf dem land aufgrund der reizarmen umgebung sofort in eine art stupor falle, eine art natürliche gegenreaktion auf die hochtourige gangart in der stadt. meist reicht die zeit auf dem land nicht aus, um aus der ruhigen situation heraus andere ideen zu entwickeln als die, die einen sowieso schon beschäftigen. aber wenn man ein zweites heim auf dem land hat, wo man sich _regelmäßig_ aufhält, ist das sehr von vorteil.
ich glaube, das mit der erinnerung hat auch etwas mit dem alter zu tun. aber nicht nur. der kontext der stadt und überhaupt des urbanisierten verständnisses von arbeit verbietet es eigentlich, alt zu werden und rückschau zu halten. wenn ich aber nicht weiß, woher ich komme, weiß ich auch nicht, wohin ich gehe. nur so sind ereignisse wie die finanzkrise überhaupt erst möglich. man muss schon sehr sehr abgelöst von erinnerungen sein, um das zocken auf kurzzeitbasis zu seiner berufung zu machen.
rückschau, innehalten, "ruhig sein" jenseits des urlaubs mit dem blackberry, womöglich formulierung eines anderen umgangs mit der zeit - dazu gehört auch die reflexion auf ein geschichtliches erbe, familiär oder nicht-familiär - das alles ist im wahrsten sinne luxus geworden, und das wäre in meinen augen auch mal ein thema für die "stützen der gesellschaft". (dort fehlt mir überhaupt in den kommentaren noch der aufschrei der bürgerlichen schicht. wo sind sie eigentlich: die "bürger"?)
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spritkopf2,
Donnerstag, 29. Januar 2009, 23:23
Für's entspannte Filmen kann ich in solchen Fällen eine Fingerkamera empfehlen. Ist schön robust, absolut spritzwasserdicht und in Verbindung mit einer Manfrotto Superclamp sind wirklich kranke Kameraperspektiven möglich - 3 cm überm Schnee gefällig (mit Eintauchen in Tiefschnee)?
Läßt sich übrigens auch gut am Auto verwenden.
Läßt sich übrigens auch gut am Auto verwenden.
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donalphons,
Freitag, 30. Januar 2009, 12:50
Ja, aber man fliegt damit nicht einen dreifachen Überschlag - das sieht erst toll aus!
(ich weiss, wovon der blaue Fleck nach dem ersten Versuch erzählt)
(ich weiss, wovon der blaue Fleck nach dem ersten Versuch erzählt)
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spritkopf2,
Freitag, 30. Januar 2009, 16:46
"Ja, aber man fliegt damit nicht einen dreifachen Überschlag"
... den ich allerdings mit der Barchetta tunlichst vermeiden würde. Kann einem den ganzen Tag versauen. ;)
... den ich allerdings mit der Barchetta tunlichst vermeiden würde. Kann einem den ganzen Tag versauen. ;)
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hockeystick,
Freitag, 30. Januar 2009, 17:26
Was empfiehlst du denn für ein Modell? Ist sowas bezahlbar? Und das Wichtigste: Passt so ein Ding auch in einen Pharmakugelschreiber?
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spritkopf2,
Freitag, 30. Januar 2009, 17:52
Ich habe eine von Pacelog (punkt com), mit der ich auch sehr zufrieden bin. Preise stehen auf der Webseite. Es gibt auch andere Anbieter, die haben aber alle den gleichen Sony-CCD drin und die Gehäuse sehen ebenfalls so aus, als kämen sie aus einer einzigen Quelle. Wenn Dich eine Bestellung in England nicht schreckt, dann schau mal bei rfconcepts punkt CO punkt UK. Die haben zwar eine fürchterliche Webseite, sind aber wg. des Pfundkurses ziemlich günstig (schau unter Helmet Cameras ).
Was Du auf jeden Fall noch brauchst, ist ein normaler CamCorder mit AV-Eingang, an den die Fingerkamera angeschlossen wird. Insofern hat sich das was mit Pharmakugelschreiber. ;)
Was Du auf jeden Fall noch brauchst, ist ein normaler CamCorder mit AV-Eingang, an den die Fingerkamera angeschlossen wird. Insofern hat sich das was mit Pharmakugelschreiber. ;)
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hockeystick,
Freitag, 30. Januar 2009, 18:27
Sieht eher aus wie eine stark verkleinerte Elefanten-Rachenleuchte als wie ein Kugelschreiber. Auch gut.
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cemb,
Freitag, 30. Januar 2009, 08:36
Langsam mutiere ich zum Schlittenfan...
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hiwwelhubber,
Freitag, 30. Januar 2009, 09:58
@ itha - das haben Sie wirklich gut beschrieben, ich hätte es nicht so treffend gekonnt. *lach*
- Ähnlicher Erfahrungen sammelte ich, nachdem ich wegen Rückenturbulenzen und meiner Abneigung gegen jegliche domestizierte Gymnastik etc. mit dem *Landschaftsgehen* (Wandern wäre nicht passend gesagt) begonen habe: Einmal die Woche, zwischen 20 und 30 Km, erst durch Taunuswäler, und dann aber bald nur noch über die waldlosen Hügel, Erdwälle, Hochflächen und durch die Bachtäler Rheinhessens. Vorzugsweise alleine.
Es war dann wie eine Sucht: In die Weite schauen, die Gedanken entgrenzen, Distanz und Nähe erleben, ein Ziel entdecken und darauf zulaufen... nach 5 oder 6 Stunden kommt man zu Hause an und hat das Gefühl, 2 Wochen Erholungsurlaub absolviert zu haben. Nach wenigen Monaten waren die Schmerzen weg, ich schlafe vorzüglich, arbeite unter der Woche konzentrierter und meine auch, meine Texte wären besser geworden ;-) Den "Verbrauch" an Zeit hab man schnell wieder eingeholt (u.a. auch dadurch, dass man stupides "Entspannen" zuHause einfach zusammenstreicht).
Ist das "Luxus" ?
(@ Herrn Don: Das wäre auch die Erklärung meines Namens, der sich *bitteschönbitteschön* mit doppeltem "B" treffender transkribieren lässt)
- Ähnlicher Erfahrungen sammelte ich, nachdem ich wegen Rückenturbulenzen und meiner Abneigung gegen jegliche domestizierte Gymnastik etc. mit dem *Landschaftsgehen* (Wandern wäre nicht passend gesagt) begonen habe: Einmal die Woche, zwischen 20 und 30 Km, erst durch Taunuswäler, und dann aber bald nur noch über die waldlosen Hügel, Erdwälle, Hochflächen und durch die Bachtäler Rheinhessens. Vorzugsweise alleine.
Es war dann wie eine Sucht: In die Weite schauen, die Gedanken entgrenzen, Distanz und Nähe erleben, ein Ziel entdecken und darauf zulaufen... nach 5 oder 6 Stunden kommt man zu Hause an und hat das Gefühl, 2 Wochen Erholungsurlaub absolviert zu haben. Nach wenigen Monaten waren die Schmerzen weg, ich schlafe vorzüglich, arbeite unter der Woche konzentrierter und meine auch, meine Texte wären besser geworden ;-) Den "Verbrauch" an Zeit hab man schnell wieder eingeholt (u.a. auch dadurch, dass man stupides "Entspannen" zuHause einfach zusammenstreicht).
Ist das "Luxus" ?
(@ Herrn Don: Das wäre auch die Erklärung meines Namens, der sich *bitteschönbitteschön* mit doppeltem "B" treffender transkribieren lässt)
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ichichich,
Freitag, 30. Januar 2009, 14:14
Sie vergessen den Hasselbrack. Aber der liegt auf der falschen Elbseite und zählt daher vermutlich nicht.
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cemb,
Freitag, 30. Januar 2009, 14:33
@ichichich, lass ich mal ausnahmsweise gelten. Gemeint war übrigens vorhin natürlkch der Süllberg in Hamburg-Blankenese an der Elbe.
@strappato Schnee? Schnee? Den haben wir lange nicht mehr gehabt vernüftig. Bischen Puderzucker vielleicht ab und an. Wir liegen ja auch in Riechweite des Golfstroms.
@strappato Schnee? Schnee? Den haben wir lange nicht mehr gehabt vernüftig. Bischen Puderzucker vielleicht ab und an. Wir liegen ja auch in Riechweite des Golfstroms.
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donalphons,
Freitag, 30. Januar 2009, 14:33
Bevor ich mich mit einem Hamburger Flachhügel demütigen würde, würde ich einfach mal ein Wocheneinde in die Berge fahren.
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wisi,
Freitag, 30. Januar 2009, 10:32
denn sie wissen nicht
was sie reden
auf dem Berg des leistunglosen Einkommens (llE) der Welt den Buckel runterrutschen und dabei trällern, "denn sie wissen nicht was sie tun sollen"
ohne zu ahnen, dass genau dieses llE die Ursache dafür ist, dass grad die Banken die Zunge raushängen und Vater Staat-der Pöse- die MinijobberinPutze und deren Nachkommen in Geiselhaft nimmt, damit der Berg nicht unterm Rodel verdampft,
ja so soans
auf dem Berg des leistunglosen Einkommens (llE) der Welt den Buckel runterrutschen und dabei trällern, "denn sie wissen nicht was sie tun sollen"
ohne zu ahnen, dass genau dieses llE die Ursache dafür ist, dass grad die Banken die Zunge raushängen und Vater Staat-der Pöse- die MinijobberinPutze und deren Nachkommen in Geiselhaft nimmt, damit der Berg nicht unterm Rodel verdampft,
ja so soans
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donalphons,
Freitag, 30. Januar 2009, 12:59
Nun, wie man sehen kann, ist Rodeln nicht alles in meinem Dasein, da sind auch durchwachte Nächte, lange Texte und viel Stress und Ärger. Nur würde kaum einer wollen, wenn ich hier meinen täglichen Grant abladen würde. Sie bekommen eine schöne Seite zu sehen - geniessen ist der Tageswunsch. Schmutz findet man andernorts genug.
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wisi,
Freitag, 30. Januar 2009, 13:11
ein paar mehr
geistige Abfahrten erfordert es denn schon, andere Perspektiven sehen zu lernen
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derflash,
Freitag, 30. Januar 2009, 10:33
ZEN
Sehr schön die Aufnahme, sehr gleichmäßig. Das ist schon fast das Zen des Rodelns: es gibt keine Piste, keinen Rodel, nur noch eine Geste.
Ja, das Leben nahe der Natur hat ganz entschieden was für sich. Und man muss ja nicht gleich "walden", nicht wahr?
Ja, das Leben nahe der Natur hat ganz entschieden was für sich. Und man muss ja nicht gleich "walden", nicht wahr?
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donalphons,
Freitag, 30. Januar 2009, 13:01
Ich mag ja diese Einfachheit: Keine Pistenraupe, kein Lift, ein Mann, ein Stück Holz und ein Berg. Das ist alles. Und es ist Alles.
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10km_vom_autor_entfernt,
Freitag, 30. Januar 2009, 13:28
Die Einfachheit
Gerüchten zufolge wird bei einer (gehypten) Strecke ganz in der Nähe eine Pistenraupe eingesetzt...
und auch der vorliegenden Strecke wird die Beschaffenheit durch die Benutzung des Weges eingeprägt.
und auch der vorliegenden Strecke wird die Beschaffenheit durch die Benutzung des Weges eingeprägt.
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donalphons,
Freitag, 30. Januar 2009, 14:31
Ja, aber am Ödberg würde ich nicht fahren - ich schleppe selbst. Und auf diesem Weg sind es Fussgänger, Rodel, Holzeinschlag und andere halbwegs natürliche Ereignisse. Kein Kunstschnee oder so.
Wallberg: Einmal zu Photozwecken. Nicht mein Ding. Und dann ist der Aufstieg auch noch theoretisch verboten. Ts.
Wallberg: Einmal zu Photozwecken. Nicht mein Ding. Und dann ist der Aufstieg auch noch theoretisch verboten. Ts.
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derflash,
Freitag, 30. Januar 2009, 14:39
bei uns gibt es eine offizielle Rodelbahn/Piste die in einem kleinen Skigebiet liegt (Schwarzwald-Schauinsland), sogar mit Schlepplift. Nett um dem Neffen nahezubringen um was es da tatsächlich geht (Schlepplift und Respekt vor der Piste gehen gar nicht nebeneinander). Und das sind die höchsten Momente: die Menschenmassen nicht mehr als solche wahrnehmend sich talwärts stürzen, den Weg auskosten und unten wieder in die Welt zurückkehren. Ha! Das ist schon fast Kampfkunst, Konzentration aufs Wesentliche und dabei ganz locker bleiben.
Eine schöne Rodelkindheitserinnerung (schwelg): der Harz in Sichtweite des Brocken (damals noch deutsch und demokratisch), großartige Waldabfahrten, lang und schnell.
Eine schöne Rodelkindheitserinnerung (schwelg): der Harz in Sichtweite des Brocken (damals noch deutsch und demokratisch), großartige Waldabfahrten, lang und schnell.
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mellou,
Sonntag, 1. Februar 2009, 15:58
Das ist auch mit anderen Dingen so
Ein gefirnisster Tisch in einem anderen ganz besonderen Zimmer wird anderen Schrieb hervorbringen als der, der von dem einzigen Tisch eines Hauses stammt.
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