Das verschlafene Nachtmahl

Prinzipiell weiss ich ja, wie es endet, wenn ich nach dem Bergsteigen ein Bad nehme (Victorianer würden jetzt rot werden und zu lesen aufhören, entnimmt der Kundige etwa "Zimmer mit Aussicht"). Aber gestern war es ein etwas weiterer Weg zum Gipfel und ein scharfer Marsch gegen den Lauf der Sonne, den ich nur gewann, um die Sonne oben untergehen zu sehen. Der Rückmarsch verlief durch den rabenschwarzen Bergwald, und es war nicht das, was man vielleicht als "warm" bezeichnen wollte. Es ist gut, wenn man in so einem Wald jede Wurzel kennt, aber dieses Laufen durch Bäume ohne Sicht nur nach Intention ist geistig anstrengend. Es fordert das Erinnerungsvermögen, es zwingt zu äusserster Konzentration bei gleichzeitig hoher Anstrengung. Danach spürte ich alle Gelenke und dachte mir, es wäre fein, ein wenig schwerelos im Wasser zu liegen, wenn das nächste Bad im See ohnehin erst morgen ansteht (also heute, und zwar hier mit diesem Blick auf dem Weg vom Bäcker)



Ich legte mich in die Wanne, machte die Augen dummerweise zu und - irgendwann muss ich es doch noch ins Bett geschafft haben, aber ich kann mich weder an den Bademantel erinnern, noch daran, dass ich zwischen Bad und Bett auch noch Kommentare schrieb. Jedenfalls schlief ich bei Festbeleuchtung unter den Kronleuchtern im weissen Bademantal auf dem Sofa ein, als hätte ich die Nacht mit leichten Mädchen tanzend (und mehr) verbracht, und nicht unbedingt so, wie man vielleicht erwarten würde: Abgekämpft, hungrig, aber zu müde, noch irgendetwas sinnvolles zu tun. Ich muss sogar noch im Katalog "Darkness & Light. Caravaggio and his world" geblättert haben, denn das Buch lag neben den gnädigerweise unterliegenden Kissen.



Nur so jedenfalls - 700 Höhenmeter in der Sonne hinauf und in der Nacht hinunter - erklärt sich der heutige, doch leicht üppige Frühstückstisch. Zur Krönung würde ich mir noch betretene Worte von Frau Merkel wünschen, aber, wie meine Frau Mama so spitz zu bemerken beliebte - die blieb vermutlich daheim und kochte Eintopf. Worauf ich natürlich auch verzichtete, wenn es mich als Nachtmahl erwartet hätte.

Montag, 31. August 2009, 15:12, von donalphons | |comment

 
Nachtmahm??
Nachtmahl oder Nachtmahr?

Doch wohl eher leider das erstere, wenn ich mir das durchschnittliche Tastaturlayout ansehe und mir vorstelle, wie ein verschlafener Don danebengehauen haben könnte.

Das andere würde zu der Vorstellung 'Eintopf bei Änschie' aber auch passen...

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mahl natürlich. Und ich würde auch keinen uckermärkischen Eintopf essen, auch wenn er aus dem Kellnerinnenamt kommt.

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Ähm, also ich finde ja, dass der "leicht üppige" Frühstückstisch aussieht wie immer...

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Für die Torte als Anreger war es schon zu spät - da hätte ich noch sehr unschicklicherweise die Köroermitte ins Bild halten müssen.

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Vielleicht könnten Sie den Bildwinkel oder die Brennweite etwas ändern, damit ich die Köstlichkeiten besser identifizieren kann !

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Und?
Where is the beef?

Ach so. Vergessen. Bist ja Vegetarier

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@im weißen Bademantel:
Wäre vielleicht eine Anregung an die FAZ-Kollegin Andrea, diesem Kleidungsstück mal ein paar grundsätzliche Betrachtungen zu widmen. Ich vertrete ja die unreflektierte Auffassung, wenn man sich schon kein Oldschool-Dandy-Teil mit glattem, seidigen Stoff und in gedeckten Farben und Mustern zulegt, dann muss ein Frottee-Bademantel für den Herrn (so gern ich sonst schwarz trage) ganz schlicht weiß sein. Könnte nicht mal sagen, warum, aber is so.

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Mark, ich weilte gerade wieder ein paar Tage bei Freunden in Zürich. Sonntag, Morgen, am dortigen See: Ein älterer Herr steigt aus sündhaft teurem Auto, bekleidet mit goldgerändeter Brille, Badesandalen und weißem Bademantel. Er legt den Bademantel ab, macht ein paar Züge im See und fährt wieder von dannen. Ich dachte mir, so könnte mir das auch gefallen. Aber das ist ohnehin gefährlich: einmal Samstags mittags die Bahnhofstraße hinunter, im Baur au Lac Mittagessen und durchs Niederdörfli zurück: crisis, what crisis?

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