In der grossen Stadt

Ich war am Sonntag in Rottach, und es war etwas viel. Das gefühl, hier nicht hinzugehören. Die Ahnung, dass es darauf trotzdem hinauslaufen wird, weil man in meiner Lage kaum andere Alternativen hat, und die Fremde, das Andere zum drin Leben auch nichts Gutes wäre. Es wird auf eine kleine Stadt im Süden hinauslaufen, Meran, Riva, Arco, Verona, Mantua. Ich kann und werde nicht nach Bochum, in den Kongo oder Israel gehen. Ich kann aber auch nicht zurück nach München. Obwohl ich dorthin zurück könnte.



Ich könnte dorthin zurück, weil ich dort eine Wohnung habe, und die beste aller Mieterinnen aufgrund persönlicher Veränderungen nach über drei Jahren auszieht. Meine Nachbarn dort machen es so; die kommen ein paar Mal im Jahr nach München, vor allem zu den Opernfestspielen, und sparen sich so das Hotel. den Rest des Jahres steht sie leer, aber wenn man erst mal drei Wohnungen bewohnt, ist das ohnehin praktisch überall so. Es wäre eigentlich ideal zum Ausgehen, um mal eine Nacht zu bleiben, oder ein paar Tage Ausstellungen zu besuchen. Allein: Ich könnte es nicht.



München geht mir extrem aufs Gemüt. Ich fahre in den Bergen nicht gerade langsam, ich mag schnell gefahrene Serpentinen und befinde mich dann, all den Herausforderungen zum Trotz, in einer Hochstimmung. München ist auch anstrengend. Viel anstrengender als italienische Städte, nur Rom kann da noch mithalten. Und es nervt. Man kann nicht am Abend nach München fahren, ohne an der Isar nicht aufgeladen zu sein. Der Münchner Autofahrer ist über weite Strecken immer noch das charakterlose Arschloch, das er immer war. Die Stadt ist nicht hässlich, aber wenn man vom Tegernsee kommt, mit Bergen und Almen gegenüber und Kühen als nachbarn und Pferden hinter dem Haus, ist man fast peinlich berührt, der jungen Frau, die sich für die Wohnung interessiert, die Aussicht als "schön" zu beschreiben. Sie ist für Münchner Innenstadtverhältnisse weit überdurchschnittlich, hell, weit, ja sogar mit Bäumen vor dem Fenster. Aber absolut gesehen immer noch scheusslich. In der kleinen, dummen Stadt an der Donau sieht man Baudenkmäler, am Tegernsee den Hirschberg und die Neureuth. Und Sonne den ganzen Tag.



In München gibt es keinen richtigen Sonnenuntergang, irgendwann verschwindet die Sonne hinter einem Haus. Die Maxvorstadt ist mir über die Jahre fremd geworden, nur die Raser sind noch da, alles andere wurde zwei, dreimal umgepflügt. Es gibt mehr Museen gegenüber und weniger Antiquariate hinten, die Lokale kann man fast nicht auseinander halten, und man muss schon etwas jünger sein, um die fraglos vorhandenen Vorzüge der Region voll nutzen zu können. Die neue Mieterin macht den Eindruck, als würde sie perfekt in die Umgebung reinpassen, und genau das erklärt auch mein Problem: München ist auch in seinen schöneren Ecken nichts für Leute, die vergessen und in Ruhe leben wollen. Das geht vielleicht in Schlafstädten, in Moosach oder Gräfelfing, aber dort würde ich auch nicht sein wollen.



Ich hoffe, die junge Frau nimmt die Wohnung, denn sie passt dort hinein, und mein Vermieterblut sagt mir ohne Kontoauszüge und andere Demütigungen, dass sie die Richtige ist. Genau das aber macht München schon von Beginn an so hässlich: Dass man hier normalerweise sofort zur Ader gelassen wird durch den Makler, dass Vermieter süchtig sind nach Nachweisen von Vermögen und Erfolg, dass man ünerall zu spüren bekommt, dass man vorne mit dabei sein muss, um etwas zu erlangen. Genauso fahren sie dann auch Auto. Es ist nicht immer so, November ist auch in München besonders schlimm, aber sollte ich es wirklich mal brauchen, kann ich in einer halben Stunde hinfahren. Mit der Haltung jedoch bin ich recht einsam; erstaunlicherweise kann man am Tegernsee immer noch billiger als in der Maxvorstadt mieten. Alle wollen dorthin. Ich früher auch. Aber heute bin ich froh, wenn ich wieder am See bin, ohne dass mir jemand ein Loch ins Auto geparkt hat, und es am Bahnhof beim Erwerb von "The Amuser" bei ein paar schrägen Blicken durch die Hasenbergljugend bleibt.

Dienstag, 17. November 2009, 11:40, von donalphons | |comment

 
In München läuten die Alarmglocken: Ist nach der jahrelangen "Hauptstadtkloaken"-Kritik jetzt München an der Reihe? Wird ER weitere schmutzige Bilder unserer doch so schönen Stadt zeigen ...? (-;

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Nein, es überkam mich gestern einfach der Gedanke: Warum tue ich mir das alles hier an? Heute wäre es vielleicht schon wieder besser, aber da bin ich schon wieder am See.

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Wohin,wohin ? ...ich kann Dir ab Januar 4 Zimmer in Frankfurt anbieten...ich glaube, Du wärst ein guter Mieter und würdest Dich hier seeeehr wohl fühlen...:-)
Das tägliche Beisammensein mit den vielen netten Bankangestellten & Unternehmensberatern, würde sich auch bestimmt positiv auf Deine Wortwahl auswirken.

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Stimmt, genauso fahren sie dort auch Auto. Und wie erfrischend, kritische Worte über München auch einmal von Dir zu hören. :-)

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"Vergessen"?
Ist das nicht für einen Schreiber kontraproduktiv?

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Warum denn schon wieder ein Ortswechsel?
Gmund scheint Ihnen doch wunderbar zu gefallen; und Rottach läßt sich doch meiden!
Mantua ist ja recht schön, aber die Raffinerie ist doch zu nah!

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Man wird nicht jünger, und ich möchte gern den Härten des Winters entgehen.

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Aber kann man da noch rodeln? Immer nur warm ist doch irgendwie auch etwas langweilig...
Und was, bitte, ist die Hasenbergljugend?

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Das Hasenbergl ist neben Grünwald in Sachen Drogenkonsum Münchens Problemviertel, ausserdem leben da Leute, denen man nicht vorgestellt werden möchte.

In Meran gibt es aussenrum genug Berge zum Rodeln, die man mit der Seilbahn erreicht. Nur unten ist im Winter palmenbesäumter Frühling.

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Lieber Don Alphonso, Ihre Bemängelungen an München haben einen Namen: Urbanität. München ist zwar ein "Millionendorf", und doch eigentlich eine Großstadt mit all ihren urbanen Seiten. Und dazu gehört die Großbaustelle oder das Autobahnkreuz eben genauso , wie der Elisabethmarkt, der internationale Zeitschriftenladen, allerlei Delikatessläden, der High-End Laden gegenüber oder sonstiges, was es eben in einer Großstadt gibt und auf dem Land nicht. Man kann sich das ja aussuchen.

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münchen
wenn DIE junge frau die Wohnung nicht will, ich, auch eine junge frau, würde sie mir gerne ansehen.

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Informationen gerne unter donalphonso ät gmail dot com.

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Nachweis des Nachweises
Nachweise haben sie gern, die Münchner Vermieter. Wobei man auch unterscheiden muss zwischen privat und Wohnungsbaugesellschaften, oder der Sparkasse, die es ganz bunt triebt mit ihrer Nachweisgier. Schufa Selbstauskünfte sind da noch das harmloseste, was verlangt wird. Meine Schwester aber wohnt in einer Mietwohnung die einer älteren Dame gehört und die keine Probleme damit hatte diese an zwei Musikstudenten (ohne Doppelt- und Dreifachnachweise eines ultraregelmäßiges Einkommens inklusive Bürgschaft der Eltern und Großeltern) zu vermieten, die ihr einfach sympathisch waren. Es sieht also nicht allzu düster aus für die Mietsuchenden in München ;-)

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