Gesellschaftliche Anlässe

Sie kommen näher. Es wird noch etwas dauern, bis sie verstanden habe, wer ich bin und was ich tue, aber so langsam sickert es zwischen den Kalkschichten durch, dass es auch irgendwo erreichbar ist, wenn es im Internet steht. Die kleine, dumme Stadt an der Donau hat immerhin 5 Jahre gebraucht, bis weiter oben manche tuschelten; am See wird es vielleicht nicht ganz so lang dauern. Sie kommen jedenfalls näher. Kann sein, dass sie mich bald mal fragen, ob ich nicht was Netteres schreiben könnte, wo es doch so schön ist. Und ausserdem ist jetzt dann doch hier und da dieses und jenes. Das wäre doch sicher ein feines Thema.



Und was soll ich sagen? Ich hätte nicht mal was zum Anziehen am See. Alles, was dunkel und offiziell ist, hängt an der Donau und muss extra mitgebracht werden, von den Schuhen bis zur Krawattennadel. Was bisher kam, war nicht böse gemeint, und es wird sicher auch nicht böse werden, eher von der Art, dass man die Gelegenheit am Schopfe packen kann. Die Domestizierung läuft hier in Ermangelung anderer Druckmittel - was soll man schon bei jemandem machen, der nur zeitweise da und nicht finanziell hörig ist - auf die allerfreundlichste Art und Weise ab. Lernen Sie das schöne Kreuth von seiner schönsten Seite kennen. Machen Sie sich keine Gedanken, im Anzug wären Sie in der Tenne ohnehin nicht passend - kaufen Sie doch Tracht, gleich hinter der Grenze ist ein Massschneider, da geht man gerne hin, und braun steht Ihnen doch so gut.

Dem Schrecken des Leonharditanzes entronnen - leider, leider einen Tag zu spät angereist, was machen die das auch an einem Freitag - geht es nun aber vermehrt in Schossräume und Hallen, und das alles zu guten Zwecken. Und wenn man drei Einladungen ausschlägt, beleidigt man die Wohltäter; mit Frau S., die noch vom alten Schlag ist, sollte man da nicht spassen. Ausserdem steht da noch eine Feier bei ihr selbst an, auch da wird das Tragen einer Krawatte stillschweigend vorausgesetzt. Hinterfragung lohnt bei Oberbekleidungsdynastien in der Sache nicht. Ausserdem ist es ja lustig zu erfahren, wer sich in München dieses Jahr aus Kitzbühel verabschiedet hat, und welche Ausreden dafür kolportiert werden. Man sagt das so einfach, Crash bei Gewerbeimmobilien. Ganze Zahnarztfamilien haben darauf ihr Vermögen verwettet. Ansonsten verlief die Wirtschaftskrise vergleichsweise glimpflich, aber die Angst bleibt. Vielleicht ist man deshalb gerade so nett miteinander, ohne dass man Gegeneinladungen erwarten würde.



Wäre ich in Berlin, hätte ich schon längst den Druck verspürt, ein neues Notebook zu kaufen, wäre ich in Hamburg, besässe ich sicher Gummistiefel, in Portugal würde ich vielleicht eine teure Geliebte, oder ein paar Katzen aushalten, und am See bin ich eben genötigt, jene Wanderkleider zu kaufen, die man zur Besteigung von Schlosstreppen und Leebergvillen braucht. Du kannst das, ätzte Iris, ja auch bei Hochzeiten und Taufen tragen. Das aber dauert noch etwas, denn die Heiratssaison ist definitiv vorbei. Wer jetzt noch keinen Gatten hat, muss sich eben auf dem freien Markt bedienen. Und die Einführung, so viel ist klar, wird man am See gern übernehmen. Sollte es hier in den nächsten Wochen zu nett werden, zähle man einfach die verfügbaren Apothekerstöchter rund um den See nach. Fehlt eine, lade man mich nach Berlin ein, dann passt alles wieder.

Donnerstag, 19. November 2009, 23:39, von donalphons | |comment

 
Das sind aber sehr schöne Hemden!
120 x 100 two ply?
Sind die goldenen Manschettenknöpfe,die man ja zu Taufe bekommt oder zumindest vom Großvater erbt, auch an der Donau?

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Lustigerweise habe ich genau solche Manschettenknöpfe mit goldenen Drähten wie die auf dem Bild in Stoff. Allerdings von meinem Onkel, und ich weiss nicht - in Stoff tragen sie nicht so auf, wie in Gold. Volzwirn, und reichlich schwer, aber ich muss damit ja auch in der Leeberge.

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Zu batzig.
Also ich weiss auch nicht.



Nein.

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Offenbar kann man den Stützen der Gesellschaft auf Dauer nicht entkommen. ;-)

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Man wird durch sie geboren, man lebt mit ihnen, und am Ende bringen sie einen auch um. So einfach.

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in hamburg reicht festes schuhwerk. allerdings sollte man dieses stehts tragen, um nicht unerwartet kalt erwischt zu werden.

ich will die wirklich fast immer miserable witterung hier nicht schönreden - obwohl heute eine sternklare nacht ist hier. gut, die erste seit zwei wochen, dafür weiß man das dann umso mehr zu schätzen. aber gummistiefel sind nun wirklich übertrieben. wäre ich portugiese wäre mir das vielleicht nicht aufgefallen...

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Ich habe Hamburg nur einmal nicht im Regen gesehen. Und bevor ich mir den Tod hole, werde ich lieber vernünftig. Ausserdem sieht man immer wieder Überschwemmungen in den Medien. Ganz zu Schweigen vom Abschmelzen der Polkappen.

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Hmm, wenn ich mal in Hamburg bin ist das Wetter meistens gut und nicht regnerisch. Sie machen eindeutig etwas falsch.

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Interessant, wenn ich "Schossraum" google, erhalte ich beunruhigende Treffer aus dem Streubereich der Beckenbodengymnastik. Aber bei "Schossräume" plural kommen tatsächlich Bauherrentipps. Mein schon konzipierter Kommentar "Hähä, Don, Sie haben 'Schlossräume' falsch geschrieben" erübrigt sich damit. Statt dessen, falls es nicht zuviel Mühe macht: Don, was genau sind eigentlich Schossräume? Liegt es in deren Wesen, immer zu mehreren vorzuliegen?

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