Landpartie nahe München

Es gibt prinzipiell drei Arten, sich für den kommenden Tag zu kleiden: Deutsch-konservativ, britisch-konservativ oder italienisch-konservativ; geneckt auf jeden Fall, nicht schreiend und auch nicht schwarz, denn schwarz erinnert nur an Finsternis, Tod und Vergänglichkeit, wovon man dort, wo ich eingeladen bin, zu viel Drohung und Ahnung hat. Die Zeiten sind, vorsichtig gesagt, suboptimal, die Angst vor den Verlusten zieht sich zurück, aber seelisch könnte es allgmein besser gehen.



Nun ist es auch unter diesen Bedingungen wie immer, oder vielleicht sogar, noch mehr unter diesen Bedingungen so, dass man aufpassen sollte, nach was man seine Hände ausstreckt; nicht alles an Zugriff kommt in schweren Zeiten gut an wie in Frühlingslust und warmen Sonnenschleim, wenn doch der November in den Herzen ist. Man benehme sich, man lasse alle Komplimente sein, die missverständlich sind, man legt gerade keinen Wert auf Verbindlichkeiten, und Nähe wird nur bis zu einem gewissen Grad ertragen, bevor sie in Unleidlichkeit umschlägt. Man könnte so vieles tun, man könnte nach Meran oder auch Verona, man müsste nicht bleiben, und doch bleibt es bei ein paar Stunden im tiefen Tageslicht, bevor alles wieder auseinanderbricht, nicht mal ein Konzert steht an, nur das Grübeln daheim, warum sich alles so eingefinstert hat.



Krähen stehen am Wegesrand des späten Leichenzugs ganz ohne Sarg, nur mit Erinnerungen und Bedauern, es muss nie so weit kommen, man hätte es auch anders machen können, vor Jahren schon, die nun vergangen sind. Plötzlich wacht man auf und merkt, dass man täglich eine Tablette nehmen muss, meinte einst einer, und auch, wenn es nicht die Chemie ist - irgendwas braucht ein jeder, wenn er das, was er erträumte, nicht bekam, oder zaudernd doch nicht wollte. Es steht so geschrieben in der Literatur, die man gemeinschaftlich gelesen hat, und alle Erkenntnis des Textes hilft nichts gegen die Blindheit im eigenen Leben, bis man sehend, keinen Ausweg sehend, durch die Schlossparks des Lebens anderer Menschen geführt wird. Um sich dann doch wieder früh mit leichtem Händedruck und mit einer Ahnung von Parfüm zu verabschieden.

Ich packe dann den Schlosspark meines Lebens wieder in die Geisteskoffer, und fahre sie an den Tegernsee, wo ich mich nicht aufhören kann zu wundern, wie man mit all den Möglichkeiten am Ende so bar aller Alternativen sein kann.

Samstag, 28. November 2009, 00:51, von donalphons | |comment

 
Wenn ich Marcel Proust lese, geht es mir auch immer so.

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Oft komme ich dort an, wo eben noch Sie gewesen sind. Dabei wäre es umgekehrt richtig, denn ich bin das Gespenst und Sie noch so jung.

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Genau jetzt, kein Text über Tarte, keiner über Käsekuchen, keiner über alte Fahrzeuge, sondern über November, Krähen, Geisteskoffer…der Grund immer wieder hier reinzuschauen sind die richtigen Gedanken zur richtigen Zeit.

Warum das so ist, hab ich bisher nicht rausgefunden. Es interessiert mich nicht. Es reicht, dass es so ist.

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Miner, das sind die Menschen, die sich gerne am Jammer laben. Gerade in die dunklen Jahreszeiten passen dunkle Gedanke. Habe gerade "Mein Freund Harvey" gesehen, nein, ich möchte keine Spritze bekommen.

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doc snug, ich schaue noch nicht lange in Blogs hinein. Und jetzt ist passiert, wovon viele andere schon geschrieben haben: ich verstehe einen Text nicht. und zwar Deinen. Ist nicht böse gemeint, aber ich versteh tatsächlich nicht, was Du meinst. Evtl. bin ich ja übermüdet & sitze auf der Leitung.
"Mein Freund Harvey"?
"Jammer laben"?
Zur Info. Ich fand Don´s dunkle Zeilen recht passend zur gegenwärtigen Zeit . Haben mich nach Ende meiner Arbeit angesprochen....ohne, dass "Jammer laben" eines meiner Hobbys wäre.

Ach, heute werden wir´s nicht mehr klären. Gute Nacht.

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@ miner

Das hilft vielleicht weiter, zumindest soweit es Harvey betrifft: http://de.wikipedia.org/wiki/Mein_Freund_Harvey

Der Zusammenhang zwischen dem Post und einem weissen Hasen hat sich mir allerdings auch nicht erschlossen.

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Wie wäre es mit "Arsen und Spitzenhäubchen"?

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Nur wenn ich Roosevelt sein darf.

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Miner, tut mir leid, hatte den Text noch unter dem Eindruck von "Harvey" geschrieben und dabei nicht bedacht, dass nicht jeder diesen Film kennt. Die Sache mit der Spritze und den dunklen Gedanken versteht man nur, wenn man den Film kennt.

Im Wikipedia Text wird es angedeutet: Elwood P. Dowd, derjenige, der "Harvey" sehen kann, soll am Ende des Films eine Spritze bekommen, die ihn wieder "normal" macht. Oder wie es ein Taxifahrer im Film sinngemäß sagt: die Leute, die ich hier zum Sanatorium fahre, sehen Regenbogen, wenn es regnet. Dann bekommen sie ihre Spritze und werden wieder normal. Und auf der Rückfahrt meckern sie nur noch rum, ich solle schneller fahren, sie hätten keine Zeit und Trinkgeld geben sie auch keins.

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Das klingt sehr
ernst & traurig.

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wer nicht ernst und traurig sein kann, kann auch nicht ausgelassen und fröhlich sein.

ich weiß, dieser allgemeinplatz hilft nicht viel gegen die novembersymptomatik. da hilft nur ein dickes fell, eine gute bibliothek - und im ernstfall gute gesellschaft.

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An diesen sonnigen warmen, fast frühlingshaften Tagen kamen dieses Jahr bei mir gar keinen düsteren Novemberstimmungen auf!
So ein Glück!

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Nach normalem Novemberblues sieht das nicht aus. Es liest sich beinahe, als ob der Don ein trauriges Erlebnis in Bekannt- oder Verwandschaft hatte.

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Vielleicht eine Hochzeit

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Es ist immer nur die Frage, wie weit man das Elend der Welt an sich heranlässt. Aber so schlimm wie Lebenslänglich ist es dann auch nicht.

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