Die neue Bedeutung des Anstandsstücks

Im Gegensatz zum Glauben, dass sich die besseren Kreise den Hintern auf ihren Prinzipien wund sitzen, ändert sich auch dort über ein, zwi Generationen so gut wie alles. Nehmen wir nur mal das Anstandsstück:



Das durfte man früher nicht nehmen. Heutige Kinder jedoch, im Überfluss aufgewachsen, bekommen Kindergärten teurer als manches Hotel, aber nicht mal die Gelegenheit, auch nur in die Nähe eines Anstandsstücks zu kommen.

Vollkommen irre, diese Welt. In der FAZ.

Donnerstag, 17. Dezember 2009, 11:59, von donalphons | |comment

 
Ja, diese neue Konvention des Demonstrativ-Wenig-Essens ist so weit fortgeschritten, dass sie mit dem tatsächlichen Bedarf, abzunehmen, manchmal schon gar nichts mehr zu tun hat. Ich hatte mal einen Bekannten, der allen Ernstes nörgelte, weil ich so viel mehr aß als seine anderen weiblichen Bekanntschaften. Dazu muss man sagen, dass ich etliche Kilo Untergewicht habe und immer noch eher ab- als zunehme. Das, was ich esse, ist meistens auch nicht besonders kalorienreich. Es stieß ihn einfach nur ab, dass meine Essensmenge nach viel aussah.

Dabei ist es manchmal so einfach, Gastgeber glücklich zu machen, die ganz offensichtlich zu viel vorbereitet haben: "Ach, das ist so lecker, ich nehme mir einfach noch was!"

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amelia, Ihnen ist hoffentlich klar, dass hier einige Leser und Leserinnen jetzt vor Neid schier platzen könnten.

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Ich müsste vielleicht noch dazu sagen, dass ich keine Milchprodukte vertrage - also doch nicht so viel Grund für Neid...

Da bleiben nicht mehr viele Dickmacher übrig. Deswegen muss ich sogar ziemlich sorgfältig darauf achten, dass ich genug esse. Blöd, wenn dann noch jemand dumme Sprüche macht, wenn ich mal kräftig zulange.

Ich habe das auch nur erwähnt, weil es eben zeigt, wie anfangs sinnvolle Ideen (weniger zu essen, um nicht dick zu werden), sich in Idiotie verwandeln, wenn auf einmal Leute der Meinung sind, es sei unter allen Umständen unfein, viel zu essen, und sich von diesem instinktiven Urteil auch nicht befreien können, wenn man ihnen eine vollkommen sachliche Erklärung liefert. Aber so ist es wohl mit vielen Vorurteilen.

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Hm, wie wäre es einfach mit a wengal Gansfett? Sieht nach nichts aus und rundet zumindest Tanten ganz vorzüglich ab!

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Ja, vielleicht hast Du recht. Ich mag auch gerne Speck, obwohl ich insgesamt nicht allzu viel Fleisch esse. Leider ist Fett generell ziemlich aus der Mode gekommen - außer in Milchprodukten (die, auch wenn "fettarm", immer noch einiges davon enthalten) und vielleicht noch Ölivenöl. Fällt einem erst dann auf, wenn man es dringend braucht...

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Einen vorzüglichen Ruf geniesst in dieser Hinsicht auch Schmalzgebackenes. Mit Marmelade!

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Ja, Zucker und Kohlenhydrate gehören auf jeden Fall dazu. Wenn man zu einseitig Fett konsumiert, ist man nämlich satt, bevor es eine Chance hat, anzusetzen.

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Und ich hab das total mißverstanden...
...in meiner Welt war das "Anstandsstück" nämlich immer das, was man übrig läßt. Das letzte seiner Art auf der Servierplatte. Und der heimliche Wettbewerb ging dann darum, wer dieses letzte, begehrte Stück dann noch essen darf.

Viele Grüße, Finchenswelt

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Genau das ist es doch auch bei uns.

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jöö...nachdem ich den Text dann ein zweites Mal gelesen hatte, war es mir dann auch klar.

(Texte lesen nach Zahnarztbesuchen mit reichlich Betäubungsspritzen ist halt auch ein Thema für sich ;-) ).

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Zum Bild
Ist zwar schon wieder Schnee von gestern - aber der Gastgeber serviert nie das Endstück des Bratens oder des Kuchens, oder? Das konterkariert doch alle höflichen Bemühungen um das Anstandsstück.

Im übrigen: von meinem Großvater wurde die Anekdote überliefert, daß er bei seiner Großmutter stets Rinderzunge essen mußte. Der Knabe mochte diese nicht, aß trotzdem immer brav auf - und wurde mit einem weiteren Stück auf dem Teller belohnt.

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