Neiddebattiert

Zuerst möchte ich klarstellen: Was man momentan in den USA erlebt - und zwar von beiden politischen Lagern, bei den Nachgebern an der Regierung und den Extremisten der Opposition - zeigt doch recht schön, dass Begriffe wie "der Westen" oder "die westlichen Demokratien" obsolet sind. Es gibt die einen und dann noch die USA.

Wie auch immer. Das einzig Positive, das ich dem Schaulaufen der republikanischen Irren, Wirren und Gemeingefährlichen abgewinnen kann, ist die Erkenntnis, dass es die angeblich typisch deutsche Neiddebatte auch in den scheinbar so puritanischen Gottesstates of America gibt. Gleiche Argumente, gleiche Gehässigkeit, gleiche Doppelmoral bis in höchste Raffkekreise.

Der nächste deutsche Raffzahn, der sagt, dass in den USA alles so viel besser für Anpacker und Unterdennagelreisser ist, und dass man dort reiche Ideenklauer nicht als Abschaum bezeichnet, sondern als gesellschaftliche Vorbider ehrt, sollte in Zukunft vielleicht lieber etwas stiller sein. Ich glaube nicht, dass die Amerianer deshalb eine soziale Ader entwickeln, aber soziale Ungleichheit macht auch dort das Klima nicht besser. Und das ist wenigstens tröstlich, auch wenn es nichts an der Hirnkrankheit der GOP-Wähler ändert.

Montag, 23. Januar 2012, 00:19, von donalphons | |comment

 
Obama freut's
Gerade Kingrich - bei der Hexenjagd auf Clinton damals eine der fuehrenden Figuren. Das sowas jetzt wieder aus dem Sumpf auftaucht ist schon hart.

Aber fuer Obama geht da vielleicht noch was - die Episode laesst sich vielleicht im Wahlkampf nutzbringend in Erinnerung rufen. Zerrissener als jetzt kann das Land kaum mehr werden.

Die Neiddebatte duerfte fuer Gingrich kaum lange ausreichen, das ist ein eher kurzfristiger Vorteil. Er ist damals als Speaker unter ziemlich unruehmlichen Umstaenden geschasst worden, und das Monicagate-Desaster hat die GOP damals schwer Sympathien gekostet. Kein grosser track record. Dass es sonst keine anderen herausragenden Kandidaten gibt ist eigentlich auch bezeichnend.

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Ist Obama wirklich besser? Fakt ist doch: er hat nicht einmal sein frundlegendes Wahlversprechen, Guatanamo zu schließen, eingelöst. Und um das noch zu topoen, hat er jetzt Gesetze erlassen, die es der US-Regierung erlauben, Menschen ohne Prozess bei bloßem Terrorverdacht lebenslang einzusperren. Zu den jetzt 2,5 Millionen Gefangenen, die es schon gibt und die teilweise wegen seltsamer Delikte lebenslang einsitzen. Die neueste Entwicklung: verstirbt ein Kind nach der Geburt und behaupten Ärzte, die Ursache dafür sei Drogeneinnahme der Mutter, gibt es lebenslang ohne Bewährungsmöglichkeit. Hätten diese Mütter legal abgetrieben, wären sie noch frei. Gerade wegen der Freiheitsrechte in den USA -Stichwort absolute Meinungsfreiheit-war ich immer ein großer Fan der USA, leider kann man aber heute nur noch von einem gerade auch nach innen faschistoiden Staat sprechen, so daß ich meine Freundschaft kündigen mußte.

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Obama ist nicht besser, nur weniger schlimm.

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Na komm, singen tut er schon deutlich besser als die anderen Muppets.

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Och stimmviech, das wird den usa ja weh tun, wenn du die Freundschaft kündigen (musst!)...

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Weniger schlimm ist schon viel wert... der Fanatismus mit dem seitens der GOP jeder Versuch verteufelt wird so etwas wie ein Solidarsystem aufzubauen ist schon beaengstigend.

Andererseits stimme ich melursus zu - die Buerger sind nicht gleichzusetzen mit ihren Politikern, und der normale Amerikaner ist grosszuegiger und nachbarschaftlicher als man es ansichtlich der politischen Debatte vermuten wuerde. Wie koennte er auch anders - wo der Staat nur ein Minimum an Sicherheiten bietet ist jeder darauf angewiesen dass im Bedarfsfalle alle anpacken.

Beides bedingt sich gegenseitig - in den USA (und nicht nur dort) erntet man fuer ehrenamtliches Engagement eher Respekt als Verachtung, und da nicht immer sofort nach dem Staat gerufen wird, kann der sich halt viel staerker zurueckhalten.
Dass es jedoch so gut wie kein soziales Netz gibt ist trotzdem unwuerdig.

Disclaimer - ich bin vor fast acht Jahren zuletzt in den USA gewesen. Was ich aus erster Hand kannte mag sich seitdem veraendert haben.

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Wobei mir auffällt, dass derjenige der speziell auf Deutschland bezogen solches wie

"Dies ist das einzige Land, in dem diejenigen, die Erfolg haben und Werte schaffen, deswegen vor Gericht gestellt werden.“

hier vor einem Landgericht verkündete, Big-Jo, momentan wie von der Platte weggeputzt scheint.

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Seine Zeit ist vorbei.
Bei der Nachfolge ist auch mächtig Sand im Getriebe.

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Ja, und das ist auch gut so.

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Protest O Don
Die Amerikaner haben ordentlich "soziale Ader" und geben viel an Zeit und Geld. Das wissen Sie und die Leser. Was in Amerika nicht so ankommt, ist die staatlich organisierte Umverteilung.
Wenn das EEG schlichte Berliner Mieter zwingt, bayerischen Bauern und Fürstensöhnen langfristig hohe Renten zu finanzieren ist das Wort "Unsinn" stimmig. Die Transferzahlungen aus bayern für den großzügigen Unterhalt Berliner Libanesen sind fragwürdig. Große Zahlungen für papierne Zertifikate aus China, Kühlschrankbauer xy habe mit Verwendung dieses Kühlmittels statt jenem 1.000 t CO2 eingespart, werden von Amerikanern auch nicht geleistet. Dennoch ist der Amerikaner nachbarlicher, freundlicher und großzügiger als sich es jemand hier vorstellt.
@stimmviech, den ich gerne lese: Die Amerikaner sind nicht gleichzusetzen mit ihrer Regierung. Oder würden Sie akzeptieren, für Merkel, vondLeyen oder Zypries repräsentiert zu werden.

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Mir ist schon klar, daß viele Amis jeder ihrer Regierungen skeptisch gegenüberstehen. Aber seit dem Zerfall der damals "das Böse" repräsentierenden Sowjetunion haben "wir" , allen voran die USA, faschistoide Repressionsverhaltensweisen übernommen. Was z.B. die Gefangenenindustrie in den USA betrifft: inzwischen ist das so hart, teilweise härter als das sowjetische Gulagsystem. Und das sage ich, der durchaus die TS befürwortet, aber nicht in dem Umfang.Und ich befürworte bei erkennbar gefährlichen Tätern auch eine lebenslange Haft. Aber nicht für 15-jährige Mütter , deren Kinder Wochen nach der Geburt sterben. Noch ein schöner Link zur Verlogenheit unseres politischen Establishments http://www.prolegal.de/index.php/2012/01/22/claudia-roth-hat-eine-waffe-zur-selbstverteidigung/
Ist sie hinsichtlich Ehrlichkeit und Übereinstimmung mit ihren propagandierten Werten nicht genauso unehrlich wie Wulff oder der Baron?

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Seit dem Niedergang des Kommunismus und dem Wegfall des damit verbundenen Wettbewerbs der Systeme braucht man so lästige Dinge wie Demokratie und Grundrechte nicht mehr unbedingt. Man muss niemandem mehr beweisen, die bessere Idee einer freiheitlichen Gesellschaft zu besitzen. Der frühere "demokratische" US-Senator Dodd, jetzt Chef des Filmindustrieverbandes MPAA hat gerade deutlich gesagt, wie die Erwartungen der Wirtschaft sind:

"Those who count on quote 'Hollywood' for support need to understand that this industry is watching very carefully who's going to stand up for them when their job is at stake. Don't ask me to write a check for you when you think your job is at risk and then don't pay any attention to me when my job is at stake"

Bist Du nicht willig, sprich käuflich, dann gibt es kein Geld. Man muss dem Mann dankbar sein, dass er das so klar ausspricht.

Die Zulassung der Super-PAC's in den USA, sprich völlig unregulierter Partei- und Kandidatenfinanzierung, tut das übrige. Über die Wahlen entscheiden nicht Qualitäten der Bewerber, sondern die Quantitäten in Form von Geld der Unterstützer, die im dunkeln bleiben dürfen.

Was das Thema Gefängnisse in den USA angeht, empfehle ich die interaktive ARTE-Dokumentation "Prison Valley": http://prisonvalley.arte.tv/?lang=de

Seit ich das gesehen habe, muss mir niemand mehr etwas über Demokratie und Menschenrechte in den USA erzählen.

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@stimmviech und usedomer
nicht die harsche Art des Umganges mit Strafgefangenen wolllte ich ansprechen. Bonfire of the vanities hat mich vor Jahrzehnten erschreckt. Ich spreche mich aus für die ausgeprägte soziale und nachbarliche Ader der Amerikaner. Amerikaner sind hilfbereit, freundlich und großzügig.

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Der gemeine Joe Sixpack ist genauso hilfsbereit und freundlich wie der gewöhnliche Otto Normalbürger. Eine Bekannte von mir hat nach einem Jahr Chikago feststellen müssen, dass es da zwar jede Menge sehr freundlicher, sehr hilfsbereiter und herrlich unkomplizierter Menschen, es aber auch jede Menge egoistische Arschlöcher gibt, die ohne mit der Wimper zu zucken zB. Obdachlose von der Polizei wegprügeln lassen, wenn diese es auch nur wagen sich in Sichtnähe der eigenen Haustür aufzuhalten.

Da die USA einfach größer sind als Deutschland, gibt es von allem dort einfach quantitativ mehr, aber nicht qualitativ mehr :)

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@ melursus

Nach der Fernsehdebatte in South Carolina und die Art wie Kingrich die niedersten Instinkte beim Publikum angesprochen hat und von diesem dafür mit Gejohle im Studio und Stimmen an der Urne belohnt wurde, habe ich so meine Zweifel was Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und Großzügigkeit auf dem platten Land gegenüber Menschen, die anders sind, angeht.

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@stimmviech
naja der gulag ist schon noch eine ganz andere "Quali- und Quantitaet".
Im uebrigen zahlen 10% der US Amerikaner 90% der Steuern, das erklaert auch den weit verbreiteten Unmut ueber Sozialprogramme des Staates.

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@funzen:

Zu Ihrer 90/10 These würde mich ja ein Nachweis interessieren...

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...und auch, WELCHE Steuern gemeint sind: Bei sowas wie "Reichensteuer" stimmt's womöglich.

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10/ 90
war ein Artikel zum privatem Steueraufkommen in der Welt, muss ich raussuchen...

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@ stimmviech 23.1. 10:42
Die Frage, WER in den USA bestraft wird, folgt mitunter mittelalterlichen Methoden, die verachtenswert sind.
Die Idee "selbsttragender Strafanstalten" hingegen halte ich für durchaus erwägenswert. Warum subventionieren wir einerseits mit einem der größten Einzeletas die Landwirtschaft für einige wenige verbliebene Scheißbauern/Kriegsgewinnler und sperren andererseits Straftäter unproduktiv weg?

Für die feigen Rechtspositivisten: es geht nicht um Zwangsarbeit, die Euer tolles Grundgesetz verbietet, es geht auch nicht um entwürdigende Haftbedingungen alá rosa Unterwäsche, sondern um einen Strafvollzug, der Wiedergutmachung an der Gesellschaft und volkswirtschaftliche Vernunft in den Vordergrund stellt.

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Ach eines noch, Herr stimmviech
nachdem der von Ihnen gepostete Link wieder funzte:
was hat das intellektuelle Aushängeschild der Partei von Ströbele und Schily jetzt, einige Zeit nach dem 18.10.1977, mit einer Pistole gemacht? Noch dazu in München und nicht in Stuttgart. Wollte sie Ronald Schill in nichts nachstehen? Oder hat sie das besoffene Geprahle der beiden alten Säcke beim letzten Borchhardt-Besuch zu wörtlich genommen und sie schritt gerade zur "Big-Raushole"?

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