Antizyklisch

Fünf Tage in der Woche geht der Metropolenmensch in seiner urbanen Lebenslage dem weit verbreiteten Hobby des Extremimstaustehens nach. Und die anderen zwei Tage trifft er sich mit Seinesgleichen bei uns und baut den Münchner Stau an allen Seiten des Tegernsees nach. Manchmal sogar von der Autobahn bis zum See und wieder zurück.





Da ist es nur folgerichtig, wenn man auf Nebenstrassen ausweicht und Orte aufsucht, die weniger prominent sind. Eigentlich ist der See ja am Wochenende unbewohnbar, da hat man nur die Wahl zwischen dem Verweilen auf der Terrasse, ganz vergessenen Bergwegen oder eben die Gegenrichtung. Man muss zwei Tage lang antizyklisch denken, bis sich alles wieder setzt und einrenkt, und der Münchner wieder sein angestammtes Territorium einabgast.





Am Kirchsee ist noch Platz und in Reutberg ist noch ein Tisch frei, die Bedienung ist nett und sieht auch nett aus, und man vergisst völlig, wie spät es ist - und dass der Münchner vermutlich längst daheim ist und um einen Parkplatz kämpft, das zweitliebste Hobby, und morgen keiner zuschauen wird, wenn dann endlich gebadet wird. In Neopren. Über den Bug des Brettes. Ins Wasser. Jetzt ist Sommer. Jetzt muss das sein, denn im Herbst wird das Wasser zu schnell kalt, und dann bleibt wieder nur das Rennrad, um die Torteneinführung zu kontrollieren.





Ganz zu schweigen von der mit Honig bestrichenen und in der Vainillesosse ersäuften Dampfnudel, die bei der Heimfahrt drückt und irgendwie so gar nicht hinauf auf das Plateau will, in dem der See inzwischen einsam und von allen Münchnern verlassen dämmert.

Montag, 8. Juli 2013, 00:51, von donalphons | |comment

 
Deine mehrmalige Werbung für den Kirchsee und Reutberg missfällt mir übrigens sehr. Plätze, an denen man noch Ruhe findet, sollten auch in Ruhe gelassen werden.

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Naja, ich habe vielleicht 100 Leser aus der Region München und die meisten kennen das eh. Aber wenn Du in der Nähe bist, sag halt einfach Bescheid.

Erfahrungsgemäss bleiben die meisten Münchner doch eh in der Stadt, und wenn nicht, ist es ihnen wichtig zu erzählen, was wieder im Bräustüberl los war. Da können die paar Rentner von Reutberg nicht mithalten.

Wenn ich noch auf etwas hinweisen darf:

http://www.christlwirt.de/

Österreichisch essen, ohne Bayern zu verlassen! Das ist noch ein echter Geheimtip.

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(Ansonsten mache ich sehr viel mehr Werbung für den Tegernsee - muss man auch sehen)

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Braucht der Tegernsee noch Werbung?

Ansonsten: Sommer ist für mich gar nicht die richtige Saison für Reutberg - ist mir zu sonnig. Was es natürlich im Rest des Jahres umso attraktiver macht.

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Also ich war am Freitag dort und grad schön war es.

Der Tegernsee macht gerade einen Wandel durch, weg vom Rentnerparadies. Was ja auch seinen etwas schlechten Ruf erklärt. Aber er hat halt seine Vorteile im Vergleich zum Starnberger See, weil man meistens irgendwo hin kann.

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Staffel-, Rieg-, Kochel-, zur Not sogar Dietlhofersee ist egal von welchem Ufer immer eine traumhafte Radltour.
Was nicht heisst, dass die Horden jetzt da hin sollen...

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Don. So geht Reisereportage.
Nicht nur Staus am Tegernsee bewerben, - nein, - es bedarf gründlichster Recherche und geballtem Insiderwissen.
Facettenreich, in die Tiefe gehend , auch mal aussergewöhnliche Perspektiven aufzeigen.
Das kann halt nicht ein jeder.
Dem bildungsverwöhnten Leser muss vermittelt werden, - hei , - da kennt sich aber jemand ganz doll aus.
Verstehen sie.
Man muss sich deutlich von schlechtschludrig übersetzten "See Europe in a day" - Reiseratgebern absetzen.
Nehmen's sich halt mal dieses sternstündige Werk zu Herzen, - bei Ihnen geht noch was !

http://www.spiegel.de/fotostrecke/ein-perfekter-tag-in-frankfurt-gruene-sosse-sommerfestivals-apfelwein-fotostrecke-99125-3.html

http://www.spiegel.de/fotostrecke/ein-perfekter-tag-in-frankfurt-gruene-sosse-sommerfestivals-apfelwein-fotostrecke-99125-9.html

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Meines Erachtens sieht der perfekte Tag so aus, dass man etwas macht, aber g'scheid - was hier nicht geht, ist mal eben auf den Hirschberg und danach noch ins Bachmaier.

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Flott
Sehr flotte Schreibe - und offenbar auch im doppelten Sinne flott unterwegs:

als Rennradler physisch flott, als Lemond-Zurich-Adorant auch optisch-ästhetisch flott. Schön, diese elegante Veloziped-Silhoutte auch mal woanders als im heimischen Keller oder aus der Fahrerperspektive zu sehen.

Bin heute erst auf diesen Blog aufmerksam (gemacht) worden - aber werden sicherlich öfter mal vorbei schauen. Schreibenden Rebellen gehört mehr Markt zugestanden - wenn auch gerne im Kleinen, Geheimen. Underground ist schließlich auch rebellisch.

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