Fern von Bunzlau

Ein neues Trikot wäre nicht schlecht; ich hatte geglaubt, da wäre noch Ersatz hier, aber ich habe mich geirrt. Nur eine Winterjacke findet sich, aber in der würde man sterben. Mittelfritig also wäre s nicht schlecht, einen Zukauf zu tätigen, schliesslich bin ich noch länger hier und auch, wenn ich es wasche: Ein Trikot ist bei der Hitze einfach zu wenigt. In Schaftlach, hinter ein paar Hügeln, ist ein Geschäft, und dorthin lenke ich das wenig zurückhaltende Plastikrad.







Aber es sieht nicht so aus, als könnte ich mich bald über die Preise aufregen, die heute für Lycrahemden ausgegeben werden: Der Laden ist geschlossen. Neue Fenster, rufen mir die Polen zu, die sich vor dem Laden niedergelassen haben. Das Heck eines Busses steht offen, zwei sitzen drin und drei andere haben die Campingstühle ausgepackt, es gibt Bier und Essen aus Stamiolpapier, und dann fragen sie mich, ob es nicht zu heiss zum Radeln ist. Aus der Nähe von Bunzlau kommen sie, aber da ist es schlcht weil die Eisenfabrik schliesst, angeworben hat sie ein Bauunternehmer, der gerade keine Leute zur Verfügung hat und nimmt, was er kriegen kann. Seit drei Monaten sind sie ununterbrochen hier und arbeiten, arbeiten, arbeiten. Es gibt viel zu tun im Oberland, aber wenige, die hier leben und solche Arbeiten verrichten würden: Also kommen sie aus dem Osten und helfen mit, damit die günstigen Kredite für Deutsche nicht ungenutzt verüber gehen. Ja, sagt einer, früher war er in London, aber London ist kabuuht so wie Bunzlau und auch weiter im Osten sei nichts mehr. Aber Deutschland sei prima, so viel Arbeit, das gefällt ihnen. Und natürlich: Das Land.







Früher war das nicht anders, da stellte man in Italien im Sommer die Bauerbaiten ein, und die Bautrupps gingen über die Alpen, um dort in den viel zu kurzen Sommern mitzuhelfen. Heute kommen jedoch die italiensichen Akademiker; keine Woche vergeht, da nicht irgendeine Firma Unterkunft für jene sucht, die vor La Crisi über die Berge flüchten. Und weiter unten kaufen sich die Saudis in den neuen Gesundheitsprojekten ein: So ist das in Zeiten der Umwälzung, eine kleine Völkerwanderung findet statt. Früher haben die Italiener übrigens nicht selten dann hier geheiratet, was dazu führt, dass manchmal italienische Namen auftauchen. Und überhaupt ist eines der schmutzigen Geheimnisse des Oberlandes die Zuwanderung von Österreichern, besonders aus dem Zillertal, in die besonders urig erscheinenden Höhenlagen dieser Region. Da ging nämlich kein Bayer hoch. Aber die Tiroler kamen und nahmen das Berghüttengeschäft gern.







Es geht also voran im Oberland. Alte Höfe werden restauriert, Kuhställe werden zu Wohnungen, einer baut hier sogar ein Fertighaus, und viellicht sollte ich mich ja beim Einheimischenprogramm bewerben: Bei uns bekommen ärmere Leute, zu denen ich fraglos gehöre, jetzt mal relativ betrachtet, bald Baugrund zum halben Preis. Aber dann müsste ich auch bauen, und ich mag doch keinen Neubau.Lassen wir es also, wie es ist, und den Polen ihr Essen vor dem Werk, das sie vollbracht haben. Es ist eine Region mit Frieden und Wohlstand, und das ist in Zeiten wie diesen auch mal nicht schlecht. Und wenn ich ganz ehrlich bin, so rein optisch hätte ich die Polen nicht von den Bayern unterscheiden können.

Samstag, 20. Juli 2013, 23:18, von donalphons | |comment

 
Ohne Trinkflasche im Sommer ?

... link  

 
Das Ziel hiess Reutberg.

... link  

 
Welch Schand, dass der Don dem Biere abhold ist.

... link  

 
Jo mei.

... link  

 
Die Reichschroniken überliefern, dass Jomei, nachdem er dreimal Steuererlasse gewährt hatte, unter undichten Schilfdächern litt, da die Einnahmen nicht für Reparaturen reichten. ;-)

... link  


... comment