Das Schicksal mit Bedacht bedienen

Jahtelang bin ich in meiner Jugend auf eine Art und Weise über die damals teilweise noch radwegfreie Leopoldstrasse gerast, dass es zum Fürchten war: Mitten auf der Fahrbahn und nie bereit, ein Auto einfach so überholen zu lassen. Man muss sie disziplinieren, sagte ich mir, und auch wenn ich kein fussgängerscheuchender Rowdy war: Ich nahm mir gegenüber dem motorisierten Verkehr meine Rechte.

Es ist nie etwas passiert. Nichts. Kein Kratzer.





Inzwischen meide ich eher den Verkehr der Automobile und lege meine Routen so, dass ich sie kaum zu sehen bekomme. Das ist das Privileg des Lebens in eher ländlichen Regionen, nach ein paar Kilometern kann man sich das aussuchen, wo man sein möchte und mit wem. Es gibt sehr, sehr ruhige Strassen und nochmals ruhigere Wirtschaftswege, die betoniert sind, und sollte doch einmal mehr Verkehr sein, ist oft auch ein Radelweg. Meine Vergangenheit als Strassenkämpfer sagt mir: Hier, zwischen Freizeitradlern und Rollschuhfahrern und Wanderern bist Du viel zu schnell, schiesse hinüber auf die Strasse und jage dort dahin. Das sieht zwar unangepasst aus, ist aber eine Wohltat für alle Schwachen und die Autos müssen halt aufpassen. Aber dann sage ich mir, wenn die schon so nett sind, so etwas anzulegen... und man soll doch den Kindern ein Vorbild sein... und so bleibe ich auf dem Radweg.

Bremse natürlich, wenn da zwei nebeneinander fahren. Nähere mich ganz langsam an, und wenn sie es nicht merken, sage ich Entschuldigung. Dürfte ich bitte kurz vorbei? Das erscheint mir höflicher, als hinter ihnen mit einem Schlenker auf die Strasse zu donnern und vor ihnen wieder grusslos hinein, ich bremse halt und bedanke mich nachher. Heute bemerkte der Mann auf der linken Seite mein schneckenhaftes Kommen, fuhr vor seine Frau und ich hatte noch nicht einmal angetreten, nichts getan, ich war da einfach nur schräg hinter ihr, vielleicht drei, vier Meter, da drehte sie sich um, erschrack, dass da jemand war, verriss den Lenker, geriet an einen nur an dieser Stelle befindlichen Bordstein und stürzte.





Ich hatte testweise das Gepäck dabei und nagelneue Pedale mit Titanachsen. Da passt man auf. Ich war kein Raser sondern wirklich nur jemand, der schauen wollte, ob alles funktioniert, ich war vorsichtig, höflich und langsam. Mehr hätte ich auch gar nicht tun können. Zum Glück ist nichts passiert, nicht mehr als der Schreck. Aber.

Da habe ich mir dann vorgenommen: In Zukunft brenne ich wieder, rase kurvenreich zwischen den Wegen, mache riesige Schlenker und zum Teufel mit der dezenten Annäherung mit angemessener Geschwindigkeit. Ich gehe meinen Weg und der ist halt in weiten Bögen und wenn es sein muss auf der Gegenfahrbahn. Ich bin dann eben so schnell, dass sie mich erst realisieren, wenn ich in 10 Meter Abstand vorbeigeflogen bin.





4 Meter breite Radwege wären prima. Prima wären übrigens auch Eltern, die ihre Kinder erst darauf fahren lassen, wenn sie das Rad beherrschen und nicht links hinter und vor den schlingernden Bratzen als Deckung den Weg blockieren und heftig wackelnd panisch werden, wenn einer ankommt. Man kann ja auch über alles reden. Ich bremse ja eh. Ich will eigentlich nur nicht von so einem überforderten Stück Elternaas abgeschossen werden. Vor denen habe ich mehr Angst als vor den Amokkindern.

Auf einer Strecke, wo es übrigens jede Menge Rennradler gibt. Es ist also nicht so wahnsinnig überraschend, wenn ich mich kangsam und höflich annähere. Aber wenn bei den Eltern 110% der Konzentration auf das versagende Balg verschwendet werden, bleibt halt nichts für den restlichen Verkehr. In Richtung Meran sind dann hoffentlich weniger Kinder und Eltern unterwegs. Oder ich mache das, was ich tue, dann halt auf der Strasse. Schlchte Omen gab es auf dem Radweg genug,

Montag, 26. August 2013, 01:10, von donalphons | |comment

 
Ich finde, es hilft sehr, wenn man eine Klingel hat ("das Gerät mit dem Ping!"). Ich habe sie unter dem Sattel angebracht.

War Chuck Berry Radfahrer?
http://www.youtube.com/watch?v=pmug-0iSmgY

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Mit Verlaub, der ganze Artikel liest sich wie ein kunstvoller Versuch, das unentschuldbare Fehlen dieses Zubehörs - nachgerade ein Zugehör! - zu rechtfertigen. Weil die Aussage zu der Unendlichkeit des Universums und der menschlichen Eigenschaft so falsch nicht ist, sollte auch eine Rennmaschine so ein Ding haben. Richtig gut wäre ja eine Radlaufglocke sein, denn die wäre vermutlich das Einzige, was heutzutage im Gedränge auf dem Radweg der Leopoldstrasse noch hilft.

Aber die sind logischerweise verboten, sogar ausdrücklich, weil da könnte ja jeder kommen und wo kämen wir denn dahin und überhaupt muss das Feindbild Radlerrambos ja erhalten bleiben.

Sehen Sie es einfach so: das ist eine schwere, anstrengende Aufgabe, für deren Erledigung Sie sich dann mit einem Stück Torte belohnen können - selbstverständlich, nachdem es sich im Glockenkörper vor der untergehenden Abendsonne spiegelnd dem Beweisfoto als Motiv gedient hat.

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Ich finde Glocken einfach extrem unhöflich. Ich mag das nicht, Menshen mit einem Gerät wegzuscheuchen. Noch nie. Das ist kein Benehmen.

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Aber so etwa vor 2 Jahren, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, hätte ein kräftiger Klingler zwei den Bergweg mit Kinderwagen versperrende, herumschnatternde Damen, aufgeweckt und Sie, Don, vor einem üblen Sturz bewahrt.

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An zwei von drei Fahrrädern habe ich inzwischen so ein *pling*-Ding nachgerüstet, auch wenns Abzug bei den Coolness-Punkten gibt.

An sich finde ich die Variante mit "Entschuldigung" auch höflicher, aber die Erfahrung lehrt, dass manche Fußgänger oder Radler damit nicht klar kommen und

- völlig erratische Ausweichbewegungen in die falsche Richtung machen

- oder einen anmeckern, warum man denn nicht geklingelt habe.

Zynischerweise könnte man sagen, wie man's macht ist es verkehrt, aber unterm Strich würde ich die Option, *pling* zu machen, nicht mehr missen wollen (außer am Schlechtwetterrad).

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"An sich finde ich die Variante mit "Entschuldigung" auch höflicher, aber die Erfahrung lehrt, dass manche Fußgänger oder Radler damit nicht klar kommen"

Vor allem dann, wenn sie möglichst in Pärchen, zumeist weiblich, power-walking-mäßig gedresst und iPod-ohrgestöpselt, nebeneinander in der Mitte von schmalen Wegen rumstrampeln.

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Meinem Eindruck nach wird „die Variante mit Entschuldigung“ oft als weniger höflich verstanden von dem, der angeentschuldigt wird.
Denkblase: Wieder so ein Trottel ohne Klingel, der offenbar denkt, er kann sich bis auf 1m lautlos heranschleichen und mir dann Sprachkommandos geben, weil ihm die Straße allein gehört.
Ganz genau so, wie die Leute empfinden, wenn im Dunkeln wieder einer ganz langsam ohne Licht ankommt. Erst erschrecken und dann leise fluchen:
Wieder so ein Trottel ohne Licht, der denkt, dass …

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ich habe mir scho,n um der eigenen sicherheit willen, das dauergeklingel angewöhnt so ich nicht ohnehin auf der straße unterwegs bin.
wiederholte plings erleichtern (über dopplereffekt? ;) ) dem ungeneigten ohr der lemminge (= fußgänger) eine bessere peilung bzgl geschwindigkeit und aggressivität des heranrasenden radlers (das bin ich) auf dessen weg sie gerade das ungemach (und die dummheit) haben zu wandeln.

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Mutmaße mal , - fast jeder Radfahrer auf SelbstmörderGeröllstrecken abseits der Alpenpässe hat doch wohl ein Handy im Gepäck , so für Notfälle ?
Hoffentlich , es gibt nämlich Klingel-Klingeltöne dafür.
(das Telephon muss halt immer leicht zugänglich und eingeschaltet sein)

Nun gut, brenzlige Überholsituationen mit ebenfalls Suizidgewillten ergeben sich da wohl eher weniger, - aber zum Überholen von hungrigen Gemsen oder Bären taugt es wohl auch.
Ein Klingelton wiegt auch erheblich weniger als eine schwere Metallglocke , - was wiederum die Chancen auf einen erfolgreichen Ausreißversuch erhöhen würde.
So sieht's doch aus..

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@DA 04:40 (!): Natürlich beweist sich wahre Höflichkeit immer dann, wenn sie wie beschrieben sehr gefordert wird.
Aber es ist nicht nur mindestens ebenso unhöflich, den Radweg zu blockieren, sondern das geschilderte erratisch-panische-dämliche Verhalten gefährdet die Personen selbst und auch andere. Daher halte ich es für eine Maßnahme zur Gefahrenabwehr, die zudem an ein nach STVO ohnehin schon privilegiertes Rennrad auch rechtlich gehört (sic!).

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@Spill: was ist weniger gefährlich, einhändig und mit Klingelhandy fahren, oder Glocke läuten lassen?
Zudem, nach allem was man hier so liest und hört, wird das in Frage kommende Handy mehr als mobile Telefonzelle genutzt, was in diesen Zeiten auch unter andere Aspekten mehr als vernünftig ist.

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Gestern war an der gleichen Stelle schon wieder so ein Elternpaar im Formationswackelflug, da bin ich dann auf die Strasse. Leben, um an einem anderen Tag zu sterben.

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Als passionierter Fußgänger und Läufer (grundsätzlich ohne Stöpsel, i.d.R. allein) kann ich nur alle Radfahrer, die sich von hinten nähern, bitten, unbedingt rechtzeitig und gerne mehrfach zu klingeln. Ansprache oder Klingeln unmittelbar hinter mir erschreckt mich tatsächlich jedes Mal (man hört euch nicht heranrollen), es führt zu unkontrollierten Reaktionen, alle ärgern sich. Also: Klingeln schon im Abstand = entspanntes Miteinander!

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Glaube mittlerweile schon , - diese Extremsportarten können die eigene Halbwertszeit auf Erden schon ziemlich verkürzen.
Btw. , bei den südtiroler Provinzpresse-Knipsern hier macht sich ein unschöner Trend bemerkbar.
Stilleben mit Helmen von gecrashten Motorradfahrern.

http://tinyurl.com/o5yh3kz
http://tinyurl.com/pz3lmzd
http://tinyurl.com/qhrdn77

Normalerweise beschränkte sich die Unfallberichts - Bebilderung auf irgendwelche Stockfotos , - nun scheint der "wer arrangiert SchwerverletztenAccessoires am schönsten" - Ehrgeiz ausgebrochen zu sein.

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