Gegenüberstellung

Die beim Aufhetzen von Lesern ertappte Johurnaille wehrt sich - Trittin könne sich nicht auf den Erscheinungszeitpunkt seines beitrags zur amerikanischen Umweltpolitik herusreden. Was Trittin laut Spiegel am Montag, den 29.08.2005 hätte angeblich wissen müssen:

Dass mit vielen Toten zu rechnen sein würde, war auch schon am Montag klar, wenn auch nicht in dem heute bekannten Ausmaß.

Was der Spiegel selbst am Dienstag, den 30.08.2005 geschrieben hat:

Die Angst vor Zerstörung war groß, doch trotz fliegender Trümmer und überfluteter Straßen blieb New Orleans das Schlimmste erspart. Die Menschen feiern ihr Überleben nach Südstaaten-Art: mit einem Drink in ihrer Lieblingsbar. [...] Tamara Stevens und ihr Freund Rick Leiby sind schon in Johnny White's Sports Bar anzutreffen, bevor sich der Sturm legt. Nach einem Horrorabend in ihrer schwankenden Wohnung brauchen sie Gesellschaft. "Dieser Ort wird alles überstehen", sagt Leiby, und nimmt einen Schluck von seinem Wodka-Cocktail im Plastikbecher.

Ein Betrug am Leser wird nicht kleiner, wenn man noch einen weiteren Betrug oben drauf packt. Und dass Trittin keine Lust an einem Interview mit dem Spiegel-Lynchmob hat, ist kein Eingeständnis von Schuld, sondern ein Zeichen von gutem Geschmack.

Freitag, 2. September 2005, 22:21, von donalphons | |comment

 
... ja schon, aber SPON hin SPON her - der Onkel Trittin kommt schon immer arg arrogant daher, in manchen Situationen haelt man besser einfach seine Fresse. Besonders wenn man Trittin heisst.

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... ja schon, Trittin hin oder her, aber wer so eine Katastrophe für dreckigen Kampagnenjournalismus ausnützt, sollte vielleicht nicht noch ein deutsches Presseprivileg bekommen, sondern statt dessen da drüben strafhelfen - Schlammschippen können die, das haben sie bewiesen...

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Arrogant und inkompetent. Was ihn in diesem Fall zu einer einfachen Zielscheibe macht. Trittin trauen viele Menschen alles zu. Wenn er dann noch so eine Vorlage liefert, ist's kein Wunder, daß ein "Journalist" mal voll abzieht.

Da mich das Ansehen Deutschlands in der Welt nicht sonderlich interessiert, sehe ich nur zwei Ärsche, die sich gefunden haben.

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Ja, aber ein "Journalist" sollte dann besser sein Gebiss aus der Bewegungsrichtung eines Blogstiefels nehmen, wenn er erwischt wird, und nicht auch noch reinspringen.

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Hier werden halt Klischees bedient - hier der launige Suedstaatler, der laessig bei einem guten Cocktail den Wirbelsturm wegsaeuft, da der ewig neunmalkluge mit einem dauererrigiertem Zeigefinger ausgestattete Bundesumweltklugscheissminister.

(btw. ist es wahrscheinlich auch aus meterologischer Sicht ziemlich dumm mit solchen naiv duemmlich einfachen Kausalitaeten wie T. zu argumentieren, so wie hier bis in die 80er jeder Mist in die Luft gepustet wurde muesste Hamburg, Gelsenkirchen und Frankfurt-Hoechst auch meterhoch unter Wasser stehen ....)

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Ööööps - ich dachte immer, das Bedienen von Klischees sei nun gerade nicht der zentrale Teil der journalistischen Arbeit, die den Verantwortlichen das Presseprivileg des Grundgesetzes einräumt, aber ich kann mich auch täuschen.

Und das hier ist kein Ökoblog, sondern eines mit einem Schwerpunkt auf IT, Medien und andere virtuelle Kloaken

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Gott bewahre - ein Oekoblog, nein ich wollte nur mal anreissen, dass T. unter Umstaenden voellig korrekterweise mit Faekalien beworfen wird. (Das SPON sich mal selber auch vollschlabbert steht ausser Frage.)

... ich finde halte Grueneaeusserungen zu Energie- und Umweltfragen auch nach sieben Jahre Regierungsbeteiligung immernoch herzzereissend doof und inkompetent.

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Man muss da differenzieren. Das Ausmass der Schäden war abzusehen, der launige Spiegel-Artikel über "Johnny White's Sports Bar" wird man doch nicht als Beweis und Glanzstunde des Journalismus feiern. Ich habe lokale Südstaaten-Medien verfolgt und es war früh klar, dass es eine ungeheure Katastrophe ist. Mississipi und Alabama sind ja nicht durch einen späteren Deichbruch geschädigt worden, sondern lagen im "Ostwind" des Hurikans, wo es am wildesten zugeht.

Aber: Der hohe Anzahl von Toten ist man recht langsam gewahr geworden. Auch bei der Flutwelle in Asien wurde ja am Anfang die Zahl der Opfer unterschätzt. Der Hurikan war auch angekündigt als stärkster in den letzten 100 Jahren, oder so. In dieser Hinsicht war das Statement von Trittin sicher nicht sehr feinfühlig, aber so ist er halt.

Jedoch haben sich die Medien in Deutschland auch nicht mit Ruhm bekleckert, siehe den "Bar-Artikel". Erst heute, 3 Tage nach dem Sturm wird auf allen Kanälen Katastrophen-Journalismus zelebriert. In einer Heftigkeit, als hätten die noch was nachzuholen. Aus den USA gibt es viele sehr beeindruckende Bilder und Videos. Stattdessen steht der Reporter vor einem kaputten Haus, 8 km vom Zentrum weg und schildert das, was man eigentlich auch lesen kann. Alles nicht gerade auf der Höhe der Zeit. Zumindest meine Beobachtung, aber ich bin ja kein Profi.

Davon abgesehen ist das, was sich da ereignet einfach grauenhaft. Mich nimmt es ziemlich mit, mehr als der 9.11. Die Dimensionen sind hier in Europa gar nicht nachvollziehbar. In Asien waren es mehrere Länder, da hatte man eine Ahnung von, dass es gigantisch ist. In den USA ist es halt die USA. Dass - mit allen Flüchtlingsströmen und Infrastruktureinrichtungen - ein Gebiet von der Grösse Deutschlands und eher mehr betroffen ist, ist wohl den meisten Zuschauern nicht richtig bewusst. Da kommt der normale USA-Tourist auch eher nicht hin. Ich war vor 14 Jahren in paar Monate an der Golfsküste in Texas, Luisanna und Mississipi. Die Entfernungen sind wahnsinnig.

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Schön, mag sonst noch jemand auf dem SPOn rumtrampeln, oder lasst ihr ihn mir allein? So vorgeführt wie jetzt grad eben bekommt ihr ihn selten...

Ich hatte hier übrigens gerade eine kleine Flut und einen Ministerpräsidenten, der die Flutvorsorge kräftigst danach aufgestockt hat - nachdem er sie vorher zwei jahre lang entgegen der versprechungen nach der letzte Flut um den gleichen Betrag reduziert hat. Wenn wir schon mal von inkompetenten Versagern reden... und wie hiess nochmal Trittins unfähige Vorgängerin und was plant die gerade?

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Die deutschen Medien leben in der Regel vom Zukauf und von viel zu spät angekommenen eigenen Leuten, die dann natürlich nicht mehr rankommen. Versagen ist bei denen kein Zufall, sondern ein Dauerzustand.

Schönstes beispiel immer wieder: Die LuscProfis vom Bayerischen Rundfunk in Wien. Wenn es in Südosteuropa brennt, lesen die ihre Agenturmeldungen vor und sagen dann "ARD Südosteuropastudio" - kein Mensch würde denken, dass die inmitten von Wien sitzen. Es soll öffentlich-rechtliche Leute geben, die in ihrer Zeit in Israel kein anderes Krisengebiet als die Hotelbar, den Schneideraum und den Pool gesehen haben. Und wenn ich jetzt weiterschreibe, bekomme ich ganz miese Stimmung, ich hatte erst heute wieder einen Fall, deutsche Innenpolitik, da fragt man sich echt, wo die Netzeitung eigentlich ihr Hirn abgibt...

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Ueber die Traenensaeckin zu reden lohnt nicht ... das ist alles so traurig

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... das hiesse also, neben marktversagen und politikversagen gibt es auch noch ein medienversagen.

was war eigentlich bei der fr, liest bei denen keiner vorher, was die drucken, auch wenn es vom herrn minister trittin kommt?

ach so, der herr minister t. was bei dem heute als natur daherkommt hieß früher mal vorsehung. mal sehen, ob der auch noch auf die idee kommt, eine anjatanja vorzuschieben.

im übrigen bin ich der ansicht, dass minister trittin von seinem amt zurücktreten muss. mal sehen, ob ich dann dafür das argument höre "was das dann schon wieder kostet, der alte taugt nix, abfindung kriegt er trotzdem, der neue, der jetzt noch nachfolgt kann auch nix, kriegt aber für zwei wochen amtszeit auch noch feine bezüge mitsamt abfindung.

spon gehört dem don.

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Was willste auf dem SpOn noch rumtrampeln? Sind halt Pfeifen. Da haben sich die richtigen gefunden. Der Malzahn, der schon "Embedded Journalists" im Irak geil fand, und der SpOn, der eine neue Regierung will.

Der Malzahn hat auch mal was zusammen mit dem Broder was über Jedwabne geschrieben. Da hab' ich jetzt keine Lust zu kramen. Interessant nur, wie schnell man bei den Neocons landet.

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OK, begründe mal den pauschalen Vorwurf des "Marktversagens", was per se ja schon etwas unworthafte Züge hat, es ist ja nicht alles Markt auf dieser Welt. Mit Fakten. If you know the meaning of the word.

Ich bin übrigens kein Umweltwissenschaftler, sondern nur Kulturhistoriker. Aber ich kenne eine Menge ähnlicher Argumentationen in diese Richtung aus dem Mittelalter und der Antike, obwohl schon damals eine Reihe von Katastrophen hausgemacht waren. Kleines Beispiel: Arsenbronze. Klasse Werkstoff, leider tödlich. Griechenland hatte mal viel Wald, Sizilien auch, beide hatten extrem gute Böden, man mag es heute kaum glauben, aber die antike Schiffsproduktion hat das radikal geändert. Statt dessen hat man dann eben die Götter mit Opfern bei Hungerkatastrophen beschwichtigt. Oder Wein, der mit Blei haltbar gemacht wurde. Eine römische Spezialität. Aber typische Vergiftungserscheinungen galten als göttliche Heimsuchung. Auch bei der Durchsetzung von Hygiene in Krankenhäusern wollten viele nicht glauben, dass es sowas wie Leichengift gibt, und das Kindbettfieber ist eine Strafe Gottes.

Der Mensch hat es, ziemlich gut nachweisbar, geschafft, die kleine Eiszeit von etwa 1300 bis 1850 zu beenden, wahrscheinlich aus eigener Kraft. Und die Folgen von Wärmeperioden sind am Anfang ganz nett, bis sich das mal richtig beschleunigt, dann wird es unangenehm, ganz gleich wie dann die Artenvielfalt ansteigt. Was übrigens auch nicht wirklich hübsch ist, denn bei den Pflanzen verdankt man das den genetischen Mutationen einer für dem menschlichen Organismus schädliche Sonnenstrahlung im iranisch-irakischen Grenzgebiet. Sprich, Ozon verhindert tatsächlich neue Arten, sobal der Weg ist, geht es bergauf mit den Mutationen. Hey, zumindest wird es bei der Beerdigung schöne neue Blumen geben, und niemand muss aus der Geschichte lernen...

Und als Historiker weiss man das auch. Ich kann nur jedem mal raten, mit jemanden zu reden, der Pollenanalysen macht, danach fährt man freiwillig einen Winter lang Rad. Am Rande - will mir mal jemand erklären, warum Kinder bei Ozon im haus bleiben sollen, während die Verursacher weiterdübeln?

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@ gibsmir
ABgeschrieben, oder besser, auf Anregung von anderen geschrieben. Das ist was anderes als schreiben.

Und bei den NEBONABLOs landet man, wenn man zu deren Treffen fährt. Oder ungeprüft Behauptungen von Hans-Peter Uhl übernimmt und noch dabeibleibt, wenn es längst durch die kriminalstatistik widerlegt ist (ich hab damals in der Schweiz den ersten Printartikel dazu geschrieben, inzwischen hat der SPON da auch den Schwanz eingekniffen).

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@don: wrong - ich denke diese einfachen - quasi linearen - Zusammenhaenge moegen Herrn Trittin genuegen und sich auch auf Wahlkampfveranstaltungen gut machen, die Wirklichkeit beschreiben sie nicht. Ich maße mir nicht an zu verstehen welchen Einfluss unsere (oder die amerikanische) Autofahrerei, Deobenutzung oder texanisches Rindergefurze auf die globale Klimastruktur haben - die Schuldzuweisungen von T. sind in jedem Fall dümmlich, und dümmlich will ich nicht haben von jemanden der steuerfinanziert so viel verdient und in sooooo einem dicken Auto durch die Gegend gefahren wird, SPON kostet mich immerhin nix. Und Trittin sollte sich vor der naechsten Auesserung mal so zwei bis drei Jahre mit Navier-Stokes Gleichungen beschaeftigen - dann waechst der Demut vor Mutta Natur.

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CC Malzahn
sollte eigentlich das Ziel einer heftigen Attacke werden, besonders jetzt, da er - und ich gehe davon aus, dass er hinter dem neuen Artikel steckt - versucht, sich rauszuwinden. Oder wie seht Ihr das?

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das mit dem marktversagen ist die begründung für den eingriff des staates in die wirtschaft, das mit dem politikversagen die begründung für den eingriff der wirtschft in die politik. eigentlich handelt es sich hier um topoi oder feststehende argumentationsmuster, weil im tägliche leben nicht die frage ist, ob, sondern wie.

das mit dem medienversagen sollte eben meine kleine wortschöpfung in ergänzung sein.

danke für den hinweis zur arsenbronze und dem verbleiten wein. früher wurden doch immer die bleileitungen herangezogen, um den untegang des römischen reiches zu erklären. die lehren der vergangenheit: der libanon war einst lieferant für das beste schiffsbauholz. die libanonzeder gibt es noch heute, u.a. im landeswappen, glaube ich. allerdings war deutschland auch schon einmal forstlich devastiert, was zur erfindung der forstwirtschaft führte.

die rolle der fr bei dem ganzen scheint mir noch immer unklar. wie läuft das eigentlich so ab, wollte trittin einen text bei der fr unterbringen, und die drucken unbesehen alles, solange es den platz ausfüllt, oder hat die fr einen text von trittin angefordert, und er hat eben was fürs zeilenhonorar abgeliefert, und keinen bei der fr hats interessiert, was da geschrieben wurde. für mich jedenfalls sonderbar, das ganze.

das mit dem "bush hat kyoto zwo nicht gewollt und dies strafe folgt auf dem fusse" erinnert mich schon etwas an fromme erbauungsschriften, die so heute nicht einmal mehr von den ganz frommen geglaubt werden. aber die grünen lassen sich auf ganz sonderbare ursprünge zurückführen, wenn man das will.

übrigens verdankt herr minister trittin seine vollmundigen ausführungen zum thema eher der tatsache, dass die auf die braunkohle basierende industrie der ddr schlagartig, in neufünfland sagt man noch heute "plattgemacht", wurde. diese möglichkeit scheint in zukunft eher unmöglich zu sein. von daher muss er, und dtellvertretend für ihn deutschland, im kreise seiner internationalen kollegen schon wie ein elender streber und besserwisser erscheinen, dem man eine blamage liebend gerne gönnt.

und was die verspargelung der landschaft angeht, ich glaube bis heute, dass das nichts als geldvernichtung ist, sei es das der kunden der versorgungsunternehmer, sei es das der geldgeber für allerhand fonds und dergl. sicher wird herr trittin oder ihm nahestehende personen auch in diese geschäfte verwickelt sein.

und auch die braunkohlewirtschaft scheint mir noch nicht am ende zu sein, allerdings ist hier wachsamkeit angesagt, dass nicht errungenschaften der ddr (nämlich den dreck ungefiltert in die luft zu lassen. was nicht auf die persönliche bosheit der funktionäre zurückzuführen war, sondern darauf, dass umweltschutz eben geld kostet, und das stand dafür nicht zur verfügung) so übernommen werden.

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Ich habe weitgehendst andere Meinungen, aber da müsste man weiter ausholen, als es dem Blog gerecht wird. Nur eine Sache: Römische Bleirohre waren nur ein geringes problem, weil die Innenseiten schnell verkalkten (Einige Säulen des hohen Mittelalters sind nichts anderes als der Kalkkern aufgebrochener römischer Rohre). Feinstes Bleipulver im Wein ist da ein ganz anderes Kaliber.

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