Luxusprobleme
Das Ekelhafte an Problemen ist nicht ihre Existenz an sich, sondern ihre zumeist banale Ausprägung. Probleme, seien wir ehrlich, kommen selten im Abendkleid daher. Unsere Liebste fickt auswärts, was wir mit einem höflichen Lächeln zur Kenntnis nehmen würden - wäre es wenigstens ein Herr von Rang. Meist aber geschieht es im Suff und mit gänzlich unakzeptablen Leuten, deren einziger Vorzug es war, neben der Badtür zu stehen und dortselbst greifbar zu sein. Fast nie ist es ein Künstler, sondern meist ein übriggebliebener Gesellschaftsrechtler, ein paktizierender Junior-Berater oder ein Assi, noch nach dem rektalen Tagewerk am Professor duftend. Das erst macht das Problem zum Problem; brächte unsere Herzensdame statt dessen, sagen wir mal, vom Treffen mit einem Herrn von Stand eine Sklavia zur Reinigung unserer Messingleuchter mit, es gäbe keinen Grund für Zwist und das Zerschellen von Baccaratgläsern an den stuckverzierten Wänden.
Es ist also das Normale, das aus einer vorübergehenden Störung unseres angenehmen Daseins ein Problem macht, das gelöst werden will, ohne dass es uns gefragt hat, ob wir möchten. Das ist zuerst in höchstem Masse degoutant, schliesslich wurde uns das Problem noch nicht einmal vorgstellt, und es sieht auch so aus, als dass wir ihm auch nur die Dienstbotenpforte öffnen würden. Da ist es immer wieder eine Abwechslung, wenn man sich selbst ein Luxusproblem gönnt, statt von anderen mit banalen Problemen beschenkt zu werden, die man im Zweifelsfalle nie umtauschen kann. Das hier nun ist das Luxusproblem, dessen Lösung mein Tagewerk beschliessen soll:
Wie wir sehen, handelt es sich dabei um zwei Paar Salz- und Pfefferstreuer aus englischem Hause und massivem Sterlingsilber, gänzlich unverbeult und von einer edlen Form, die uns im ersten Moment schlicht erscheint. Die richtige Assoziation, dass eine gewisse Ähnlichkeit mit priapischen Objekten besteht, kommt erst später, wenn wir sie uns in der grazilen Hand einer schönen Frau imaginieren. Das allein ist noch nicht das Problem, schöne Frauen möchten in unserer Vorstellungswelt noch ganz andere Dinge halten, schliesslich kennen wir unseren Aretino. Nein, das Luxusproblem ist ein anderes: Wenn vier gleichförmige Streuer auf dem Tisch stehen, kündet das fraglos von Luxus und Besitz, ja gar von Überfluss - aber es entbindet uns von der Pflicht, der Dame Salz und Pfeffer zu reichen und somit im schicklichen Dienst ihre Hände zu berühren. Die Occasion aus edlem Metall zeigt sich hier als tückisch, gefangen ist der Besitzende zwischen dem Verlangen nach Berührung und der Pflicht, es der Dame bei Tisch so angenehm wie möglich zu machen und ihr ein eigenes Paar zu geben.
Das nun, liebe Freunde, ist nun wirklich ein Luxuproblem, wie ich es schätze. Zumal mir heute in ganz anderem Kontext eine Lösung dafür eingefallen ist. Darin spielt eine Frau eine Rolle, die einen verhängnisvollen Fehler beging, ein sportbuggyverseuchter Platz, ein Sommertag und eine Örtlichkeit, wo angenehme, ausgezeichnete Leute über Daseinsformen reden, die vielleicht unsozial, aber ihnen angemesen ist. Noch wird es etwas dauern, es badarf genauer Planung, doch am Ende, da bin ich mir sicher, wird es neben mir noch einem anderen der happy few vergönnt sein, das Sterling mitsamt der sensiblen Fingerkuppen des Ziels aller Wünsche zu berühren.
Luxusprobleme, wie wir sie lieben.
Es ist also das Normale, das aus einer vorübergehenden Störung unseres angenehmen Daseins ein Problem macht, das gelöst werden will, ohne dass es uns gefragt hat, ob wir möchten. Das ist zuerst in höchstem Masse degoutant, schliesslich wurde uns das Problem noch nicht einmal vorgstellt, und es sieht auch so aus, als dass wir ihm auch nur die Dienstbotenpforte öffnen würden. Da ist es immer wieder eine Abwechslung, wenn man sich selbst ein Luxusproblem gönnt, statt von anderen mit banalen Problemen beschenkt zu werden, die man im Zweifelsfalle nie umtauschen kann. Das hier nun ist das Luxusproblem, dessen Lösung mein Tagewerk beschliessen soll:
Wie wir sehen, handelt es sich dabei um zwei Paar Salz- und Pfefferstreuer aus englischem Hause und massivem Sterlingsilber, gänzlich unverbeult und von einer edlen Form, die uns im ersten Moment schlicht erscheint. Die richtige Assoziation, dass eine gewisse Ähnlichkeit mit priapischen Objekten besteht, kommt erst später, wenn wir sie uns in der grazilen Hand einer schönen Frau imaginieren. Das allein ist noch nicht das Problem, schöne Frauen möchten in unserer Vorstellungswelt noch ganz andere Dinge halten, schliesslich kennen wir unseren Aretino. Nein, das Luxusproblem ist ein anderes: Wenn vier gleichförmige Streuer auf dem Tisch stehen, kündet das fraglos von Luxus und Besitz, ja gar von Überfluss - aber es entbindet uns von der Pflicht, der Dame Salz und Pfeffer zu reichen und somit im schicklichen Dienst ihre Hände zu berühren. Die Occasion aus edlem Metall zeigt sich hier als tückisch, gefangen ist der Besitzende zwischen dem Verlangen nach Berührung und der Pflicht, es der Dame bei Tisch so angenehm wie möglich zu machen und ihr ein eigenes Paar zu geben.
Das nun, liebe Freunde, ist nun wirklich ein Luxuproblem, wie ich es schätze. Zumal mir heute in ganz anderem Kontext eine Lösung dafür eingefallen ist. Darin spielt eine Frau eine Rolle, die einen verhängnisvollen Fehler beging, ein sportbuggyverseuchter Platz, ein Sommertag und eine Örtlichkeit, wo angenehme, ausgezeichnete Leute über Daseinsformen reden, die vielleicht unsozial, aber ihnen angemesen ist. Noch wird es etwas dauern, es badarf genauer Planung, doch am Ende, da bin ich mir sicher, wird es neben mir noch einem anderen der happy few vergönnt sein, das Sterling mitsamt der sensiblen Fingerkuppen des Ziels aller Wünsche zu berühren.
Luxusprobleme, wie wir sie lieben.
donalphons, 22:24h
Sonntag, 15. Januar 2006, 22:24, von donalphons |
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au lait,
Montag, 16. Januar 2006, 13:36
Auto-Knut? Wenn nicht nur die Weihnachtsbäume sondern auch die Zweitwagen aus dem Wohnzimmerfenster geworfen werden? :)
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donalphons,
Montag, 16. Januar 2006, 14:07
Woher war das bekannt?
;-)
Nein, tatsächlich habe ich heute vormittag einen gar nicht schlechten, aber aufgrund der ovalen Form nicht ganz passenden Venezianer gegen einen Trumeau-Venezianer ausgetauscht. Und wieder ein Problem gelöst.
Nein, tatsächlich habe ich heute vormittag einen gar nicht schlechten, aber aufgrund der ovalen Form nicht ganz passenden Venezianer gegen einen Trumeau-Venezianer ausgetauscht. Und wieder ein Problem gelöst.
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