: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 20. Januar 2006

Residenz

Das Parvenütum, der Niedergang, die Verkommenheit und der Abstieg als solcher kommt in der Bürgerlichkeit nicht in zerschlissener Kleidung daher, sondern in Worten. In Worten, die gross klingen und doch nur klein sind. In Beschreibungen, die Exzeptionelles ausdrücken sollen und bald von noch exquisiteren Formulierungen für das nächste Bauprojekt übertroffen werden. In Auslassungen zum Material, denn Stahlbeton klingt so gar nicht warm und schön, wie es ansonsten angepriesen wird.



Sie nennen es Residenz. Residenz klingt nach viel und kann viel bedeuten. Selbst Altersheime, in denen sie mit verseuchten Lungen und matschigen Hirnen vor sich hinsiechen, sind Residenzen, aber das hier ist natürlich nochmal besser. Hier gibt es noch Tiefgaragen, und überhaupt soll man hier aktiv sein, das Leben nochmal geniessen, was man auch tun kann, wenn man Preise von über 3500 pro Quadratmeter akzeptiert. Residenz eben. Palast trauen sie sich nicht sagen, für die Maximalgrösse von 110 Quadratmeter wäre es wirklich nicht angemessen. Aber täglich bleiben die, die schon ihren Residenzanteil gekauft haben, stehen und bewundern das Werden der Residenz an der Stelle, wo sich ein angemessenes Haus vor zwei Jahren noch gut in den architektonischen Bestand eingefügt hat. Wenn hier erst mal die Glasfassade steht, wird das anders sein.

Residenz. Noch nicht mal 30 Zimmer haben, aber das Maul aufreissen. Plebs, widerliches.

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Durchmachen vom 27. auf den 28. Januar?

Ich checke gerade die Flüge für nächste Woche von München nach Düsseldorf und zurück. Da ginge einer am 28. um 7.45, der gut zu meinem Termin in München passen würde, andererseits hasse ich frühes Aufstehen - kann man in Düsseldorf jenseits der Rotlichtmeile eigentlich irgendwo durchmachen?

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Jean-Remy und die Scheisshäuser

- das sind die Dinger, wo im Werbeumfeld das weisse Pulver konsumiert wird - Jean-Remy von Matt also, Kopf der Agentur Jung v. Matt, die hinter der unsäglichen "Du bist Deutschland"-Kampagne steckt, hat noch nicht ganz begriffen, dass es gefährlich ist, gewisse problematische Dinge per Mail zu verschicken. Wie schnell wird so eine Anklage gegen Blogger geforwarded und landet dann, so sie kein Fake ist, bei einem Blogger wie Jens Scholz:

Meine Mutter hat mir beigebracht, dass man sich für ein Geschenk bedankt, selbst wenn man damit nichts anfangen kann. Wie Recht sie hatte, ist mir gerade wieder klar geworden. Vor zwei Wochen startete "Du bist Deutschland", die größte gemeinnützige Kampagne aller Zeiten und ein riesiges Geschenk.

Die großen Verlage haben Zeit und Raum im Wert von 35 Millionen Euro geschenkt. 30 Promis der ersten Liga haben Zeit und ihr Gesicht geschenkt. Wir und kempertrautmann haben Zeit und Herzblut geschenkt. [...]

2. Von den Weblogs, den Klowänden des Internets. (Was berechtigt eigentlich jeden Computerbesitzer, ungefragt seine Meinung abzusondern? Und die meisten Blogger sondern einfach nur ab. Dieser neue Tiefststand der Meinungsbildung wird deutlich, wenn man unter www.technorati.com eingibt: Du bist Deutschland.)


Zeit und Herzblut von unterbezahlten Praktikanten, die sonst nur rumgestanden wären. Und das kommt von einem Berufsstand, gegen den Politiker, Journalisten und ukrainische Autoschieber ein Muster an Rechtschaffenheit sind, ein alles mitnehmender Berufsstand, der allenfalls noch von Blogüberwachern und Serienabmahnern an Verkommenheit überboten wird - oder auch nicht, sondern selbst mitmacht. Es muss Jean-Remy sehr weh getan haben, dass wir aus dankbarkeit für sein "Geschenk" nicht die Unterseiten seiner rahmengenähten Eduard-Meyer-Schuhe abgeleckt haben, nehme ich an.

+++UPDATE+++: Oh wie ist das schön! Jung von Matt macht den Jamba und trollt bei Jens Scholz in den Kommentaren rum!

+++UPDATE 2+++: Thomas Knüwer meldet:Nachtrag: Beim Versuch herauszufinden, ob der Text authentisch ist, verweist JvM erstmal an Fischer-Appelt, die PR-Agentur von "Du bist Deutschland". Auf meine Zweifel, ob ein Dienstleister die Echtheit eines internen Newsletters bestätigen kann, heißt es: "Die wissen sicher schon, dass da was im Internet steht." Der zuständige Ansprechpartner meldet sich um kurz nach 14 Uhr und bestätigt, dass der Text authentisch ist.

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