: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 28. Januar 2006

Rheinlandia

Vegetarier haben in der Handelsblatt-Kantine nicht wirklich was zu lachen - die Kost ist auf konservative Fleischfresser abgestellt. Das passt auch zu einer Stadt, die mit Pseudomodernismus versucht, den bratensossenfetten rheinischen Kapitalismus zu überdecken.



Zumindest in der Stadtmitte; weiter draussen, wenn man aus dem Süden eingeschwebt kommt, ist das Loch des Braunkohletagebaus in der Landschaft, und eine Menge Fabriken, die nicht wirklich gut gepflegt aussehen. Da geht noch was. Unter.

Überhaupt Medienstadt, fortschrittlich und so. Überall ist zu vermieten, viel merkt man von den alten Träumen nicht mehr, da muss man erst gar nicht in den Medienhafen fahren.

Vor dem Handelsblatt steht jetzt ein typischer Möchtegernfrankfurter Büroturm. Ernst und Young. Spätabends immer noch hell erleuchtet, man zeigt die Bereitschaft des Humankapitals zum wochenendlichen Raubbau. Dann die Strasse hinunter zum Hotel, das WLAN hat und viele Gäste, die erstaunt dreinschauen, wenn sie in die Lobby kommen und jemand nicht vor Premiere (2 mal Porno, einmal Fussball, einmal Spielfilme sehen). Was ich da mache, fragt einer, und tatsächlich ist das Thinkpad hier, in diesem Restbestand rheinischen Interieur-Frohsinns, etwas unpassend, obwohl es farblich durchaus den aktuellen Trends der Vorzimmergestaltung japanischer Handelsvertretungen entspricht.



Die Halle, das Hotel,der Innenhof mit sporadischem Gras, das Zimmer mit seinen lindgrünen Wänden ist, abgesehen vom Fernseher so, dass Man sofort einen Roman beginnen möchte, von einem Mann, der alles gesehen hat und hier ein paar Tage untertaucht, um seine Lebensbeichte abzulegen, während in der Lobby, spät nachts, der Portier auf dem grünen Plüschsofa schnarchend schläft, während in der Glotze bei N24 die Bilder feiernder Hamasniks über den Bildschirm laufen, indezent, vulgär und dumm wie eine Refierungsansprache des Merkels.

... link (18 Kommentare)   ... comment


Postjournalismus

ist unter anderem, gestaffelte Öffentlichkeit im eigenen Leben zu verwenden - das wird also nix mit dem Eintrag aus der Holtzbrinck-Schule, heute ;-)

Aber wenn ich heute die einschlägigen Blogbetrachtungen der Gossen äh Medien lese - kein Link, keine Ahnung - dann wird das sicher lustig. Clash of Civilisations.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Peinlich

Wenn einen sogar eine koreanische Reisegruppe verständnislos anschaut, weil man schon im Frühstücksraum einenLaptop aufklappt. Ich sollte vielleicht mein Internetnutzungsverhalten überdenken. Ich fange nämlich schon an zu behaupten, dass ich es eigentlich nicht bräucte und jederzeit damit aufhören könnte - wie jeder Süchtige.

... link (21 Kommentare)   ... comment