: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 2. Januar 2006

Sehr zu empfehlen - Gut überlegen

Von beiden Seiten betrachtet ist es ganz einfach. Die eine Seite besagt, dass für einen Allergiker ein Roadster ebenso sinnvoll ist wie für einen Hausbesitzer ein Kofferraum mit 155 Litern Volumen und einen notorischen Benzinsparer ein Motor mit 130 PS. Von der anderen Seite betrachtet ist ein Roadster das angemessene Fortbewegungsmittel für einen schlechteren Sohn aus besserem Hause, zumal wenn er Italien und geschwungene Formen liebt und zudem öfters weitere Strecken fahren muss. Und den Wagen einfach so bekommt, weil seine kleine Schwester zwar unbedingt ein neues, sinnloses Geschoss wollte, ihren alten, verbeulten Liebling aber nicht an Achmed, Franz-Xaver und andere Autoverwerter zu verschleudern über das ansonsten eiskalte Herz brachte. Da steht sie also, die Barchetta, vor einem italienisch abgehauchten Stadtpalast, und wartet auf das Ergebnis der Überlegungen.



Man kommt nicht umhin zu sagen, dass sie letztlich nur ein hübscher, übermotorisierter Punto ist. Alle Probleme des Fiat Kleinwagens, der in Blau und mit 5 Türen vor 10 Jahren so ziemlich allen mir bekannten Söhnen in ähnlichen Verhältnissen zugeeignet wurde, weil Frau Mama dann doch lieber mit dem A8 zum einkaufen fuhr, tauchen auch hier wieder auf. Das dünne Blech, die schwammigen Pedale , die mässigen Bremsen, die Heizung, die für die Bedürfnisse Siziliens ausgelegt ist. Und noch ein paar Dinge, die ich nur gerüchteweise kannte: Ein serienmässig kaputter Phasenversteller, der den Motor nach Diesel klingen lässt, Türgriffe, die ebenso formschön wie unbrauchbar im Winter sind, und ein Verdeck, gegen das jeder für 2 Euro im Wolkenbruch in Parma gekaufter Regenschirm ein wahres Qualitätsprodukt in Sachen Dichtigkeit und Stabilität ist. Zudem braucht man sich ab Tempo 110 nicht mehr unterhalten, im Gebrüll des Fahrtwindes, der durch die Ritzen zieht. Was meiner notorischen Langsamfahrerei auf der Autobahn entgegenkommt.

Wenn ich langsam fahre, passt es. Aber in der Stadt habe ich schon einen recht flüssigen Stil, und dafür ist die Barchetta perfekt ausgelegt. Sprich, die verspoilerten Gölfe und ähnliche Scheusslichkeiten sollten sich das Motorgejaule an der Ampel sparen, wer nicht präzise die Kupplung hält, hat kein Spass beim Start. Bis 60 muss man nur einmal schalten, und 130 PS haben auf etwas mehr als eine Tonne schon eine ordentliche Wirkung. Die Lenkung ist schön präzise, und an die ruppige Federung gewöhnt man sich zumindest in den ordentlich gepflegten Teilen der Republik schnell.

Wie das in Berlin aussieht, erfahre/erleide ich gegen Ende der Woche. Denn die 500irgendwas Kilometer fahre ich diesmal in der Barchetta, wenngleich es eigentlich ein Witz ist, wie hier die Konstrukteure aus einem Wagen, mit dem eine kleine Familie in Urlaub fahren kann, eine Flunder gemacht haben, mit der einer allein kaum länger als eine Woche unterwegs sein kann. Müsste ich auch nur 100 Euro dafür zahlen, ich würde sie nicht nehmen. Aber nachdem sie an mir hängen bleibt - na schön, warum nicht.

Und jetzt muss mir nur noch jemand erklären, warum es eigentlich alle Frauen inclusive meiner Grosstante immer zu diesem lauten, harten, undichten, engen, bitterkalten und verbeulten Stück italienischen Konstrukteursversagen zieht, selbst wenn ich einen vernünftigen Wagen wie einen Audi oder den Punto nehmen könnte. Das kapiere ich einfach nicht.

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Sehr zu empfehlen - der Blogcounter aus dem Hause Olbertz

Wer ihn noch nicht hat, hole sich ihn für sein Blog und schmeisse den Blogcounter von Blogcounter.de wegen deren Linkspamming raus. Ausserdem kann man mit Dirk Olbertz sehr gut über die Ausgestaltung und Features des Blogcounters reden. Und die Daten sind sicher.

Also hurtig - it´s fine, it´s free.

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Stundenbuch 05

Im späten Mittelalter entwickelten sich die Stundenbücher zu einer der beliebtesten Buchgattungen, bevor der Buchdruck Schluss machte mit all den handgeschriebenen Extravaganzen. Das letzte Aufbäumen gegen den Lauf der Zeit und die Kraft der Technik und der Massenfertigung waren diese reich geschmückten Kleinodien; eigentlich Gebetbücher, aber wohl mehr Luxus, Schmuck, Zeichen von Bildung und Kunstverstand. Wenn ich heute in der Theatinerstrasse in München das Guccitaschenäquivalent sehe, fange ich an, am kulturellen Fortschritt der Menschheit zu zweifeln.



Wie auch immer, die Monatsbilder in den Stundenbücher sind eine herrliche Gattung der Kunst, die vom Leben im Herbst des Mittelalters, Monat für Monat, erzählen. Aus den 663 Bildern, die im letzten Jahr in diesem Blog zu sehen waren, sind hier 12 Monatsbilder ausgewählt. Repräsentativ, teilweise, oder auch nicht.

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