Von links hinten, mit Kraft.

Er mag Bayern. Und besonders mag er die bayerische Hauptstadt München. Er kommt nicht von hier, er ist einer dieser vielen Landflüchtigen, die sich genau die Standortfaktoren anschauen, bevor sie sich eine neue Heimat suchen. Bei einem gewissen zielstrebigen Typus, mit dem Charme eines Staubsaugervertreters auf Kokain, ist München sehr beliebt, da gibt es sie in Rudeln, in männlich, vor allem, aber auch in weiblich. Man sollte sie kennen, um die New Economy zu verstehen, den Wahlerfolg der CSU bei Zugreisten und die Existenz von langweiliger Clubmusik.

Er ist es, der im Büro immer nur an sein Fortkmmen denkt. Er will mindestens doppelt so schnell sein, und wechselt oft die Firma, um unter anderen, ihm ähnlichen Führungspersonen und Entscheidern das gleiche Spiel nochmal zu machen. Alles an ihm ist auf Leistungsbereitschaft gepolt, auch wenn er nur ein hohler Phrasendrescher ist, vorgestern Portal, gestern user generated, heute Business Blogs und morgen Web2.o. Er liebt das Oktoberfest und den Trachtenplunder, in dem er sich politisch unkorrekt, und stolz auf die okkupierte Tradition, in der Stadt zeigt. Er versucht sich in bayerischer Herzlichkeit und Jovalität und wirkt dadurch so freundlich wie ein korrupter Kiesgrubenbesitzer in Vierharting, dem imaginären Kuhkaff, wo sie alle herkommen, die Bazis und Freinderln.

Zum Fitness-Studio fährt er natürlich mit dem neuesten bayerischen Cabrio. Vom Z1 hat er nur geträumt, den Z23 hatte er für ein paar Weekends mit der Vorzimmertante gemietet, den Z4 ht er jetzt endlich geleast. Seitdem ist der Z4 überall zu sehen: Auf den Strassenbahngleisen vor seiner Wäscherei, wenn er nur schnell seine Hemden holt und gar nicht begreift, wenn der Schaffner sich so aufregt, die können doch mal 5 Minuten warten, die Idioten da in der Strassenbahn, er kennt sie doch, die faulen Studenten. Der Z4 ist auf der Leopoldstrasse zu sehen, wo er andere wegschiebt und bei Fastrot über die Ampeln brettert, und so gut wie immer auf Radwegen und Bürgersteigen, wo soll er denn sonst parken, die sollen sich nicht so aufführen, wenn sie seinen Anwalt nicht kennenlernen wollen.

Er kann auch gar nicht anders, schliesslich wohnt er in Schwabing. Und da ist es immer voll. Da muss er halt Kompromisse eingehen. Und wenn auf dem Bürgersteig auch kein Platz mehr ist, dann parkt er halt, ist ja nur für eine Nacht, am Wochenende, da ist ja kaum Verkehr, im völlig überzogenen Halteverbot einer Strassenverengung einer Baustelle. Da ist noch massig Platz, eine Sauerei, dass da so viele Parkplätze verschwendet werden, sollen die in der Nacht halt a bisserl langsamer tun in der Schikane.

Andere, ihm ähnliche Leute denken vielleicht: Ui, die Strasse ist gerade, da kann man es richtig krachen lassen. Ist ja schon spät in der Nacht, das merkt keiner ausser denen, die durch das Auspuffdonnern wach werden. Die Verengung da vorne, ooopsss, war doch nicht so gut, nebenbei zu handynieren, aber das schaffen sie schon, die kleine Kurve mit Tempo 80, solang da nix geparkt...



Au weia. Immerhin stand er im Parkverbot. Naja. Hat auch keiner gesehen, oder? Also... genaugenommen kann er sie gar nicht anzeigen, dann müsste er ja zugeben, dass er im Halteverbot gestanden ist. Da hat er auch ziemlich Mitschuld, da ist es eigentlich nur gerecht, wenn sie das so machen, dass sie jetzt weiterfahren und den eigenen Schaden selbst zahlen, soll er doch auch machen, wenn er hier schon parkt, im Halteverbot einer Baustelle für ein neues, schickes Appartementhaus in der traumhaft schönen Munich Area.

Montag, 16. Januar 2006, 12:15, von donalphons | |comment

 
Ich bitte altbekannte "Berlin ist doch so ein schönr Spielplatz ich weiss gar nicht was der Don hat"-Kommentatoren auf die Barrikaden, um nun auch die Münchner gegen meine Gemeinheiten in Schutz zu nehmen ;-)

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Diese Schnösel? Da sei hanseatische Arroganz vor :-)

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Wen interessiert denn das Geschehen östlich der Elbe und südlich des Limes?

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Und Ihr fühlt Euch nicht ein klein wenig doppelmoralisch? Ich mein ja nur.

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Ich fühle mich gänzlich unmoralisch :-)

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Moralische Entrüstung ist Neid mit einen kleinen Heiligenschrein. H.G. Wells in: "Die Zeitmaschine"

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Die Berliner sind einfach moralisch im Plus. Weil sie sich keinen Z4 leisten können, fahren sie auch keine kleinen Kinder tot.

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Für das Kind ist es, nehme ich an, unerheblich, ob es vom neuen Münchner Z4 totgefahren oder vom Berliner abgewirtschafteten Opel tödlich verletzt wird.

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Müncheh mag nicht jeder. Mit durchaus dem ein oder anderen Grund. Auch der famose Harald Martenstein hat seine Abneigungen inzwischen der Welt kund getan.

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München hat durchaus seine netten Seiten. Nur ist die Dichte an aufdringlichen gelackten Adabeis höher als in den meisten anderen deutschen Städten (kein Vergleich allerdings mit Baden-Baden oder Homburg)
, und die Art und Weise, wie dort mit dem Thema "Sauberkeit im öffentlichen Raum" umgegangen wird, hat etwas von Blockwartmentalität.

Also das genaue Gegenteil von Berlin.

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Nun, natürlich kann man in München nicht nach einem Kneipenbesuch mit der dort aufgegabelten Soziologie-Hobbylustdamenstudentin vor der Tür umkippen im Wissen, dass da wahrscheinlich irgendwo eine alte Matratze liegt. Das geht nur in Berlin. Solange man nicht das Pech hat natürlich, dass die matratze zum selbigen zeitvertreib von Hunden und Kakerlaken benutzt wurde. Oder man doch eher auf Glasscherben fällt. Oder auf ein Autowrack. Oder einen anderen Slumbewohner.

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Während es ausschließlich in Bremen möglich ist, mit einem Joint im Mund ungeschoren der Verhaftung von Junkies zuzuschauen. Jau, Bremen hat´s!

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Moment, Che!
Baden-Baden ist die Stadt der lebenden Toten. Aufdringlich gelackt schauen die nur aus, weil sie durch den Bestatter langfristig haltbar gemacht wurden. Das nennt man mittelfristige Arbeitsplanung.

Wobei ich wette, dass während der nächsten kalten Nächte wieder einige morgens in der Gönner-Anlage gefunden werden. Erfroren trotz Nutria und Rollstuhlsitzheizung.

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Nun, Du hast sie so hübsch zurechtpräpariert, dass ich es nicht merkte. Dein Formalin mit Azzarro-Duftnote ist unschlagbar.

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Baden Baden ist der Hort der Lebendigen gegen Bad Abbach. Bad Abbach ist wirklich hart.

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Bad Kissingen ist auch recht reif.

Prinzipiell alle Kurorte, die ein wenig am A.. der Republick liegen. Wobei die Kurorte ja noch Dienstleistungspersonal haben. Ein mecklenburgisches Dorf ist dagegen der lebendige Friedhof.

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Wie jetzt? Baden-Baden ist doch großartig, wunderschön, und gutes Essen haben sie da auch. Bad Kissingen kenne ich nicht, aber wenn ich mal alt bin, so richtig alt, steinalt eben, dann packe ich meine Siebensachen und ziehe nach Baden-Baden.

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Da würde ich dringend raten wollen, russisch zu lernen - die neuen Oligarchen eifern dem alten Adel nach. Ausserdem würde ich raten, aus Berlin einen Lastwagen Gelsenkirchener Barock mitzunehmen, am besten das billige, dunkle, schwere Zeug, dann ist der Lebensabend durch den Verkauf an die Russen auch gesichert.

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Baden-Baden hat einen morbiden Charme, das ist es doch, was Frau modeste so anzieht, oder?

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Ach ja, wem Baden Baden gefällt, auch mit dem vielen Neureichen aus dem Osten Europas, für den habe ich noch einen Tipp:

Bad Gastein im Salzburger Land. Hatte seine grosse Zeit auch Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts, wie Baden Baden mit vielen Bauten aus der Belle Époque.

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Hmm, pflegte der russische Adel früher nicht Französisch zu sprechen, und zwar besser als die eigene Muttersprache, die meist nur so eine Art Ammen-Kinder-Russisch war?

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Ich würde immer Meran empfehlen. Nichts bröckelt schöner. Und im Winter ist man schnell in Venedig. Und zum Abnehmen kann man je nach Gusto Berge und Hügel besteigen.

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Dorf Tirol (einfach ein paar Dutzend Meter oberhalb) oder das Grand Hotel am Karer Pass.

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Als Münchner würde ich es ehrlich gesagt ganz praktisch finden, wenn mal ein paar mehr der Zureisefreudigen sich anstelle des Südens für Hamburg (Tor zur Welt, you know?), Berlin (Haupstadtmetropole) oder von mir aus auch gern für Wanne Eickel in ein Loblied einstimmen würden.

Reimen sich bestimmt auch tolle Sachen drauf. Und mir würde es ungemein erleichtern, mir selbst meine selektive Toleranz zu bewahren!

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Im Managermagazin ist übrigens gerade ein Beitrag äh wohl eher Advertorial zu Baden-Baden. Unbestechlich wie in Zeiten der New Economy, die Jungs.

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Dorf Tirol! ELF jahre lang hat mich meine familie gezwungen, dort urlaub zu machen! ELF geschissene jahre! und ich war ein kind und konnte mich nicht wehren.

(abt. "das ist so sauber da, fast wie in deutschland")

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dabei hat Schoss Tirol doch soooo eine schöne romanische Burgkapelle. Und um die Ecke, in Naturns, ist einer der schönsten Pestfriedhöfe Europas.

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mag sein, mag sein. aber nach 11x schloß tirol, 11x brunnenburg, 11x schloß trautmannsdorf, 11x st. peter und wie sie alle heißen reicht's dann halt auch mal. zumal meine eltern nicht soo die kultururlauber sind.

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Bei mir waren es 10x Schönwald im Schwarzwald. In diesem Leben muss ich nicht noch einmal in den Schwarzwald.

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Mhm. Ich betrachte Ortschaften wie Dorf Tirol nur unter dem Aspekt, dass da geile Kletterwände in Reichweite sind und man sich anschließend in großzügigen Wellnesslandschaften erholen kann. Urlaub, bei dem der Körper nicht zum Limit und darüber hinaus gefordert wird ist ja eh Blödsinn.

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mach mal mit mir kultururlaub, da werden körper *und* geist bis zum limit gefordert.

(einmal hab ich im park von hampton court vor erschöpfung eine stunde lang im schatten einer kegelförmigen eibe geschlafen, mitten auf dem rasen, tief & fest.)

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Aber das Auto sieht so viel besser aus als vorher, um auch mal etwas Positives anzumerken. Die lädierte Flanke gibt ihm eine persönliche Note, die dieses weniger geglückte Bajuwaren-Designbeispiel sonst gar nicht hat. Geradezu ein Hauch von Verletzlichkeit und Vergänglichkeit umweht ihn.

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Einen Eimer Spachtelmasse, ein wenig Farbe und er kann sich wiedser sehen lassen.

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ach wo, in dem zustand nimmt es jede puppe zu höchstpreisen.

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So gibt es auch für die fränkischen und Münchner Globalisierungsverlierer unter ihren Anhängern mal die Möglichkeit - zumindest von vorne - ein vorzeigbares Auto zu haben.

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Der Vollständigkeit halber: es gab (meines Wissens nach jedenfalls, ich bin kein BMW-Profi) nie einen Z2. Nur Z1, Z3 und Z4.

Gemeint war wahrscheinlich der Z3 - ja, das Auto, was erst Bond fuhr, aber dann jede bessere Blondine hatte, die sich mehr gönnen wollte, als den Marketing-Anja-MX5.

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Danke für den Hinweis - ich kenne mich mit sowas nun wirklich nicht gut aus (ich bin ja auch keine Neocon-Puppe mit Nuttenflitscherl).

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Gern :-)

Ich dachte, die Dinger heißen Ludenschleudern? Andere Bundesländer, andere Sitten... :-)

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Ludenschleudern sind dann doch eher die Corvettes und Dodge Vipers, häufig allerdings auch getunte Audi RS sonstwas.

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Zur weiteren Vervollständigung der Vollständigkeit sei noch ergänzt: Bond fuhr keinen Anjatanja-Z3, sondern einen Z8.

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Da muß ich als alter Bond-Fan korrigieren
Der erste BMW, den Bond fuhr, war der Z3, und zwar in "Golden
Eye". In "The World Is Not Enough" fuhr er dann sowohl einen
7'er wie auch den (tatsächlich wunderschönen) Z8 (der preislich deutlich über dem Sekretärinnen- und Startuppergehalt liegt).

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Die Corvette C3 aus den 7oern war die klassische Ludenkutsche



7 Liter V8 big block/400PS, aber nur Blattfedern. Heute der Albtraum, technisch wie für die Geldbörse.

Mittlerweile wird in diesen Kreisen auch gerne Mercedes oder BMW gefahren. Aber mit AMG/Abt/M4 oder andere Tuner-Logos am Heck.

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@sdfw: Und ich dachte immer, Bond hätte Geschmack.

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Insbesondere der Stingray. Für den normalen Geldbeutel gab es den Opel GT als kleinbürgertaugliche Replika.

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@honeystick: Ruhig, ruhig. Inzwischen fährt er ja auch wieder einen Aston Martin. Alles ist wieder in Ordnung beim MI-6 (im Gegensatz zum BND ;-)

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Honeystick? Ich hab heute morgen beim Schminken wohl wieder etwas übertrieben.

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Ach komm Honey, der will nur schäkern ;-)

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Eben. Hab Dich nicht so! :-)

(nichts geht über freudsche Fehlleistungen)

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nanana, schon wieder die autobanausen am werk. *seufz* die 67er corvette "stingray" in schwarz mit speichenfelgen ist ja wohl ein hammer und never ein ludenauto. wie auch gleichnamige serie aus den 80ern beweist. (ungefähr sowas, obwohl es schönere (altmodischere) speichenfelgen gibt).

es wundert mich immer wieder, daß ein fußball-feind euch was über autos erzählen muss... :))

gruß,
asleif

p.s.: viel spaß mit der bundeswehr, dem bnd und den rfid-wm-tickets...
p.p.s.: sorry, das war mal wieder vollkommen zusammenhangslos... *grins*

/edit: das isses... ;)

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Das Corvette-Modell C2 von 1963 bis 1967 hatte den Namen "Sting Ray" (auseinander geschrieben). Das C3-Modell wurde 1968 ohne Zusatzbezeichnung und ab 1969 wieder als "Corvette Stingray" (nun zusammen geschrieben) verkauft.

Das 1967er Modell ist so "berühmt", weil sich die Liebhaber einig sind, dass es die beste Optik hat.

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