Residenz

Das Parvenütum, der Niedergang, die Verkommenheit und der Abstieg als solcher kommt in der Bürgerlichkeit nicht in zerschlissener Kleidung daher, sondern in Worten. In Worten, die gross klingen und doch nur klein sind. In Beschreibungen, die Exzeptionelles ausdrücken sollen und bald von noch exquisiteren Formulierungen für das nächste Bauprojekt übertroffen werden. In Auslassungen zum Material, denn Stahlbeton klingt so gar nicht warm und schön, wie es ansonsten angepriesen wird.



Sie nennen es Residenz. Residenz klingt nach viel und kann viel bedeuten. Selbst Altersheime, in denen sie mit verseuchten Lungen und matschigen Hirnen vor sich hinsiechen, sind Residenzen, aber das hier ist natürlich nochmal besser. Hier gibt es noch Tiefgaragen, und überhaupt soll man hier aktiv sein, das Leben nochmal geniessen, was man auch tun kann, wenn man Preise von über 3500 pro Quadratmeter akzeptiert. Residenz eben. Palast trauen sie sich nicht sagen, für die Maximalgrösse von 110 Quadratmeter wäre es wirklich nicht angemessen. Aber täglich bleiben die, die schon ihren Residenzanteil gekauft haben, stehen und bewundern das Werden der Residenz an der Stelle, wo sich ein angemessenes Haus vor zwei Jahren noch gut in den architektonischen Bestand eingefügt hat. Wenn hier erst mal die Glasfassade steht, wird das anders sein.

Residenz. Noch nicht mal 30 Zimmer haben, aber das Maul aufreissen. Plebs, widerliches.

Freitag, 20. Januar 2006, 00:22, von donalphons | |comment