Fluch über die Megaplexe

Bambi für die Kleinsten, zum Beispiel die Kinder, die von der Sparkasse Karten bekamen. Für eine Spezialvorführung Karl May oder Bernhard und Bianca. Atelier und Palette dann für die Älteren. Das Atelier war ziemlich klein, in den 70er Jahren wurden dort Pornos gezeigt, und später dann die Filme aus Frankreich für kleines Publikum.



Ich wünsche, und das ohne jeden moralischen Schuldkomplex, all den Managern der grossen Kinoscheunen draussen vor den Städten nicht nur die Pleite, die sie ohnehin ereilen wird. Tinseltown ist meistens Scheisse, der Film als solcher hat sich verbraucht und ist als Kunstgattung marginalisiert. Kein Wunder, dass Ballerspiele längst mehr einbringen als die digitalisierte Kotze vom Pazifik für die sieben Därme der Verwertungsindustrie. Ihr Untergang ist sicher, den braucht man ihnen nicht wünschen, zu gross, zu dumm, zu sehr Verarsche, das geht nicht gut. Ihre billigen Betonbordelle sollen leer sein, in ihnen sollen die erfolglosen Megadiscos Pleite an Pleite reihen.

Aber was ich ihnen wünsche, den Verantwortlichen, den Gewinnmaximierern, den Grossistguten, das sind alle Geschlechtskrankheiten, am besten die erblichen, die fiesen, die mit Eiter und Schleim und abstossendem Verrecken, die ich mir als Teenager auf wundersame Weise auf den alten, roten Samtsesseln des Ateliers und der Palette nicht geholt habe, und ich schwöre, da hätte alles dabei sein können, denn so, wie man auf diesen alten roten Samtsesseln im Dunkeln liebt, so unbedingt, so jung, so masslos gierig, so liebt man nicht oft, schon gar nicht in irgendwelchen seelenlosen Bunkern vor der Stadt, und nur die Unschuld der Gier, glaube ich, hat damals all die Bazillen und Erreger weggebrannt, die über die Megakinokomplexmanagerschweine und ihre verdorbene, mit den Marketinghuren erfickte Drecksblagenbrut kommen soll bis ins siebte Glied

für das, was sie dem Film und dem Kino angetan haben.

Mittwoch, 1. Februar 2006, 22:23, von donalphons | |comment

 
Druck' ich aus und hänge es dem versifften Ex-Ufa-Cinestar hier um die Ecke an die Tür.

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Man sollte es vielleicht beamen. Schön gross. Dann wirkt es besser.

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Ja ...
... WOHL.

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Die Multiplexkino machen ab 26% Auslastung Gewinn, genau das, was Banker eine Geldmaschine nennen. Wo sie entstanden sind, gibt es keine anderen Kinos mehr. Jeder, der überhaupt ins Kino will, muss da rein. Unterm Strich kann man sich also nur schwer vorstellen, dass die Pleite gehen. Höchstens wenn Sie das Geld in Filme oder Immobilien investieren. Aber auch dann füllen sich die Kassen ja gleich wieder.

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Na, das stimmt alles so nicht.

Hier in Dresden hat es in den letzten Jahren zwei Multiplexe "erwischt" (interessanterweise beide mehr oder weniger innenstädtisch gelegen). Und unabhängig von den verbliebenen Multiplexen gibt es eine durchaus gesunde Szene von kleineren und mittleren Kinos.
Ich sehe auch durchaus die Berechtigung für beide Formen.

In kleineren Städten sieht das dann aber wohl weniger ausgeglichen aus.

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In München gab es schon ein paar ordentliche Krisen, und auch hier schaut es im Blockbusterschuppen gar nicht gut aus - irgendwas wie 40% unter den Erwartungen, für die anderen ist es trotzdem schlimm.

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Wir sind ja hier eine Altherrenrunde: Das grösste Problem der Multiplexe ist die Ausrichtung auf ein junges, jugendliches Publikum - Popcorn schmeissen und so weiter. Leider verballert die Zielgruppe mittlerweile ihr Geld lieber durch Handy-Gespräche und Klingeltöne. Der Film wird aus dem Netz gesaugt oder als DVD geliehen und im elterlichen Wohnzimmer mit Breitwand-TV, Beamer und x.1-Suround konsumiert. Allein im Jahr 2005 gab es ein Besucherminus von 20%. Es wirs also eng. Dazu noch der Inbestitionsbedarf: Viele Multiplexe sind in die jahre gekommen und müssten grundrenoviert werden, das Popcorn und Bier hat seine Spuren hinterlassen. Dazu noch die anstehenden digitale Projektion. Da kommt einiges zusammen.

Jetzt wird auf ältere Besucher gesetzt. Nur: Ein paar Kristall-Leuchter statt Halo-Spots und Lesungen im Kinosaal machen aus einem Multiplex kein grosse Kultur.

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Lesungen in Multiplex gehen gar nicht: Viel zu grosse Bühnen, viel zu harter Raumabschluss, und wenn es hell ist, ist die Atmosphäre zu kalt.

Das Problem der Kinos ist auch die Geschwindigkeit, mit der Filme auf DVD und damit als DiVX im Netz sind. Ich sage nur: Napster. Das kommt auch für Filme. Zu Sylvester hat mich mein Provider für lau von 1200 auf 2000 kb Download hochgeschraubt, einfach so. Und was auf vielen Schulrechnern passiert, ist nchmal eine andere Sache.

Natürlich versucht man dann, die Älteren zu ködern - Leute wie meine Eltern, jenseits der 60. Nur fühlen die sich in den grossen Schuppen völlig daneben, weil deren Kinoerleben von anderen Raumerfahrungen geprägt ist.

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Don, Du bist auch nicht 1,95... Ab einer gewissen Körpergröße sind Multiplexe eine Erlösung: Endlich schmerzfrei ins Kino gehen könnten.

Und was das Versiffte betrifft: Die meisten Kulturkinos sind der Garten Eden für alles Eklige. Nur finden die Freunde verwackelter dänischer Drogenträume in Super 8 das dann wahnsinnig hip.

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Mei, i bin hoid so a vahuzlta baya. Und a pfund dreck braucht da mensch im joah - das ist das Geheimrezept meiner Familie, um jetzt schon seit 4 Generationen laufend über die 90 Jahre zu kommen - "den Polackn pack i no", sagte meine Grossmutter über Joe Paul2, und Recht hat sie gehabt. Wie immer.

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26%! Die machen auch noch fett Geld, wenn sie halb leer spielen. Deren einziges Problem ist ihre Gier. Sie dürfen diese Häuser nicht zu eng nebeneinander bauen, und sie dürfen nicht in fremden Branchen investieren. Ist trotzdem passiert. Im Augenblick konsolidieren sie sich entsprechend, dh die Multiplexe sind für das Investment verbrannt. Pech für die Banker.
Die vielen kleinen Kinos werden von den Kommunen am Leben gehalten. Die zählen nicht.

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Es gibt in Nürnberg ein paar alte kleine Kinos, die gehören dem gleichen Mann wie das große örtliche Multiplexkino, sind heute quasi ein Hobby von ihm (mit denen hat er angefangen). Sein Multiplexkino verhält sich zu den Ketten-Multiplexkinos allerdings etwa so wie eine bessere Pizzeria zu einer Burger-King-Filiale.

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hier in ffm entdeckt man derweil das stilvolle kino für die ältere generation, weil eh schon alles voller multiplexe ist, in denen überall der gleiche dreck rennt. da geht halt auch keiner mehr hin. die hiesige kinokrise ist also eigentlich eine multiplex-krise.

es gibt da den mann, der die kleine ambitionierte "harmonie" leitet, der hat jetzt auch das "cinema" übernommen. konzept: kein popcorn, kein bier, dafür schicke innenarchitektur (das macht praktischerweise die gattin).
dafür kann man bei "orfeo's erben" gleich noch prima essen gehen. und mit welcher hartnäckigkeit sich das von anfang an totgesagte "valentin" hält, ist schon mehr als erstaunlich. diese schicken kinos gehen dann auf kosten der arthouse-schuhschachteln - aber ich geh auch lieber wohin, wo ich den kaffee vorher nicht aus dem automaten bekomm und nicht in engen foyers herumstehen muß.

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Als 2-m-Mann mit Knieproblemen kann ich die Vorliebe von tknuewer für die modernen Kinos durchaus nachvollziehen. Für mich sind Kinoerlebnisse (wie auch Theater- und Konzertbesuche) oft sehr schmerzhaft. Im Theater kann man wenigstens zwischen den Szenen mal kurz aufstehn.

Trotzdem habe ich ein Faible für die alten kleinen Kinos.

Ansonsten finde ich, daß man den meisten Mulitplexen ansieht, daß sie mit billigsten Mitteln in die Landschaft gerotzt wurden. Im Regelfall primitivste Billig-Architektur.

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In Punkto Multiplexkino-Architektur sei dir ebenfalls der Besuch in Nürnberg nahegelegt. Man kann über diese Architektur streiten, gerade in der Nürnberger Altstadt, aber billig sieht sie nicht aus. Am besten sieht zugegebenermaßen das Imax aus, denn das ist bis auf den Kassenbereich komplett unter der Erde.

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Hahahaha, genau dort habe ich vor über zehn Jahren zweimal einen Film NICHT gesehen: Wird erst ab fünf Zuschauern gezeigt, sagten sie, und schickten mich wieder heim.
Nichtexistente Kino-Kultur kann man nicht kaputt machen.

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Dann gehn wir mal in das kleine Kino in der Ponschabstrasse, da wirst Du Dich aber wundern, wenn Du das Programm siehst.

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Mein Beitrag zum Thema Kino-Architektur:

Odeon

Wenn man das sieht, hätte man grosse Lust die Multiplexe in die Luft zu jagen.

Florenz 2005

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@ strappato:
Naja, hier in München gibts noch ein paar solcher Schmankerl. Zwei davon gehören demselben Inhaber, das Filmtheater am Sendlinger Tor und das Tivoli-Theater, s. http://www.filmtheatersendlingertor.de/ .
Oder das Filmcasino am Odeonsplatz...

Alles schöne alte Kinos, die immer noch ihren Markt haben.
Und das ist gut so!

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