Dirt Picture Contest - Berlin im Regen
Der eine Laden, der vor wenigen Wochen noch gut gefüllt war, hat dicht gemacht, ohne Nachfolgeadresse. Wahrscheinlich landen die Stücke in dem Viertel mangels Abnehmer jetzt wieder auf der Strasse, einfach so, nicht in Kisten und einem "Zu verschenken"-Schild, wie dort, wo ich gerade wohne. Das ist der Unterschied zwischen normal und schick, es kommt nur darauf an, es richtig zu verkaufen.
Wenig später fallen die ersten Tropfen. Eine alte Frau in beige steuert auf einen Busch am Strassenrand zu. Sie bückt sich mühsam, klaubt eine Flasche auf, noch eine, geht zwei Schritte weiter, bückt sich ganz langsam, und stochert mit dem Stock hinein. Irgendwann hat sie es geschafft. Sie hebt die Flasche auf und verstaut sie in ihrer grossen, schwarzen Tasche, die recht neu und kaum verbeult ist. Als sie sich aufgerichtet hat, prasselt der erste Regenschauer über den Asphalt. Sie geht langsam weiter.
Weiter vorne werden hektisch blaue Plastikbahnen über die auf der Strasse ausgestellten Waren gezogen. In der plötzlichen Dunkelheit den Nachmittags glimmen die roten Lichter eines Sexkinos auf. Unter der Markise haben ein paar Leute Schutz gesucht, aber aus der Tür kommt ein kleiner Dicker mit schwarz glänzender Lederjacke und scheucht sie weiter.
Im besseren Viertel ist es fast schon wieder vorbei, die Schirme werden bald zusammengeklappt. Die schweren Tropfen fallen von den Stühlen, vom Müll und dem Einkaufswagen, und sie werden noch Stunden später die Strasse feucht glänzen lassen, als hätte jemand mit einem gigantischen Mischmob durch Berlin gefegt, den kühlen Geruch einer vorgetäuschten Sauberkeit hinterlassend.
Wenig später fallen die ersten Tropfen. Eine alte Frau in beige steuert auf einen Busch am Strassenrand zu. Sie bückt sich mühsam, klaubt eine Flasche auf, noch eine, geht zwei Schritte weiter, bückt sich ganz langsam, und stochert mit dem Stock hinein. Irgendwann hat sie es geschafft. Sie hebt die Flasche auf und verstaut sie in ihrer grossen, schwarzen Tasche, die recht neu und kaum verbeult ist. Als sie sich aufgerichtet hat, prasselt der erste Regenschauer über den Asphalt. Sie geht langsam weiter.
Weiter vorne werden hektisch blaue Plastikbahnen über die auf der Strasse ausgestellten Waren gezogen. In der plötzlichen Dunkelheit den Nachmittags glimmen die roten Lichter eines Sexkinos auf. Unter der Markise haben ein paar Leute Schutz gesucht, aber aus der Tür kommt ein kleiner Dicker mit schwarz glänzender Lederjacke und scheucht sie weiter.
Im besseren Viertel ist es fast schon wieder vorbei, die Schirme werden bald zusammengeklappt. Die schweren Tropfen fallen von den Stühlen, vom Müll und dem Einkaufswagen, und sie werden noch Stunden später die Strasse feucht glänzen lassen, als hätte jemand mit einem gigantischen Mischmob durch Berlin gefegt, den kühlen Geruch einer vorgetäuschten Sauberkeit hinterlassend.
donalphons, 12:33h
Dienstag, 4. April 2006, 12:33, von donalphons |
|comment
maternus,
Dienstag, 4. April 2006, 16:45
Warst du auch schon vor einer Woche in Berlin und hast die finstere Nacht dazu genutzt, dir für die Verhandlungen um den Erwerb diverser Lüster ein Druckmittel zu besorgen oder wer hat den Tresor geklaut?
... link
donalphons,
Dienstag, 4. April 2006, 20:38
Hätte ich ihn geklaut, dann wage ich zu vermuten, dass es mitnichten ein allzu grosses Vergnügen gewesen wäre. Wer traut schon Schätzungen von Lokalbetreibern?
... link
... comment
waschsalon,
Dienstag, 4. April 2006, 18:32
ich finde ja, berlin sieht nie sauber aus. das hat es übrigens mit köln gemeinsam.
... link
donalphons,
Dienstag, 4. April 2006, 20:37
Berlin ist nie sauber, insofern ist es schwer zu sagen, wie es denn sauber aussehen würde.
... link
waschsalon,
Mittwoch, 5. April 2006, 14:24
siehste maternus, das mein ich auch.
und don: ich vermute, sauber sähe es auch nicht viel besser aus. vielleicht sogar verlogener. manche stadt braucht den schmuddel um authentisch zu sein. so wie paris zum beispiel. oder bottrop.
und don: ich vermute, sauber sähe es auch nicht viel besser aus. vielleicht sogar verlogener. manche stadt braucht den schmuddel um authentisch zu sein. so wie paris zum beispiel. oder bottrop.
... link
... comment
zonebattler,
Dienstag, 4. April 2006, 23:52
Ich nehme mal an...
...daß der Don »Wischmopp« geschrieben hätte, wenn er einen solchen gemeint hätte. Was aber ist denn der ähnlich klingende »Mischmob«? Eine multi-ethnische, laut pöbelnde Zusammenrottung aufgebrachter Menschen? Und würde die beim durch-Berlin-fegen die Straßen hinterher nicht eher desolater erscheinen lassen denn sauberer?! Ach ja, die Hauptstadt ist schon wundersam, zumal aus fränkisch-provinzieller Perspektive...
... link
... comment
jinxi,
Mittwoch, 5. April 2006, 03:03
Ach, so vornehm
Alphonso schrieb:
Im besseren Viertel ist es fast schon wieder vorbei ...
Jinxi antwortete:
Ach, Don, haben Sie dies folgende mal gelesen? Nein, nicht wahr? Nie oder? Also, Don: TOLLE LEGE:
AMBITION is like choler; which is an humor that maketh men active, earnest, full of alacrity, and stirring, if it be not stopped. But if it be stopped, and cannot have his way, it becometh adust, and thereby malign and venomous. So ambitious men, if they find the way open for their rising, and still get forward, they are rather busy than dangerous; but if they be checked in their desires, they become secretly discontent, and look upon men and matters with an evil eye, and are best pleased, when things go backward; which is the worst property in a servant of a prince, or state ... (Francis Bacon)
Interessant, oder? Da hilft auch kein Dr. Dean mehr ...
Im besseren Viertel ist es fast schon wieder vorbei ...
Jinxi antwortete:
Ach, Don, haben Sie dies folgende mal gelesen? Nein, nicht wahr? Nie oder? Also, Don: TOLLE LEGE:
AMBITION is like choler; which is an humor that maketh men active, earnest, full of alacrity, and stirring, if it be not stopped. But if it be stopped, and cannot have his way, it becometh adust, and thereby malign and venomous. So ambitious men, if they find the way open for their rising, and still get forward, they are rather busy than dangerous; but if they be checked in their desires, they become secretly discontent, and look upon men and matters with an evil eye, and are best pleased, when things go backward; which is the worst property in a servant of a prince, or state ... (Francis Bacon)
Interessant, oder? Da hilft auch kein Dr. Dean mehr ...
... link
donalphons,
Mittwoch, 5. April 2006, 10:44
Soll ich mal was aus dem Arba´a Turim des Jakob ben Asher zitieren? Nur um zu zeigen, dass ich auch tole Texte abschreiben kann und etwas ältere Autoren kenne?
Bacons Ambitions endeten mit 22000 Pfund Schulden, Deine Ambitions hier jedoch nur mit einem Achselzucken - hör auf, hier Leute anzupöbeln, und Du kannst eine gute Zeit haben, fahre aber fort, und Du wirst Dir ein anderes Betätigungsfeld suchen müssen.
Ihr anderen, tut mir den Gefallen und geht hier nicht weiter auf ihn ein.
Bacons Ambitions endeten mit 22000 Pfund Schulden, Deine Ambitions hier jedoch nur mit einem Achselzucken - hör auf, hier Leute anzupöbeln, und Du kannst eine gute Zeit haben, fahre aber fort, und Du wirst Dir ein anderes Betätigungsfeld suchen müssen.
Ihr anderen, tut mir den Gefallen und geht hier nicht weiter auf ihn ein.
... link
... comment