Die räudige Mähre an den Abdecker verkaufen
Ich hatte mal mit der Financial Times direkt zu tun. Da hatte ein Spirituosen- und Muckemilliardär für einen von ihm bezahlten und - wie später bekannt wurde - am Rande des Kriminellen geführten Verein mit einem brunzblöden Editorial die transatlantischen Beziehungen in einem recht sensiblen Umfeld an den Rand der Katastrophe gebracht. Erst als sein Untergebener in Europa angekrochen kam und alles ein Missverständnis sein sollte, renkte sich das wieder so weit ein, dass am Ende zumindest das jetzige Bundeskanzler (das Sun-Seite1-Girl) sich nicht zu schade war, diese Organisation zu hofieren - angesichts der weiteren Entwicklung des Vereins mal wieder ein Griff ins Klo.
Damals schrieb ich ein grosses Feature über die Kräfte, die das transatlantische Verhältnis ruinierten, sei es mit den sinnlosen Programmen auf Kosten der Berliner Republik zum Erhalt ihrer Stellen (1,4 Mitarbeiter pro handverlesenem Gastaufenthalt der Kinder der Freundeskreise der leitenden Mitarbeiter, ein Buttler und am Abend ein Stripper oder ein Freudenmädchen wäre billiger gewesen), oder eben Brachialcholeriker wie obiges Beispiel. Nachdem sich alle Welt fragte, wie die FT so einen Dreck abdrucken konnte, hakte ich bei einem ehemaligen Mitarbeiter nach. Und bekam eine Antwort. Die mich zart lächeln lässt, wenn ich heute vernehme, es gäbe in den Topmedien noch unabhängigen Journalismus, und problematisch wären allenfalls schweissflecklöschende, freie Mitarbeiter.
Insofern freut mich heute die Meldung, dass die Mutterfirma der FT, das Verlagshaus Pearson, den Verkauf der FT nicht mehr ausschliesst. Vermutlich werden da längst Zigarren an den Kaminen der britischen Private Equity Firmen geraucht. Ein, zwei Namen mit einem hübschen Portfolio, die für anstehende Exits gute Presse bräuchten, fallen mir da ein, zumal die Kosten für so ein schlingerndes Flackschiff mit Geldlecks und Wasser bis ins erste Kanonendeck nicht mehr allzu hoch sein dürften. Und der deutsche Ableger, der bislang enorme Verluste eingefahren hat, könnte dann den Beweis antreten, dass sie Wirtschaftskompetenz und Neoliberalismus bis zum im Strassengraben verrecken nicht nur abdrucken, sondern auch praktizieren: Ab mit den Leuten zu Hartz IV und ein bodenloses Fass weniger in den Bilanzen von Pearson und G+J.
Und bitte: Bei den abartig miesen FTD-Bloggern anfangen.
Damals schrieb ich ein grosses Feature über die Kräfte, die das transatlantische Verhältnis ruinierten, sei es mit den sinnlosen Programmen auf Kosten der Berliner Republik zum Erhalt ihrer Stellen (1,4 Mitarbeiter pro handverlesenem Gastaufenthalt der Kinder der Freundeskreise der leitenden Mitarbeiter, ein Buttler und am Abend ein Stripper oder ein Freudenmädchen wäre billiger gewesen), oder eben Brachialcholeriker wie obiges Beispiel. Nachdem sich alle Welt fragte, wie die FT so einen Dreck abdrucken konnte, hakte ich bei einem ehemaligen Mitarbeiter nach. Und bekam eine Antwort. Die mich zart lächeln lässt, wenn ich heute vernehme, es gäbe in den Topmedien noch unabhängigen Journalismus, und problematisch wären allenfalls schweissflecklöschende, freie Mitarbeiter.
Insofern freut mich heute die Meldung, dass die Mutterfirma der FT, das Verlagshaus Pearson, den Verkauf der FT nicht mehr ausschliesst. Vermutlich werden da längst Zigarren an den Kaminen der britischen Private Equity Firmen geraucht. Ein, zwei Namen mit einem hübschen Portfolio, die für anstehende Exits gute Presse bräuchten, fallen mir da ein, zumal die Kosten für so ein schlingerndes Flackschiff mit Geldlecks und Wasser bis ins erste Kanonendeck nicht mehr allzu hoch sein dürften. Und der deutsche Ableger, der bislang enorme Verluste eingefahren hat, könnte dann den Beweis antreten, dass sie Wirtschaftskompetenz und Neoliberalismus bis zum im Strassengraben verrecken nicht nur abdrucken, sondern auch praktizieren: Ab mit den Leuten zu Hartz IV und ein bodenloses Fass weniger in den Bilanzen von Pearson und G+J.
Und bitte: Bei den abartig miesen FTD-Bloggern anfangen.
donalphons, 20:36h
Montag, 24. April 2006, 20:36, von donalphons |
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nixxon,
Montag, 24. April 2006, 21:27
mir kommt ftd vor wie der kindergarten der deutschen marktliberalen, äh, nee, marktextremisten. die bertelsmann-stiftung hätte sich vielleicht die besetzung ihres verlautbarungsorgans etwas besser überlegen sollen. jedenfalls hat ein thomas knüwer vom handelsblatt 19x mehr niveau. (ich weiß, dass er er hier auch postet und sage es: trotzdem)
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chat atkins,
Montag, 24. April 2006, 22:43
Wer seine Arbeit vornehmlich darin sieht, unternehmensfromme Texte ideologiekonform zusammenzupatschen, hat sich die daraus folgende Patschwörk-Biographie doch redlich verdient.
Eigentlich werden jetzt nur jene Gesetze auf die Redaktion höchstselbst angewandt, die sie immer in aller Radikalität propagierte. Insofern wären Reden und Tun bei der FTD endlich aus einem Guss - auch wenn's darunter regnet.
MfG
Eigentlich werden jetzt nur jene Gesetze auf die Redaktion höchstselbst angewandt, die sie immer in aller Radikalität propagierte. Insofern wären Reden und Tun bei der FTD endlich aus einem Guss - auch wenn's darunter regnet.
MfG
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strappato,
Montag, 24. April 2006, 23:27
... aber die Farbe gefällt mir.
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donalphons,
Dienstag, 25. April 2006, 00:53
Lachs ist immer noch besser als schimmelbrauner Hecht, keine Frage.
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hockeystick,
Dienstag, 25. April 2006, 11:58
Die Qualitätsjournalisten vom SpOn haben heute einen der unterirdischsten Artikel im Programm, die ich dort je gelesen habe. Ein Blogger nimmt eine Liste von 27000 Begriffen aus einem englischen Wörterbuch und zählt die Google hits. Nicht überraschend, liegen daraufhin englische Begriffe vorne, genaugenommen enthält die Liste der Top 100 logischerweise nur englische Begriffe, z.T. natürlich auch Fremdwörter.
Spiegel Online verortet nun den ersten "zweifelsfrei deutschen" Begriff "grippe" auf Platz 79. Wie man sich täuschen kann.
Die mangelnde Repräsentativität der Liste, was Fremdsprachen angeht, liegt natürlich an Google (...denn natürlich ist Google für das "außerenglische" Web weitgehend blind).
Mann oh mann. Ich glaubs nicht.
Spiegel Online verortet nun den ersten "zweifelsfrei deutschen" Begriff "grippe" auf Platz 79. Wie man sich täuschen kann.
Die mangelnde Repräsentativität der Liste, was Fremdsprachen angeht, liegt natürlich an Google (...denn natürlich ist Google für das "außerenglische" Web weitgehend blind).
Mann oh mann. Ich glaubs nicht.
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donalphons,
Dienstag, 25. April 2006, 12:16
Zu blöd zum Abschreiben, die Vorgosse der Bild.
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hockeystick,
Dienstag, 25. April 2006, 13:05
Wenn das hier SpiegelBlog wäre, könnte man noch anführen, dass das Aufholen des zweifelsfrei deutschen, dem Französischen entlehnten englischen Fremdworts "grippe" mit der "grippe aviaire" zu tun haben könnte, und dass das generelle Aufholen der dem Französischen entlehnten Fremdwörter in praktisch allen anderen Fällen offensichtlich an der seit 2003 korrigierten Behandlung von Akzenten durch Google liegt.
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donalphons,
Dienstag, 25. April 2006, 13:23
Das ist den Sonderschülern in der Aussenstelle der Rütlischule doch scheissegal.
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