Real Life 15.06.06 - Das grosse Kuchenfressen II
Im Winter ist die Gegend meist wie ausgestorben; der See zieht dann nur Eisläufer und Eisstockschützen an, aber kaum Gäste, die in dieser Gegend gesellschaftlich verkehren. Das ändert sich mit den Osterspaziergängen, und erreicht schliesslich um Sonnwend herum den Höhepunkt. Dann rufen die Bekannten nicht mehr an, um ihr Kommen anzubieten, dann veranstalten die diversen Grüppchen, Kader und Seilschaften eine lange Reihe von Gartenfesten, oftmals, wenn die Dame des Hauses in mehreren Zirkeln verkehrt, die sich natürlich allesamt spinnefeind sind, mehrmals hintereinander. Ende Juni ist es dann zu heiss für diesen Reigen der Eitelkeiten, aber bis dahin wird in den Gärten Kuchen gefressen und Kaffee gesoffen, und wer weniger als zwei Stück nimmt, wird verdächtigt, die Auswahl nicht goutiert zu haben, was das nächste Mal ein Übergehen bei der Einladung zur Folge haben kann. Was dem Berliner sein blauer Dunst über dem verbrannten Rasen des Mauer"parks" ist, ist hier der Geruch von Koffein über sattem, inzwischen oft gezielt verwildertem Grün, in dem man kaum den Schlund in die Geschmacklosigkeiten der Architektur besserer Kreise der späten 70er Jahre vermutet.
Man kann zu solchen Einladungen schlecht nein sagen, weil es als unhöflich gilt, und gerade du kannst diesmal nicht nein sagen, weil du der Sohn des Hauses bist, den Kuchen bringst und das letzte Mal schon geschwänzt hast - es muss übrigens ganz schrecklich gewesen sein, dieser Kreis requiriert sich aus Frauen, die auch nach 40 Jahren des Kinderquälens noch nicht genug davon haben und anderen Ratschläge geben, wie man die Brut am besten für ein Einserabitur abrichtet, und welche der totalitären Anstalten gerade die übelsten Leuteschinder zu bieten hat. Es war wohl wirklich gut, dass du nicht da warst und keine alten Geschichten über den H., den S. und den RR erzählt hast.
Diesmal ist das Motto Frauen mit arbeitendem Mann und missratenen Kindern, die sich vor allem für deutschsprachige Gartenzeitschriften und Kataloge - die Bibeln sind House & Garden und Unopiú - interessieren und damit nicht viel falsch machen können, denn wie das mit der Kreditkarte beim Bestellen geht, das haben sie inzwischen gelernt. Den Töchtern, die traditionell zu Fronleichnam kommen und über das Wochenende bleiben, um endlich mal die Winterreifen wechseln und Papa den kleinen Kundendienst machen zu lassen, wird eingeschärft, dass sie diese Gartenmöbel keinesfalls wegwerfen dürfen, wenn Mama dann doch endlich mal von der 500. eingebildeten Krankheit tatsächlich dahingerafft wird. Auch wenn eigentlich klar ist, dass die Tochter nie mehr als einen 5m²-Balkon ihr eigen nennen wird.
Du wählst Deine Gehässigkeiten so fein, dass Deine Gesprächspartnerinnen fast nicht irritiert sind, kaust am dritten Stück kuchen und schaust auf die Abiturienten-Rolex, wann es endlich so weit ist, dass du dich, ohne allzu höflich zu wirken, vom blumengesäumten Acker machen kannst, da kommt doch noch Rettung in Gestalt von B., die irgendwie von ihrer Mutter erfolgreich zur Teilnahme erpresst wurde. Du lässt Frau S. ziemlich schnell stehen, bringst B. ein Glas Sekt zum Betäuben und später noch eins, und überlegst, ob es
Sie ist noch bis Montag da, und der Anwalt, mit dem sie am Rhein zusammenlebt, muss eine ziemliche Schlaftablette sein, leider wohl genau die Medizin, die sie braucht und letztlich auch will. Irgendetwas ist hier im Grün dieser höllischen Gärten, oder vielleicht auch im Rosa der Torten, das sie vergiftet und ihnen, egal wo sie dann am Ende sind, die Krankheiten des Donautals, das immer und überall ist, mitgibt. Es macht ihr nichts aus, als du ihr erzählst, dass V., wegen dem sie sich beinahe mal ziemlich ernsthaft umbringen wollte, vor einem Jahr ausgerechnet die D. geheiratet hat und jetzt schon mit einem Balg, vor den Bauch geschnallt, sich auf dem Wochenmarkt zum Gespött macht, es ist ihr gleichgültig, da ist alle Hitze und Gier tot, irgendwann verkümmert, und in 20 Jahren, wenn der Wagen dann doch bei einer Vetragswerkstatt und nicht mehr bei Papi ist, wird sie auch solche Einladungen machen, ohne Abgründe und Untiefen, alles wird grün sein und in der Sommerhitze leben, nur nicht sie und ihre befreundeten Kadaver.
Man kann zu solchen Einladungen schlecht nein sagen, weil es als unhöflich gilt, und gerade du kannst diesmal nicht nein sagen, weil du der Sohn des Hauses bist, den Kuchen bringst und das letzte Mal schon geschwänzt hast - es muss übrigens ganz schrecklich gewesen sein, dieser Kreis requiriert sich aus Frauen, die auch nach 40 Jahren des Kinderquälens noch nicht genug davon haben und anderen Ratschläge geben, wie man die Brut am besten für ein Einserabitur abrichtet, und welche der totalitären Anstalten gerade die übelsten Leuteschinder zu bieten hat. Es war wohl wirklich gut, dass du nicht da warst und keine alten Geschichten über den H., den S. und den RR erzählt hast.
Diesmal ist das Motto Frauen mit arbeitendem Mann und missratenen Kindern, die sich vor allem für deutschsprachige Gartenzeitschriften und Kataloge - die Bibeln sind House & Garden und Unopiú - interessieren und damit nicht viel falsch machen können, denn wie das mit der Kreditkarte beim Bestellen geht, das haben sie inzwischen gelernt. Den Töchtern, die traditionell zu Fronleichnam kommen und über das Wochenende bleiben, um endlich mal die Winterreifen wechseln und Papa den kleinen Kundendienst machen zu lassen, wird eingeschärft, dass sie diese Gartenmöbel keinesfalls wegwerfen dürfen, wenn Mama dann doch endlich mal von der 500. eingebildeten Krankheit tatsächlich dahingerafft wird. Auch wenn eigentlich klar ist, dass die Tochter nie mehr als einen 5m²-Balkon ihr eigen nennen wird.
Du wählst Deine Gehässigkeiten so fein, dass Deine Gesprächspartnerinnen fast nicht irritiert sind, kaust am dritten Stück kuchen und schaust auf die Abiturienten-Rolex, wann es endlich so weit ist, dass du dich, ohne allzu höflich zu wirken, vom blumengesäumten Acker machen kannst, da kommt doch noch Rettung in Gestalt von B., die irgendwie von ihrer Mutter erfolgreich zur Teilnahme erpresst wurde. Du lässt Frau S. ziemlich schnell stehen, bringst B. ein Glas Sekt zum Betäuben und später noch eins, und überlegst, ob es
Sie ist noch bis Montag da, und der Anwalt, mit dem sie am Rhein zusammenlebt, muss eine ziemliche Schlaftablette sein, leider wohl genau die Medizin, die sie braucht und letztlich auch will. Irgendetwas ist hier im Grün dieser höllischen Gärten, oder vielleicht auch im Rosa der Torten, das sie vergiftet und ihnen, egal wo sie dann am Ende sind, die Krankheiten des Donautals, das immer und überall ist, mitgibt. Es macht ihr nichts aus, als du ihr erzählst, dass V., wegen dem sie sich beinahe mal ziemlich ernsthaft umbringen wollte, vor einem Jahr ausgerechnet die D. geheiratet hat und jetzt schon mit einem Balg, vor den Bauch geschnallt, sich auf dem Wochenmarkt zum Gespött macht, es ist ihr gleichgültig, da ist alle Hitze und Gier tot, irgendwann verkümmert, und in 20 Jahren, wenn der Wagen dann doch bei einer Vetragswerkstatt und nicht mehr bei Papi ist, wird sie auch solche Einladungen machen, ohne Abgründe und Untiefen, alles wird grün sein und in der Sommerhitze leben, nur nicht sie und ihre befreundeten Kadaver.
donalphons, 01:46h
Samstag, 17. Juni 2006, 01:46, von donalphons |
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el_loco,
Samstag, 17. Juni 2006, 12:12
Du armer Mensch wirst in Deiner Umgebung als "gute Partie" den Töchtern aus "besserem Hause" angedient? Immernoch keine Enkelchen? Keine zusammengelegten Höfe? Ich kenne es eher aus griechischen Bergdörfern: entweder vorgeben schwul zu sein oder die Alibifreundin mitbringen. Ansonsten kommt man von dem Kaffeetrinken und Erklärungen zum eigenen Leben abgeben nicht mehr weg (nein, sie meinen es nicht böse) ;-).
Für alle, welche jetzt ein Schmunzeln der Überheblichkeit auf den Lippen haben: Alte und Kranke werden dort nicht im Pflegeheim entsorgt. Die Abschiebung von Alten und Kranken führt zu sofortigem Gesichtsverlust in der gesamten Umgebung. Ein sehr lieber Bekannter hat seine an MS schwer erkrankte Frau 30 Jahre lang bis zu ihrem Tod mit einer unglaublichen Liebe gepflegt. Wer selbst schwerbehinderte Angehörige gepflegt hat, kann die Leistung würdigen. Wo stand noch gleich die Blechtonne?
Für alle, welche jetzt ein Schmunzeln der Überheblichkeit auf den Lippen haben: Alte und Kranke werden dort nicht im Pflegeheim entsorgt. Die Abschiebung von Alten und Kranken führt zu sofortigem Gesichtsverlust in der gesamten Umgebung. Ein sehr lieber Bekannter hat seine an MS schwer erkrankte Frau 30 Jahre lang bis zu ihrem Tod mit einer unglaublichen Liebe gepflegt. Wer selbst schwerbehinderte Angehörige gepflegt hat, kann die Leistung würdigen. Wo stand noch gleich die Blechtonne?
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donalphons,
Samstag, 17. Juni 2006, 12:23
Nein, ich werde nicht verhökert, ich bin für meinen Mangel an Gesellschaftsfähigkeit bekannt und hatte schon in der Schule Probleme, weil ich Leuten den Kirchenaustritt bezahlt habe und wusste - nicht wegen eigener Probleme, sondern einfach so - wo der nächste Abtreibungsarzt ist. Abgesehen davon passt mein Lebenswandel nicht zu dieser Gesellschaft. Aber ich denke, dass mein Part ohnehin der beste ist, den man hier haben kann.
Und was das Alter angeht: Da gibt es immer noch zwei Ansätze, wobei völlig klar ist, welcher bei uns gerade verliert. Theoretisch ist es immer noch so, dass man sich um die alten Leute kümmert, aber die Praxis wird stillschweigend hingenommen. Wenn man sie in das erste Haus am Platz steckt, ist die Sache eigentlich gegessen.
Und was das Alter angeht: Da gibt es immer noch zwei Ansätze, wobei völlig klar ist, welcher bei uns gerade verliert. Theoretisch ist es immer noch so, dass man sich um die alten Leute kümmert, aber die Praxis wird stillschweigend hingenommen. Wenn man sie in das erste Haus am Platz steckt, ist die Sache eigentlich gegessen.
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el_loco,
Samstag, 17. Juni 2006, 12:39
Immerhin bist Du zum Kaffee erschienen und hast etwas, wenn auch leicht ruppig, die Sozialkontakte gepflegt. Was macht ein nicht ganz repektabler an Fronleichnam? Blumen streuen, bei der Prozession die Hostie tragen oder eher in der hinteren Reihe mitlaufen? Nicht ganz respektabel zu sein (bayrisch: Grantler?) hat wirklich seine Vorteile. Als Halbgrieche hat man in jungen Jahren viiiel Zeit, bei Frauen wird viel mehr auf das Verfallsdatum geachtet. Seit meinem Vierzigsten ist die Sippschaft mir etwas von der Pelle gerückt, es ist aber ein Thema, welches dennoch mindestens einmal jährlich angesprochen wird. Ähnlich verhält es sich mit der moralischen Leitung meiner Taufpaten. Ich habe nie einen Hehl aus meiner Verbundenheit gemacht, Eingriffe in mein Leben immer entschieden abgewiesen.
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donalphons,
Samstag, 17. Juni 2006, 12:52
Ja, das mit den Blagen ist ein Dauerbrenner. Ich habe eine jüdisch-griechische Bekannte und kann das mit dem eigenen jüdisch-bayerischen Hintergrund vergleichen. Bayern geht, Griechen sind schlimm, aber Juden....
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el_loco,
Samstag, 17. Juni 2006, 13:04
Stimmt, die Religionszugehörigkeit und kulturelle Zugehörigkeit werden bei Juden über die mütterliche Linie vererbt? Das schafft zusätzlichen Druck ;-) Zum Glück fanden sich bei mir Leidensgenossen, mit denen man wirklich gute Griechenwitze machen kann. Wie hindert man die Mutter am Bügeln der Hemden und überhaupt an der Revision des Wäscheschrankes? Gar nicht, gewöhn' dich dran, unnötiger Widerstand ist sinnlos, es geht bis du oder sie auf dem Friedhof liegen. Zwei Wochen nicht anrufen ist so gut wie einmal enterbt. :-D
Als glücklicher Sisyphos werde ich mich der Sinnlosigkeit des Unkrautrupfens (es ist übrigens viel mehr Arbeit einen Garten gezielt verwuchern zu lassen, ohne daß es "unordentlich" aussieht. Germanisch sauber geht einfacher ;-) hingeben und gegen die Sinnlosigkeit des Leben ankämpfen.
Einen erholsamen Samstag für Dich.
Als glücklicher Sisyphos werde ich mich der Sinnlosigkeit des Unkrautrupfens (es ist übrigens viel mehr Arbeit einen Garten gezielt verwuchern zu lassen, ohne daß es "unordentlich" aussieht. Germanisch sauber geht einfacher ;-) hingeben und gegen die Sinnlosigkeit des Leben ankämpfen.
Einen erholsamen Samstag für Dich.
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donalphons,
Samstag, 17. Juni 2006, 13:09
Inzwischen hat hier der Regen weitere Planungen obsolet gemacht. Und man ist es ja gewöhnt, es ist nichts neues, und im Zweifelsfall kann man auch wieder weiterziehen. Was aber gar nichts bringt, ist Kühlschrankplündern, den räumt man nicht so schnell leer, wie er wieder voll wird.
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el_loco,
Samstag, 17. Juni 2006, 13:19
Laß' die Finger von der Bohrmaschine und vom Gipsbeutel, Sisyphos hätte auch mal Pause gemacht und auf jeden Fall geschrien: "Nehmt mir meinen Stein nicht weg!"
Btw., heute morgen lief im Fernsehen eine veraltete Doku über den Ausbau des Goya Club, besonderes Augenmerk habe ich den Kronleuchtern geschenkt. Wirklich sehr präsentabel, braucht aber hohe Decken. ;-)
Btw., heute morgen lief im Fernsehen eine veraltete Doku über den Ausbau des Goya Club, besonderes Augenmerk habe ich den Kronleuchtern geschenkt. Wirklich sehr präsentabel, braucht aber hohe Decken. ;-)
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der_immobilienmakler,
Samstag, 17. Juni 2006, 13:43
gartenfeste
es geht doch nichts darüber, auf der sonnigen terrasse zu sitzen, ein kühles spezi in der hand, und des nachbars datenfreigabe zu durchwühlen...
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donalphons,
Samstag, 17. Juni 2006, 15:35
Solange es kein Mezzo Mix ist, oder Cola, klar. Allerdings weiss ich nicht, ob unserers Nachbarn daten jetzt so prickelnd sind: Jung und glücklich verheiratet und perfekte Eltern für die Kinder und bestrebt, alles anders zu machen als das Familienoberhaupt, das es wegen der Vorliebe für reiche Frauen nicht geschafft hat, sich standesgemäss zu ruinieren. Playboys sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.
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gibsmir,
Sonntag, 18. Juni 2006, 01:09
el_loco, auf N24? Die nudeln seit der Goya-Eröffnung in regelmäßigen Abständen den gleichen Goya-Jubelbeitrag ab. Vielleicht sollte denen mal jemand sagen, daß der Laden pleite und zu ist. Es kann doch nicht so schwer sein den Beitrag durch einen typischen "Militärttechnik ist geil"-Beitrag (produced in cooparation with the DoD) zu ersetzen. Oder haben die einen Vertrag mit irgendeiner PR-Bude den sie erfüllen müssen?
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