Ade Medien

Zwei Meldungen, dass die elektronischen Medien langsam des Wahnsinns2.0 fette Beute werden. Bei gleichzeitig wegbrechenden Fernsehmärkten. Was bekanntlich nicht gerade zum kühlen Nachdenken anregt. Statt dessen setzt man auf Versuche, die entflohenen Nutzer irgendwie wieder einzufangen, selbst wenn Microsoft und Yahoo bei der Geschichte nur gut aussehen, wenn sie überzogene Zahlen zu Spaces und 360° verbreiten.

Demnächst sitze ich wieder mal auf einem Podium und muss dem Nachwuchs was über das Kommende erzählen. Ich glaube nicht, dass da etwas kommt. Was die Wirksamkeit von Werbung und PR angeht, und die Bereitschaft, für Information zu zahlen, sehe ich komplett schwarz. Von Bitorrent und Pirate Bay kann keiner leben, und Leserknipser retten keine Zeitung. Community, Marke, Blablabla, das alles hatten wir schon mal, das ging meistens schief, und solang keiner eine neue Idee hat, wie das heute anders und besser gehen soll, brauchen wir eigentlich keine Wiederholungen.

Es gibt historisch gesehen keine Verteilungskriege, bei denen nachher mehr zum Verteilen da war. Jeder kleine Gewinn wird mit einem ungleich grösseren Verlust bezahlt. Früher waren Medien alles, heute starren sie wie ein panisches Kaninchen auf die Schlange, wenn es um ihre wegbrechenden Verwertungsmärkte geht. Gut möglich, dass es wirtschaftlich keine Gewinner geben wird, egal auf welcher Seite. Nur Verlierer. Weshalb es gar nicht so dumm ist, den kommenden Konflikt vielleicht andere durchstehen zu lassen. Oder draufgehen, je nach Kriegslage.



Wohl dem, der gut genug ist, ein Sachbuch zu schreiben. Der Rest wird eine Entdeckung machen, die ich in den letzten Monaten überdeutlich mitbekommen habe: Ihr Niedergang interessiert keinen, egal wie sich die Branche selbst zum Thema macht. Die Eva Dingsda von Apfelkuchenkotz ist mutmasslich eine reaktionäre Pissnelke, aber sie hat es wahrscheinlich begriffen, wie das geht, das Überleben in einem schrumpfenden Markt. Der Rest glaubt, dass es weitergehen muss, dass es einen Bedarf gibt und man deshalb immer da sein wird. Der Gedanke, dass kein Bedarf nach was auch immer jemals Dark Ages hat verhindern können, ist ihnen fremd. Der Markt ist nicht alles, es geht auch ohne - und die, die von ihm leben.

Der Tag, an dem das schwarzbraune Drecksblatt alle seine Leser zu Reportern gemacht hat, ist nicht der Tag der Aufwertung eines unmündigen Standes, es ist der Tag der Entwertung für die Medien - was nur für die ein Problem ist, die an einen Wert der Medien geglaubt haben. Nachdem ich heute eine Biedermeiervitrine auf Zeitung, Werbung und redaktionelle Inhalte, ungelesen gleichermassen, restauriert habe, muss ich keine grosse Meinungsbildung mehr durchmachen. Ich mag die Wertlosigkeit des Bloggens. Die kann man nicht verlieren, die ist sicher.

Donnerstag, 7. September 2006, 01:37, von donalphons | |comment

 
Apfenkuchenblondschnäuzchen
ist doch nur mainstreambräsig gut platziert wie viele andere auch. Das/was Volk/t brauch das doch.

Mit den Verteilungskämpfen magst du richtig liegen haben. Ich vermute aber eher, dass die Rechtehansel irgendwann auf den Dreh kommen eine Musik/Film/...-Flatrate anzubieten um wenigstens noch die letzten Unüberzeugten vom Filesharing abzuhalten.

Aber ich mag mich da auch täuschen.

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Kulturflatrate - wenn es denn Kultur wäre. Ist es aber nicht. Und eine GEZ haben wir schon. VG Wort auch. Nochmal so ein Monstrum? Nein danke.

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Man wird immer Zeitungen brauchen...
und sei es nur um Pappmaché draus zu machen.

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Unbedrucktes Packmaterial vom Baumarkt ist billiger.

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Wohl dem, der gut genug ist, ein Sachbuch zu schreiben.
Buhaaaa! In meiner Branche schreibt man ein Buch um den eigenen Namen mal gedruckt zu sehen. Auflage? Von Null nur schwer zu unterscheiden. Honorar? Fast nichts. Berücksichtig man den Zeitaufwand eine absolute Geldvernichtung. Die lächerlichen Ausschüttungen der VG Wort überschreiten schon mal das Honorar.

Und doch gibt es eine sinnlose Buchschwemme, und wer keinen Verlag findet erniedrigt sich zu BoD. Wie man davon alleine Leben soll erschließt sich mir nicht.

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Ganz recht, Sachbücher schreiben ist eher ein berufsnahes Hobby, wenn auch gut für den Lebenslauf.

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Ich kenne Leute, die zahlen dafür, ein Praktikum ohne Vergütung machen zu dürfen. Es gibt Johurnaille, die kostenlos Artikel absetzt, in der Hoffnung, dass das schleichbeworbene Firmchen sie zukünftig bemustert. So ein Buch kann einen aus diesem kommenden Moloch herausheben, näher an die Bordwand bringen, während andere ersaufen. Ist doch schon was. Hast Du ein Buch, biste Experte. Kein Buch, einer von Zilliarden...

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Komisch - die Bücher bleiben. Das muss wohl am festeren Einband liegen ...

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Die Begriffe Triple Pay und IP TV las ich in der verlinkten Meldung übrigens auch zum ersten Mal, und das Dingenskirchen für Online-Telefonie (ich weiß nicht, ob das Teil nun Splitter, Router oder Modem heißt) liegt seit Monaten unausgepackt bei mir rum. Vielleicht geht es beim nächsten Umzug ungenutzt in den Müll.

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@chat atkins
Okay, das wäre dann eine Lösung: Feste Einbände für Zeitungen. *g*

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@che:
Deine Aussage macht mich jetzt schon ein bisschen baff. Unter welchem Stein muss man sich denn vergraben haben, um diesen Buzzwords zu entgehen?

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@mark, auf welcher Spamlist muss man eingetragen sein, um sie zu kennen? :-)

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Ich habe sowas zum ersten Mal aus der Burdaecke gehört - aber nachdem ich das schon unter "Medienkonvergenz" und "internet broadband based Home Entertainment Center" von 1999 kenne, habe ich es gleich wieder weggeschoben.

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Zugegeben:
Als Ehemann einer baldigen Ex-Angestellten bei einem Triple-Player und als Medienjournalist, der schon vor zehn Jahren Konvergenz-Kritisches verfasst hat, bin ich nicht unbedingt repräsenatitiv für den allgemeinen Kenntnisstand zu diesen Themen. Aber die genannten Schlagworte sind auch schon in der "Zeit" gefallen (um nur mal eine Hausnummer zu nennen). Von daher hätte ich schon angenommen, dass man diese Topoi bei der Stammleserschaft des Rebellmarkts als bekannt voraussetzen darf. Und kann es wirklich sein, dass das Stichwort "Triple Play" auf BooCompany noch kein Thema war? Schwer vorstellbar.

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Gut, beim missglückten Start der Telekomiker zur Bundesliga. Für mich, der ich keine Glotze habe, ist das Thema ohnehin gelaufen. Man sollte aber nicht vergessen, dass Triple Play als Begriff irgendwann spät 2005 aufkam, also noch kein Jahr alt ist, und wegen mangelnder Begriffsnähe zum Thema schnell wieder vergessen ist. Triple Play kann vieles sein. Ist - wie erwartet - Marketingscheisse. Muss man sich nicht merken.

Ich, der ich mich hier gerade erheblich entdigitalisiert habe, stehe dergleichen inzwischen wirklich als Aussenseiter gegenüber. Man muss zu der Sekte der Gläubigen gehören, um daran zu glauben. Dabei zeigt doch die Geschichte der Billig-Prepaidkarten und Telefonflatrates, dass die Nutzer eben nicht alles immer überall haben wollen, sondern alles räumlich und zeitlich getrennt möglichst billig: Surfen auf dem Computer, telefonieren mit dem Telefon und glotzen mit der Glotze.

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"Die Nutzer"...

Das ist das Problem der Branche. Sie redet gerne vom "Nutzer", obwohl es den Nutzer nicht gibt. Statt individuelle Angebote zu machen wird versucht den Stein des Weisen zu finden: Ein Angebot, das kein Nutzer ausschlagen kann. Quote ist alles, Qualität nichts.

Immer mehr Funktionen/Dienste in einem Paket, obwohl nur mit jedem zusätzlichen Dienst der Anteil der Konsumenten sinkt, die alles brauchen/wünschen/benutzen.

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So isses.
Ich hab beim Stichwort triple play von Anfang an das Gefühl gehabt, das klingt allenfalls für Analysten sexy, aber nicht für Anwender.

Der Handlingvorteil eines solchen Kombiangebots hält sich in Grenzen. Wer sich mal durch das Kleingedruckte der T-One-Tarifgruppen mit allem Kleingedruckten durchgewühlt hat, lässt den Festnetzanschluss lieber wie er ist und verlängert seinen Handyvertrag mit 02pluswemauchimmer.

Mir müsste so ein triple-play-Gedöns schon wesentlich günstiger daherkommen als die drei Einzelkomponenten, bevor ich auch nur drüber nachdenke, sowas anzuschaffen.

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Ich verstehe nicht, warum die versuchen, das unter dem Stichwort "Triple Play" an den Kunden zu vermarkten. Dabei kann mir als Kunden doch herzlich egal sein, ob das Fernsehbild aus der gleichen Leitung kommt wie das Telefon und Internet oder einer eigenen.
Ausser, dass ich nicht einmal mehr Fernsehen glotzen kann, wenn das Internet kaputt ist. Als Kunde habe ich also keinen Vorteil von der Eigenschaft "Triple Play" - warum also dieses Schlagwort verwenden?

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Genau das
hab ich den Herrn Beaujean seinerzeit auch mal gefragt. Der war tatsächlich von der Auffassung nicht abzubringen, dass das "alles aus einer Hand" dem Kunden einen Bequemlichkeitsvorteil liefere.

Ich halte es nach wie vor für einen Fehlversuch, dem Endkunden ein Schwachsinns-Schlagwort aus der Investor-Relations-Schatulle schmackhaft zu machen.

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Das Problem der Telekomiker ist, dass sie der Börse irgendwas anderes als die Wahrheit des langfristig schrumpfenden Marktes bei gleichzeitigen Preiskämpfen erzählen müssen. Neue Märkte, neue Dienstleistungen, möglichst aus eigener Kraft wachsen, auf allen Feldern präsent sein und alle Bedürfnisse schon vorher erkennen. Was sie in UMTS gejagt hat, in W@p und Community-Blog-Projekte, während die Kunden mal genauer in das Kleingedruckte geschaut haben. Lustigerweise drängt die telekom ja gerade in die Nische der integrierten Medienkonzerne, also etwas, wovon sie keine Ahnung hat. Vermutlich auch der erste Shakeout. Vodafone macht´s richtig, die feuern Leute und verkleinern sich.

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Das macht die Telekom doch auch,
die hat in den letzten zehn Jahren Stellen in sechsstelliger Größenordnung abgebaut. Und die Garantien für die übernommenen T-Onliner gelten nur bis 2007, dann wird es da spätestens auch Gemetzel geben. Es sind ja keine unkündbaren Beamten in Darmstadt...

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ROOOOOOFFFFLLLL!!!!!!!!!!!!!!
Das Killwort, der Witz der Jahrhundertwende!
UMTS! RRRRRROOOOOFLLLLL!!!!!!!!!!!!!!!!

*hysterischmitdenhändenaufdenmomitortrommelderdasaushältweilderistvonibm*

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Man darf das nicht so teutonenzentrisch sehen. In anderen Ländern, nur mal in good ol' Europe zu bleiben agieren die Telkos flexibler. UMTS ist bei uns ein Flop, weil die Preise für die Datenvolumen jenseits von gut und böse sind, und man sich immer für 2 Jahre an den Vetrag binden muss, obwohl man heutzutage nicht mehr weiss, welche Projekte/Arbeit/Lebensumstände man dann hat und das Ding bei Auslandreisen nutzls ist, weil man beim Roeming arm wird.

In Italien gibt es von WIND UMTS per prepaid. 20 Euro/Monat. 1GB Volumen frei. 200 MB im Ausland. Oder für emails 8 Euro für 100MB in Italien.

Aber statt Angebote zu machen, wird lieber über die Milliarden gejammert, die sie beim UMTS-Hype in den Sand gesetzt haben.

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Wat soll der Blödsinn?
Vielleicht bin ich wirklich zu alt. Für mich braucht ein Handy nur zum Telefonieren gut zu sein, mobile Fernseher halte ich für ein verschwörerisches Bereicherungsprojekt der Betreiber von Augenkliniken, und SMS würde ich erst dann nutzen, wenn es zum Handy endlich eine einsteckbare Tastatur gibt. Auch die Tastaturen für Notebooks sind mir schon zu klein. Ich habe zwei Palmtops bei mir rumliegen, die ich nie in Betrieb genommen habe, weil mir ihre Winzigkeit auf die Nerven geht. All die komischen Services, die über diesen UMTS-Standard gehen, halte ich für überflüssigen Mist. Ich überlege mir sogar, DSL zu kündigen und auf ein analoges Modem zurückzuswitchen, denn zum Bloggen, für emails und um statische HTML-Seiten anzuschauen brauche ich kein Breitband. Ich tätige privat 7 Anrufe in der Woche; was brauche ich eine Telefonflat?

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Ja, Herr Che, Sie sind zu alt (eigentlich sind sie tot :-), aber das ist bekanntlich eine andere Geschichte).

SMS würde ich erst dann nutzen, wenn es zum Handy endlich eine einsteckbare Tastatur gibt.
Gab es schon, lag wie Blei in den Läden. Kommt mit Blackberry-Clones oder sowas wie dem Zeug da in abgewandelter Form wieder.

Über UMTS gibt es nur einen Service, den man haben möchte: Den Internetzugang. Genau dabei streuben sich die Anbieter in Deutschland.

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Das Zeug kenne ich, ist mir auch zu fizzelig. Tastatur heißt für mich "Taste in Fingerkuppengröße", ich wäre gern bereit, dafür einen Rucksack oder Vergleichbares mitzunehmen. Als unsereins seinerzeit den Koordinator-Job für überregionale Demos gemacht hat, hat man das Funktelefon schließlich im Koffer umhergetragen.

Im übrigen bin nicht ich tot, sondern mein Namenspatron, schließlich bin ich che2001, nicht Che Guevara.

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Die wollen nicht nur die Leitung ins freie Netz bereitstellen, sondern auch an den Dienstleistungen was verdienen.

Der eigemtliche Kampf - auch um die Informationsfreiheit im Internet (siehe oben) findet für mich bei der Frage der Netzneutralität statt. So will vodafone ab 2007 in seinem UMTS-Netz IP-Telefonie verhindern, Ricke plädiert dafür auch die Webanbieter wie eBay, Amazon, Google und Yahoo zur Kasse bitten zu können, usw.

Tripple-Play soll nicht den Kunden nutzen, sondern den Telkos, die sich erhoffen, zu den alten Zeiten zurückzukehren, in denen sie den Kunden in der Hand hatten.

Dazu auch ein älterer Kommentar vom "mediendschungel" Ben Schwan:

http://www.heise.de/tr/artikel/69272/0/205

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@strappato Es gibt einen Aspekt bei Tripple-Play, der dem Kunden nützt: Statt sich mit drei inkompetenten Hotlines unterschiedlicher Firmen herumschlagen zu müssen, hat man es nur noch mit einer Hotline zu tun. Nicht, daß das wirklich hilft, aber man muß sich nur einmal aufregen.

@che Man, dann nehmen Sie sowas, sowas, sowas oder vielleicht sowas und schmeißen in Erinnerung an die alten Zeiten noch eine Bleiplatte in den Rucksack. Wenn Sie was richtig durchgeknalltes haben wollen, dann das da.

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Na bitte, es geht doch! Mit dem Laserkey kann ich nichts anfangen, da bin ich entweder nicht durchgeknallt oder zu untechnisch dafür, aber die Tastaturen sind super.

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Muss man sich so vorstellen.

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Ach bitte nicht schon wieder die Lasertastatur, die kenne ich jetzt, seit der deutsche Business Angel der israelischen Erfinder das Ding 2001 auf einem Isral in Bavaria Event rumgezeigt hat. Furchtbar. 5 Jahre + x zur Serienreife, ein Patentdrama ohne gleichen, dann doch lieber normal tippen. Ausserdem war der israelische Prototyp damals kleiner und hübscher.

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Man muss das nicht gleich so apokalyptisch sehen, wie der Don dort drüben ...

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Wir können gerne Wetten abschliessen. Gerade am lower Front End der Textwerbenutten bleibt seit Jahren jede Besserung aus. Im Gegenteil, es wird enger, da wird ein Budget gekürzt, hier ist noch was machbar, und wenn Springer einen Rekordgewinn macht, sinken bei Burda irgendwo die Kosten, um mithalten zu können. Die Profite werden noch etwas steigen, wie übrigens auch zum Ende des Imperium Romanum, aber irgendwann sind einfach die Märkte zu Staub zerfallen. Denn genauso profitgeil wie der Medienkonzern ist der Nutzer, zahlen will er nicht und sucht sich kostenlose Alternativen. Der Nutzer ist, genau genommen, der blöde Ostgote, dem man früher billige Glasperlen für Bernstein verkaufen konnte, und der sich gerade auf zum Raubzug macht.

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Und das in Deutschland investieren wollende indische Kapital, sind das dann die Hunnen?

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Gepiden, Awaren, Montgommery-Angeln, Murdoch-Saxen, Visionäregothen, Schibsted-Wikinger... jenseits des Limes ist die Hölle los.

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Sacco di Roma also ...

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Kennt eigentlich jemand die Geschichte des historischen Volks der Schlawiner, die unter ihrem König Slawomir 457 nicht Rom, sondern Ravenna belagerten?

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Erzähl lieber was von den Kuffnucken :-)

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Don: "Was die Wirksamkeit von Werbung und PR angeht, und die Bereitschaft, für Information zu zahlen, sehe ich komplett schwarz."

Uah, sach das doch nicht, damit gräbst du den Agenturen das Wasser ab ;-)
Als in einer Agentur tätig sein Müssender, in der der komplette Marketingmix (bruhaha!) angeboten wird, ist eine derartige Aussage - die ich mehrfach öffentlich in Bezug auf von meinen Kollegene ahnungslosen Kunden vorgeschlagene Aussenwerbung gemacht habe - sowas von tabuisiert. Jeder Werber, der nicht völlig verblödet ist oder sich das Hirn per Koks in den Sack transponiert hat, weiß um die Wirkungslosigkeit. Daher der Hang (um es mal milde auszudrücken) der Werbefuzzis zur Selbstreferentialität.

Ich prophezeie den (Fast)Untergang der "klassischen" Werbung (Aussen, Print, TV, aber auch Online) binnen der nächsten vier bis sechs Jahre. Heißt: Die Unternehmen werden für die Wirkungslosigkeit kein Geld mehr ausgeben. Marketing hat sich schon dramatisch verändert, die Werbefuzzis haben's bloß noch nicht gemerkt. Sobald die nächste Generation Marketingleute in den Unternehmen an die Hebel kommt, geht's abwärts.
Wenn aber Print-Werbung verschwindet (na ja, nicht ganz...), dann werden die Print-Medien sich Gedanken über ihre Geschäftsmodelle machen müssen. Könnte sein, dass Zeitungen dann scheißteuer werden, aber vielleicht saugut.

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Don: "Was die Wirksamkeit von Werbung und PR angeht, und die Bereitschaft, für Information zu zahlen, sehe ich komplett schwarz."

Uah, sach das doch nicht, damit gräbst du den Agenturen das Wasser ab ;-)
Als in einer Agentur tätig sein Müssender, in der der komplette Marketingmix (bruhaha!) angeboten wird, ist eine derartige Aussage - die ich mehrfach öffentlich in Bezug auf von meinen Kollegene ahnungslosen Kunden vorgeschlagene Aussenwerbung gemacht habe - sowas von tabuisiert. Jeder Werber, der nicht völlig verblödet ist oder sich das Hirn per Koks in den Sack transponiert hat, weiß um die Wirkungslosigkeit. Daher der Hang (um es mal milde auszudrücken) der Werbefuzzis zur Selbstreferentialität.

Ich prophezeie den (Fast)Untergang der "klassischen" Werbung (Aussen, Print, TV, aber auch Online) binnen der nächsten vier bis sechs Jahre. Heißt: Die Unternehmen werden für die Wirkungslosigkeit kein Geld mehr ausgeben. Marketing hat sich schon dramatisch verändert, die Werbefuzzis haben's bloß noch nicht gemerkt. Sobald die nächste Generation Marketingleute in den Unternehmen an die Hebel kommt, geht's abwärts.
Wenn aber Print-Werbung verschwindet (na ja, nicht ganz...), dann werden die Print-Medien sich Gedanken über ihre Geschäftsmodelle machen müssen. Könnte sein, dass Zeitungen dann scheißteuer werden, aber vielleicht saugut.

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Und hoffentlich auch sauwenig. Eine vielfältige Presselandschaft, deren Vielfalt in der Herkunft der Bestechungsgelder besteht - siehe Auto, HiFi, Reisen, Computer, New Economy - braucht keiner. Allerdings habe ich da so meine Zweifel. Im Bereich High End gibt es zum Beispiel eine Zeitschrift, die bewusst auf Werbung verzichtet, so eine Art Offline-Blog. Hat keine dollen Bilder, kommt nicht wirklich an.

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Ich weiß ja nicht.
Die ganzen Abgesänge auf klassische Werbung les ich ja nun schon auch seit 10-15 Jahren. Unstrittig ist ja, dass die nichtklassischen Formen wie Direktmarketing, Verkaufsförderung (und cpc/cpo-basierte Werbeformen im Netz würde ich da auch subsumieren) teilweise zu Lasten der Budgets für klassische Werbung auf Basis von Werbemitelkontaktchancen/Tausendkontaktpreisen gehen.

Nur halte ich es für fragwürdig, diesen Trend linear zu extrapolieren bis hin zum Nullpunkt. Ich denke, für die meisten schnelldrehenden Konsumgüter wie Klopapier wird man auch künftig keine interaktiven Websoaps drehen oder auf Google-Adsense setzen. Für die ganzen low-involvement-Produkte bringt das alles doch nix.

Es heißt ja "advertising follows media" und wenn nun signifikante Tranchen des Publikums nicht mehr erreicht werden über die bewähren Medienkanäle, dann haben Werber und Medienleute gleichermaßen ein Problem. Soweit völlig richtig. Aber denken wir das ganze mal nicht nur einen, sondern ein paar Schritte weiter. Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich im Netz soviel Publikum rumtreibt dass die Banner- und Google-Ad-Klickraten im Verhältnis zu den Besucherzahlen ja auch immer weiter in den Keller gehen. Damit sind die cpc- oder cpa- oder cpo-basierten Modelle über kurz oder lang auch nicht mehr viel genauer und rentabler als der klassische TKP-Schrotschuss. Und da man ja schon aus Awarenessgründen seine Marke irgendwie in die Consumer-Köpfe hämmern muss, weigere ich mich einfach zu glauben, dass das alles völlig ohne das klassische Instrumentarium gelingt auf Dauer. Ich lasse mich ja gern eines Besseren belehren...

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Ich sehe das so: Mit dem Internet- und New Media-Hype der späten 90er setzte auch eine extreme Ausweitung des Werbegeschäfts in allen Sparten ein, inklusive der Entwicklung neuer Werbeformen (für die Agenturen, mit denen ich so zu tun habe, laufen Online-Präsenzen und alles, was mit dem Internet zu tun hat, nicht unter "Klassische Werbung", sondern diese beinhaltet dort nur Zeitschriftenwerbung, Plakate, Hörfunk, Kino, Fernsehen, schon Werbemix fällt unter Fullservice). Seit dem NE-Crash, aber mit einer gewissen Zeitverschiebung, läft das Werbegeschäft rückläufig, und da ist die Talsohle noch nicht erreicht. Selbst wenn sie erreicht sein wird, wird da aber nur in etwa das Niveau der mittleren 90er Jahre erreicht sein, d.h., die Branche schrumpft auf ihr natürliches Level zurück.

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Es gibt da einen gewissen gesamtgesellschaftlichen Überbau: Werbung ist eine Folge des Übergangs der Nachfragegesellschaft zu einer Angebotsgesellschaft. In der gesamten menschlichen Geschichte bis etwa 1970 plus minus ein paar Jahrzehnte hätten die Menschen mehr gekauft, wenn sie gekonnt hätten. Stoffproduzenten des 18. Jahrhunderts gingen zwar pleite, wenn ihre teuren Textilien nicht mehr der Mode entsprach, aber es gab immer eine Nachfrage nach Stoffen. Stoff war folglich auch das Produkt der industriellen Revolution, der Bedarf nach mehr als einem Kleid musste gedeckt werden. Aber bis in die 70er Jahre war es üblich, Socken zu stopfen.

Heute schmeisst man sie weg. Weil es ein höheres Konsumangebot gibt, als der Markt aufnehmen kann. Der Massenkonsum muss sich auf einem absolut übersättigten Markt prügeln, um überhaupt noch anzukommen. Daher die Explosion der Marketing, PR- und Werbebranche in den letzten 30 Jahren. Hohe Kosten, wenig Nutzen ist die Folge. Also? Ab in andere Märkte ist die logische Konsequenz.

Ich habe hier gerade einen Sotheby-Katalog über japanische Inro, jahrzehntelang ein Sammelgebiet ausschliesslich für vermögende Amerikaner, Franzosen und Briten, ohne Wertsteigerung, eine kleine Welt unter sich. Vor etwa 15 Jahren stiegen die Japaner ein, erst Inro, jetzt Netsuke und Okimono. Und Sotheby´s gibt die Preise in Yen an. Stellt ein Asien Client Relations Team auf. Bewirbt die Aktion in Tokio, Seoul und Shanghai, aber kaum mehr in New York und London. Gesätigte Märkte sind Gift für Wachstum.

Es gäbe noch eine Steigerung für Werbung, korean style: Wenn der Staat seine Bürger auffordert, die Produkte des Staates schneller gegen neue Produkte auszutauschen. Aber irgendwann ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Und dann bricht das System zusammen, weil die Kosten den Erfolg nicht mehr rechtfertigen. Die Frage ist dann nur: Kommt es zu einer Depression oder zu einem Crash? Da haben wir bislang noch keine Vergleichswerte zu diesem Thedma. Bislang ging es nur nach oben.

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Graue Tauben auf zerbröckelnden Dächern - genießen Sie den Untergang des Abendlandes!
"Aber bis in die 70er Jahre war es üblich, Socken zu stopfen." - das ist es in meinem Haushalt heute noch, ebenso wie das Flicken von Hosen. Aber ich bin ja auch voll und ganz ein Kind der 70er Jahre.

In diesen wiederum formulierte mal ein Situationist unter dem Pseudonym Lucifer Dyonysios unter der Überschrift "Der Potlatsch marschiert!" im Vorwort der deutschen Übersetzung von "Das Recht auf Faulheit" von Paul Lafargue: " Es gibt im modernen Überproduktions-Kapitalismus nur noch eine zeitgemäße Form des Absatzes, und das ist Sperrmüllwirtschaft. Alles muss Müll werden!"

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Vance Packard
hat in "The Waste Makers" ja bereits plausibel dargelegt, dass im Prinzip schon alles Müll ist, seit die Produktlebenszyklen immer kürzer werden. Mephisto hat es im "Faust" auch schon gesagt: "Denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht..."

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Wenn ich als Konsument eine "Nachfrage" habe, dann hole ich mir eine halbwegs objektive Antwort aus dem Netz von den anderen Konsumenten - und nicht ausgerechnet von der Werbung. Ich bin doch nicht blöd ...

Das ändert nichts daran, dass ich für die Werbung auf Verlangen selbstverständlich gute Texte schreibe. Wenn die Agenturen meinen, die traditionelle Marktbeackerung bringe noch was - warum nicht? Ich bin erstens nicht der Maßstab und zweitens auch nicht für deren Effizienz verantwortlich.

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Nö, Du machst Deinen Job, ganz einfach.

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Alles nur ein Sache des Marketings.

http://www.heise.de/newsticker/meldung/77861
Darüber hinaus macht sich die FDP vor allem für eine Liberalisierung der Werberegelungen stark. Die bisherigen "rigiden" Auflagen in Form starrer Vorgaben für höchstens alle 30 Minuten erfolgende Unterbrechungen für Reklame oder die Einbindung von Spots in klar gegliederte Blöcke halten die Liberalen im ... für "nicht mehr zeitgemäß".... "Es liegt in Verantwortung des Nutzers, wie viel Werbung er sich in den einzelnen Kanälen zumuten lässt." Würden einzelne Anbieter die Zuschauer mit Spots zu sehr nerven, sollten diese eben umschalten. Auch Product Placement soll erlaubt werden.

Das ist die Antwort der Konsumgüterindustrie. Alles verkäuft sich, wenn man nur genug wirbt.

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Hahaha. Gewisse Branchen, die mit Risikogütern handeln, können da was erzählen. Verlage zum Beispiel. Wenn so eine Platte, ein Buch oder eine Zeitung nicht läuft, liegt das durchaus nicht daran, dass man nicht geworben hätte. Ich gestehe zu, dass man beim Markteintritt was tun muss, aber noch mehr Werbung führt nicht zu mehr Werbekonsum. Sondern zum Abschalten.

So, ich werde jetzt Werbung schreiben.

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Folglich ist die Abfall- und Endsorgungswirtschaft DER Zukunftsmarkt. In einigen Gegenden muß man sich als Neueinsteiger jedoch mit den vorhandenen mafiösen Strukturen auseinandersetzen. Ein Geschäftsfeld auf dem man nicht zimperlich sein darf.

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Auch diese viralen Guerilla-Marketeers. Die glauben doch nicht, dass dies effektiver als andere Werbeformen ist. Es geht nur darum, weisse Flecken zu füllen, die noch von Werbung verschont sind.

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Als eine, die Werbung macht, möchte ich mal sagen, dass nicht schlechte oder zu wenig Werbung auf den Absatz unserer Produkte drückt, sondern mangelnde Kaufkraft unserer Kunden, turbulente Marktentwicklung und die Haifisch-Konkurrenz des Mitbewerbs. Und das Downsizing der Agenturen hängt auch damit zusammen, dass bei etlichen Unternehmen die Werbung verstärkt von internen Werbeabteilungen übernommen wird, die zielgenauer, langfristiger und mit mehr Sachkenntnis und Kundenkontakt arbeiten. Wenn ich mir vorstelle, in meinem sensiblen Geschäft mit Kundenbindungen über Jahre überließe ich den Vertriebssupport irgendwelchen Tanjas aus irgendwelchen Stadtrandagenturen - aaarggghhh!

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Via Aufmerksamkeit zum Kunden
Es wird, solange (markt)gewirtschaftet wird, m.E. immer Notwendigkeiten geben, für das eigene Produkt Aufmerksamkeit zu erregen. Insofern rechne ich beim Print nicht mit der Implosion, ganz und garnicht, sondern einem kontinuierlichen, aber eher sachten Abschwung entsprechend des weiter schrumpfenden anteiligen Werbebudgets.

Bücher sind in Zeiten eines anwachsenden strukturellen Analphabetentums ohnehin kein Ausweg, und, ähem, als Ausweg auch nicht wirklich notwendig. Ein vielleicht 20% sinkender Werbeumsatz für Printmedien in den nächsten 10 Jahren, das wäre meine Einschätzung, halte ich noch nicht für sehr dramatisch. Die goldenen Zeiten für Printmedien sind halt vorbei, die Printmärkte werden enger, und vielleicht werden die LeserInnen sogar davon profitieren, weil dann stärker gefragt wird: Was interessiert unsere Leser? Wie müssen wir unsere Arbeit machen? Wie werden wir interessanter und interaktiver?

Ggf. könnte es zu einer stärkeren Durchwebung von Web- und Printangeboten kommen, auch dann, wenn die bisherigen Versuche in Dtl. bislang eher (bzw.: gründlich) gescheitert sind.

Fürs Internet sehe ich einen weiter wachsenden, sogar beschleunigt wachsenden Werbemarkt, zumal hier die Möglichkeiten der Werbewirkungsanalyse und Erfolgskontrolle besser geworden sind und sich weiter verbessern werden. Man kann also zielgenauer vorgehen - was durchaus von Wert sein kann, besonders, wenn man gelernt hat, mit den neuen Möglichkeiten umzugehen.

Die Kulturtechnik des Werbens wird sich wandeln.

Zudem gibt es m.E. für die klassischen Werbeinstrumente eine gewisse Sättigung seitens der Konsumenten, welche klassische Werbung zunehmend überblättern, ignorieren oder wegzappen. Tjä, und die Zukunft koksender Agenturbesitzer, welche nicht viel mehr können als Werbung in großspurigen JvM-Verarsche-Style, die wird sich verdunkeln.

Weg mit der Scheiße!

Und dennoch: Solange gewirtschaftet wird, gibt es genügend zahlkräftiges Interesse daran, via Werbung Aufmerksamkeit und Kundeninteresse zu erregen. Vielleicht aber, jedenfalls hoffe ich das, wird sich die Werbung etwas wandeln, weg von reiner Kundenverarschung, weg von hohlen Imagekampagnen, Bullshitdropping oder sinnlosem Sponsering, und hin zu:

Ehrlicher Kundeninformierung.
Okay, das klingt jetzt total utopisch. Aber warum eigentlich nicht - es wäre doch ein anständiger Fortschritt, oder?

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@donalphons - Kulturflatrate...
So ein flätiges Wort würde Bollog nie in den Mund nehmen.

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Mir hat einer der deutschen PR-Päpste, mit dem ein paar Jahre zusammen zu arbeiten ich das Vergnügen hatte, beigebracht, dass es in bezug auf Unternehmen / Organisationen und Marken im Marketing nur zwei Zielgrößeb gäbe: Bekanntheit und (ein strukturiertes) Image.
Ersteres, so sein Lehrsatz, erreicht man nur dann, wenn viele Menschen von Unternehmen / Marke reden - gern auch negativ oder unwissend. Zweiteres entsteht durch das Lenken der Wahrnehmung der Öffentlichkeit in Richtung auf das gewünschte Bild im Sinne von Eigenschaften, die Rezipienten dem Unternehmen / Produkt zuordnen.

Bis dahin bin ich im gefolgt. Aber auf die Frage: Und wie kommt der Konsument / Investor an die objektiven Informationen über das Unternehmen / Produkt? hat er immer gesagt: Habich nix mit zu tun...

In seinem Weltbild hatte die klassische Werbung keinerlei sinnvolle Aufgabe.

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@Dr. Dean:
Seh ich ähnlich, auch wenn ich die fromme Hoffnung auf die Wiederkunft Jesu die ehrliche Kundeninformierung nicht wirklich teile. Ebenso erscheint es mir ein wenig verfrüht, der vielgehassten TV-Werbung vorschnell das Totenglöcklein zu läuten. Wir ach so kritischen Blogger neigen eventuell dazu, unser eigenes verschrobenes Mediennutzungsverhalten über Gebühr zu extrapolieren. In bestimmten jüngeren und höhergebildeten Milieus hatte TV schon seit jeher eine eklatante Reichweitenschwäche. Das ist in der Branche selten öffentlich diskutiert worden, weil stattdessen Nebenschauplatz-Debatten um die 14-49-Planungsgrundlage geführt wurden. Aber jeder, der sich mit Mediaplanung einigermaßen auskennt, weiß das. Die Leute, die Fernsehwerbung größtenteils anvisiert, werden davon auch nach wie vor erreicht zum großen Teil (klar: etwas mehr Geld in die Hand nehmen als vor 10 oder 15 Jahren muss man schon).

Viele, die Gegenteiliges behaupten auf den Podien der Medienkongresse, argumentieren interessensgesteuert - etwa, um die Einschaltpreise zu drücken. Oder wenn es aus dem Print- und Internetlager kommt, um die intermediale Konkurrenz um Werbegelder schlechtzureden.

Ansonsten hast Du auch richtig beobachtet, dass der Trend ohnehin weiter in Richtung Media-Mix-Kampagnen geht. Crossmedia-Vermarktung ist hierzulande nicht unbedingt als gescheitert zu betrachten, aber man hat halt die organisatorischen Schwierigkeiten bei der Umsetzung etwas unterschätzt. Und die Werbekunden verhalten sich genauso wie die Triple-Play-Endkunden - nämlich abwartend. Und deswegen sind viele Crossmedia-Angebote auch bei Licht besehen nichts weiter als verkappte Sonderangebote mit dem Ziel der Portfolio-Auslastung.

Bei allen Schwierigkeiten, denen sich die klassische Werberei mittelfristig gegenübersieht: Wie virales Marketing und Community-Gedöns das alles wuppen soll, was die Klassik an Botschaften transportiert, das seh ich in meinen kühnsten Träumen nicht. Vielleicht mag ja rainersacht mal ausmalen, was er in den nächsten vier bis sechs Jahren an Stelle der Werbung-wie-wir-sie-kennen sieht...

@PR-Papst: Wer eben nichts hat als einen Hammer, dem erscheint die ganze Welt als Nagel. Wer in unserer komplexer werdenden Medienwelt nicht über seinen Schubladenrand hinausdenken kann oder will, sollte einfach die Dieter-Nuhr-Regel beherzigen... ;-)

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Der PR-Papst sollte sich mal mit einem typischen Mittelständler unterhalten, ich kenne da ein paar, die für PR-Arbeit messbare Umsätze haben wollen, d.h. ohne den konkreten Nachweis, wie viele Kunden durch eine konkrete PR-Maßnahme als Kunden gewonnen wurden, die PR-Leistung schlicht nicht bezahlen.

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@ Dr. Dean: Man wird sich genau anschauen müssen, wie bspw. iPod, flickr oder auch "Cola mit Mentos" zu Markterfolgen wurden. Was das für Bedürfnisse sind. Klassische "Media" rennen solchen Entwicklungen nur noch hinterher. Sie machen sie aber nicht mehr. Da sieht man also schon, wo es künftig AUCH langgeht.

Obwohl natürlich Waschmittel zu Recht in den Grünen Blättern ihren Platz behalten sollen. Ab einem gewissen Alter hätten Frauen eben gern statt ihres Männe lieber einen Weißen Riesen ...

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rainer sacht

Ich prophezeie den (Fast)Untergang der "klassischen" Werbung (Aussen, Print, TV, aber auch Online) binnen der nächsten vier bis sechs Jahre.

sage ich: au weia!

denn das hiesse dann im umkehrschluss, dass es statt all der vielen geschäfte (ich kriege jede woche stücker drei sog. anzeigenblätter, der sache nach nichts anderes als umverpackung für die prospekte verschiedener einzelhandelsunternehmen) nur noch ein lager gibt, bei dem gegen berechtigungsschein entnommen werden darf, so einmal in der woche nach alphabet.

mit den verschiedenen läden, die all die jahre so getan haben, als hätte sie was zu verschenken - bei den möbelhändlern ist es bald schon soweit, die werben jetzt mit rabatt bis 50% (von was eigentlich) und zinsfreie fiannzierung über drei jahre (scheinbar hat die zielgruppe jede menge kohle) - ist dann genauso schluss wie mit den plakatklebern, den genannten gratis- und kaufzeitungen sowie den zeitschriften, den bunten, mitsamt den öffentlichen und privaten fernseh- und funkveranstaltern (nicht, dass ich da gewissen sendern nachtrauern würde, oder mir ein leben jenseits von mdr und psr vorstellen könnte), na ja, und online hat das eh immer nur dermassen genervt, die reklame.

was aber machen die ganzen leute in so sechs jahren, wenn die ja jede menge zeit und damit nichts anzufangen haben?

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auch_einer: "denn das hiesse dann im umkehrschluss, dass es statt all der vielen geschäfte (ich kriege jede woche stücker drei sog. anzeigenblätter, der sache nach nichts anderes als umverpackung für die prospekte verschiedener einzelhandelsunternehmen) nur noch ein lager gibt, bei dem gegen berechtigungsschein entnommen werden darf, so einmal in der woche nach alphabet."

Ui, das ist aber selbst streng kapitalistisch betrachtet sehr, sehr oldschool. Damit hamse uns schon in den siebziger Jahre (Die Älteren werden sich erinnern: Das war kurz vor dem Sieg des Sozialismus durch Revolution) die Backen gepudert, wenn wir Werbung als menschenverachtende Gehirnwäsche apostrophiert haben.
Und dann kommste auch noch mit den Arbeitsplätzen in der Werbung... Biste auch für viel mehr Braunkohletagebauch? Und für höhere Benzinverbräuche? Und dergleichen?

Im Ernst (und etwas genauer): Die Plakataussenwerbung steckt in einer derartigen Krise, aus der sie nicht mehr rauskommen wird. Hierzustadt kriegste Schaltungen in diesen Leuchtkästen an Straßenbahnhaltestellen für umsonst, wenn du beim gleichen Plakatkleberladen für 5.000 Euro Achtzehneintel buchst. Für umsonst! Stadtweite Aussenkampagnen, die in der DM-Zeit pro Woche um 20.000 Mark lagen, gibt's derzeit für unter 3.000 Euro.
In der Print-Werbung klafft eine durchgehende und mehr als 50% breite Lücke zwischen dem, was in den Preislisten steht und was man tatsächlich löhnen muss. Heißt: 50% Rabatt gibt's immer, wenn man fragt. Verspricht man (Nachweis nicht nötig) mehr Strecke, sind 60, 70 und bis 85% Rabatt drin. Das gilt für alle Printmedien außer Bäckerblume und ADAC Motorwelt.
Mit der TV-Werbung kenn ich mich nicht konkret genug aus, da verlass ich mich auf das, was die Kollegen zu berichten wissen.

Wie genau die Warenwelt und ihre Belobhudelung nach dem Tod der klassischen Werbung aussehen wird, weiß ich auch nicht. Vermutlich
a) werden die Marken drastisch Marktanteile verlieren
b) werden (initiierte und gesteuerte) Mund-zu-Mund-Sachen zunehmen
c) werden Direktmarketing-Sachen zunehmen
d) werden Warentest- und Preisvergleichsplattformen an Bedeutung gewinnen (ob juserschenerätitt oder redaktionell betreut)
e) werden Produkteinführungen praktisch nur noch als Event mit zugehöriger Öffentlichkeitsarbeit stattfinden
etc

Der Begriff "Botschaft" im Zusammenhang mit Werbung ist im Übrigen ein Euphemismus auf dem Niveau von "Entsorgungspark". Aber das ist ja das Wesen der Werberei wie wir sie kennen: Zynismus & Heuchelei. Und das nennt sich kreativ.

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Nicht zu vergessen lanzieren von De-Facto-Anzeigen als Presseberichte und verteilen von Mini-Flyern, Bappern, Werbe-Visitenkarten etc. durch unbezahlte Praktikanten.

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@rainersacht:
Einzelsymptome zutreffend beobachtet, Gesamtdiagnose aber ziemlich daneben, würd ich sagen.

Im Grunde korrigiert das Rabatt- und Konditionengeschacher, das Du relativ plausibel quantifizierst, doch zunächst mal nur die astronomischen Fehlentwicklungen vergangener Epochen. Zudem liefert es ein schiefes Bild, immer nur auf die reinen Einschaltpreise zu starren, ohne diese (natürlich rabattbereinigt) in Relation zu den erzielten Netto-Kontakten zu setzen. Auf Basis der Tausendkontaktpreise betrachtet bleiben Print und TV immer noch ein relativ teures Vergnügen (auch im internationalen Vergleich), während weniger nachgefragte Gattungen wie Radio und Außenwerbung (auf deren Leistungsnachweis-Problem mag ich hier nicht detaillert eingehen) völlig verramscht werden (abgesehen von einigen wenigen Premium-Adressen).

Aus alledem aber das Totenglöcklein herauszuhören erfordert aber schon sehr viel Phantasie, zumal wenn Du kein plausibles Szenario ablieferst, wie die auf diesem Kanal gewuppte Kommunikationsleistung (wie auch immer man die qualitativ bewerten mag) substituiert werden soll. Soviel Platz ist "below the line" nicht, um all die schnelldrehenden Konsumgüter mit niedrigem Involvement preisgünstig in die Hirne zu hämmern.

Von daher würde ich Dein apokalyptisches Szenario eher dahingehend abändern, dass die Premiumplätze in allen Mediengattungen weiterhin sehr gefragt bleiben werden. Dass es aber überall da, wo der Leistungsnachweis fehlt oder zu viel me-too'; return true;" onmouseout="window.status=''; return true;">me-too unterwegs ist (Plakat ist dafür ein sehr gutes Beispiel) ganz, ganz bitter werden wird.

Aber das wird keinen abhalten, Werbung zu schalten, oder?

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Wie ich oben schon sagte (will ja scheinbar niemand hören), eigentlich regelt sich alles nur auf das bis Mitte der 90er gehabte Normallevel ein. Was nicht heißt, dass sich nicht die Werbeformen und -Methoden verändern.

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Doch, Che,
ich habs vernommen und hau ja so ziemlich in die gleiche Kerbe. Vielleicht pegelt sichs auch auf Spätachtziger-Niveau ein, ich würde da nicht um Kommastellen und Prozentpunkte feilschen.

In den mittlerweile 20 Jahren, in den ich Werbeentwicklungen verfolge, habe ich mich jedenfalls von der Vorstellung freigemacht, dass irgendeine neu hinzukommende Werbevariante das Henry-Ford-Problem ("Natürlich weiß ich, dass die Hälfte meiner Werbeaugaben rausgeschmissenes Geld sind - nur kann mir keiner genau sagen, welche Hälfte") endgültig lösen wird.

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@mark: Vielleicht verstehen wir uns jargon-bedingt miss, vielleicht hätte ich mit den Zuständen rund um Schaltpreise nicht argumentieren sollen, denn die sind nicht der Grund, warum ich den Tod of the Werbung as we know it vorhersage.
Es sind Vokabeln wie "Tausenderkontaktpreis" und "Kommunikationsleistung", die innerhalb des Systems eine Art Sinn haben dürften, mMn und in Wirklichkeit hohle Nüsse sind. Sie werden zunehmend entlarvt. Die Mechanik, dass auf 1000 Kontakte soundsoviel Prozent "Attention" folgt, funktioniert nicht (mehr). Der Konsument ist längst woanders. Und die Verwendung des schönen und humanen Wortes "Kommunikation" in Verbindung mit dem "Ins Hirn hämmern" finde ich einfach nur zynisch.

"You can fool some people some time, but you can't fool all the people all the time" (B.Marley; Get up, stand up)

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Interessant ist doch, was mit den Werbeträgern passiert, wenn die Preise weiter einbrechen. Schon jetzt pfeiffen die Printmedien aus den letzten Löchern. Wenn ich da bei Herrn Knüwer heute lese: Nein, Zeitschriften müssen noch viel opulenter werden im Kampf um die Mediennutzungszeit ihrer Kunden, dann frage ich mich, wer die Opulenz den bezahlen soll. Solche Aussagen sind Verzweiflungsideen vor dem nahenden Untergang.

Wenn Print in der heutigen Form und Frequenz stirbt, dann ändert sich die Werbung. Zur Aussenwerbung: Die spielt sowieso nur in den grossen Städten eine Rolle. Weniger Plakate und Displays würden nur die Kommunen merken, die ihre Stadtmöblierung nicht mehr kostenlos bekommen. Und zu den Flyern und Werbezeitungen: Die interessante Zielgruppe hat auf ihren Briefkästen schon längst den "Keine Werbung"-Aufkleber. IKEA hatte Angstm dass ihr Katalog mit den Sondermüll-Möbeln nicht an die Haushalte kommt und bietet Aufkleber an: "Keine Werbung aber IKEA will ich" oder so.

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