Verblöden leicht gemacht

Es ist kein Zufall, dass die hier so sind, wie sie sind. Die können noch nicht mal was dafür, denn einerseits kennen sie es nicht anders, und andererseits bietet es sich ja an.



Und würde man es anders haben wollen, wäre der Aufwand viel zu gross. Nichts symbolisiert die Grenzenlosigkeit der Provinz besser als ihre natürliche Grenze nach Süden, der Auwald, der einerseits ein Paradies für lange Touren ist, aber andererseits in keine Richtung ein Ende nehmen will. Man kann hier tagelang durch das Unterholz jagen und muss keine einzige Wurzel zweimal überfahren. Aber raus kommt man auch nicht. Nur zurück in die Stadt.



Und dort ist das Leben angenehm und träge, es ist wie ersaufen im Sirup, und so funktioniert das hier schon immer. Alternativen sind zu weit weg und dann auch nicht wirklich besser. Das Vereinsleben ist umfassend, man muss sich nicht mal integrieren, man wird assimiliert. Man kann sich einfach so treiben lassen. Und wie nah das alles schon ist, habe ich heute gemerkt, als ich eine Einladung zu einem Kongress bekam, die meine Pläne für September um einen gigantischen Schlenker vom schon eingeplanten Autun im Burgund über Genf und ein paar Alpenstrecken bis hinauf nach Leipzig und Berlin erweitern wird. Und ich sofort zugesagt habe.

Danach maule ich auch nicht mehr bei so einem Sonnenuntergang über den mittelalterlichen Dächern, versprochen.

Mittwoch, 15. August 2007, 01:48, von donalphons | |comment

 
Man merkt schon, daß Dir die "Provinz" langsam ein wenig ... äh... zu "ländlich" ist - bayerische Tomaten hin oder her :)

... aber Mittweida ist ja nun auch nicht gerade Klein-Paris. ;)

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Mittweida ist erst im Mittnovemba.

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Dreschen wir mal eine Phrase.

You can take the Don out of the province, but not the province out of the Don.

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Es ist ein Mentalitätsproblem. Es ist die grosse Mehrheit derer, die es gar nicht anders wollen und die Abgründe nicht sehen, und die Minderheit derer, die das alles sehr genau erkennen und sich arrangiert haben: Klar wollen sie Sicherheit, also heiraten sie. Oma will Kinder, also wirft man und kümmert sich nicht drum. Man glaubt an gar nichtss und rutschct trotzdem zur Kirche. Man hat alle Programme und sucht sich das passende raus. Man versteht die Welt da draussen und ihre Probleme nicht, denn sogar die sozial schwächsten Gebiete sehen aus wie eine Mustersiedlung. Da fehlt es einfach am Erfahrungshorizont, und das macht die Gespräche hier so... egal.

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Der Preis für ein friedliches Leben, in dem Kontinuität die tragende Rolle spielen muß?

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Muss das so sein?

Mit 120.000 Ein wohnern gibt es ungefähr so gross wie Florenz am Anfang der Medici-Herrschaft. Und damals kamen die Leute viel weniger raus als heute, die Sozialstrukturen waren extrem stark und die Kirche hatte noch Macht. Dennoch fällt der Unterschied zum hier und heute mehr als ernüchternd aus. Es muss also nicht so sein. Es ist so..

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Selbst wenn man manchem CSU-Granden den unbedingten Willen zur Macht unterstellen wollte, würde aus ihm/ihr kein Medici :)
Der Handel spielt sich heutigentags auch weitgehend in den Metropolen ab. Der schnelle Generationswechsel durch viele Kinder, von denen wenigstens eines pro Familie die nächste Pestwelle überlebt, ist auch passé. Der Wunsch, die Welt oder das Unbekannte kennenzulernen, wird verflacht durch die Möglichkeit sich Wissen und Erfahrungen anderer anzueignen, statt sie selber durchzuleben. Die Zukunft ist etwas, vor dem man das, was man hat, bewahren muß (vor Al Quaida und dem Finanzamt). Also bleibt man lieber zuhause und lebt so, wie man es kennt.
Irgendwann wird das vielen Leuten langweilig. Seit 200 Jahren findet in Europa darum 15 Jahre nach Beginn eines neuen Jahrhunderts immer ein Krieg statt.

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mittweida ist unbedingt sehenswert.

es gibt m.w. keine universitätsstadt in deutschland, die so wenig nach universitätsstadt aussieht, wie mittweida.

besonders geglückt die mensa mit integrierter bibliothek oder umgekehrt. sieht man sie von aussen, wäre man lieber drinnen, ist man drinnen und will was lesen, zieht einem essensduft in die nase, und gedudel ins ohr, so dass man lieber draussen wäre.

noch sehenswerter das tal der roten brüder, die vordem kreisleitung der sed, mittlerweile landratsamt. dem landrat dort, ein mittlerweile prof. dr. schramm, der dort schon vor wendezeiten zugange gewesen sein soll, sagt man gewisse ambitionen nach. es soll da im freistaat einen posten geben, den derzeit noch ein saarländer innehat...

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Das Dachfoto ist heute so weitwinkelig...

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