Erben der Provinz

Man nennt es in diesen Kreisen Einsteigerklasse. Boxen für 3500 Euro plus Ständer für 400 Euro plus Bi-Wiring für 200 Euro plus Subwoofer für 3500 Euro plus Kabel für 700 Euro plus Abdeckungen für 200 Euro plus Hochpassmodul für 300 Euro macht 8800 Euro. Der eigens dafür angefertigte Marmorlack war dann auch etwas teurer. Über 1800 Euro. Nur für den Lack.

Ich weiss das, weil ich die beiden grossen Rechnungen - damals, zu Beginn der Dekade noch in Mark - gesehen habe. Gesehen habe ich sie, weil die Lautsprecher demnächst wohl mir gehören werden. Und mir gehören werden sie, weil der damalige Käufer zum Entschluss gelangt ist, etwas Besseres zu benötigen. 25.000, in etwa. Je nach Holz. Weil ihm Lack nicht mehr gefällt. Und wie es so ist, wenn man etwas nicht mehr will, man gibt es in Zahlung, räumt es schnell ins Auto, es kippt um, hat eine Schramme, na egal, weg damit, und so kostet es - wenig. Extrem wenig. So wenig, dass ich es gleich wieder bei Ebay einstellen und ein mehrfaches erlösen könnte. So sind die hier. Ich aber nicht.



Ich will mich nicht beklagen. Einerseits, weil ich dank solcher Leute und der Kontakte begünstigt bin. Andererseits, wenn ich so drauf wäre, könnte ich ähnlich holzen. Ich könnte theoretisch auch reingehen und sagen: das da, dieses, jenes, Geld spielt keine grosse Rolle. Ich könnte auch raus zum Autohändler und die Barchetta gegen etwas "Standesgemässes" eintauschen, wie ein Teil der Familie schon länger predigt. Es gibt keinen zwingenden Grund für Knausereien, ausser dem unüberwindlichen Gefühl, dass ich es einfach nicht brauche. Und die Angst, so wie die zu werden.

Schon verrückt. Diese Leute sind sorglos, es ist ihnen egal, sie haben die Sicherheit, dass es geht und immer gehen wird, ich könnte mich einfach auf diese Denke einlassen - und habe Angst. Ich kann nichts Böses und nichts Falsches daran finden, es ist aus ihrer Lebenssituation richtig, wie sie sind, es gibt keinen Grund, nicht so zu sein, und trotzdem. Sie klingen sehr fein, diese Boxen, feiner als für mich nötig wäre, aber ich fürchte, ich kaufe mit ihnen auch noch eine Menge selbstzweiflerische Obertöne, die darüber aufbauen. Aber das ist hier ja nichts neues, in dieser übersättigten Provinz.

Samstag, 15. Dezember 2007, 04:05, von donalphons | |comment

 
... ich persoenlich halte ja nix von der ewigen Angeberei ...

(auch von Sekundaerangeberei)

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Ich halte nichts von weinenden Hofnarren.

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... kein Zeit * jetzt das hier zu kommentieren

* habe gerade ein Leck in der mit spinpolarisiertem He³ betriebenen Kuehlung meiner supraleitenden Lautsprecherkabel entdeckt ... da muss ich mich kuemmern ...

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Test mit Audiodata Mignon versus ALR Jordan Entry versus Duevel Planets kommt gleich, dann darfst Du mitreden.

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Ich könnte mich über ein Paar Watt/Puppy wohl nicht so sehr freuen, wie über meine CT197 und deren ersten Ton, nachdem ich sie frisch zusammengebaut das erste Mal an den Yamaha angeschlossen habe.

Klar ist der Graniteffektlack in Verbindung mit den angefasten, naturbelassenen Birkemultiplexkanten nicht zu vergleichen mit Marmorlack, aber dafür sind es *meine* Boxen und nicht welche, die irgendwer gebaut hat.

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Nun, die hat nicht irgendwer gebaut, sondern ein bestimmter Herr in Aachen. Ich halte das auch für überflüssig, aber mei, wenn es sich anbietet. Das einzige wahre Problem ist eine Anlage bei meinem Plattenhändler. Wenn ich die gehört habe, brauche ich erst mal eine halbe Stunde Stille, damit es hier nicht erbärmlich klingt. Allerdings kostet diese Anlage >50.000 Euro.

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Oh, eine Audiodata von Herrn Schippers. Sehr fein. Welches Modell ist es denn?

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Mignon Bj 99 mit allen möglichen Schikanen und Soutien 2+.

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und die Duevels werden zum Teufel geschickt?

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Nein, die bleiben, wo sie sind. Ich brauchte eigentlich kleinere und günstigere Boxen für die Bibliothek.Die sind jetzt genauso teuer, und grösser. Tja. Ist halt so gelaufen.

Ich würde übrigens wegen des Raumeindrucks auch weiterhin Duevels kaufen, da geht nichts drüber, aber die brauchen viel freien Raum bei der Aufstellung, den ich drüben nicht habe.

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Dekadenz verleitet die einen zur Nachahmung, die anderen zum Widerstand: insofern erfüllt sie sie ihren Zweck.

Unsere Klangbausteine werden dieses Jahr 20; sollen sie werkeln, bis sie auseinanderfallen :-)

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Klangbausteine? Ich habe keine. Wenn man mal von der 150 Euro Mini-Kompakt-Anlage in der 30 qm-Diele absieht.

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Irgendwann verabschieden sich die Sicken. Der Tag kann schnell kommen. Gerade bei 15o-Euro-Anlagen. Dies hier geht in Richtung Ewigkeit, die Membranen kann man noch lange nachkaufen.

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Da verabschiedet sich nichts, weil das Ding nur sehr selten eingeschaltet wird.

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Das tut den Sicken auch nicht gut. Ganz im Gegenteil.

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Was solls, ist halt endgültig Ruhe.

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So kann man es auch sehen.
Aber eben nicht mehr hören. Immer bedenken: Ich habe keine Glotze.


Wollt Ihr Bilder?

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Bis zum ersten Au-pair hatten wir auch kein TV. Nun läuft das Teil eine Stunde täglich für KiKa.

Dörflich, ländlich, ruhig. Fast wie im Urlaub.
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Bilder? Na klar.

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Folgen. Mit Test.

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Da ist sie mal wieder, diese irrwitzige Diskrepanz, die Schere des Wohlstands, die immer weiter auseinanderklafft und mir das kalte Grausen einjagt.

Die hier beschriebene brachiale Sorglosigkeit des Konsums kenne ich nicht, sehr wohl aber das krasse Gegenteil: Musiker, die sich überlegen, wann genau sie neue Gitarrensaiten aufziehen können... und dann ist da ja auch das Problem, daß die immer mal reißen und man dann gleich einen ganzen Satz nachkaufen muß.

Ich bin heilfroh, daß es noch Menschen gibt, die Geld UND Geist haben. Wer beides sinnvoll einsetzt, beeinflußt die Kultur (bzw. das, was davon übrig ist).

Wovor genau hast Du Angst? Wenn man wach genug ist, sind Selbstzweifel überflüssig.

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Angst, einer vor denen zu sein, ohne es zu merken. Zu wenig Abstand zu haben. Denn de facto sitze ich nicht auf der falschen Seite der Schere. Ich bin nicht reich, das ist nochmal was anderes, aber weitgehend abgesichert. Wenn ich nicht mehr arbeiten könnte - was ich kann - würde ich nicht sofort auf der Strasse stehen.

Und natürlich auch Angst vor dem System, das das alles hervorbringt. Ich will hier nicht den rheinischen Kapitalismus schön reden, aber ich wurde auf der Seite der Schere gross, und dennoch... in diesem Haus ware früher ein Geschäft, das dem, so hiess es, ersten Playboy der Stadt gehörte: Offener 911er, noch zwei andere Wägen, Villa, Pool, Frauen, verheiratete und sonstige, Parties, und so weiter. Eines Tages kam er zu meiner Grossmutter und wollte das ganze Haus kaufen. Damals waren Immobilien in der Stadt noch nicht so viel wert wie heute, aber immerhin, es war viel, sehr viel Geld.

Und meine Oma sagte nein. Dann begann der Abstieg dieser Person, ziemlich rapide, und für ein Kind völlig unbegreiflich. Das ist ähnlich wie mit der S., deren Geschichte ich nicht aufschreiben kann und will, und dem S.,, den allein sein Bruder gerettet hat, und dessen Geschichte ich auch nicht schreiben kann, obwohl sie saftig wäre. Sie alle hatten etwas, das in die Richtung ging, eine Sorglosigkeit, der Glaube durchzukommen, und irgendwann - und da möchte ich erst gar nicht in die Nähe kommen.

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Selbsterkenntnis ist nicht nur der erste Weg zur Besserung, sondern die Voraussetzung zu echter Lebendigkeit. Die geht diesen Blind-Sorglosen nämlich in erster Linie ab. Ich spreche hier nicht über Moral und soziales Empfinden (das Fehlen dieser Qualitäten kommt ja noch hinzu!).

Deine Ängste gleichen fatal denen auf der anderen Seite der Schere... andere Ursache, gleiches Ergebnis: Angst. Wir bauen alle auf Sand. Das ist eine Wahrnehmungsperspektive. Ich suche gerade nach einer anderen. Nach einem Weg (oder besser noch mehreren Wegen), festen Boden unter die Füße zu bekommen. Das funktioniert durch Verbindungen - keine "connections", die beim ersten Sturm reißen, sondern echtes Interesse füreinander, Verantwortung ohne Abhängigkeit, Gegenseitigkeit ohne das vom sozialen System vorgegebene, bereits umfassend internalisierte Gefälle, das entsteht, wenn Geld der einzige Bewertungsfaktor wird.

Das ist ein wichtiges Thema, ich kann nur grad leider nicht mehr schreiben, muß los nach Wien.

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"...sehr wohl aber das krasse Gegenteil: Musiker, die sich überlegen, wann genau sie neue Gitarrensaiten aufziehen können..."

Not und Elend herrschen in diesem Land.

Wie weit sind wir gekommen, wenn große Massen der Bevölkerung das Bildungsbürgertum in zerschlissener Kleidung am Wegesrand betteln muß um ein kleines Stückchen Brot.

So ist das im kalten, verarmten Deutschland: da sitzt der Künstler frierend in der Bahnhofsmission und träumt von einer heißen Suppe ... ein Traum, der für viele Menschen zahlreiche Kulturschaffende im Deutschland dieser Tage diese Woche nicht mehr in Erfüllung gehen wird.

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Woher soll der arme junge Musiker auch Geld haben? Sein stylischer Orginal Flower Power VW Bus braucht viel Benzin, die Alkopops für seine Kumpels sind nicht gerade billig, die abgeschabten Designerklamotten und die Rastafrisur mit dem Multi-Kulti-Touch gabs auch nicht umsonst(die sollen nur so wirken).

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Lieber Herold, nur mal so als Hinweis: Ich gehöre auch zu dieser Bevölkerungsgruppe; ich habe jetzt das zweite Jahr in Folge keinen Solizuschlag gezahlt -mangels Masse.
Von den Studenten an meiner Hochschule gehen einige nach dem Examen direkt zu Hartz4 weiter - und das nach Abschlüssen, die im Bereich 1,x liegen.
Oder um ein noch deutlicheres Beispiel zu bringen: Der Mindest-Honorarsatz für Musikschullehrer und -hochschullehrer liegt letztlich unter dem jetzt beschlossenen Mindestlohn der Postler.

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... koennen wir mal wieder zum Thema zurueckkommen? Hier gehts um Hifi nicht Musik ...*

* ... findet Ihr nicht auch das mit spin-up polarisiertem He³ gekuehlte Lautsprecherkabel besser fuer Pop als fuer Klassik geeignet sind - waehrend die Kuehlung mit spin-down polarisiertem He³ besser fuer den Bereich klassischer Musik (dann aber nur fuer Werke der Fruehklassik und des ausgehendem Barock ... ? ....

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There's a new audiophool born every day...

Wollen wir nicht lieber über die - äh - sinnliche Komponente sprechen, so in etwa: Welcher Rotwein passt am besten zu Tschaikowski? Kann man Punk auch mit einem anderen Getränk als "Sternburg" geniessen? und so weiter...

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"... if I had a rocket launcher - I wouldn' t hesitate ..."

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Bruce Cockburn, huh? Ich erinnere mich insofern daran, weil das die erste Band war, bei der ich mal einen Chapman-Stick gesehen habe (zugegebenermaßen nur im Fernsehen; und bis heute habe ich so ein Teil noch nie aus der Nähe betrachten können, geschweige denn in die Hand genommen...)

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Zur Musik von Zbigniew Preisner bevorzuge ich ein Glas kaltes, klares Wasser oder einen roten Früchtetee. Beim letzten Fehlfarben Konzert dagegen befiel mich das Verlangen nach Holunder Bionade. In der Kneipe mit Live Blues im Ohr darf es schon auch mal ein Bier sein, dann aber schwarz und tschechisch oder irisch.

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@professeur superior: Chapman-Stick ist sehr, sehr, sehr, sehr geil - ich habe mal mit einem Gitarristen zusammengespielt der hat in einer Combo mit einem Chapmanstickisten zusammengespielt und kam immer ganz erleuchtet von den Proben zurueck ... und irgendwann hat der Type seinen Stick verkauft ... und ich Arsch habe Ihn nicht gekauft, ich Arsch ....

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Wer *Sternburg* trinkt und dann nicht spückt, der ist verrückt" ... Punk hin, Punk her.
Wobei ich mir habe sagen lassen, daß die Export-Version plus Korn(-ähnliches) am schnellsten die Lichter ausschießt. :-)
...wie das mit Wilthener Koldgrone aussieht, weiß ich nicht ... muß ich mich mal umhören.

Im übrigen gab es dafür in westdt. Breitengraden das beliebte Hans A.

Nicht das Musiklehrer-Thema neu aufrollend, denke ich mir, daß es auch so etwas wie eine Berufsberatung gibt. Freiheit hat seinen Preis.

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Beim lesen von Marmorlack, tauchte vor meinen inneren Auge direkt neben den Boxen eine Gogo Tänzerin im billigen Tigerfellminikleid auf ... woraufhin ich mit leichtem Schauder aus meinen Tagträumen erwachte.

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Wieso? Worauf spielen Sie denn Ihre Langspielplattenvon The Cramps ab?

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Ich würde die Tiger-Gogo-Dame einigen anderen Erscheinungen vorziehen - Ringelpietz mit Anfassen mit Berliner Blogmafia etwa. Überhaupt: Strippende Blogger.

Wo bekomme ich jetzt das Gogo-Girl?

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das problem mit highend-fidelity ist tatsächlich - wie hier ja auch schon angemerkt - dass es dabei nicht mehr um musik geht. die religiöse verehrung, die dabei dem wahren klang dargebracht wird, bekommt nicht mal ein prollautotuner besser hin. da gehts zwar zugegebermassen auch nur um auspüffe; am ende jedoch ums gleiche . . .
ich bin froh, dass ich den scheiss in seiner letzten konsequenz nie mitgemacht habe, ist ja doch nur telefonsex. kann man mit liebe oder wenigstens nur freude an der sache auch in echt haben.

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