: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 16. Dezember 2003

4 Fenster

1999 spuckte der Münchner Business Plan Wettbewerb nur Sieger in die Lofts und Büros der Stadt. Manche hatten gleich den Weltmarkt im Visier, andere setzten auf langsames Wachstum. Will sagen: Marktfüherschaft in Deutschland in etwa 6 Monaten, oder wenn es schlecht läuft, in einem Jahr. Wer mit so reduzierten Ansprüchen begann, bekam nur Business Angels. Und musste sich für die ersten Wochen mit einem Gemeinschaftsbüro begnügen, zusammen mit anderen führenden Startups.



Dafür war es im Zentrum, nahe der Uni, gut erreichbar, und man konnte die Server teilen, die im Gang in einem Glaskasten vor sich hinsummten. Es gab eine Gemeinschaftsküche, und den Besprechungsraum konnte man sich auch teilen. Spart Kosten beim Weg in die Marktführerschaft. Und ist ja nur für die ersten Wochen, sagten sie sich.

Nach einem halben Jahr wurden an die Tür doch ordentliche, bunte Schilder geschraubt, mit witzigen Corporate ID´s, und dem alles verheissenden Kürzel AG. Es lief nicht ganz so gut, die Räume reichten gerade noch, und jetzt umziehen hätte nur gestört, beim Aufstieg zum Erfolg. War aber auch nicht schlimm, dass es noch etwas dauerte. Der IPO-Kanal war gerade zu, also konnte man in Ruhe erst mal das Geschäftsmodell modifizieren.

In Richtung B2B, zum Beispiel. Gut, dass man sich dabei mit den anderen bereden konnten, die auch über neuen Strategien nachdachten. Wie sie dem Typen helfen konnten, der sein Startup vor die Wand setzte, wussten sie aber auch nicht. Immerhin war dadurch mehr Platz, den sie laut aktualisiertem Businessplan gebraucht hätten.

Heute wären die Überlebenden froh, wenn sie einen Untermieter finden würden. Damit hinter diesen 4 Fenstern voller falscher Erwartungen wieder etwas Leben einkehrt. Gerne auch so was Solides wie ein Office Outsourcer.

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Kompressor.

Der letzte Check. Alles läuft rund. Wir sind im grünen Bereich. Eigentlich schon viel zu lang. Seit Monaten. Es wird Zeit, alles aus der Mühle rauszuholen, die Motor ans Limit zu peitschen. Der Druck muss steigen. Also schalten wir die Kompressoren zu.

Ein letzter Blick auf den Lufteinlass. Er ist frei, ausgeblasen vom Sturm der Bloggosphäre, der gegen uns anpeitscht. Er will Luft fressen, in die Rotationskammern pressen, wo die Walzen die Brühe für den Feuersturm in den Zylindern zusammenpressen. Er kriegt die Luft. Jetzt.



Für einen Moment sägt sich das Sirren des Kompressers durch den Lärm des Motors. Unvermittelt rattern die Ventile los. Die sechszehn Zylinder schreien unter dem Druck auf wie ein wütendes Höllentier, das seine Kette zerrissen hat. Die Gewalt könnte die Maschine zertrümmern, aber nach ein paar Sekunden setzt der Schub ein, und knallt uns in die ewige Nacht über dem Netz. Alle Insrumente springen auf Rot. Der Motor spuckt schwarzroten Qualm und Flammen aus.

Wir sind schnell. Wir sind ab jetzt verdammt laut. Sie werden uns bald hören. Falls nicht, werden wir bald die Sirenen einschalten.

Sie sollen wissen, was da kommt.

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