: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 7. Dezember 2003

FASZ

Als ich um 9 Uhr das Haus verliess, um in die alte Pinakothek zu gehen, lag dort, in einer weissen Tüte, die FASZ, eines der letzten Ambitionen habenden Printprodukte der Hype-Ära. Sie liegt eigentlich fast jeden Sonntag hier. Die FAZ glaubt, dadurch Kunden in diesem Haus voller Eigentumswohnungsbesitzer zu gewinnen.

Der langgestreckte Raum mit den kleinen Stilleben ist immer leer. Nur manchmal kommt ein Japaner, schaut irritiert die dunklen Leinwandfetzen an, und geht dann wieder hinaus zu den Schlachtengemälden. Den Sebatsian Stosskopf habe ich für mich allein. Nur noch wenige verstehen den Aufschrei der Abwesenheit.

Als ich drei Stunden später wiederkomme, liegt die FASZ immer noch da, in ihrem Plastikkleid, das ihr jemand hochgeschoben hat, ohne sie zu nehmen. Sie ist am Rand angeknittert, nicht mehr glatt wie die Haut einer Praktikantin aus gutem Hause mit angesehenem Dermatologen. Sie ist schon auf dem halben Weg im Altpapier, und niemand wird zwischen den Zeilen von der Angst der Redakteure um ihren Arbeitsplatz lesen.

Ich nehme sie mit. Seit Illies weg ist und Möllemann keine Interviews mehr gibt, ist sie im dieser Form in Ordnung. Ausserdem brauche ich eine Mülltüte, und die Zeitung nackt liegenzulassen würde von zu wenig Standesbewusstsein Zeugnis ablegen.

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