Das Kekse-Mysterium

Zwischen Montag Morgen und Montag Nachmittag liegen ein paar Stunden. Ein paar Stunden, in denen man das ein oder andere erledigen könnte. Dinge besorgen, die noch fehlen. Da ist also dieser Herr, der ein Problem hat. Zu dessen Lösung lässt er Leute kommen. Oh, bitte, in meinem Fall ist das kein Problem, ich brauche nur 30 Minuten in diese Glasbetonbrache am alten Flughafen. Aber andere kommen aus Frankfurt, Hamburg und Berlin. Darunter einige, die Stundensätze verlangen, die eigentlich mehr zu erwarten liessen, als dass sie nur dasitzen und schweigen.

Es ist völlig normal in diesem Umfeld, dass es sich nicht um Geld dreht, das eingenommen wird. Seit 2000 habe ich eigentlich nur noch mit Leuten zu tun, die ihr Geld wiederhaben wollen. Und dafür ganz erhebliche Mittel aufwenden. Das fängt bei Details wie Nagelpflege auch für Männer an, die aktuell ziemlich wichtig zu sein scheinen, um ernst genommen zu werden, zieht sich hin über Hobbys, die man in diesen Kreisen braucht und endet bei der Büroeinrichtung von der richtigen Firma.



Aber als ich dann anderthalb Stunden vollkommen umsonst drinnen sass, weil alles doch wieder ganz anders gemacht wird, und meine Arbeit vorerst nicht gebraucht wird, überlegte ich, ob ich als Entlohnung für den jetzt kommenden Stress bei der Abrechnung nicht die Frage stelle, die mich nun schon seit einer Dekade von Konferenzen und Meetings quält, für die ich keine Lösung finde und die doch so leicht, für ein paar Euro in den Stunden vor dem Meeting von jeder Schreibkraft, von jedem Praktikanten einfachst zum allgemeinen Wohlbefinden zu lösen wäre: Wenn schon Schuhe, Uhren, Benzin, Möbel, Miete und Reisen so teuer sind, wenn das System an sich im Leerlauf exorbitante Kosten generiert, die dann bei solchen Meetings auch noch zu vollkommenen Verlusten umgewandelt werden, wenn das alles veranstaltet wird, um mich auch noch von Abendstimmungen am See abzuhalten, so dass ich die Bilder vom vorhergehenden Tag bringen muss -



wieso sind dann eigentlich die Kekse so schlecht? Man kann doch nicht Leute so lange in einen Raum sperren, nur ein paar trockene Kekse hinstellen und damit den Eindruck erwecken, man habe das Zeug gerade in einer hinteren Ecke der Cafeteria gefunden, angebrochen aber noch nicht verschimmelt, staubtrocken aber es gibt ja Mineralwasser, geschmacksneutral, wenn man mal von einer Ahnung Sand und einem kräftigen Nachgeschmack von dürrer Rinde im Abgang absieht. Und ich kann mich an kein einziges Treffen erinnern, zu dem das anders gehandhabt wurde. Immer nur die billigsten Kekse aus dem billigsten Supermarkt. All die Posen, die Luxusmarken, die vielfältigsten Symbole, Labels und Zeichen der Peer Group, alles dahin, wenn Zähne auf feinstem Schotter mahlen. Es ist das kleinste Detail, aber es stimmt ebensowenig wie die Jahresabschlüsse von Comroad oder die Gutachten der anderen Seite.

Schlechte Kekse sind der erste kleine Riss, das erste rieselnde Sandkorn, das Knirschen im Gefüge und der reissende Bolzen, der den Träger schwächt, an dem die Drahtseile hängen, die alles vor dem Einsturz bewahren. Kann sein, dass alles zusammenfällt, und ich in ein paar Monaten alle Zeit der Welt habe, den Abend am See zu geniessen, aber es wäre nett, wenn man dafür sorgen könnte, dass zumindest auf meiner Seite alles richtig ist. Der grosse Feind übrigens bietet die gleichen, schlechten Kekse an.

Dienstag, 3. Juni 2008, 02:22, von donalphons | |comment

 
stimmt. in dem unternehmen, in dem ich arbeite - ein holzmedium - gibt es nämlich richtig gute kekse. und dem unternehmen geht es auch noch richtig gut.

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Gute Kekse, 6 Sorten Getränke zur Auswahl, definitiv kein Dresscode, das war gerade mein Meeting. Die Leute verdienen aber echtes Geld. Vom Designer ist nur das Outfit des Firmengebäudes, nicht das der Menschen.

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Ich frage mich ohnehin: Warum zur Hölle Kekse? Mit all den Krümeln und Mahlgeräuschen sind sie eine absolute Belästigung. Warum nicht irgendwas anderes? Weil jeder Kekse irgendwie erträgt?

Es ist ja nicht so, dass es nicht Fingerfood-Alternativen gäbe.

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Ähem, unter Kekse waren in diesem Fall Waffelröllchen, Trüffel und Pralinen zu verstehen, und außerdem auch Kekse, ja...

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Liebe Fertigkeksproduzenten,

bitte sorgt doch dafür, dass in Zukunft von den zig verschiedenen Sorten in der Packung mehr als bisher maximal ein bis zwei Sorten geniessbar sind. Die sind dann nämlich immer schon um kurz vor 10 weg.

Vielen Dank,
Keksproduzentenopfer

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Die Bahn kommt
Bei uns landen ausschließlich beste Markenkekse (und das reichlich) in den Seminar- und Tagungsräumen, sofern der Kunde überhaupt Catering bestellt hat. An glücklichen Tagen (die gar nicht mal selten sind) bleibt was für uns vom Standortpersonal übrig: Das geht mir dann ganz und gar nicht auf den Keks, sondern wird genüßlich, subito und in situ vertilgt ;-)

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Es gibt in Bayern
diesen schönen Leitspruch:

Bessa an Mogn varengt
Ois am Wiad wos gschengd.

(Besser den Magen verrenkt, als dem Wirt etwas geschenkt)

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Die fränkische Subvariante...
...schreibt sich nicht viel anders:

Eher den Mahng verrengdd
als 'em Wärdd was gschenggd.


In diesem Sinne habe ich soeben zwei chromstählerne Tabletts mit belegten halben Semmeln geborgen. Leider hätten die natürlich schon gestern Nachmittag nach Veranstaltungsende in den Kühlschrank gehört...

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Kekse?
Eine kleine Kleinigkeit zwar, aber eine wichtige. Vielen dank, dass Du dieses Thema mal ansprichst. Ich hätte nicht gedacht, dass das Thema Kekse anderen Leuten auch durch den Kopf geht.

Was meinst, was ich bei meinem Arbeitgeber für Probleme habe, bei einem Treffen überhaupt Kekse auf Kosten des Unternehmens auf den Tisch stellen zu dürfen? Und dann eben nicht die billigsten, und meistens schlechtesten?

Die Kekse, von der Chefsekretärin gebunkert, werden nur für Cheftreffen rausgelassen. Ansonsten heißt es: Wir haben keine Kekse.

Wie ich diese Pfenningfuchserei, diesen Geiz, diese Kleinkarriertheit hasse.

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Nach dem Don-A.-Keks-Konjunktur-Barometer arbeite ich dann wohl in einer wirtschaftlich sicheren Branche. Kekse und Catering waren sehr selten bei Meetings zu beanstanden.

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Der Keks an sich ist das Problem. Kekse! Was soll das eigentlich werden?

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Kann auch einfach nur mangelnde Ess-Kultur sein. Im Flieger wundere ich mich immer, dass so wenig Leute die Papp-Brötchen oder andere Essens-Zumutungen mit Dank zurückweisen.

Grandios sind die Geschäftsreisenden, die nach vollbrachten Arbeitstag mit schlechten Keksen in den Meetings im Flugzeug den Einfachwein und den Magenstein akkurat auf dem Klapptisch drapieren und ihr Abendessen zelebrieren.

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Ich kenne durchaus Leute, die in der Lage sind, an einem Keks die meisten Essunsitten ausgelassen aufzuführen. Das setzt sich dann auch fort. Flugzeugcatering ist ein ganz besonderes Thema - ElAl etwa orientiert sich mit dem Niveau des Essens am Benehmen der Fluggäste. Der Stempel ist koscher, der Rest ist Broder.

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Ich finde Kekse ja absolut großartig. Das könnte aber daran liegen, dass ich die besten Kekse backe wo gibt. Vor allem Weihnachten. Ich wäre zutiefst verletzt, würden meine Freunde im Advent nicht mindestens zwei Kilo zunehmen, meiner Kekse wegen.

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Das kann ich ja gar nicht glauben, die besten Kekse wo gibt waren und sind die hier. Die drei (!) Kilo Zunahme schleppe ich jetzt immer noch mit mir herum... Stelle mich gerne zu vergleichenden Verkostungen zur Verfügung, und das nicht nur zur Weihnachtszeit, nein auch im Sommer, wenn's nicht schneit! ;-)

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