Kultig
Etwas Besonderes sollte es werden. Ein Sprössling einer Unternehmerfamilie wollte sich ein Denkmal setzen. Ein Eck an der Stadtperipherie, das vor zwanzig Jahren nicht mehr weiter entwickelt wurde, würde ein neues, postmodernes Zentrum bilden. So zumindest das Versprechen. Viel Glas, dunkelrot, orange, blau und pastell. Mit Geschäften für Unterhaltungselektronik, High End Audio und teuren Lokalen, verkehrsgünstig in Autobahnnähe.
Die passenden Menschen für das Retortenviertel konnten natürlich nicht von den umliegenden Blocks, Kleinbürger-Doppelhaushälften, Coutry-Saloons und Gebrauchtwagenhändlern kommen. Das einheimische, kaufkräftige Publikum für dieses Zentrum wohnte leider am anderen Ende der Stadt und blieb dort unter sich. Das war dem Sprössling wohl klar. Deshalb holte er sich seine Kundschaft von aussen, und stellte dafür ein Hotel in die Landschaft, wie die Stadt noch keines gesehen hatte.
Quietschorange, viel geheimnisvoll tuendes Licht und Schatten, mit Filmstills als Deckengemälden in den Zimmern. Kult sollte das Hotel werden, um die enormen Preise zu rechtfertigen. Eben mal was ganz anderes in dieser piefigen Provinzstadt, die alle Angehörigen der Generation des Sprösslings verabscheuten.
Das Hotel hat entgegen der Hoffnungen keinen Markt. Die jeunesse doree anderer Städte denkt nicht daran, in dieser Provinzstadt zu bleiben, und fährt weiter nach München. Die älteren Herrschaften sind von den Fratzen an der Decke irritiert und bevorzugen das frisch restaurierte Erste Haus am Platz in der Innenstadt, wo es auch noch was anderes als japanisches Essen gibt.
So dominiert der typisch postmoderne Horror Vacui im neuen Zentrum. Deshalb werden die Lichter in den leeren Zimmern eingeschaltet, um Leben vorzugaukeln. Das strahlende Nichts schreit die Erbärmlichkeit dieses Zustands heraus, aber noch schlimmer ist es bei Tag. Da ist das Hotel nur ein oranger Klotz an einer lauten Ausfallstrasse in einem schlechten Viertel der Stadt.
Und ein zweifelhaftes Denkmal einer Fehleinschätzung in einer Provinz, die den propagierten Lifestyle weder braucht noch will.
Die passenden Menschen für das Retortenviertel konnten natürlich nicht von den umliegenden Blocks, Kleinbürger-Doppelhaushälften, Coutry-Saloons und Gebrauchtwagenhändlern kommen. Das einheimische, kaufkräftige Publikum für dieses Zentrum wohnte leider am anderen Ende der Stadt und blieb dort unter sich. Das war dem Sprössling wohl klar. Deshalb holte er sich seine Kundschaft von aussen, und stellte dafür ein Hotel in die Landschaft, wie die Stadt noch keines gesehen hatte.
Quietschorange, viel geheimnisvoll tuendes Licht und Schatten, mit Filmstills als Deckengemälden in den Zimmern. Kult sollte das Hotel werden, um die enormen Preise zu rechtfertigen. Eben mal was ganz anderes in dieser piefigen Provinzstadt, die alle Angehörigen der Generation des Sprösslings verabscheuten.
Das Hotel hat entgegen der Hoffnungen keinen Markt. Die jeunesse doree anderer Städte denkt nicht daran, in dieser Provinzstadt zu bleiben, und fährt weiter nach München. Die älteren Herrschaften sind von den Fratzen an der Decke irritiert und bevorzugen das frisch restaurierte Erste Haus am Platz in der Innenstadt, wo es auch noch was anderes als japanisches Essen gibt.
So dominiert der typisch postmoderne Horror Vacui im neuen Zentrum. Deshalb werden die Lichter in den leeren Zimmern eingeschaltet, um Leben vorzugaukeln. Das strahlende Nichts schreit die Erbärmlichkeit dieses Zustands heraus, aber noch schlimmer ist es bei Tag. Da ist das Hotel nur ein oranger Klotz an einer lauten Ausfallstrasse in einem schlechten Viertel der Stadt.
Und ein zweifelhaftes Denkmal einer Fehleinschätzung in einer Provinz, die den propagierten Lifestyle weder braucht noch will.
donalphons, 03:14h
Freitag, 19. Dezember 2003, 03:14, von donalphons |
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